Tostedt West

  • Eigentlich logisch. Dass ein kleiner Kleinbahnvirus in mir steckt, ist mir schon länger bekannt, nicht ohne Grund besuche ich auch regelmäßig den einschlägigen Blog eines Forenmitglieds aus dem nassen Dreieck. Wenn ich dann auch noch gemeinsam mit Modelleisenbahnern eine Tour auf genau der Kleinbahn unternehme, die in meinem Heimatort beginnt und die ich schon unzählige Male zu Fuß, per Rad, mit dem Auto und - deutlich seltener - per Schiene bereist habe, dann kann eigentlich nichts Gutes herauskommen. Als ich gestern zum x-ten Male in "Tostedt West" ankam (Luftlinie 1,5km von daheim), hatten wir bereits diverse kleinbahnige Gleispläne diskutiert. Als ich mich dann noch der Kiste mit 10° Roco-Line Weichen erinnerte, war es zu spät und ein weiteres mögliches Projekt geisterte im Kopf herum.
    Noch gestern Abend habe ich die passende Literatur neben das Sofa gelegt und begonnen zu recherchieren. Nach der Sichtung des Gleisplans von 1966 (mit der "größten" Gleisplanausdehnung *hüstel*) habe ich dann die Kiste mit den Weichen hervorgekramt. Es ist kaum zu glauben, aber für Tostedt West '66 sind genau die notwendigen 10°-Weichen vorhanden. Nicht eine zu wenig, alle in die richtige Richtung. Zufall?
    Eigentlich wollte ich ja nicht noch mehr Module oder gar eine "Heimanlage" bauen. Aber trotzdem habe ich heute Abend auf Google die Bahnhofsausdehnungen recherchiert. War ja klar, in 87-facher Verkleinerung kommt der Bahnhof auf ziemlich genau 5 x 0,5m. Nicht gerade kompakt, aber doch überschaubar und prinzipiell auch daheim unterzubringen. Er ließe sich auch sicherlich stimmig verkürzen. Also ein paar mehr Maße in der Online-Erde abgenommen und hanulllisiert, das AnyRail-Zeichenbrett hervorgekramt und einfach mal in RocoLine-Geometrie gleisgeplant, der Mindestradius im Bahnhof beträgt 2m.

    Rechts im Bild habe ich ein Schiebebühnen-Fiddle Yard angedeutet (das ist natürlich ohne Vorbild ;) ). Sehr interessant: der komplette Bahnhof liesse sich unter Einhaltung der Vorbildabmessungen mit meinen noch vorhandenen Weichen, Standardgeraden G1 und Radien R20 aufbauen. Tostedt West als Teppichbahn? Nein, das geht nicht, da ich keine Bettungsgleise habe. Aber über die nächsten Monate habe ich mit den Hafenmodulen, insbesondere dem Ziegelwiesenkai weitaus genug zu tun, so dass ich mir nicht wirklich neue Projekte suchen muss. Aber interessant wär es schon, Tostedt West noch einmal umzusetzen.
    Kurz zum Vorbild: Tostedt West ist ein Durchgangsbahnhof der Wilstedt - Zeven - Tostedter Eisenbahn (WZTE, 1981 mit der BOE in die EVB fusioniert). Die Strecke beginnt im DB-Bahnhof Tostedt, zweigt dort nach Norden ab und erreicht Tostedt West (im Plan Links Süden), weiter geht es dann u.a. über Heidenau und Sittensen nach Zeven. Die Fahrzeuge der WZTE waren bunt gemischt: u.a. ELNA 1 (die einzige je gebaute), verschiedene Dampf-Tenderloks (u.a. von der Hersfelder Kreisbahn); an Dieselfahrzeugen eine Henschel DH360 (noch erhalten), je einen MaK C- bzw. D-Kuppler, V36. Dann waren da noch drei Ameisenbären aus Wismar, zwei DB VT70 und ein Wumag-Triebwagen (mit den großen Lüftern auf dem Dach, ex. DB VT 66 903).



    Viele Grüße
    Thorsten

  • Hallo Thorsten,


    ja, ich kann dich verstehen. Beim Wälzen von literarischen Erinnerungen an vergangene Nebenbahnzeiten, muss ich mich auch sehr zurückhalten, meine Planungen nicht über Bord zu werfen und mich einem neuem Thema zu widmen.


    Auffällig finde ich die Lage des Empfangsgebäudes, da es nicht Mittig zum Bahnhof angeordnet ist und dann noch ein Stumpfgleis beinhaltet. Wenn Schuppen und EG ihre Plätze tauschen würden, wäre dies meiner Meinung nach logischer, aber das Vorbild will es so. Wer weiß warum.

