Mauerwerk - maßstäblich oder doch lieber nicht?

  • Angeregt durch die verschiedenen Meinungen im Besonderen zum Gebäude der Waage im Bahnhof Mehrfeld,
    möchte ich hier meine Gedanken einbringen.


    An den Anfang stelle ich meinen Eindruck.
    Patrick hat da ein sehr stimmiges Ensemble gebaut, was bei den Ortskundigen ganz sicher einen sehr hohen Wiedererkennungswert hat.
    Ich folge aus dem Bauch heraus den Aussagen...
    ...sehr gut gearbeitet...vergrösserte Darstellung ist oftmals besser...Vorbildsituation erkennen lassen...mit angebotenem Material arbeiten können...
    übertriebene Darstellung um die Wirkung des Originals zu erreichen...
    Ja, auch mir gefällt das Gezeigte!


    Nun ging es mir bei meinen Basteleien eigentlich genauso wie Patrick. Nur habe Ich mich mit viel Übereifer in die Arbeit gestürzt und bekam von
    meinem Freund Eberhard eine dämpfende Kritik. Auch ich habe "falsches" Material, sogar völlig falsches Material verwendet.
    Ich habe meine Bastelarbeit noch einmal begonnen. Das Ergebnis war sicher nicht schlecht, doch auch das reichte nur für ein "aber".


    Mein nun folgender Schluss war das, nachdem mir so die Augen geöffnet wurden, ich mich tiefgründiger mit der Materie befassen werde.
    Den Blick für die Wirklichkeit schärfen, viel mehr Aufmerksamkeit und Beobachtung einbringen, damit werde ich nun stärker umgehen müssen und wollen.
    Materialien auf Tauglichkeit prüfen, das aufgeführte Zählen der Steinreihen für die vorbildgerechte Umsetzung...


    Doch wie ist das nun?
    Wo ordnet man den Gebäudebau, seinen Gebäudebau ein? Im Maßstab 1:87 oder im Maßstab "wiedererkennbare Originalwirkung".
    Die Eisenbahnfahrzeuge im Umfeld werden immer weiter zugerüstet, Kleinteile im richtigen Maßstab sollen die Vorbildtreue erhöhen,
    kleinere Radprofile unterstützen die Wirkung. Und die Ziegel am Gebäude?
    Eberhard in unserer Runde vertritt den Teil, der eine hohe Genauigkeit einfordert. Und er zeigt sein Können auf diesem Sektor.


    Nun wollte es der Zufall, dass ich in meiner Mittagspause immer wieder ein weiteres Heftchen
    aus der Reihe "HP1 - Eisenbahnmodellbau heute" durchblättere. Ich habe mit Heft1 begonnen.
    Eberhards Betrachtungsweise unterstützend beginnt im Heft 5 (Sommer 1997) eine Beitragsreihe von Harald W. Furche.
    Ich mag den Einstand mal zitieren:
    "Sie entdecken ein Stellwerk, einen Schuppen, ein Wärterhäuschen - und halten den Atem an:
    <<Das auf meiner Anlage!>> Solch einen Wunsch können Sie sich jetzt erfüllen:
    Der Architekt Harald W. Furche aus Bargteheide entwickelt Materialbögen, mit denen Sie fachgerecht <<mauern>> können -
    nach Maßen, die Sie selbst am Vorbild abnehmen, aus Plänen und Bildern übernehmen, sich frei ausdenken oder sonstwie bestimmen"
    In der Reihe wird das MMS, das modulare Modellbausystem beschrieben. Die Materialbögen werden/wurden(?) individuell
    im erforderlichen Maßstab hochwertig ausgedruckt. Für H0 also in 1:87!
    Winfried Schmitz-Esser, als ein Meister der Materie bekannt, baute in Spur N, also 1:160, das dabei fugengenau und zeigte sich begeistert.


    Was ist nun richtig? Maßstäblichkeit oder Originalwirkung? Hat Maßstäblichkeit keine Originalwirkung?
    Verzwickt?


