Pullman Drehgestelle und sonstiges

  • Heute konnte ich beim Zoll mal wieder eine lang erwartete Sendung nach Bezahlung der Einfuhrumsatzsteuer abholen.
    Die Vorgeschichte dazu.
    Letzten Monat wurde im Deutschen ebay eine größere Sammlung Brass Personenzugwagen versteigert. Daraus konnte ich 2 Wagen nach typischen ATSF Vorbild für mich schießen.
    Der eine Wagen wurde in den 1960er Jahren mal von Suydam importiert. Genauer gesagt handelt es sich nur um einen leeren Wagenkasten ohne Boden und Drehgestelle. Die Komplettierung überließ man dem geneigten Modellbahner. Ich weiß hierzulande ist so etwas unvorstellbar nur einen unvollständigen Halbbausatz anzubieten. Aber drüben was das überaus erfolgreich und die Dinger sind heute noch immer stark gesucht.



    So sieht ein Wagenende aus. Der Wagen steht provisorisch auf alten Rivarossi Drehgestellen.



    Ich hatte das Glück, daß der Vorbesitzer schon einen Wagenboden aus Holz und Unterbodendetails angebracht hatte. Beides war damaliges zeitgenössisches Zubehör um die Wagenkästen zu vollständigen Wagen zu ergänzen. DG waren jedoch nicht mit dabei.




    Bei einem Händler in den Staaten konnte ich noch ein Paar DG finden. Hier als Bausatz und harmlos aussehend.



    Hier noch mal der eigenhändig ausgepackte Inhalt (in anderen Foren wäre das jetzt der Gipfel :D )
    Man erkennt links oben die Seitenwangen, rechts daneben die Equalizer (hier würde man diese Wiegebalken Schwanenhälse nennen), Radsätze und Bremsen aus Kst.
    Darunter einen Gußbaum mit den Quertraversen, Federpaketen und weiteren Längswiegebalken. Dann die Mittelteile, die Achsgabelstege und die Federn.
    Des weiteren habe ich hier noch weitere für diesen Wagen bestimmte Teile mit abgebildet. Sitze, Lichtgenerator, Scherengitter und eine UC Bremsanlage



    Hier noch einmal die DG Teile nächer.



    Die ersten Arbeiten sind das Abtrennen von Gußbaum, das Entgraten und das Richten der Bauteile. Man erkennt auch hier, daß die Achshalterbleche doppelt ausgeführt sind.



    So fügen sich die Schwanenhälse mit den angegossenen Achslager zwischen die Achshalter. Das ganze muß natürlich leichtgängig beweglich sein damit die Federung später auch richtig arbeiten kann.

  • So fügen sich die Schwanenhälse mit den angegossenen Achslager zwischen die Achshalter. Das ganze muß natürlich leichtgängig beweglich sein damit die Federung später auch richtig arbeiten kann.


    Ich vermute, du willst die Federung nicht wirklich federnd bauen, sondern es wird letztlich über die "Federpakete" und die Schwanenhälse eine Dreipunktlagerung hergestellt, oder?


    Interessant finde ich diese Drehgestellbausätze allemal - in meinem Bekanntenkreis tummeln sich einige Leute, die würden es sehr begrüßen, wenn sowas für deutsche Reisezugwagen erhältlich wäre... ;)

    Den wahren Freund erkennt man in der Not. (Cicero)

  • Hallo Lutz
    immer wieder sehr faszinierend, fast schon so etwas wie eine Geschichtslektion in Modellbahnerei...
    Auf der Faszination Modellbau in Friedrichhafen war in einer der Hallen ein kleiner Stand, wo jemand Drehgestelle in Vollmessingbauweise für Spur 0 (??) und auch kleiner Angeboten hat.
    Leider habe ich keine Fotos davon gemacht oder kann mich erinnern, welche Spur. Ich meine aber, es war in der HAlle, in der auch H0-Fine und Aritec ausgestellt haben.
    Für alle, die den Messekatalog wälzen wollen...


