Bunte Gipsgießlinge

  • Einfärben von Gips- oder Keramin- Giesslingen


    Hallo Foristi,


    Bei meinem Kokereiprojekt geht es schrittweise weiter (wenn es die anderen akuten Bauprojekte zulassen): Als Abschluss zur Modulvorderkante habe ich eine Straße vorgesehen, die mit einer Mauer das Werksgelände abgrenzt. Da bei Modulen ausreichender Platz eher Mangelware ist, beschränkt sich die „Straße“ auf die Darstellung eines 15 mm breiten Gehwegs. Damit sind die höheren und empfindlichen Strukturen, die Mauer, schon mal vom direkten „Strickjackenvorbeiwischer“ geschützt (aufgeschnappt: „ Der grösste anzunehmede „Paddel“ bleibt auch an einer gekachelten Wand hängen“).


    Aus Erfahrung klüger geworden, werde ich die Fußwegplatten aus Spörle-Formen anfertigen aber nicht aus Gips (der ist mir zu wenig „fest“) sondern aus dem stabileren Keramin (oder einer Masse mit ähnlichem Handelsnamen). Da auch bei diesem Material mit Kantenausbrüchen zu rechnen ist, habe ich vor, die an sich weisse Keramikmasse einzufärben und zwar in einem Farbton, der den Zementgehwegplatten nahekommt.


    Bisher habe ich die weissen Gießlinge mit Humbrolfarben nach dem Verlegen eingestrichen wobei erst jetzt die „Macken“ des Verlegens sichtbar wurden: Vor allem gibt es, bei den weissen Platten von mir kaum zu sehende, herstellungsbedingte Höhenunterschiede von einem zum anderen Plattenende, die an den Stoßkanten zu sichtbaren „Sprüngen“ führen. Ich habe es mir daher angewöhnt, die Platten nach dem Trocknen erst mal mit verdünntem Tiefgrund zu tränken (das sollte ein lösungsmittelhaltiger Tiefgrund sein, da er die feinen Gipsstrukturen nicht angreift; wenn man die getränkten Teile dann draussen austrocknen lassen kann, tut es auch der auf Testbenzinbasis, für drinnen empfehle ich den „Kronengrund“ der Fa. Jäger, der riecht nach Spiritus (daran sind wir ja eher gewöhnt ;-)) und leider auch nach Toluol). Was auch immer, ich verdünne die Tiefgründe vor dem Tränken der Platten ca mit der dreifachen Menge Spiritus (Bioethanol), dann zieht es gut in die Platten ein un hinterlässt keine glänzenden Oberflächen. Nach dem Trocknen kommt dann der Humbrol-Anstrich drüber. Ein Nebeneffekt: Der Kleber, mit der die Platten auf den Untergrund „getackert“ werden, verklebt nicht nur die erste Gips“schicht“ sondern hält die ganze „Masse“ fest im Griff. Ich verwende zum Befestigen der Gießlinge meist Montagekleber (den ich auch an den anderen Wochentagen verwende ;-)) ) oder Fugenacryl, das schon in grau erhältlich ist. Beide haben den Vorteil, daß die Platten im „Dickbett“ eingelassen werden. Im Gegensatz zu dem dünnflüssigen Ponal sind so mehr oder weniger große Höhenkorrekturen möglich.


    Die Nachteile der oben beschriebenen Methode sind: Die beim Verlegen meist notwendigen Schnittkanten sind immer noch weiss und müssen übergestrichen werden, die „im Laufe der Zeit“ abplatzenden Ecken und Bruchkanten leuchten unangenehm weiss hervor.


    Hier will ich mit meiner Direktfärbemethode Abhilfe schaffen.



    Im Fachhandel gibt es einen gefärbten Keramikfarbton: Terracotta. Aber wir wollen ja keine Blumentöpfe giessen, vielleicht ist diese Masse etwas für Abgüsse von Ziegelwänden. Leider sind mir keine weiteren Farbtöne bekannt, die im Handel zu erwerben sind. Vielleicht hat das Forum diesbezüglich umfangreichere Kenntnisse, für Informationen wäre ich dankbar.




    Im „Künstlerbedarfhandel meines Vertrauens“ habe ich Pigmentpulver gefunden, die ich probeweise in Kermikgiesslingen eingerührt habe: Siehe da: Es funktionierte ohne merkbare Verschlechterung der Festigkeit der Giesslinge oder der Abbindezeit der Massen. Jetzt ging es nur noch darum, einen (oder mehrere) geeignete Farbtöne zu „formulieren“.