    Nettes Grüssle mitten aus dem Wald
    Peter

    ... und das Grüssle mitten aus dem Wald
    bis bald... ´s Peterle


    ...mittlerweile gibt es einiges auf meinem "Blog"


    Verschiebe nicht auf morgen, was du heute leben kannst.
    Jeder vergangene Augenblick, den du nicht zu ergreifen verstanden hast, ist ein verlorener Augenblick.
    (unbekannter Autor)

  • Moin Peter,


    die Wirkung ist für mich das A und O und nicht die Maßstäblichkeit.
    Beispiel 1: BMW Neue Klasse Brekina - ist bekannt. Das Fahrzeug verfügte in der Erstauslieferung über maßstäbliche Gravuren, was zu einer miesen Optik ohne Sickenerkennung führte. Fazit: Formenänderung mit überzeichnete Sicken.
    Beipiel 2: Wiking Lloyd Alexander - Heckklappengriff maßstäblich, aber nicht mehr sichtbar, wodurch der Eindruck einer glatten Heckklappe aufkommt. Der Bastler muß hier nachbessern.
    Beipiel 3: Wiking Fiat 600 - zu flache Gravuren der Motorklappe, Lüftschlitze nur erahnbar - Der Bastler muß selbst ran.
    Beipiel 4: Mätrix 212 - Maßstäbliche Gravuren führen definitiv zu einer zu flachen Optik und lassen das Vorbild aus dem Fremoabstand nicht mehr richtig wahrnehmen. Rocos 212 bleibt für mich die Nr. 1 - selbst "unverkrügert".


    Es gibt unzählige Beispiele, in denen eine zu maßstäbliche Verkleinerung die Wirkung des Originals verblassen lassen.


    Maßstäblichkeit Fremo:87, H0pur & Co. ... Alles schön und gut, dann bitte aber auch bis in die letzte Konsequenz mit nachbehandelten Kraftfahrzeugen ohne Schuco-Metallklumpen und bitte auch nur Fahrzeugmodelle, die dem Vorbild enstprechen mit dem Fazit, daß weder ein VW Käfer irgendeines Modelljahres noch ein VW Bulli auf einem dieser Module etwas zu suchen hat. Denn es gibt von diesen (und auch anderen) Vorbildern keine gescheiten und exakten Nachbildungen.


    Was will ich damit sagen? Die Wirkung eines Moduls liegt im Auge des Betrachters, weshalb (bis auf Käfer) selbst aufgearbeitete Altwiking-Modelle ihre Wirkung erzielen können. Die Maßstabsbauer müssen (! weil sonst deren Kritik an anderen Werken unglaubwürig ist) aber auch dies bis in die letzte Konsequenz umsetzen, ansonsten halt auf VW Käfer verzichten. Außerdem baut jeder für sich und nicht für andere. Lob ist immer nett, hört sicher jeder gerne, aber letztlich geht die eigene Zufriedenheit vor. Konstruktive und sachlich vorgebrachte Kritik ist dennoch willkommen. Ob die Tips umgesetzt werden, das hatten wir bereits, liegt bei einem selbst.


    Und ja, ich baue für mich selbst, weshalb zunächst nicht der populärere Magirus 230 D 26 AK nachgebaut wird, sondern der 200 D 22 AK mit kürzerem Radstand (in 1:87 hat der eine Differenz von 1,15 mm zum 25 AK). Nein, der bekommt keinen dreiteiligten Ätzgrill.


    Das war mein Wort zum Dienstag. ;)

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Ich verkürze mal die Überschrift des Themas auf "maßstäblich oder doch lieber nicht?" denn Mauerwerk ist ja nicht das einzige, was wir nachbauen.


    Was ist nun richtig? Maßstäblichkeit oder Originalwirkung? Hat Maßstäblichkeit keine Originalwirkung?


    Diese Frage, Peter, lässt sich m.E. nicht mit ja oder nein beantworten.