    Ansonsten bin ich Geniesser - lehne mich zurück und schweige...


    LG,
    Axel

  • Could'nt resist
    Konnte nicht widerstehen die Dinger Gestern zusammen zu bauen:






    Um die Fragen zu beantworten, ja die Primärfederung funktioniert einwandfrei. Die Federn sind nicht allzu stramm und ein entsprechend schwerer Wagenkasten wird auch den Federn "schwimmen" und richtig federn.
    Die DG habe ich komplett zusammen gelötet. Nur mit den Bremsen bin ich noch nicht ganz glücklich. Die bestehen aus Kst. wegen Eliminierung der Kurzschlußgefahr. Jedoch sitzen die Bremsbacken bei vorschriftsmäßiger Montage nicht richtig vor den Radlaufflächen. Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen.


    Was DG Deutscher Bahnen angeht.
    Nun ich erinnere mich, daß LS Models sehr gut gemachte Y25 DG auch einzeln angeboten hatte. Wirtschaftlich war das kein Erfolg weil kaum jemand DG zum Nachrüsten gekauft hat. Austauschen von groben Serien-DG gegen bessere und feiner detaillierte Exemplare scheint mir nicht die Stärke des größten Teils der Modellbahner zu sein.
    Ansonsten gebe ich es ja zu, es ist ein Drama hierzulande. DG sind nur als teure Ersatzteile wenn überhaupt erhältlich. Dazu kommen noch unterschiedliche DG-Aufnahmen die einiges an bastlerischem Geschick voraussetzen. Deswegen sehe ich auch keinen Markt dafür. Allenfalls in Kleinserientechnik w. o.


    Aber wo Schatten ist, ist kann auch Licht sein. Die vielgescholtene Firma ESU hat ja in Nürnberg den ersten, ich nenne ihn mal so, Multimediawagen präsentiert. Neben dem Flachbildschirm möchte ich die Aufmerksamkeit mal auf die DG dieses Wagens lenken. Es sind Schwanenhals-DG die mir aus mehreren Teilen zusammen gesetzt erscheinen. U.a. sind die Wiegen bei dem Muster farblich abgesetzt, woraus man auf ein separates Teil schliessen könnte. Des weiteren sind separate Federn aus Metall eingesetzt.
    [Spekulatiusmodus] Bei geschickter Konstruktion könnte man auch hier eine arbeitende Federung realisieren. [/Spekulatiusmodus]
    Lassen wir uns mal überraschen. Vielleicht wird es ja mal eine positive Überraschung...

  • Um die Fragen zu beantworten, ja die Primärfederung funktioniert einwandfrei. Die Federn sind nicht allzu stramm und ein entsprechend schwerer Wagenkasten wird auch den Federn "schwimmen" und richtig federn.


    Ich hatte ja in erster Linie gefragt, weil ich die Querjoche im nicht zusammengebauten Zustand für Blattfedern gehalten hatte. Dass ja auch Druckfedern eingebaut werden müssen, hatte ich irgendwie verdrängt...


    Die Spiralfederung wird zweifelsohne funktionieren, passend dimensionierte Federn vorausgesetzt. Dass in H0 sogar funktionierende Blattfedern möglich sind, weiß ich spätestens seit ich mal Winfrieds wunderbaren preußischen Dreiachser betrachten durfte. Es ist ein Genuss, dem Teil beim Überfahren von Weichen zuzusehen. Ich plädiere für eine Schienenoberkante auf Augenhöhe! :D


    Interessant finde ich übrigens die zwischen zwei Achshaltern geführten Achslager - ich kannte bislang nur die Ausführung einer um den Achshalter herumgreifenden Lagerung. Man lernt nie aus! ^^

    Den wahren Freund erkennt man in der Not. (Cicero)

  • Blattfedern habe ich auch schon hinter mir. Zwar nicht so fein wie W. S.-E. aber immerhin richtig funktionierend. Für ein Märklin Caboose habe ich Kadee Drehgestelle auf Blattfederung umgebaut. Die werksmässig montierten Märklin DG waren einfache Güterwagen Standard DG die hier völlig fehl am Platz waren. Das es damals nichts zu kaufen gab, habe ich denn die Kadees umgebaut.
    Heute ist das keine Affäre mehr weil Kadee mittlerweile die exakt passenden Caboose DG im Programm hat.


