Pflügen und gepflügtes Feld

  • Moin, Leute
    Nach den Ausführungen zum Vorgewende nun ein paar Ausführungen zum pflügen .
    Auf ein paar Fragen nach der Darstellung eines gepflügten Feldes auf einem Modul habe ich folgendes geantwortet.
    Wer eine andere, vielleicht noch bessere Idee zur Darstellung hat kann (sollte) sie hier vorstellen.


    Moin Ulrich
    Und Mitleser


    Wie wir alle wissen wird der Boden beim pflügen umgedreht. Je nach Landschaft und Bodenbeschaffenheit (nass; trocken; Tonboden; Marschboden; Moor oder Sand usw.) wirkt die Oberfläche eines gepflügten Feldes immer anders. Ziel ist immer: nach dem pflügen eine möglichst gleichmäßige Acker- Oberfläche zu hinterlassen, das kommt vor allem dem Wasserhaushalt der Fläche zu Gute und erleichtert den nächsten Arbeitsgang.
    Ein paar Faktoren bestimmen die zurückgelassene Ackeroberfläche nach dem pflügen:
    - die Form der Pflugschare (auch Körper genannt) Ist regional unterschiedlich. Einer der Weltweit führenden Pflughersteller, die Firma Kverneland aus Norwegen, hat für jede Bodenart zig Pflugkörper im Angebot. Der regionale Landtechnikhandel weiß in der Regel welcher Pflugkörper für seine Böden am besten geeignet ist.
    - der Fahrer und damit die Einstellung des Pfluges. Wenn man erkennen kann, wie viele Pflugschare ein Pflug hat, ist der Pflug nicht richtig eingestellt, es bedeutet nämlich dass das erste oder letzte Pflugschar den Boden anders wendet wie die übrigen. Das hat zur Folge, dass man jede Feldfahrt erkennen kann. Zur Entschuldigung des Fahrers kann man dann nur noch nach den Witterungsbedingungen fragen, hat der Bauer ihn bei oder nach Starkregen aufs Feld geschickt kann er kaum „die Furche halten“.
    - Witterung. Bei nassem Wetter sollte man tunlichst zu Hause bleiben, leicht gesagt wenn die Aussaat wartet
    - Bodenart. Bei euch auf den Sand- und Moorböden hat man immer eine schöne gleichmäßige Oberfläche, weil der Boden fällt. Hier bei uns kann es vorkommen dass man eine große Erdscholle hinterlässt und jeder Pflugschar eine „Wurst“ pflügt.


    Gepflügt wird in der Regel zu den längeren Seiten eines Feldes. Damit keine Löcher entstehen und man nur einmal im Jahr pflügt, fängt man einmal auf der einen Seite an und im nächsten Jahr auf der anderen. Gewendet wird der Schlepper auf dem Vorgewende, auf dem auch der Pflug, sofern es ein Volldrehpflug ist, gekippt (also gewendet) wird. Das bedeutet erste Fahrt mit dem rechten Rad in der Pflugfurche, zweite Fahrt mit dem linken usw. Daraus resultiert, dass man auf dem gesamten Feld nur drei Pflugfurchen sehen kann, die letzte auf einer Seite und jeweils eine oben und unten auf dem Acker, auf den sogenannten Vorgewenden. Das hat aber eine Besonderheit. Hier kann die Pflugfurche entweder nach 6 bis 8 Meter auf dem Feld erscheinen, der Fahrer hat am Rand angefangen oder am Rand dann hat der Fahrer zum Feld gepflügt, er fährt also zum ersten Mal im Abstand eben dieser 6 bis 8 Meter. Dann sieht das „aufeinander“ gepflügte etwas höher und gröber aus.
    Nun zur Darstellung im Model. Einen richtig gepflügten Acker habe ich im Modell, im Maßstab 1:87, noch nicht gesehen. Bei denjenigen die sich versucht haben, sieht es immer so aus als ob der Bauer gerade seinen Tracktor für die Mittagspause abgestellt hat, oder als ob die Fläche (Acker) schon weiter bearbeitet wurde. Ein richtig gepflügtes Feld im Maßstab 1:32 habe ich mal auf einer Messe für Landmaschinen Modelle gesehen. Der Erbauer hatte auf Sandboden mit einem Pflugschar ähnlichen Löffel aber auch „gepflügt“. Das wird im Maßstab 1:87 den Aufwand zu hoch treiben.
    Ich würde folgender Maßen vorgehen:
    Erde fein aufsieben; da drauf als nächste Schicht ein paar grobe Anteile (zur Darstellung der Erdschollen) und dann mit einem Holzspieß ganz feine Spuren in Pflugrichtung ziehen. (unregelmäßig gezackt wie eben die Erde fällt) Kann man auch mit einem Kamm machen, grobe Seite. Ein Pflugschar in Epoche III hat eine Arbeitsbreite von etwa 30 cm bei mittlere Schlepperleistung (Familienbetrieb) .