    Eine ähnliche Diskussion hatten wir ja schon mal bei meiner Frage zu Kleineisen und Schwellen-Holzstruktur


    Andreas bringt es mit dem nacgfolgenden Statement ziemlich genau auf den Punkt:

    Was will ich damit sagen? Die Wirkung eines Moduls liegt im Auge des Betrachters, weshalb (bis auf Käfer) selbst aufgearbeitete Altwiking-Modelle ihre Wirkung erzielen können. Die Maßstabsbauer müssen (! weil sonst deren Kritik an anderen Werken unglaubwürig ist) aber auch dies bis in die letzte Konsequenz umsetzen, ansonsten halt auf VW Käfer verzichten. Außerdem baut jeder für sich und nicht für andere. Lob ist immer nett, hört sicher jeder gerne, aber letztlich geht die eigene Zufriedenheit vor. Konstruktive und sachlich vorgebrachte Kritik ist dennoch willkommen. Ob die Tips umgesetzt werden, das hatten wir bereits, liegt bei einem selbst.


    Ich halte es für mich inzwischen so wie es Andreas hier umschrieb (ich habe meinen Läuterungsprozess hinter mir).


    Gruß Rainer :thumbup:

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Hallo zusammen,
    auch ich möchte den Trend nach Massstäblichkeit nicht auf`s Häuslebauen beschränken.
    Die Entwicklung des technischen Modellbaus gibt dem Bastler zunehmend die Möglichkeit, seine Modelle immer detailgetreuer herzustellen.
    Es liegt einzig und allein an den persönlichen Ansprüchen und natürlich an den bastlerischen Fähigkeiten, das auch auf der Anlage umzusetzen.
    Dabei spielen noch weitere Faktoren eine Rolle:
    - der Wille und die Fähigkeit zur genauen Beobachtung der Vorbilder,
    - die Erfahrungen im Modellbau und die Ausstattung der Werkstatt,
    - die monitären Verhältnisse,
    - das Vorschieben von angeblich notwendigen Kompromissen, wenn die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen,
    Es wird auch in ferner Zukunft so sein, dass einzelne Modelleisenbahner auf Grund ihrer persönlichen Fähig- und Fertigkeiten Vorreiter im Modellbau sind und von deren Veröffentlichungen andere profitieren können. Daseinsberechtigung hat jede Art von Modellbau, völlig egal, ob sie in ein willkürliches Korsett (Massstab) passt oder nicht. Ein richtig oder falsch gibt es im Modellbau nicht.
    Bleiben wir im Forum:
    Wenn dem Lutz K. die massenkombatible Herstellung von Triebfahrzeugen stört und er sich an Verbesserungen übt, dann hängt das mit seinen persönlichen Ansprüchen zusammen. Und wenn er davon im Forum berichtet, können andere davon lernen oder auch nicht. Die meisten fahren mit den gleichen Modellen kritiklos jahrelang auf ihrer Anlage.
    Wenn Eberhard für seine Modelle genau den Mauerverband des Orginals auswählt und ihn mit Akribie ins Modell umsetzt, dann ist das sein persönlicher Anspruch ans Modell und wenn er es zeigt, kann davon jeder lernen oder auch nicht.


    Schön und beabsichtigt ist es, wenn der Ehrgeiz den Bastler an Hand der veröffentlichten Modellbauten zu immer höheren Leistungen treibt. Das bringt die Entwicklung voran.
    Vergessen wird oft der Beidlinkshändige, der sich über ein zusammengeleimtes schiefes Häuschen mindestes genauso freuen kann wie ein Schmitz-Esser über seine Präzisionsmodelle.

  • Dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu.
    Meiner Meinung muß das Gesamtensemble stimmig sein. Und das sehe ich bei Patrick auf seiner Modulanlage gegeben.
    Hier ist das Wiegegebäude im Gesamtzusammenhang zu sehen.


    Ein einzelnes Gebäude aus diesem Zusammenhang herausgepickt und für sich betrachtet offenbahrt dessen Fehler und Schwächen. Das können z.B. (Hausnummer!) zu groß geratene Ziegelsteine sein als auch ein Fenster das, umgerechnet auf das Vorbild, 10cm zu weit links sitzt. Definitve Fehler die definitiv vorhanden sind, aber keine groben Schnitzer.
    Habe ich das Gebäudemodell in der Hand kann ich hier nachweisen, daß das Fenster 1,1mm zu weit links sitzt. Ich kann auch die Ziegelsteingröße nachmessen und auch dort Abweichungen von 0,2mm feststellen.


