Parowoz w Wolsztyne...früher war´s eine Liliput BR42

  • Hallo liebe Forumskollegen,


    Wie es demnächst in meinem Profil zu entnehmen ist, ist eines meiner Interessengebiete die polnische PKP und deren Fahrzeuge. Sascha meinte im 43/44-Beitrag, daß ich mal meine polnischen Schätzchen vorstellen sollte. Die tue ich sehr gern und beginne mit der Ty43-92. Diese Lok ist wie auch die Ok22-31 noch eine Baustelle- der Grund wird unten erläutert.


    Seit vielen Jahren fahre ich immer wieder nach Wolsztyn- und im Laufe der Zeit entstand der Wunsch, polnische Dampfkübel zu haben.Zu kaufen gibts das nicht-dachte ich, aber seit DSL-weiß ich es gibt es doch.Die Polen bauen auch schöne Modelle. Und manche verkaufen auch...
    Bei den, von den Großserienherstellern verkauften Loks stimmt ja nur die Achsfolge...will mich darüber nicht weiter auslassen.
    So habe ich vor einigen Jahren angefangen, selber PKP-Lokomotiven zu bauen. Mein erstes (auch noch unvollständiges) Modell war die Ok 22.
    2008 hatte ich die Möglichkeit, in Jena zur Modellbahnausstellung die Vitrine zu belegen.Neben einigen DR-Umbauten und der Ok 22-Baustelle sollte noch eine weitere PKP-Lokomotive drinstehen. Die Wahl fiel auf eine Ty 3 /43 da für diese Lokomotive ein Teileträger vorhanden war. Es handelt sich hier um eine Bachmann-Liliput BR42. Nur hat diese Lokomotive hat einige Schwächen, der auffälligste Fehler ist der zu breite Zylinderblock- aber auch andere Proportionen stimmen nicht. Diese , und die dazu geeignete Umbauten wurden vor einigen Jahren im EMB-Magazin beschrieben. Nun sollte es nicht unbedingt die Ty3 2 sein, die ja auch schon seit einigen Jahren in Gnieszno steht.Von der hatte ich nur einige Betriebsfotos, bzw nur die Fotos von Wojtek Lis ( www.parowozy.com.pl )
    Dann ist 2007 die noch recht vollständige Ty43 92 frisch lackiert worden...und sie stand gut im Licht:


    ty43bfwolsztynfuj7u.jpg


    img_1400ojktw.jpg


    img_09948ojy6.jpg


    Nachdem die Entscheidung gefallen war,die Entsprechenden Fotos gemacht wurden, habe ich mit dem Bau angefangen.Es war ein "Zwischenprojekt", von dem ich angenommen hatte,es in einigen Wochen fertigzustellen...An einer Krigslok ist ja nix dran...dachte ich.
    Den Kessel umzubauen, war noch das geringste. Mit ein paar Streifen PS habe ich die Verkleidung für die(nicht mehr benötigten) Schmierleitungen gebaut.Ein bißchen Draht-von alten Trafos und weinert,ein paar Ventile..fertig. Nö-die Venile müssen ja noch umgebaut werden, da ja bei den polnischen Venitlen kein Feuerlöschanschluss dran ist. Die haben nämlich einen "normalen" Feuerwehranschluß, der an ein zusätzliches Ventil geschraubt wird. Das ganze wird dann irgendwie in die Speiseleitung eingeschweißt...
    Das eigentliche Problem waren zum einen die beiden Speisepumpen und zum anderen die viel (6mm)zu breiten Zylinderblöcke...
    Am Ende habe ich dann den ganzen Sommer an der Lok gebaut. Aber Keine Angst-die Natur habe ich trotzdem gesehen-ich treibe mich relativ viel Outdoor rum.
    AM Abend vor der Ausstellung war sie dann in diesem, auf den Bildern gezeigten Zustand.


    lopli9lj76.jpg


    lopreuzkpe.jpg


    Das ist der aktuelle Zustand, einige Teile fehlen noch, bzw müssen noch montiert werden.Die Laternen stammen vompolnischen Kleinserienhersteller kluba, jan Schildhauer vertreibt in Deutschland verschiedene Telefonmasten dieser Firma. Die Speisepumpen liegen noch in der Schachtel, da ich sie zum lackieren ohnehin wieder demontieren muß.
    Für die Gleisräumer habe ich die Vorlage zum Ätzen schon erstellt, genauso wie die Hebel für die Wasserkastendeckel am Tender.


    Der auf dem Bild (Heizerseite) zu sehende Antrieb der Schmierpumpe ist beweglich und wird an der Pumpe mit einer Schraube M0,6 angeschraubt.Auf dem folgenden Bild ist lediglich die vorbereitete Schmierpumpe unterhalb des WLB zusehen. Der "Knubbel" in Höhe der Feuerbüchse ist der Entöler für die Abdampfpumpe.


    loliztjm4.jpg


    Hier ist die Ausrüstung der rechten Kesselseite.


    ty43lofklv3js1.jpg


    Auffällig ist hier die Betätigung "Czak" für die Frischdampfspeisepumpe.Üblicherweise liegen die Lichtmaschinen auf dem Umlauf-wobei eine eindeutige Zuweisung der Lokseite nicht zu erkennen ist. Bei den Kriegslok ist es meist die rechte Seite. Die Abdampfleitung geht dann auf kürzestem Weg ins Freie.Dadurch ist die charakteristische Dampffahne vor dem Führerstand zu erklären.Die Luftklappen am am Rost entstanden ebenso aus PS-die Aufhängung sind Ätzteile und ein wenig Draht.