    Als letztes sollte die verbleibende Pflugfurche, die bei Tiefpflügen durchaus mal 50 cm breit und 40 cm tief sein kann, dargestellt werden (Epoche III 30 cm breit und 30 cm tief).
    Die oft angewendete Wellpappen Methode ist viel zu grob, es sei denn man findet eine sehr feine Pappe und zerstört dann den Wall, ob das ziel führend ist weiß ich nicht.
    Gleichmäßige Wälle findet man auf dem Kartoffelacker, aber nicht auf einen gepflügten Feld. Siehe dazu auch meine Ausführungen zu Kartoffelacker und Vorgewende.

    Wer mehr über pflügen und Pflug lesen möchte: siehe auch Wikipedia. im Internet.



    Gruß Friedrich

  • Ergänzende Bilder für die Epoche 3


    Ich darf mich mal hier einklinken und erlaube mir das hier zeigen:




    Das ist kein Profi Pflügen. Wir haben das anlässlich der Historischen Landarbeitstage als Schau für die Besucher gemacht.



    Nein das ist kein Werbefoto für Massey Ferguson.
    Profi ist allerdings Karl-Heinz. Man kann gar nicht so schnell gucken wie der mit seinem 25PS Ferguson TE-D den Acker nieder macht.


    Für die Mittelgebirgslandschaft mit ihren kleinparzelligen Äckern waren solche Schlepper um die 20 - 25 PS, die einen 2-scharigen Pflug zogen, typisch.
    Für Norddeutschland mit seinen größeren Grundstücken waren dann auch grössere Schlepper an der Tagesordnung.

  • Dank für die Bilder.
    Den Pflug hinter dem MF kann ich nicht erkennen.
    Anmerken muss man aber:
    Abgebildet ist ein Beetpflug. Wenn man damit etwas auf einer Modellbahn darstellt haben wir automatisch pro angelegtes Beet mindestens eine Pflugfurche die übrigbleibt.
    Beschrieben habe ich die Arbeit mit dem Volldrehpflug, nur dann bleibt am Ende eine Furche übrig.
    Gruß Friedrich

  • Den Pflug hinter dem MF kann ich nicht erkennen.


    Das sei hiermit nachgeholt:

    Wobei sich es hier um einen sog. Grenzpflug handelt.
    Bei den vor der Gebietsreform oft "Handtuch" breiten Äckern wollte man nicht auf den Acker des Nachbarn kommen. Daher wurde dieser originale Ferguson Pflug dementsprechend umgebaut so daß man den Pflug dann asymmetrisch hinter den Schlepper hängen konnte. Die hintere, weiter aussen liegende, Schar befand sich dann in der Spur des linken Hinterrads. So konnte man dann hart an der Grenze pflügen ohne auf den benachbarten Acker zu kommen.


    Was hier zu sehen ist ist der Stand der späten 1950er Jahre.
    Damals vor der Gebietsreform war ein Streubesitz von kleinen und kleinsten Äckerchen die Regel. Diese kleinen Äcker wären denn auch bei der Modellnachbildung zu berücksichtigen.
    Eine gewisse Zäsur stellen die führen 1960er Jahre für die Landwirtschaft in der BRD dar. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe reduzierte sich drastisch. Die statistisch erfasste Fläche an bewirtschaftetem Ackerland blieb dagegen gleich groß.
    Viele kleine Höfe gaben damals auf und deren Äcker wurden von den noch verbliebenen Landwirten übernommen. Die verbliebenen Höfe wurden also größer und brauchten zur rationellen Bewirtschaftung auch grössere Maschinen. War um 1959 die durchschnittliche Schleppergröße noch so um die 25 PS, so waren Ende der 1960er Jahre schon 100 PS auf dem Acker zu finden.
    Für solch großen Betriebe war der alte im Ort gelegene Hof viel zu klein geworden. Man musste aussiedeln und mitten auf dem Acker einen neuen grösseren und moderneren Betrieb aufbauen. So entstanden die Aussiedlerhöfe. Auch das ist ein Merkmal um es im Modell darzustellen. Hinzu kommt dann die Gebietsreform um mehrere "Handtücher" zu einem großen Acker zusammen zu legen der dann mit den grösseren Maschinen bearbeitet werden konnte.



    Und hier noch mal ein Bild vom hier reichlich undramatischen Vorgewende.