    Wenn ich das Gebäude wieder auf die Anlage stelle gehen diese Fehler schlicht und einfach unter. Trotz seiner kleinen Fehler erfüllt das Gebäudemodell seinen Zweck den Eindruck des Bahnhofs herüberzubringen. Vielleicht sind diese kleinen Fehler für einen dem Purismus Zugeneigten eine mittelschwere Katastrophe, aber man kann sich auch zu sehr in Details verlieren und läuft Gefahr den Gesamtüberblick zu verlieren.
    Ich bin natürlich auch dankbar wenn längjährig gediente Profis im professionellen Architekturmodellbau hier wertvolle Hinweise und Tips geben. Aber immer daran denken hier versuchen sich Laien im Gebäudemodellbau, ein jeder nach seinen Fähigkeiten.


    Des weiteren ist mir aufgefallen, hierzulande ist eine gewisse Neigung zur Monokultur hinsichtlich der Materialien beim Gebäudemodellbau zu finden. Entweder man nimmt nur Kunststoff, vulgo Plastik, nur Pappe/Papier, nur Holz , nur Gips, nur Ätzteile oder nur Gießharz.
    Dann sieht das in einen Augen schon ein bischen "öbsch" aus wenn ein Ziegelverband mit Hilfe einer geätzten Messingplatte dargestellt werden soll.
    Erst wenn anfängt die Materialien und Werkstoffe "wild" zu mischen und optimal einzusetzen kommt man m. E. zu besseren Ergebnissen.


    Ich versuche mich mal an einer kleinen Aufzählung wie man Mauerwerk oder Klinkerverband im Modell darstellen kann.
    - Kunststoffmauerplatte gespritzt: das übliche und gängige Teil von den einschlägigen Häuslebauern mit ihren mehr oder minder maßstäblichen Ausführungen
    - Dito, jedoch tiefgezogen; w.o. jedoch wegen des Herstellungsverfahrens nur eine weichere Kontur möglich
    - Papier als farbiger Ausdruck;suboptimal weil es sehr 2-dimensional ist und die Fugen daher nicht richtig herüber kommen
    - Pappe bedruckt und geprägt; auch hier nur weiche Konturen möglich
    - Gipsabguß; sehr plastische Gestaltung möglich, aber man muß eine Form haben
    - Messingätzplatte; suboptimal weil einfach zu glatt
    - Gießharz; siehe Gips
    - 3-D Ausdruck; halte ich hier Heute schon für brauchbar für rauhe Ziegeloberflächen


    Holzfachwerk mit Ziegelausmauerung:
    Hier kann ich auch alle o. a. Verfahren als Monokultur anwenden, jedoch wird es eine sehr mühsame Frickelei alle Gefache bei Scratchbuilt (Selbstbau) einzeln auszumauern.
    Eine Verbundbauweise wären dünne Ätzteile hinter die eine ganze Ziegelplatte geklebt wird
    - 3-D Ausdruck, auch hier bei rauhen verwitterten Holzbalken wäre mit den heutigen Apparaten eine befriedigende Oberfläche zu ereichen


    Stahlfachwerk mit Ziegelausmauerung:
    Das kommt insbesondere bei Industriebauten recht häufig vor.
    - Stahlfachwerk dünne Ätzteile hinter die eine ganze Ziegelplatte geklebt wird


    Soweit meine 2 Cent.

  • Moin!


    Ich zitiere nochmal die Ausgangsfrage; wir kommen hier sonst vom Hölzchen auf's Stöckchen... ;)

    Was ist nun richtig? Maßstäblichkeit oder Originalwirkung? Hat Maßstäblichkeit keine Originalwirkung?


    Die Frage danach, was nun richtig oder falsch sei, muss sich letztlich jeder selbst beantworten. Andreas hat das schön auf den Punkt gebracht:

    Außerdem baut jeder für sich und nicht für andere. Lob ist immer nett, hört sicher jeder gerne, aber letztlich geht die eigene Zufriedenheit vor. Konstruktive und sachlich vorgebrachte Kritik ist dennoch willkommen.