    lorehihmksa.jpg


    Ebenso typisch ist die Rohrschlange für die Luftleitung und der Tropfbecher. Bei der Ty3 /43 befinden sich beide vor der Luftpumpe. Auch ist auf dem Bild der Feuerlöschanschluß in der Speiseleitung zu sehen.


    lorevot3km0.jpg


    Die Speisepumpen sind in mühevoller Kleinarbeit aus vielen Einzelteilen zusammengebaut worden-unter anderem aus Flanschen von Weinert und Günther. Die Schraubenbolzen sind von Böhnlein.
    Hier die Frischdampfpumpe


    speisepumpe13nk38.jpg


    Die Abdampfpumpe war wesentlich aufwendiger, ich glaube ich habe so drei bis vier Wochen daran "rumgebastelt". Der Haussegen begann dann, etwas schief zu hängen."Du hast gar keine Zeit für mich"--So der Kommentar meiner Freundin--die mein Hobby zwar nicht mit mir teilt, es aber hinnimmt. Und immer mal rummault,wann wir endlich fahren können...
    Für meine nächsten Projekte möchte ich die Pumpen als Feingußteile haben- damit ich nicht für jede Lok die Teile feilen möchte. Werde dann wohl doch ein paar Urmodelle bauen müssen...


    speisepumpe2klqljux.jpg


    Viel Zeit hat mich der Umbau des Zylinderblocks gekostet, dabei ist auch einer "in die Schlucht" gegangen. Es ist ja nur möglich, den Zylinder außerhalb des Rahmens zu verändern.Deswegen ist er auch immernoch ein wenig zu breit (knapp 1mm). Eigendlich müßte er mit dem Umlauf abschließen. Dabei wären dann aber die Proportionen gestört,da auch die Ausströmkästen zu groß sind. Aber im Vergleich zur unveränderten Liliput-Lokomotive akzeptabel.Das Entfernen der ursprünglichen Laternen ist dann im zerlegten Zustand des Zylinderblocks passiert.


    vorderansichtpmk52.jpg


    Die Schürze ist unter Verwendung des Originaltrittes entstanden,anders sah es natürlich bei der Rauchkammertür aus. Die Loks der BR 42 hatten ja gekümpelte Türen, die polnischen Lokomotiven bekamen später die flachen eingewalzten Türen. Dies mußte ebenso dargestellt werden, wobei mir ein nicht mehr korrigierbarer Fehler unterlaufen ist. Die Gelenkbänder sind zu lang. Die Tür selber ist ein Drehteil, die Vorreiber sind hart auf ein stück Messingdraht aufgelötete Ätzteile.


    lovo9rjlx.jpg


    Die Pufferbohle wird noch mit Bremsleitungen,vsl den Silikonleitungen von weinert, und den typischen polnischen Laternen (siehe oben) bestückt.
    Am Antrieb wird, außer einem Dekoder nichts weiter passieren. Perspektivisch werden noch die Radreifen abgedreht und durch Neusilberradreifen mit dem RP25/Code88-Profil ausgerüstet.
    Nach dem lackieren wird die Lok noch mit den üblichen Schildern versehen.Die Gattungs-, Ordnungsnummern und die Adler hat mir Gerd Kuswa geätzt.
    Die restlichen Anschriften möchte ich gern als Decal an der Lok anbringen...


    Hoffentlich gefällt Euch meine Baustelle. Nun bin ich auf die Kritik gespannt.


    Viele Grüße aus Jena


    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


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  • Hallo Christian,


    ich hatte ja schon damals in der Ausstellung des Jenaer Modellbahnclubs Gelegenheit, Deine feinmechanische Kunst zu bestaunen. Du musst mir/uns mal erklären, wie Du in der Lage bist, solche winzigen Teile herzustellen und dann auch noch so zusammenzulöten, dass der ganze Kram nicht wieder auseinander fällt. Das erfordert doch ständige Arbeit mit der Lupe. Selbst wenn ich die Einzelteile zusammen hätte könnte ich mir nicht vorstellen, sie zu solchen Flanschen und Verschraubungen zusammenzubauen.
    Mal ganz abgesehen von Deinem akribischen Nachbau des polnischen Dampfers, aber ein paar Geheimnisse Deiner Bauweise musst Du uns schon noch vorstellen. Das ist ja mit Uhrmacherarbeit absolut vergleichbar, und der brauch nicht mal zu löten!
    Weisst Du, der Hammer wäre so ein Modell in Vollmessingbauweise. Das würde ich Dir absolut zutrauen. Schon der Gedanke an das lackierfertige Messingmodell, sandgestrahlt und in der Sonne vor entsprechendem Hintergrund fotografiert - ein Traum!


    Gruss und ....

  • Hallo Peter, Hallo Forumisti!


    Der "Aufforderung" von Peter werde ich Folge leisten- und versuchen ein Rezept vorzustellen.


    Auch das Messingmodell ist schon in der Pipeline--aber nicht daß was Du gerade erwartest... :beta:


    Eine Gute Nacht wünscht


    Christian

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