Hallo Kollegen,
über den 3D-Druck hat mit Sicherheit jeder von Euch schon mal etwas gehört oder gelesen. Die Idee ein Modell am PC zu zeichnen und anschließend auszudrucken ist fantastisch. Da man viel im Netz dazu lesen kann und man bei zehn gefragten Personen mindestens zwölf Meinungen erhält, habe ich mich in den letzten Monaten mit dieser Thematik etwas intensiver auseinander gesetzt und konnte mir anhand von zwei Projekten eine Meinung dazu bilden.
Beide Projekte wurde von der Firma Shapeways mittels Stereolithografie realisiert. Bei diesem Verfahren entsteht das Werkstück in einem Becken voll flüssigem Kunstharz, das bei Beschuss mit UV-Laserlicht punktuell aushärtet. Zu Beginn wird nur der Boden des Beckens mit Kunstharz benetzt, nach Belichten der ersten Schicht wird dann der Füllstand im Becken um eine Schichtdicke erhöht und der Fokus des Lasers korrigiert. So entsteht Schicht für Schicht das Modell.
Beim ersten Modell handelt es sich um eine Kabine eines Akkuschleppers. Dieses Modell fand ich in der Shapeways-Datenbank und lies es mir in der höchsten Qualitätsstufe „Frosted Ultra Detail“ herstellen.
Nach der Lieferung stellte ich schnell fest, dass dem Modell noch flüssiges Kunstharz anhaftete an reinigte es mit Spülmittel und warmen Wasser. Da das Material durchsichtig ist, lackierte ich das Modell mit einer dünnen Schicht grüner Acrylfarbe von Oesling und betrachtete es mir nach dem Trocknen gründlich.
3D-gedruckte Modell nach dem Lackieren.
Das Material ist leicht, stabil aber dennoch relativ flexibel. Wie man auf dem Foto sehr gut erkennen kann, ist die Oberfläche an einigen stellen sehr rau. Das viel mir schon vor dem Lackieren auf aber wirklich erkennen konnte ich es erst danach. Überall dort, wo sich Bögen oder Schrägen befinden, treten die einzelnen Materialschichten deutlich hervor. Das Merkwürdige ist jedoch, wenn man mit Schleifpapier versucht diese Oberfläche plan zu schleifen passiert nichts – das gesamte Material ist rau! Nun könnte man noch versuchen dies durch auftragen von Spachtel und schleifen in ein akzeptables Maß zu bringen aber dann würde man auch sämtliche Details weg arbeiten.
Positiv hervorzuheben sei, dass die Acrylfarbe ohne Grundierung und ohne schleifen hervorragend an dem Modell haftet! Trotz starkem Kratzen mit dem Fingernagel gelang es mir nicht, die Farbe abzubekommen!
Ich legte das Modell zur Seite und kümmerte ich mich zunächst um andere Projekte. Kurze Zeit später bekam ich den Auftrag eine Kleinserie von Objekten für die Modellbahn zu lackieren, welche ebenfalls von der Firma Shapeways hergestellt worden waren. Diese Objekte stellen eine Art Mülleimer dar, der im Innern hol war. Der 3D-Druck war die wirtschaftlichste Methode, diese Modelle mit den vom Kunden vorgegebenen Spezifikationen herzustellen.
So konnte ich mir nun eine weitere Meinung zu diesem Verfahren bilden, denn vielleicht hatte ich ja einfach nur ein „Montags-Modell“ erwischt.
Nachdem ich die gedruckten Modelle erhielt, stellte ich auch hier schnell fest, dass diese mit dem flüssigen Kunstharz überzogen waren und reinigte sie. Nach dem Lackieren war ich entsetzt: Bei beinahe allen Modellen konnte man die oben angesprochene Treppenbildung deutlich erkennen! Was aber noch viel schlimmer war: bei den etwa 100 gelieferten Modellen gab es deutliche Qualitätsschwankungen, obwohl sie von der selben Charge waren! Dies ist mir bis heute unerklärlich, da das Verfahren an sich theoretisch immer die gleiche Qualität abliefern müsste.
3D-gedrucktes Modell nach dem Lackieren. Rückseite.
3D-gedrucktes Modell nach dem Lackieren. Rückseite.
Mein Fazit: Der 3D-Druck ist ohne Frage eine interessante Methode zur Herstellung von Objekten. Für unseren Maßstab jedoch, kommt diese Methode nicht in Frage. Es sei denn, man schraubt seinen Anspruch herunter oder setzt die Modelle weit entfernt von Makro-Objektiven ein.
Bei der ganzen Thematik darf man eins nicht vergessen: Um zu einem gedruckten Modell zu kommen, muss man 3D-CAD zeichnen können...
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