    Hier in diesem Fall der Pullman DG könnte man auch die Sekundärfederung zum funktionieren bringen, aber wofür? Sie kompliziert die Sache nur ohne daß im Modell weitere fahrtechnische Vorteile dadurch entstehen.

  • Starkes Teil.


    Wie machst du das jetzt mit der Lackierung ?


    Sind die Bereiche, wo die Teile aneinander laufen weit genug oder sparst du die Lackierung dort aus ?

  • Hallo Lutz,
    kann es sein, dass Du die Kunststoffstreifen der Bremsen auf der "falschen" Seite einbauen willst?


    Also, das auf dem dritten Bild unten zu sehende Pastikteil der Bremsen so einbauen, dass die langen Stege zwischen Rahmen und Räder zu liegen kommen?
    Das wäre dann geleichzeitig eine Begrennzung der seitlichen Verschiebung und würde die Räder vom Rahmen Isolieren...
    Also auf dem Bild von unten nach oben schieben?


    Nur so eine Idee...


    LG,
    Axel

  • Hallo Leute!
    Um auf Eure Fragen zu antworten.
    Joerg:
    Beim Lackieren sehe ich keine Probleme. Durch meine schon jahrelang geübte Praxis auch Dampflokgestänge komplett zu lackieren und sie auch wieder vollkommen leichtgängig zu bekommen habe ich dadurch eine gewisse Erfahrung wie ich damit umgehen muß.


    Axel:
    Bei der Bremse ist noch nichts Endgültige entschieden. Es ist auch fraglich ob ich die beigegebenen Teile überhaupt verwenden werde. Selbst bei korrekter Montage sind die Backen für die mittleren Radsätze meilenweit von den Rädern entfernt. Trotzden vielen Dank für Deinen Vorschlag.
    Eine Seitenverschiebbarkeit der Radsätze innerhalb eines DG brauche ich hier bei Code 110 Rädern nicht. Da reicht das seitliche Spiel des Radsatzes im Gleis vollkommen aus.


    Boscho:
    Eine funktionierende Sekundärfederung bekommst Du eine Nummer größer mitgeliefert:
    http://www.protocraft.com/cate…m?ItemID=102&Categoryid=3
    Hier sind die aus Messing massiv gegossenen oberen und unteren Blattfederpakete durch einen Bolzen gelenkig miteinander verbunden. Sie können so auf- und zuklappen. Der Witz ist eine im inneren unsichtbar zwischen den beiden Paketen sitzende Spiralfeder. Diese übernimmt die eigentliche technische Federfunktion während die gegossenen Blattfederpakete nur eine optische Funktion haben.


    Zum Angucken, Protospleen in 1:48 ;)
    http://www.protocraft.com/cate…?ItemID=261&Categoryid=25
    Alles drin, alles dran. einschliesslich beweglicher Achslagerdeckel um die kugelgelagerten Achslager ölen zu können :P
    Da braucht man eigentlich keine Wagenkästen mehr.
    Und wenn ich mir das Spur0 Teil so anschaue, ich habe da noch Messinggußbremsbacken von Fuchs soda liegen. :huh:

  • Hallo,


    die Modellbauerei bringt doch immer wieder kuriose Facetten hervor – Fahrzeuge mit funktionierenden Federn. Optisch und handwerklich ohne Frage sehr spannend. Aber funktionell? Welche Fahrzeuggewichte da wohl bewegt werden, damit es echte Federn braucht, fragt sich Robert, der das toll aber irgendwie auch verrückt findet.