    Wenn man sich natürlich zu sehr vom Lob der "anderen" abhängig macht, dann wird man nie glückselig. Denn irgend jemand wird immer irgendwo einen Punkt finden, an dem berechtigte Kritik ansetzen kann. Das ist dann die ebenfalls von Andreas geschilderte Krux: mache ich es maßstäblich, wirkt es unter Umständen zu fein.


    Winfried Schmitz-Esser hat eine ähnliche These auch mal für Farben postuliert: wenn ich ein Fahrzeug in den Originalfarben lackiere, wirkt es künstlich, weil sowohl der gewählte Maßstab der Verkleinerung als auch das Fehlen der natürlichen Umgebung als Einflüsse auf das Modell wirken, das damit natürlich, wenn man alles nur auf 1:87 runtergerechnet hat, unnatürlich wirken muss. Winfried gibt zum Beispiel seinen Wagendächern beim Lackieren einen Hauch blau zu, um das Licht des Himmels nachzubilden, das vom Wagendach reflektiert wird - nur als Beispiel.


    Maßstäblichkeit kann also (und wird auch oft) Originalwirkung haben, sie muss es aber nicht. Und oft sind es gerade die nicht quantifizierbaren Kriterien, die den Eindruck immens beeinflussen; das macht es dann natürlich schwierig zu ermitteln, wo Maßstäblichkeit angebracht ist und wo besser nicht. Diese Entscheidung muss jeder für sich selber und nach seinen eigenen Maßstäben treffen.


    So weit zu Peters Ausgangsfrage. Nun zu den "Nebenkriegsschauplätzen":

    Es liegt einzig und allein an den persönlichen Ansprüchen und natürlich an den bastlerischen Fähigkeiten, das auch auf der Anlage umzusetzen.
    Dabei spielen noch weitere Faktoren eine Rolle:
    [...]
    - das Vorschieben von angeblich notwendigen Kompromissen, wenn die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen,


    Naja - die Kompromisse sind ja dann nicht angeblich notwendig, sondern tatsächlich. Wenn jemand vorhat, was-auch-immer selbst anzufertigen und das nicht in exakter Maßstäblichkeit schafft, dann ist an eben dieser Stelle ein Kompromiss ganz offensichtlich notwendig, zumindest für diesen einen Bastler und in seiner speziellen Situation, wenn denn aus der Bastelei ein Modell entstehen soll. Und selbst den Proto-Jungs gelingt der Modellbau nicht in der postulierten Kompromisslosigkeit: ich habe zum Beispiel noch keine maßstabliche und originalgetreu funktionsfähige Dampflok gesehen. Da sind eben Grenzen gesetzt - beim einen von den eigenen Fertigkeiten, beim andern halt von der Physik. Irgendwas ist ja immer... *#'

    Ich versuche mich mal an einer kleinen Aufzählung wie man Mauerwerk oder Klinkerverband im Modell darstellen kann.


    Lasern fehlt noch. Wenn du das vielleicht auch noch in deiner Aufzählung ergänzen magst, dann wär's beieinander. ;)


    OT zu gelaserten Strukturplatten: Ein Freund von mir hat sich für einen von ihm gebauten Bauernhof nach Allgäuer Vorbild wunderbare Platten lasern lassen, die Falzziegel darstellen sollen - inklusive kleiner Unregelmäßigkeiten in der Deckung und leichten Schäden an einzelnen Ziegeln. Es muss eine ziemliche Arbeit gewesen sein, bis die Laserdatei fertig war...


    Grüße!
    B.

    Den wahren Freund erkennt man in der Not. (Cicero)

  • Hallo Leute,


    auf Euch ist verlass – es hätte mich doch sehr gewundert, wenn Patricks Faden keine Nachbeben (im positiven Sinne) verursacht :D
    Aber dafür sind wir ja hier: Auch Grundsätzliches muss besprochen werden.


    Ich halte mich an meine Devise: Ein Modell muss in erster Linie dem Erbauer gefallen. Egal mit welchen Mitteln es erstellt wurde.