    Zuerst habe ich ein jeweils abgewogenes Gemisch aus Eisenoxidschwarz und Ocker beigemischt. Der resultierende Farbton gefiel mir und so setzte ich zur „Serienproduktion“ der Gehwegplatten an. Leider gab es hier Probleme mit der Reproduzierbarkeit der Fabtöne.



    Obwohl die mir zur Verfügung stehende Waage auf 0,1 Gramm genau anzeigt, reicht der nächste „Sprung“ der Digitalanzeige auf den nächsten Wert schon aus, gerade beim stark färbenden Schwarzpigment merkbare Farbunterschiede zu erzeugen. Mal sehen, wie es im eingebauten und „gealterten“ Zustand der Platten zu bemerken sein wird.




    Leicht gefrustet sann ich auf Abhilfe! Kein Pigmentmischen mehr mit den Wäägeungenauigkeiten, also Beschränkung auf nur ein Pigment,


    Um die Farbwirkung zu testen, experimentierte ich mit folgenden Pigmenten:


    Eisenoxidschwarz in den Konzentrationen 0,25 und 0,5 % Pigmentzusatz,


    Eisenoxidsepia mit 1% und 2% Zusatz



    Die Abbildung zeigt die Tönwirkung der Pigmente im Vergleich zu unpigmentierten, weissen Gießlingen. Zunächst ist kaum Farbe im trockenen Gießling zu sehen. Das ändert sich aber, wenn der Gießling mit Tiefgrund getränkt wird: Jetzt tritt die Färbung deutlich hervor!


    In einem Teil des getränkten Bereiches habe ich meine Alterungsmethode angewandt: Ich streiche die Oberfläche zur Gänze mit einer dunkelgrauen, verdünnten Plakafarbe ein. Nach dem Durchtrocknen (vor allem der Fugen mit viel Plakamaterial) wische ich die Flächen mit einem Läppchen, das mit einer stark verdünnten Salmiaklösung wieder ab. Das Resultat gefällt mir ausgeprochen gut: Die tiefen Fugen behalten die Plakafarbe, auf den Flächen bleibt ein „Wisch“ als „Schmutz“ in den rauhen Oberflächen zurück. Die Versorgungsinfrastukturnachbildungen sollten vor dieser Behandlung ihre Farbe erhalten, sie werdenn gleich mitgealtert.
    (PS: Es muss „Plaka“ sein! Diese Farbe enthält Kasein (Milcheiweiss) als Bindemittel, das beim Trocknen wasserfest wird. Mit Salmiaklösung (echte Seife tut´s auch) wird nun die Oberfläche beim Wischen wieder chemisch „verändert“ und wasserlöslich; so lässt es sich wieder abwischen. In die tiefen Fugen kommt der Prozess so schnell nicht „rein“, hier bleibt die Farbe erhalten.)


    Hier noch mal die Ergebnisse im Detail:






    Das Einfärben der Keramikmasse


    Wenn es nicht auf einen reproduzierbaren Farbton ankommt:


    Das Pigmentpulver in das Mischgefäß geben, z.B. einen gestrichenen Teelöffel voll, etwas Wasser und einen Spritzer eines Zahnspülmittels hinzugeben und das Pigment gut im Wasser verteilen, „Restwasser“ zugeben.
    Jetzt portionsweise die Keramikmasse zugeben und jeweils gut durch Rühren die Pigmente verteilen.


    Fertig zum Giessen!


    Ich sehe hier einen sinnvollen Einsatz beim „Gipsen“ von Felspartien bei denen es eventuell auf kleine Farbunterschiede nicht ankommt.



    Um reproduzierbare Farbtöne zu bekommen, muss eine größere Menge der trockenen Keramikmasse eingefärbt werden. Hier reicht schon intensives Vermischen der Pulver mit einem Rührspatel oder einem Löffel.



    Möglichst sollte das Pulver an den Gefäßwänden „verrieben“ werden bis eine homogene Färbung erreicht wird. Nun sollten die einzelnen Partien den gleichen Farbton ergeben.