  • Nach der NMRA Norm RP-20.1 Car Weight :


    SCALE INITIAL WEIGHT (ounces) + ADDITIONAL WEIGHT per inch of car body length (Ounces)


    HO = 1 + 1/2
    HOn3 = 3/4 + 3/8
    TT = 3/4 + 3/8
    N = 1/2 + .15


    Note:
    Many factors besides car weight affect car performance:
    a. Track Railhead should be smooth and without obstructions. and should conform to STANDARD S-3 (Use the GAGE of RP-2).
    b. Wheels should run freely and truly in free-swivelling trucks. should be of good contour (See RP-25) and conform to STANDARD S-4 (See RP-2).
    Weight on each wheel should be approximately equal - springing, if used, should permit free equalization of the trucks for the car weight used.
    Coupler and diaphragm bind due to uneased and reverse curves should be eliminated.


    wobei 1 ounce = 28,35g und 1 inch = 2,54 cm

  • Hallo Robert!


    Ja auch funktionell. Auskunft gibt da die RP20.1 :
    http://nmra.org/standards/sandrp/rp-20_1.html
    die für einen beim Vorbild 80' langen Wagen in H0 185g empfiehlt.
    Grundgewicht 1 Unze (28.35g) + pro Inch (25,4mm) Wagenlänge nochmal 1/2 Unze an Gewicht dazu.


    Toll ist das schon, aber nicht verrückt. Drüben gibt es den Hemmklotz "Märklin" nicht und in H0 auch keine Liebe zu uralten (Werks-)Standards von Anno Tobak. Folglich auch keine Diskussionen über Abwärtskompatibilitäten die es unbedingt zu berücksichtigen gilt.
    Damit ist dann auch der Weg zu solchen Konstruktionen wie gefederte Drehgestelle geebnet. Sie gibt es aber auch schon lange.

  • Heute Abend habe ich die DG unter den Wagen geschraubt:



    Die nächsten 4 Bilder zeigen das DG beim Überfahren einer Kinke im Gleis (hier ist mir mal etwas Schweres daraufgedonnert) auf meiner Werkbank:






    Wie man sehen kann arbeitet die Federung, die Ausgleichshebel gleichen aus und alle Rädchen bleiben auf dem Gleis. :thumbsup:

  • Hallo Lutz,
    Die Drehgestelle finde ich schon ein wenig verrückt- ungeachtet der Tatsache, daß man in Amerika keine Rücksichten auf Althergebrachtes nehmen muß.
    Sicherlich bleiben jetzt alle Achsen auf dem Gleis. Aber Fahrkomfort dürfte für die meist leeren Reisezugwagen (meist werden sie ja ohne Inneneinrichtung geliefert) von untergeordneter Bedeutung sein.
    Allerdings fasziniert mich der technische Aufwand.


    Was mich aber umtreibt- sind Deine Bemerkungen mit über die beweglichen Blattfedern.
    Sicherlich gibt es auch in Europa Fahrzeuge mit funktionsfähigen Federungen- in der regel sind es dann aber nur ein oder zwei Lagen.
    Triebfahrzeuge mit funktionsfähigen, geschichteten Federn sind eher selten. Die würden dann, bei maßstäblicher Größe, unverhältnismäßig hart sein- und eben nicht mehr federn.


    Du schreibst:
    Hier sind die aus Messing massiv gegossenen oberen und unteren Blattfederpakete durch einen Bolzen gelenkig miteinander verbunden. Sie können so auf- und zuklappen. Der Witz ist eine im inneren unsichtbar zwischen den beiden Paketen sitzende Spiralfeder. Diese übernimmt die eigentliche technische Federfunktion während die gegossenen Blattfederpakete nur eine optische Funktion haben.


    Hier sind natürlich parallel liegende Federn gemeint- aber: Könnte dies auch bei Dampdlokomotiven funktionieren? In dem die Lagerung- ähnlich der Weinertlokomotiven ausgelegt ist.
    Aber die Federpakete an den Achslagern "hängen" und eben in der Mitte (unter dem Federbund) gelenkig verbunden sind.
    Sozusagen einen beweglichen Lastausgleich darstellen- der mit den üblichen Lastausgleichebeln verbunden wird... Damit wäre es prinzipiell möglich, eine weitgehend vorbildgetreue Aufhängung des Fahrwerkes zu realisieren.
    Es müße also nicht auf Drähte oder ähnliches zurückgegriffen werden- um eine Dreipunktlagerung darzustellen.
    Daß es eine entsetzliche Frickelei wird- ist mir auch klar.