    Der gezeigte Güterschuppen war mein erstes Gebäude, was nach dem Fertigstellen die Reaktion in mir hervorrief: „DAS ist nach meiner Definition perfekt.“
    Bei Gebäuden die ich zuvor ausschließlich per Hand anfertigte, fand ich immer irgendwelche Stellen, die mir nicht gefielen... Also musste die CNC-Fräse her.


    Maßstäblichkeit ist sehr wichtig aber man muss auch im gewissen Grad vom Vorbild abweichen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. Nieten zählen bringt nur die Erkenntnis, dass man immer zu wenig Geld hat, um ein exaktes Modell zu besitzen.

  • Winfried Schmitz-Esser hat eine ähnliche These auch mal für Farben postuliert: wenn ich ein Fahrzeug in den Originalfarben lackiere, wirkt es künstlich, weil sowohl der gewählte Maßstab der Verkleinerung als auch das Fehlen der natürlichen Umgebung als Einflüsse auf das Modell wirken, das damit natürlich, wenn man alles nur auf 1:87 runtergerechnet hat, unnatürlich wirken muss. Winfried gibt zum Beispiel seinen Wagendächern beim Lackieren einen Hauch blau zu, um das Licht des Himmels nachzubilden, das vom Wagendach reflektiert wird - nur als Beispiel.


    Das ist auch ein interessanter Punkt, den Du ansprichst. Altrote Diesel im Originalton wirken als Modell (ab Werk) oftmals zu dunkel. Gleiches gilt für Modellautos. Als ich vor hassenichwieviel Jahren einen Mercedes-Kipper im originalen Blau lackiert habe, war die Kiste einfach zu dunkel geraten. Trotz Original-RAL wirkte der Kipper imho überhaupt nicht und sah aus wie hingesch... Erst die Wahl eines helleren Tons brachte ein zufriedenstellendes Ergebnis. Eine weitere Möglichkeit ist das Verwenden einer weißen anstelle einer grauen Grundierung. Der Farbton wirkt stimmiger. Das werde ich demnächst auch selbst probieren ... bei dem Wetter nur mit "vorgeglühten" Dosen und hauswarmem Kunststoff. ;)
    Interessant ist die Sache mit dem Hauch von Blau im Lack ... Allerdings bin ich als airbrushloser Gelegenheitsjaucher natürlich kein Lackierprofi.

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

  • Hallo


    Als Verursacher dieses Threads melde ich mich nun auch mal zu Wort.


    Zunächst einmal: Ich beschäftige mich mittlerweile seit ca.6 Jahren mit dem Nachbau von Gebäuden. Angefangen hat das damals hier mit:

    Viel zu grob, viel zu helle und breite Fugen, sehr scheckig. Aber in der Landschaft wirkt es nicht ganz so schrecklich. Trotzdem bin ich gerade nach dem Heraussuchen von diesem Bild etwas schockiert, huaaaahhh!


    Bei dem fast baugleichen Nachbargebäude habe ich dann Vollmer Spur N Platten benutzt. Die sind für H0 wirklich fast maßstäblich.

    Darauf konnte man aufbauen, das Auge leidet nicht mehr, das würde ich heute genau so machen, vielleicht eine Nuance hellere Fugen.


    Das bedeutet aber nicht, dass die H0-Platten von Vollmer damit keine Daseinsberechtigung mehr hätten, denn gerade Gebäude, die aus Ziegeln gebaut sind, die im Feldbrand entstanden, haben größere Steinformate. Außerdem sind die Mauerwerksverbände bei solche Gebäuden auch sehr viel simpler, Vollmer stellt ja einen Läuferverband dar. Daher wirkt auch dieses Fachwerkgebäude vom Bahnhof Ondrup überhaupt nicht unglaubwürdig:


    Nur 3 m weiter steht ein Gebäude, welches mehr Aufmerksamkeit verdiente. Der Gasthof ist auch im Vorbild als Kreuzverband gemauert. Diesen gibt es von Auhagen, und er sieht sehr schön aus.


    Ein Problem beim Nachbau von Gebäuden aus der Münsterländer gegend ist, dass hier viele Gebäude im Wilden Verband gemauert sind. Dazu fehlt mir noch völlig eine Umsetzung im Modell. Muss man sich wohl lasern lassen.


