• Hallo Modellbaufreunde,
    ich möchte hier mal einen neuen Tread über den Resinguss eröffnen, so wie ich ihn betreibe. Ich will nicht behaupten das es das Non plus Ultra ist, aber ich komme mit dieser beschriebenen Variante prima klar.
    Ich möchte es am Beispiel des Gebäudebaues, konkret am Empfangsgebäude Hetzdorf, erklären.
    Wer schon einmal Gebäude selbst gebaut hat, weiß wie schwer es ist, das Original wirklichkeitsnah in den Maßstab 1:87 zu bekommen. Spätestens beim Bau von Fachwerkhäusern oder Klinkerbauten steht man vor dem Problem: Welche, ohnehin meist nicht maßstäbliche, Mauerplatte nehme ich zum bauen? Eine einzige neue maßstäbliche Platte ist mir bekannt, und die kommt, wie kann es anders sein, von AUHAGEN aus dem schönen Erzgebirge. Eine solch super Gravur und Maßstäblichkeit sucht man bei anderen Herstellern vergeblich. Leider ist die Platte im Kreuzverband, und der kommt bei Fachwerk- und Klinkerbauten eher selten vor. Spätestens an Fensterlaibungen und Gebäudekanten kommen ohnehin Probleme mit der Übereinstimmung der Steine zustande. Dieses Problem und einige andere (z.B. Fensterbögen) sind durch eine andere, wenn auch sehr aufwendige, Bauweise gut zu lösen. Alle von mir bisher gebauten Gebäudemodelle (auch ca.70 % der Gebäudemodelle der Anlage "Dürrröhrsdorf" des MEC Saxonia Dresden e.V. stammen aus meiner Werkstatt) entstanden bisher ausschließlich aus den alt bekannten Platten der Firma AUHAGEN. Obwohl zum Teil schon angefangen bzw. in traditioneller Bauweise entstanden, entstehen die letzten drei Gebäude des Bahnhofs Hetzdorf nun in einer neuen Art und Weise. Die Gebäude (Empfangsgebäude, kleines Stellwerk und Lokschuppen) entstehen zuerst am Computer mit CorelDraw. Die einzelnen Wände (durch Mauervorsprünge bis zu 4 Lagen pro Wand z.B. beim Empfangsgebäude) werden auf Overheadfolie mittels Laserdrucker (bei mir Brother HL2030 und HL4030CN) ausgedruckt. Über diese Folie wird das fotobeschichtete 0,3mm Ms-Blech mittels UV-Lampe (umgebauter Gesichtsbräuner mit 4 Röhren) belichtet. Mittlerweile lasse ich aber auch die Filme in einer professionellen Druckerei ausbelichten, da hier die Qualität besser und vor allem gleich bleibend gut ist. Nach dem entwickeln des Bleches wird dieses geätzt. Dies geschieht bei meinen Musterteilen in einer selbstgebauten Sprühätzanlage und manchmal auch in altbewährten Foto-Schalen. Danach werden die einzelnen Blechlagen ausgeschnitten, deckungsgleich übereinander geklebt und auf der Rückseite mit einer 2 mm-Polystyrolplatte versehen, um eine gewisse Wandstärke zu erreichen. Nun ist das Urmodell fertig und wird mit Trennmittel benetzt. Nach dem trocknen wird das Urmodell mit Silikon abgeformt. Ist das Silikon ausgehärtet, kann die Form mit Biresin ausgegossen werden. Diese recht aufwändige Methode hat viele Vorteile: - Die Teile sind genauso exakt wie die Computerzeichnung,- der Mauerverband stimmt exakt und ist maßstäblich,- Teile können beliebig oft kopiert (abgegossen) werden! Und dies kann sich auch für andere interessierte Modellbahner lohnen ! Stehen doch zumindest Heizhaus und Empfangsgebäude nicht nur in Hetzdorf! Beim Bahnhofsgebäude sind ohnehin einige Wände wie Obergeschoss und komplette Giebelseite auf der jeweils gegenüberliegenden Seite identisch. Da erspart die Methode schon viel Arbeit, denn ein Abguss ist relativ schnell erstellt. Auf der Rückseite der Platten werden lediglich noch die Fenster- und Türlaibungen auf die erforderliche (Ziegel-) Stärke gefräst. Alle benötigten Fenster und Türen entstehen ebenfalls in Ätztechnik, teilweise in bis zu 4 Lagen übereinander. Diese lasse ich allerdings in einer professionellen Lohnätzerei durchführen, da hier die Qualität gleichbleibend gut ist. Im folgenden eine kleine Bilderklärung:



    So sieht der Computerausdruck der CorelDraw-Zeichnung für das Erdgeschoß auf der hinteren Gebäudeseite aus. Diese Platte stellt sozusagen den Grund, also die unterste (tiefste) Ebene dar. Die beiden Türen, das Doppel-Fenster, die Fensterbank und das darunter befindliche Teil werden ausgesägt (schwarze Flächen). Da die geätzten Linien an diesen Stellen genau so stark sind wie das Laubsägeblatt, geht dies relativ schnell und fast ohne Nacharbeit. Das Stück unter den Fenstern wird durch ein entsprechendes Ätzblech, welches hinter die erste Lage geklebt wird, ergänzt. Die Fensterbank entsteht durch ein entsprechendes Stück Evergreen-Profil.
    Auf dieser Zeichnung befinden sich oben die komplette Längsseite des Erdgeschosses (ohne Anbauten) vom Empfangsgebäude, Gleisseite. Darunter ist das Teil des Sockels zu sehen, der anschließend auf die Grundplatte aufgeklebt wird.