  • Kein schlechter Plan. ^^
    Wie schon erwähnt, macht die so etwas andere Anordnung die Betriebsstelle interessant.
    Der zweiständige Lokschuppen könnte auch als einständiger ausgeführt werden. :S
    Bei eigenem Entwurf mit dieser Konstellation ohne das Vorbild zu nennen, würde man hier sicher zweifeln
    und zu etwas mehr Zurückhaltung raten. Ich werde das mal im Auge behalten. 8)
    Nettes Grüssle mitten aus dem Wald
    Peter

    ... und das Grüssle mitten aus dem Wald
    bis bald... ´s Peterle


    ...mittlerweile gibt es einiges auf meinem "Blog"


    Verschiebe nicht auf morgen, was du heute leben kannst.
    Jeder vergangene Augenblick, den du nicht zu ergreifen verstanden hast, ist ein verlorener Augenblick.
    (unbekannter Autor)

  • Zum Düngemittelschuppen muss ich hinzufügen, dass dieser (zumindest in späteren Jahren) einem Händler aus dem Nachbarort gehörte. Vor diesem Hintergrund ist die Kombination EG mit angebautem Schuppen und dem kurzen Stumpfgleis verständlicher und auch wieder "normaler".


    Mir war beim Gleisplan eher das "falsch herum" angebundene Bw und das unnötig kurze Ausweichgleis durch die Lage zwischen den Weichen zum Ladestraßengleis aufgefallen. Als Modellbahner hätte ich versucht, die Nutzlängen zu optimieren, was hier ja problemlos möglich wäre.


    In der Länge gibt es beim Vorbild in südlicher Richtung (im Plan links) keine Beschränkung, da hätten es noch einige Meter mehr werden können. Bei der Breite oder Tiefe sieht es anders aus: östlich (im Plan unten) der Ladestraße liegen Siedlungsgrundstücke, auf der westlichen Gleisseite (im Plan oben) musste der Bahndamm aufgeschüttet werden. Weiter westlich des Bahndammes, 2-3m tiefer als der Bahndamm sind dann weitere Siedlungshäuser. Wie die Situation bei der Errichtung des Bahnhofs war, kann ich (noch) nicht sagen.


    Das Stumpfgleis am EG-Schuppen und das Ausweichgleis wurden irgendwann nach 1966 zurückgebaut. Bis auf den separaten Abort ist der Rest der Infrastruktur noch vorhanden, aber in Privatbesitz und durch hohe Zäune und wuchernde Vegetation kaum noch erreichbar.


    Viele Grüße
    Thorsten

  • Hallo Thorsten


    Wenn man diesen Thread aus dem HiFo von DSO sich anschaut überkommt es einen schon die nachzubauen.
    Denn das Bw ist recht interessant für so ne Privatbahn mit Ringlokschuppen und Drehscheibe mit interessanten Fahrzeugen.
    Oder auch diesen Thread der aus den 70ern mit seinen Fotos stammt und auch in Farbe gehalten ist es sehenswert.


    Gruss Jürgen

    Meine Angst besteht darin:

    Das die Träume eines Tages, ausgehen.:wseufzer:

  • Thorsten,


    willst du auch WZTE Fahrzeuge nachbauen und einzetzen ?


    Dann sag rechtzeitig Bescheid, wenn es sich lohnt, die Ätzmaske für den hier doch noch weiter zu zeichnen.
    Falls du ihn nicht gleich erkennst, er ist es.

  • Mensch Joerg, jetzt hast Du Dein eigenes Rätsel verraten. Aber auf diesen Triebwagen wär ich nicht gekommen.


    Der Gedanke, WZTE-Fahrzeuge (oder auch welche der BOE) zu bauen, ist mir in der Tat nicht ganz neu. Für ein paar Fahrzeuge gibt es ja ordentliche Ausgangsbasen. So habe ich immer mit einem VT70 von Weinert oder Sachsenmodelle geliebäugelt, ohne das dieses Projekt bisher konkret wurde. Auch ne V36 stellt erst mal kein großes Problem dar.
    Der herrliche Altbau T174 würde mich aber auch ohne Tostedt West interessieren. Der könnte auch mal auf der Hafenbahn fahren - verliehen, Sonderfahrt oder was auch immer. Das Kommißbrot von Panier wird demnächst mit genau so einer weite hergeholten "Ausrede" herhalten müssen. Für den WZTE T174 war Paniers T157 der Niederweserbahn bisher die einzige mir bekannte Ausgangsbasis, aber ich habe mich nie ernsthaft damit auseinandergesetzt. Ob außer den abweichenden Wagenenden noch weitere Umbauten nötig wären, habe ich nie verfolgt, vermutlich ja.


    An den Fahrzeugbau "from scratch" habe ich mich noch nie herangetraut. Auch habe ich bisher keine Messingblech verarbeitet, nur das problemlos zu verarbeitende Weißmetall. Ob jetzt der T174 ein guter Start wäre? Interesse an diesem Fahrzeug besteht aber, definitiv.