    Bei der Umsetzung der Waage und des Schuppens hatte ich also, ob der zur Verfügung stehenden Materialien, vor der Wahl zwischen Pest und Cholera:


    - Auhagen mit falschem Verband und viel zu fein, dazu genau das gleiche Material wie beim wenige cm entfernt stehenden Gebäude von Raiffeisen.
    - Vollmer N Platten. Verband auch falsch und zu fein.
    - Vollmer H0 Platten. Verband falsch, zu grob aber dafür klares Unterscheidungsmerkmal vom benachbarten Gebäude.


    Die Wahl fiel dann auf letztere Variante, weil der Eindruck des Gesamtmodells für mich wichtiger war als das einzelne Gebäude auch mit der Lupe betrachten zu können.


    Der Vergleich von Vorbild und Modell offenbart aber Schwächen:



    Zugegebenermaßen: Das Verhältnis der Steinreihen ist mit 16:28 recht schlecht, vielleicht hätte ich mich hier doch für die Variante Platte N entscheiden sollen. :pfeifen:


    Völlig anders verhält es sich aber beim Stall. Hier haben wir es mit viel gröberen Steinformaten zu tun. Und jetzt dürfen alle mal zählen!



    Und, fertig geworden mit Zählen? Hätte ich den Vorsprung unter der Traufe besser nachgebildet, dann käme ich auf 25:28. Dazu passt der Verband fast 100 %.


    Damit sieht man aber nochmal ganz klar: Es gibt nicht DIE Mauerplatte, und man darf auch nicht ältere Produkte als absolut unmöglich aburteilen. Es ist jedes Gebäude einzeln zu betrachten.


    Für die Waage gebe ich mir bei der Materialauswahl damit ein AUSREICHEND.
    Das gleiche Material bekommt aber beim Stall ein SEHR GUT! :tanz: :applaus:


    So, dann mal weiter viel Spass beim Basteln.
    Patrick

  • Mit einer Überschrift "mein Beitrag hat's ausgelöst!" wäre das ein perfektes Statement! ;)


    Ich finde es sehr schön, wie du deine Überlegungen hier bebildert dargelegt hast. Es wird für mich vor allen Dingen - neben dem Aspekt der Materialauswahl beim konkreten Projekt - auch sehr deutlich, dass es gut ist, ein Konzept zu haben, ehe man drauflosbastelt. Sonst kann eine unbedachte Materialauswahl beim Erstgebäude eine Reihe von Problemen nach sich ziehen...


    Bravo!
    B.

    Den wahren Freund erkennt man in der Not. (Cicero)

  • Moin Joerg


    Nachgemessen habe ich nicht, aber eine relativ Maßstäbliche Nachbildung gibt es von Auhagen Nr.: 41 205
    Nachgestellt ist der Kreuzverband und man kann durch die Verzahnung Endlosmauern herstellen.
    Dann gibt es Steine zum Drucken; Vorgestellt in der MIBA-Spezial 95 ab Seite 60


    Unter der Überschrift zum Steineklopfen –drucken kann man einen sogenannten Mauerplatten Generator aktivieren der zig Möglichkeiten bietet.
    Sowohl im Maßstab als auch Verlegearten und Farben.
    Web Seite www.paperbrick.co.uk
    So schlecht sehen Papiermauerwerke nicht aus, wer damit geschickt arbeitet kann damit Spitzenergebnisse erzielen. Siehe z.B. Schmidts Esser
    Vielleicht kann Dir ja jemand die MIBA Seiten zur Verfügung stellen.


    Gruß Friedrich

  • Auhagen 41207...