    Ich habe diese Methode bisher bis zu einem Kilo ausprobiert. Das Procedere ist aber noch stark entwicklungsbedürftig (bei mir war es eine staubige Sauerei).


    Mal sehen, vielleicht gehe ich noch im größeren Maßstab unter die „Gipsmischer“.



    „Es gibt viel zu tun. Packen wir´s an!“ (Esso? Oder Shell??)

    Es muss nicht alles perfekt sein was gut ist


    Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. Heinrich Heine

  • Und in der Politik heisst es: Es gibt viel zu tun, lasst uns drueber reden.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Bruno,


    wieder eine Beschreibung, ganz nach meinem Geschmack. Ehrlicherweise muss ich sagen, mit Gips-Formen, -abgüssen hatte ich mich bisher nicht beschäftigt und auch das Material bzw. die Methode für mein Projekt nicht ins Auge gefasst.


    Deine Experimente mit Keramikmasse, eingefärbt, machen aber neugierig. Ich werde diese Methode auf meinem Radarschirm behalten. Danke.



    Gruß Rainer :thumbup:


    PS: Es war Esso

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Hallo Bruno


    Danke für deinen Bericht.
    Auf den nächsten bin ich schon gespannt. :sehrgut: :sehrgut:


    Frage noch:


    Ist Keramin härter wie der normale Gips, denn da habe ich keine Ahnung. :blush2: ???
    Denn Abgüsse aus Gips habe ich schon hinter mir aber hat mir nicht so gefallen, denn der Bruch war groß.
    und ne Ladestrasse will noch gebaut werden.....

    Gruss Jürgen

    Meine Angst besteht darin:

    Das die Träume eines Tages, ausgehen.:wseufzer:

  • Hallo Bruno,


    Deine Versuche sehen schon sehr vielversprechend aus. Gerade die Stoßkanten von Gipsstraßen sehen immer recht unschön aus und lassen eine Anlage oder Modul recht ungepflegt aussehen- diesem Mißstand wird durch die durchgefärbten Straßen wirksam abgeholfen. Ich werde mir diese Vorgehensweise gut merken...


    Viele Grüße


    Christian


    @ Rainer, ich kennen den Spruch etwas anders: Es gibt viel zu tun-hauen wir ab :D

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Jürgen,


    Keramin wird nach dem vollständigen Trocknen hart wie Porzellan. Mit Restfeuchte, wenn sich der feste Gießling in der Silikonform noch mit dem Handrücken noch feucht anfühlt, sind Hinterschneidungen beim Entformen gefährdet. Die flachen Formen von Spörle oder Langmesser sind da aber unproblematisch. Ich habe schon hunderte von Abgüssen aus den o.g. Formen ohne Probleme entformt und der Bruch ergibt sich erst beim Fallenlassen ;-))
    Die Ladestraße würde ich aber nicht "hohl" bauen sondern einen Unterbau aus Pappe oder Holz vorsehen. Auch Stützwände fertige ich so an, so dass die Gipsplatten flächig aufgeklebt werden können. Das gilt für meine Module die beim Transportieren doch einige Torsionskräfte aufnehmen müssen. Fest zu Hause mag mein Unterbauaufwand eventuell überflüssig sein.
    Für mich eröffneten sich mit den Spörleformen bis dahin nicht für möglich gehaltene Projekte.


    Probiert´s mal!


    Liebe Grüße


    Bruno - bob -

    Es muss nicht alles perfekt sein was gut ist


    Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. Heinrich Heine

  • Hallo Bruno


    Danke :imsohappy: für dein unkomplizierte un schnelle, ausführliche Antwort und für den Tipp.
    Den werde ich mir merken. :freunde:


    Und probiert wird es. :thumbup:


    Gruss Jürgen

    Meine Angst besteht darin:

    Das die Träume eines Tages, ausgehen.:wseufzer:

  • Hallo Zusammen,
    zu euer Information möchte ich euch diesen Hersteller nicht vorenthalten: http://www.modellbau-gips.de/i…=com_virtuemart&Itemid=59
    Hier gibt es neben 2 verschiedenen Landschaftsgipsen auch Gips zum Formengießen in der Farbe Grau und Rot als Dentalgips. Vielleicht kann ja der eine oder andere damit etwas anfangen. Ich arbeite mit diesen Produkten seit Jahren problemlos und kann sie bestens Empfehlen.


    Freundliche Grüsse
    Wolfgang