    Die BOE hatte auch sehr interessante Triebwagen im Bestand, zB. VT170 (LHW), der hübsche VT164 (Talbot) oder die urigen von Graaff Elze stammenden VT162 und VT163 (etwas scrollen).

  • Mensch Joerg, jetzt hast Du Dein eigenes Rätsel verraten. Aber auf diesen Triebwagen wär ich nicht gekommen.


    War die Sache wert, denn er wäre sonst in der Schublade verschwunden.
    Also könnte sich ein weiterverfolgen dieses Projekts dann doch lohnen ?


    Zitat

    Die BOE hatte auch sehr interessante Triebwagen im Bestand, zB. VT170 (LHW), der hübsche VT164 (Talbot) oder die urigen von Graaff Elze stammenden VT162 und VT163 (etwas scrollen).


    Die kenn ich alle. :D Bin hier Mitglied. Leider gibts da keine Modulgruppe. Gnarrenburg in Originallänge würde mich schon reizen, wäre aber für die Wohnung zu lang.

  • Die BOEF habe ich am Donnerstag kennen gelernt. Haben einen ganz ordentlichen Packen Arbeit zu schultern, im schwach besiedelten Norden wächst der Nachwuchs nicht auf Bäumen (im Süden aber wohl auch nicht). Gnarrenburg wäre sicher spannend, nicht zuletzt wegen des Anschlusses an die Freunde der schmalen Schmalspur im örtlichen Humuswerk. Aber das ganze wäre ein Thema für einen ordentlichen Modellbahnkeller, das ist trotz Kleinbahn nicht ohne.


    Ich würde mich über einen T174 freuen und auf jeden Fall ein "Blech" abnehmen (oder sicherheitshalber zwei?). Ob Dir das bereits ausreicht weiss ich nicht, aber vielleicht gibt es weitere Interessenten? Was ich dann "untenrum" mache, muss ich schauen. Wegen der nötigen Übung in Blecharbeiten könnte ich mit einem Weinert PwgPr 14 beginnen, der hatte bei der WZTE als Pw931 ein Dreilicht-Spitzensignal, etwas andere Fenster und keine diagonalen Kastenverstrebungen.

  • Ok, Thorsten, dann lohnt es sich ja weiter zu machen.


    Vielleicht kommt er gar nicht in Blech. Ich experimentiere gerade mit einem anderen Material: Polystyrol - CNC gefräst.


    Ich hab mal bei Robert Teile für eine amerikanische Überlandstraßenbahn fräsen lassen:


    Hier die Teile für die Seitenwände und das Chassis

    Die Seitenwände sind 1mm stark, die Chassisteile 2mm


    Die Nietbänder, die ich noch auf die Seitenteile kleben muß, sind aus 0,3mm Polystyrol gefräst

    Darauf kommen jetzt noch rivet decals von Archer.


    Wenn das so klappt und aussieht, wie gewünscht, werde ich im Fahrzeugbau ganz auf diesen Weg umsteigen.

  • Polystyrol wär natürlich perfekt, da habe ich deutlich mehr Verarbeitungserfahrung. Die Teile sehen vielversprechend aus, insbesondere die Nietenbänder finde ich ob deren Filigranität sehr beachtenswert. Was heute so alles geht :thumbsup:

  • Moin Thorsten,


    langsam ärgere ich mich wirklich, dass ich am 30.5. nicht dabei sein konnte... Die Fahrt scheint ja grade aus modellbahnerischer Sicht sehr fruchtbar gewesen zu sein.
    Aber zum Thema: Tostedt finde ich absolut reizvoll, bin jedoch grade durch die BOEF zu sehr auf Gnarrenburg fixiert, dass ich mir in arg verkürzter Form schon einmal auf den Fußboden gelegt habe. Wenn unser (1:1)-Hausbau Ende des Jahres abgeschlossen sein wird, dann geht's irgendwann auch auf dem Dachboden in korrekter Länge los - sofern mir thematisch nicht was Neues in die Quere kommt.
    Bei den Fahrzeugen der WZTE und BOE sieht es ja gar nicht mal schlecht aus. Neben den einfach umzubauenden Serienmodellen (z.B. Roco/Weinert V36, Bemo Wismarer, Piko/Liliput VT137 usw.) warte ich auf den zweiachsigen Talbot-VT (Typ Aachen), den ein bekannter derzeit in 3DCAD zeichnen und anschließend bei Shapeways produzieren lassen will. Der Vierachser soll ebenfalls folgen. An den Elzer Jungs habe ich mich probiert, muss aber noch die Köpfe modellieren. Derzeit fehlt mir dafür jedoch die nötige Ruhe... :)


    Viele Grüße,
    Carsten