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hier sind natürlich parallel liegende Federn gemeint- aber: Könnte dies auch bei Dampdlokomotiven funktionieren? In dem die Lagerung- ähnlich der Weinertlokomotiven ausgelegt ist.
    Aber die Federpakete an den Achslagern "hängen" und eben in der Mitte (unter dem Federbund) gelenkig verbunden sind.
    Sozusagen einen beweglichen Lastausgleich darstellen- der mit den üblichen Lastausgleichebeln verbunden wird... Damit wäre es prinzipiell möglich, eine weitgehend vorbildgetreue Aufhängung des Fahrwerkes zu realisieren.
    Es müße also nicht auf Drähte oder ähnliches zurückgegriffen werden- um eine Dreipunktlagerung darzustellen.
    Daß es eine entsetzliche Frickelei wird- ist mir auch klar.


    Hallo Christian!
    Da der Teufel bekanntlich im Detail steckt, müsstest Du Dich erst mal entscheiden welchen Teil der Hölle Du nehmen möchtest? *#'
    Gemeint sind die Darstellungsarten.
    a) Einmal die absolut maßstäblich optisch einwandfreie verkleinerte Wiedergabe des Vorbild die dann auf Grund der physikalischen Gegebenheiten (Masse!) nicht funktioniert.
    b) Dann die technisch einwandfreie funktionsfähige Lösung die oftmals nichts mit dem Vorbild gemein hat und die man möglichst geschickt verbergen muß.


    Schau Dir das mal an:
    http://www.clag.org.uk/pannier-csb.html
    und:
    http://www.clag.org.uk/beam-annex3.html
    http://www.clag.org.uk/csb-gallery.html
    Es ist zwar ein englischer Text, aber die vielen Abbildungen und Zeichnungen dürften selbsterklärend sein.
    Hier hat man eine Lösung nach b) gemacht.
    Dabei ist es eigentlich egal ob man den Federbalken ober- oder unterhalb der Achslager anordnet. Der Federbalken übernimmt technisch gesehen die Aufgaben der Federung als auch der Ausgleichhebel gleichzeitig.


    Hier wie man funktionsfähige Achslager und Führungen machen kann:
    http://www.clag.org.uk/hl-hornblock.html


    Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Blattfedern aus geschichteten Blechen, die maßstäblichen Dimensionen entsprechen, erst ab Baugröße 0 anfangen zu funktionieren. Und auch dort wegen der Masse nur bei schweren Loks.



    Ich habe das früher als praktischen Ansatz mal bei einem Wagen gemacht, rechts im Bild, als es noch keine passenden Drehgestelle zu kaufen gab. Hier habe ich die Spiralfedern durch 0,1mm Kupferbleche ersetzt um eine Blattfederstruktur nachzubilden. Beim Vorbild mehrere Vollelliptikfedern dicht nebeneinander, im Modell nur eine C-förmige Struktur. Und nur weil das Material so weich ist und C-förmig ausgeformt, federt es überhaupt etwas.
    Jedenfalls hat der Wagen dadurch eine Allradauflage und eine von aussen sichtbare Blattfederstruktur.


    Heute würde ich das nicht mehr machen. Heute gibt es die richtigen Drehgestelle von Kadee zu kaufen. Und das als "full equalized" HGC Version.

  • Hallo Lutz,
    es ist schon eine Weile her, seit Du mich mit den gefederten Drehgestellen angefixt hast...
    Wie ich schon geschrieben habe, hat mich die technische Ausführung begeistert.
    Seit dem Bau der Weinert-Lok treibt mich eine möglichst vorbildgerechte Lösung der Fahrwerksfederung. Dabei ist die Federung nach Weinert-Art so schlecht nnicht- zumal sie kaum zu sehen ist. Allerdings finde ich die Einzelabfederung- gerade der angetriebenen Achsen suboptimal.
    Hier hätte sich eine Lagerbrücke- ähnlich eines Ausgeleichshebels angeboten. Der sich aber hieraus ergebende Nachteil wäre die Kreisbewegung der Achsen um dien Mittelpunkt des Zwischenzahnrades...


