Ab in die Büsche!

  • Hallo Foristi,


    ich möchte Euch in diesem Faden (Tröööt) meine Herstellungsweise von Buschwerk vorstellen.



    Büsche setzte ich immer dort ein, wo eine Fläche zu eintönig wirkt, wenn sie nur aus "Gras" besteht (Wiesen und Äcker natürlich ausgenommen, obwohl . . ). Das gilt besonders für Bahndämme und "Unland" wie es häufig zwischen Bahnanlagen und den angrenzenden Bebauungen vorkommt. Bäume sind IN Bahndämmen beim Vorbild nicht gern gesehen da sie durch die Windbewegung die Dammschüttung im Wurzelbereich lockern. Daher setzte ich Bäume, und hier vorwiegend die schlanken Pappeln, nur am Fuße des Bahndamms ein.


    Büsche, die durchaus um 12 Meter hoch werden können, sieht die Bahn dagegen gern in der Dammflanke, da sie mit ihrem Wurzelwerk das Erdreich festigen und den Starkregen abmindern. In der Epoche 2 sieht man auf alten (Bellingrodt-)Aufnahmen häufig sehr kahle, grasbewachsene Dämme, die aber durch Mähen intensiv gepflegt werden mussten wegen der Feuergefahr durch Funkenflug bei Dampflokomotiven. Büsche sind hier ungefährlich da sie das Erdreich feucht halten und selbst durch ihr saftiges Blattwerk "feuerfest" sind.
    So sieht man auf Bildern der Epoche 3 und später immer üppiger umsichgreifendes Buschwerk die Bahndämme bedecken (zum Leidwesen der Fotocommunity).


    Ich ordne meist mehrere Büsche zu Gruppen an, so dass sich die Blattwerke berühren aber immer noch der einzelne Busch erkennbar bleibt. Bitte nicht präzise mit dem Zollstock die Abstände ausmessen, "Mutter Natur" ist da abwechslungsreicher. Und auch nicht zu symetrisch die Farben wechseln, in einer Gruppe sowieso nicht.


    Nun aber zum Bau von Büschen im Modell:


    Vorweg etwas Grundsätzliches zur Biologie: Im Gegensatz zu meist einstämmigen Bäumen zeichnen sich Büsche durch ihren "basalen Stockaustrieb" aus, d.h.: Aus der Erde wachsen mehrere Triebe nebeneinander in die Höhe. Diese Wuchsform sollte sich auch im Modell erkennen lassen. Obwohl auch einzelne Büsche aus einiger Entfernung wir "Kugeln" aussehen (achtet mal bei der nächsten Überlandfahrt darauf) kann man aber bei näherer Betrachtung durchaus das Blattwerk jedes Stocktriebs erkennen (so man guten Willens ist). Für das Modell bedeutet das: Keine sauberer glatter grüner Tennisball (auch schon auf (Ami-) Modul gesehen), sondern eine "lebendige" Oberfläche, die letztendlich mehr oder weniger kugelig wird. Um diesen Effekt zu erreichen, gehe ich in der Weise vor, dass ich nicht ein großes Stück "Geländematte" um einen Kern herumwickle (auch schon gesehen, sogar mit einem Zahnstocher in der Mitte: Büsche by Rollmops), sondern "Stocktrieb für Stocktrieb" das Foliagematerial auf einen "Kern" aufbringe.


    Genug der Theorie:


    Was brauche ich:


    Mein Foliagematerial: Hekiflor in verschiedenen Farben, mittelgrün, dunkelgrün und conifergrün



    Hier ein Stück davon in meinem Arbeitskarton, jeweils einem Schuhkartondeckel für jede Farbe:




    Als Kern meiner größeren Büsche verwende ich ein wenig vom grünen" Polyfiber" von NOCH oder Woodland:




    Diesen kleinen "Abriss" klebe ich mit Pattex transparent auf den vorbereiteten Untergrund:




    Ich behandle alle Grünflächen auf meinen Modulen mit einer Schicht aus Woodland T 49 vor, die ich mit weiteren Woodland-Turf Farbtönen schon ansehnlich mache. So kann ich mit dunklen Farbtönen "soil", "earth" schon die späteren Standorte für die Büsche markieren. Im vorliegenden Fall hat der Bahndamm noch eine Schicht aus Fasern mit dem Elektrostaten erhalten um vor allem die trockenen langen Gräser in der Dammkrone nachzuempfinden.