    Hallo Jörg,
    ich würde auch so denken, wie Friedrich. Ich würde mich auf die Auhagen-Platten stürzen.
    Mit der weiteren Bestellnummer wäre sogar schon eine vorgefärbte gelbe Variante im Angebot.
    (Eberhard wäre sonst sicher auch sehr hilfreich bei dieser Sache)


    Nettes Grüssle mitten aus dem Wald
    Peter

    ... und das Grüssle mitten aus dem Wald
    bis bald... ´s Peterle


    ...mittlerweile gibt es einiges auf meinem "Blog"


    Verschiebe nicht auf morgen, was du heute leben kannst.
    Jeder vergangene Augenblick, den du nicht zu ergreifen verstanden hast, ist ein verlorener Augenblick.
    (unbekannter Autor)

  • (Eberhard wäre sonst sicher auch sehr hilfreich bei dieser Sache)


    Hallo Jörg,


    für das Zeichnen von Gebäuden mit Corel habe ich die Mauerwerksplatten von Auhagen 1:1 nachgezeichnet und verwende diese Zeichnung als Grundlage fürs Konstruieren. Es ist das gleiche Prinzip wie ich es bei den Platten von Faller für den JLKB-Lokschuppen genutzt habe. Auch die Empfangsgebäude der RSN wurden so von mir gezeichnet. Die Zeichnung der Auhagenplatten stelle ich Dir - wenn Du willst - gerne zur Verfügung.


    Wenn es der in dem Bild zu sehende Mauerverband sein soll - was eigentlich richtig ist - so sind die Mauerwerksfolien von Slaters (bei modulor im Angebot) genau das Richtige für Dich. Es handelt sich um den sogenannten Gothischen oder auch Polnischen Verband.


    Ich hoffe Dir mit diesen Hinweisen geholfen zu haben.


    Mit Gruß - Eberhard

  • Die Platten kenn ich noch garnicht, Muss ich mir mal bestellen.


    Danke für den Tip.


    Dein Angebot bezüglich der Zeichnung nehm ich gerne an.

  • Moin Friedrich,


    du erwähnst in deinem Beitrag Papiermauerwerke mit dem Generator.
    Das finde ich interessant. Kennst du vielleicht Fotos, auf denen Ergebnisse
    zu sehen sind? Den Generator habe ich gerade ausprobiert, funktioniert ja
    gut. Danke für deinen Tipp.


    Schönes Wochenende Thomas

  • Moin Thomas


    Ich kenne nur Ergebnisse, habe also keine Bilder.
    Mir hat jemand Gebäude gezeigt, die mit diesem in der MIBA vorgestellten selbst gedruckten Mauerwerk entstanden sind. Anmerken muss man, dass einer der Erbauer Architekt ist. Die haben in den meisten Fällen einen Blick für „Ansichten“.
    Ferner habe ich zugesehen wie Modellbauer Häuserwände mit nach dieser Methode erstellten Mauerwerk verkleidet haben. Auch diese Gruppe baute aber nicht das erste Mal mit Papier. Das Ergebnis hat mich überzeugt. Anmerken muss man, dass ein Bild eines Papiermauerwerkes immer besser aussieht wie in der Realität. Solange es gedruckt ist, fehlt die dritte Ebene.
    Selber habe ich noch nicht mit Papier-Mauerwerk gearbeitet, habe nur gelasert’e Pappe verarbeitet. Darüber hinaus bin ich bekanntlich Polystirol-Verbauer. Das Material verwende ich am liebsten.


    Gruß Friedrich

  • Hallo Friedrich!


    Schau mal hier:
    http://clevermodels.squarespace.com/free-downloads-01/


    Dann drücke mal auf die Schaltfläche: Get Textures
    http://clevermodels.squarespace.com/textures/
    Hier hast Du u.a. eine Auswahl verschiedener Ziegelmauerwerke zur Ansicht


    http://clevermodels.squarespac…he-return-of-the-chimney/
    Das ist frei herunterladbar. Das pdf kannst Du Dir herunterladen und ausdrucken. Dann einmal selber ausprobieren.


    Dann noch das hier:
    https://www.google.de/search?b….img..0.6.461.IVoiYazYq6M

  • Auch wenn Papier und Pappe auch nicht mein bevorzugter Werkstoff ist, so habe ich vor ein paar Jahren mal einen der kostenlosen Bausätze von Scalescenes runtergeladen, gedruckt und gebaut.


    Hier das m.E. ansprechende Ergebnis, auch wenn das Modell schon einige Macken abbekommen hat :




    Man sollte einfach mal alles probieren.