    Aber daß ist nicht unbedingt das Problem. Mir geht es vorrangig um die Gestaltung bei den ( geschobenen) Triebwerken der Schlepptenderloks... Hier möchte ich die Aufhängung (zumindest) vorbildähnlich gestalten- um somit das gesamte Fahrwerk etwas Luftiger zu gestalten.
    Bisher habe ich ( z.B.bei der Ok22) eine ähnliche Lösung gewählt, wie sie bei verschiedenen Großserienherstellern angewendet wird...
    Dabei kann ich aber u.U. keine Allradauflage gewährleisten.
    Bei der Ok sind die durchgehenden Achslackerblöcke nicht das Problem- da sie wegen des Blechrahmens nicht zu sehen sind.
    Anders ist es natürlich bei Barrenrahmenloks.
    Hier möchte ich, wie gesagt, die ganze Geschichte etwas luftiger haben. Auch um ggf ein Innentriebwerk einbauen zu können.
    Dabei gefällt mir die Lösung mit den Achslagersteinen und der kleinen Spiralfeder ganz gut- vielleicht ist es ja auch möglich diese Achslagersteine von Weinert zu beziehen- auch wenn diese nicht als Ersatzteile gelistet sind.


    So, und jetzt kommt der Teil mit der Hölle:
    in den katholischen teil will ich nicht :D aber Spaß beiseite.
    Daß eine Blattfederung nicht funktioniert ist mir klar- besonders wenn bei den Lokmodellen der Aufbau von Großserienmodellen oder Resinteilen verwendet werden soll. Hier ist einfach die Masse zu klein. Selbst bei der Verwendung von wesentlich dünneren Federlagen. Zudem werden die dünneren Federlagen nie den Eindruck der Federn widergeben...
    Ich habe mir vorgestellt- die Aufhängung mit Ätzteilen zu realisieren.
    Also, die ganze Geschichte umzudrehen. Will heißen: die nach unten offenen Achslagerführungen werden unten Geschlossen. Damit können die Achslagerstege ohne größere Probleme dargestellt werden. Der obere Abschluß wird durch das auf den Rahmen geschraubte Blech dargestellt. Die nach oben offenen Achslagerfenster werden über die am ebend genannten Blech seitlich verschlossen- und mit dem Stift für die Feder ausgerüstet.
    Somit können die Achsen von oben in den Raghmen eingelegt werden und es besteht keine Gefahr, daß die Achsen aus dem Rahmen springen können.


    Jetzt mein Problem:
    Jeder der schon einmal eine Lokomotive über eine Weiche fahren sehen hat, wird festgestellt haben, daß sich dann die Federn verbiegen UND um den Punkt der Druckstütze (ähnlich einem Ausgleichshebel) verdrehen.
    Funktionmiert das dann auch bei einer starren feder- die sich nur um diesen Punkt drehen kann? Also die Federn sind quasi ebenfalls Ausgleichhebel- die den Bewegungen der Achse folgen.
    Dabei sind die Federspannschrauben mit den Hebeln beweglich verbunden. Wie sieht es nun an den "Endpunkten" aus? Lege ich mit einer am Rahmen festgelegten Spannschraube das ganze System fest- oder kann es sich, wenn die Schraubennachbildung ( mit dem Rahmen fest) an der Feder beweglich gelagert ist immer noch bewegen. Oder muß ich auch hier das System "umdrehen" , also die letzte Spannschraube dann im Rahmen (mit einer kleinen Zugfeder beispielsweise) federn?


    Das dies eine ganz schöne Fummelei wird- ist mir natürlich klar- aber könnte das zumindest prinzipiell funktionieren?
    fragt sich


    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten



  • Christian!