    Nun wird der noch unscheinbare Polyfiber"Cluster" mit dem Hekiflor bekleidet. Nun kommt meine persönliche Note ins Spiel damit es keinen Tennisball oder Rollmops ergibt:


    Aus der Matte des Hekiflor zupfe (nicht schneiden) ich ein etwa Daumengroßes Stück heraus:



    (Sorry, dass mein Fingernagel nicht rotlackiert ist, aber ich will der Alexa vom bunten Hp1 keine Konkurrenz machen)


    Dieses kleine Stücke zupfe ich nun in eine dreidimensional "fluffige" Form, ich bringe Volumen hinein und achte darauf, dass sich ein länglicher Streifen bildet:



    Diesen Fluff klebe ich nun an den Polyfiberkern und zwar so, dass er von unten nach oben (wie der Stocktrieb wächst) angeordnet wird. Ich benutze dazu einen Sprühkleber, hier von UHU der glasklar auftrocknet.





    In diesem Sinne verfahre ich nun, bis der gesamte Kern umhüllt ist, ggf. kommt oben noch ein Tupfen drauf:




    So, nun ist dieser Busch fertig!


    Für weniger hohe Gewächse am Bahndamm, wie z.B. Brombeeren, klebe ich das aufgefluffte Foliage direkt mit Pattex auf den Untergrund:






    Auch hier gilt: Nicht nur ein großes Stück Foliage aufkleben sondern mehrere kleine. Hierdurch erreiche ich eine stärkere "Bewegung" der Oberfläche. Im gezeigten Beispiel habe ich das dunkle Conifer-Foliage von HEKI verwendet. Leider zeichnet sich dieser Farbton dadurch aus, dass beim Zerzupfen ein beträchtlicher Teil der Flocken abfällt. Eine Möglichkeit ist, das Zerzupfen über den bereits aufgebrachten Stückchen vorzunehmen, so fallen die Flocken wenigstens in die Fläche zurück. Aber ich finde das Ergebnis dennoch zufriedenstellend.



    Die abgefallenen Flocken verwende ich weiter für die Nachbildung einer weiteren Bewuchsoptik.



    Ich fülle diese Flocken in ein Mischgefäß und gebe etwas verdünnten alkoholischen Tiefgrund hinzu:



    Nach dem Durchmischen ergibt sich eine krümelige Struktur:



    Diese feuchte, klebrige Mischung bringe ich nun auf freie Flächen zwischen den Büschen auf und verteile sie mit einem Spatel:




    So sieht das Gesamtergebnis aller drei Spielarten meiner Buschgestaltung aus:




    Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden (und das ist mir das Wichtigste!)



    Noch ein Wort zum alkoholischen Tiefgrund, der von mir und Friedrich seit Jahren verwendet wird. Es handelt sich um den Tiefgrund 121 von der Fa. Jaeger:



    Unverdünnt ist er zu hochviskos für unsere Zwecke, daher mache ich ihn flüssiger durch Zugabe von Spiritus (Alkohol oder Bioethanol):



    Ich setzte dem Tiefgrund mindestens die gleiche Menge Spiritus zu um die gesamten Flächen und Foliage-Applikationen damit zu tränken um die Flocken zu fixieren. Zum Beträufeln der Flächen verwende ich eine Spritzflasche aus Kunststoff, die ich vor vielen Jahren von Asoa (glaub´ ich jedenfalls) bezogen habe. Aber eine Spülmittelflasche tut es auch:



    Zum Schluss noch zwei Aufnahmen meines Buschwerks mit den eigentlichen Hauptakteuren unseres Hobbies:




    Ich hoffe, ihr könnt meine Tips gebrauchen.


    Gruß vom Bruno - bob -



    Ps: Ich habe meine Bilder in eine Galerie bei abload geladen und sie daraus aufgerufen um die Links zu generieren. Dabei wurde bei jedem Bild ein Werbefenster mit kopiert was dann zu einer zunehmend "langen Leitung" führte. Beim Linkkopiern über "meine Bilder" passiert das nicht.

    Es muss nicht alles perfekt sein was gut ist


    Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. Heinrich Heine

    2 Mal editiert, zuletzt von Bruno () aus folgendem Grund: Falsches Bild ersetzt

  • Vielen Dank für diese ausführliche Anleitung.


    Foliage ist ein Material, mit dem ich bisher nie was zufriedenstellendes hinbekommen hab.


    Ich denke mal, dank deiner Bilder wird sich das nun ändern.

  • Herzlichen Dank Bruno für die sehr detailreiche Beschreibung von schönem Buschwerk.


    Werde mich dann einmal nach Deinen Anleitung "in die Büsche" begeben. Gut, dass ich schon Einiges von Woodland bei mir in meiner Bastelkiste gehortet habe.


    Gruss Torsten