    So ganz verstehe ich nicht was Du meinst. Meinst Du mit "starre Feder" einen Ausgleichshebel? Nämlich einen solchen hast Du dann vorliegen wenn keine Federwirkung vorhanden ist.
    Man kann auch einen Ausgleichshebel federnd auslegen. Und das ist auch tatsächlich so gemacht worden. Schau Dir doch mal beispielsweise in Andreas LKW Thread die Federung der Hinterachsen der schweren 3-achsigen Baustellenkipper an. Hier hast Du nichts anderes als als gefederte Ausgleichshebel vorliegen. Ich wähle dieses Beispiel LKW zur Verdeutlichung.
    So ist das auch bei frühen Lokomotiven gemacht worden.
    Du hast hier aber am Anlenkpunkt am LKW-Rahmen einen horizontalen Drehzapfen vorliegen. Die Halbeliptikfeder kann um diesen Drehzapfen frei schwingen und beide Achsen werden stets gleichmässig belastet, auch wenn sie sich auf unebenen Grund befinden.
    Jetzt als Gedankenexperiment den Drehzapfen festlegen und die Feder in der Mitte am Rahmen festschrauben. Man hat es hier jetzt mit Vierteleliptikfedern zu tun.
    Solange der LKW auf ebener Straße steht werden beide Hinterachsen auch einigermaßen gleichmässig belastet. Als vereinfachte Betrachtungsweise nur mal jetzt eine Seite des LKW.
    Steht jetzt eine Hinterachse erhöht, z.B. auf einem Stein, so wird das betreffende Rad angehoben und die betreffende Federhälfte dadurch gespannt.
    Die andere Hinterachse wird jedoch angehoben, da hier kein Hindenis vorhanden ist, bleiben die Räder durch die Federwirkung auf dem Boden. Ermöglicht wird dies durch die Entspannung der hier betreffenden Federhälfte (daran denken, daß die lange durchgehende Feder ja in der Mitte fest an den Rahmen gepinnt ist und man die Feder dadurch in 2 Quasi-Einzelfedern aufgeteilt hat).
    Resultat ist eine ungleichmässige Belastung der Räder.
    Und wenn man jetzt noch als nächste Stufe beide Seiten der Hinterachsen zusammen betrachtet, kommen noch die quer verlaufenden und wirkenden Kräfte hinzu.


    Das jetzt nur mal als Ausgangslage für weitere Betrachtungen. Das Beispiel LKW mit 2 Hinterachsen bot sich wegen der Einfachheit an.
    Aber ungleichmässige Belastungen der Räder haben schon die alten Lokomotivbauer auf jeden Fall zu vermeiden zu versucht.
    Ich darf mal an dieses traurige Beispiel erinnern:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Siegelsdorf
    Das Vorlaufgestell der bay. S0,5 (BR 18.4) hatte keine Ausgleichshebel wie in Preußen und USA üblich, sondern eine Einzelabfederung der Lager der Vorlaufachsen.
    Hier fehlte also die Ausgleichswirkung. Sie war nur im begrenzten Maß vorhanden (siehe Beispiel LKW) . Solange der Oberbau in der Epoche 1 tipp-topp 1A in Schuß gehalten wurde ist nichts passiert.
    Als jedoch in den 1920er Jahren durch die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse bedingt der Oberbau nicht mehr so gut in Ordnung gehalten werden konnte kam es zu dieser im Link geschilderten Verkettung von Umständen die die Entgleisung herbei führten.


    Ich hoffe, daß ich Dein Problem soweit erfasst habe.

  • Da die Drehgestelle einen separaten Thread darstellen, hier der (vorläufige) Rest:



    Die Bremsbacken sind von Fuchs, das Gestänge und die Aufhängung sind selber gemacht.



    So sieht es von unten aus. Die Bremsbacken müssen noch - kurzschlußfrei - ausgerichtet werden. Hier tendiere ich im Sinne der Betriebssicherheit zu etwas größren Abständen zu den Rädern.