    Das aus mehreren Ätzteilen zusammengestellte fertige Urmodell, hier schon auf eine Kunststoffplatte aufgeklebt. Ringsherum wird nun ein Rahmen mit entsprechender Stärke aufgeklebt, das ganze mit Trennmittel beschichtet und mit Silikon ausgegossen.



    Nach dem aushärten ist nun die Silikonform für das Wandteil fertig, und kann mit Biresin ausgegossen werden.



    Das mit Biresin gegossene Wandteil, hier schon zum Test farblich fertig behandelt.
    Auf der Rückseite werden mit einer Fräsmaschine die Aussparungen für die Fenster und Türen eingebracht.
    Vor der Farbgebung sollte das Teil einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. Die Revell-Acryl-Farben werden Schicht für Schicht mit dem Pinsel bzw. der Airbrush-Pistole aufgetragen. Sinnvoll ist es aber, die Farbgebung erst durchzuführen, wenn das Gebäude komplett fertig gebaut ist.

  • Leider ist die Platte im Kreuzverband, und der kommt bei Fachwerk- und Klinkerbauten eher selten vor.

    Hallo DeKo,


    da gehe ich nicht mit, denn was Du als Kreuzverband bezeichnest ist der Regelverband und - das sagt schon der Name - ist die Verbandsart, die vorrangig bei Klinkerbauten zur Anwendung gekommen ist. Alle anderen Verbandsarten waren auf Länder oder Landkreise beschränkt. Amerikanischer, Polnischer oder Märkischer Verband, um nur mal ein Paar Beispiele zu nennen. :imsohappy:


    Was du da auf die Beine stellst ist toll, alle Achtung. :applaus: Mir persönlich wäre aber der finanzielle Aufwand zu groß. Da mache ich dann lieber einen erträglichen Kompromiß. Laß, wenn es soweit ist, das fertige Modell sehen. Ich bin sehr gespannt!


    Mit Gruß vom grünen Strand der Spree und Dahme


    Eberhard

  • Hallo Eberhard,
    danke für das Feedback, aber so ist das halt, verschiedene Leute=verschiedene Meinungen! Da ich ja auch nicht vom Fach bin hatte ich mich bei der Recherche bei einem befreundeten Maurer kundig gemacht. Der sprach zwar auch vom "Regelverband", meinte aber das er in Sachsen dann doch eher "Kreutzverband" benannt wird. Also liegen wir da beide nicht falsch.
    Das mit dem Kostenaufwand ist relativ. Klar ist das Silikon ( ich verwende auch noch außschlieslich das teurere 1:1 Silikon WM 700 von Wedico-Weissmetall) relativ teuer, aber ich verwende es ja nicht nur für den Gebäudebau. Die Zeichnungen entstehen am Laptopp im Zug auf der Hin-und Rückfahrt zur Arbeit. Und der Rest ist dann relativ schnell gemacht. Ich habe auch schon für ein Gebäude einzelne Steine für die Fensterbögen geschnitten und eingeklebt, aber da zieh ich mir doch die Zeichnungs-und Kopiermethode am Rechner vor. Zumal so auch ein kleines Zeichnungsarchiv entsteht, welches bei den in Sachsen ja bei der Bahn reichlich vorhandenen "Bauten nach Einheitszeichnung" ganz brauchbar ist.
    Das mit den Kompromissen ist so eine Sache. Nach einschlägigen Erfahrungen mit Hetzdorf 1 habe ich mir nun vorgenommen, so wenig wie möglich davon einzugehen. Denn es gibt am Ende noch genug davon!
    Natürlich werde ich den weiteren Baufortschritt hier dokumentieren, aber da bitte ich um etwas Geduld, denn der Gleisbau an der Anlage hat Vorrang. Weihnachten sollen schließlich die ersten Züge durch Hetzdorf fahren, und zwar digital und dezent beleuchtet!
    Viele Grüße von Detlef Ko, dem DEKO

  • Hallo Detlef,


    deine Methode finde ich hochinteressant und bin erstaunt, wie man sich auch ohne Fräse behelfen kann :D
    Was mich am Resin stört, ist die Tatsache, dass sich ohne Vakuumkammer immer Luftblasen im Gussstück befinden. Hast du dieses Problem gelöst und wenn ja, wie?
    Für Abgüsse in diesem Bereich würde sich auch Dentalgips empfehlen. Kein normaler Baumarktgips oder Spachtelmasse wie viele meinen! Dentalgips enthält unter anderem kleine Kunststoffteilchen, die den Gips sehr stabil bei gleichzeitig hervorragenden Verarbeitungseigenschaften machen. 8)

  • Hallo Robert,
    das viel gescholtene Problem der eingeschlossenen Luftblasen lässt sich auf mehrere Arten lösen:
    1. Vakuumbrotbox, bei Ebay für 30€ zu bekommen, geht gut, lohnt aber nur bei langsam abbindenden Materialien
    2. noch viel einfacher und von mir praktiziert: Form von unten "anklopfen", dadurch steigen die Luftblasen nach oben und zerplatzen.
    Generell ist zu bemerken: Desto langsamer das Material abbindet, desto weniger Luftblasen sind drin. Deshalb verwende ich auch für die Silikonform das langsam (12 h) abbindende 1:1 Silikon.
    Das mit dem Dentalgips ist auch eine Möglichkeit, aber ich vermeide dies aus Gewichtsgründen wo es möglich ist. Denn irgendwann will man ja mal auf eine Ausstellung, und wenn die dann wie bei uns im Club in der 3. Etage ist, ist das mit dem Gewicht nicht mehr ganz von der Hand zu weisen. Dazu kommt noch, das sich das Biresin traumhaft bearbeiten lässt (schleifen, bohren , fräsen, kleben)
    Viele Grüße von Detlef Ko., dem DEKO

  • Hallo Leute,


    Auch ich habe mich schon seit längeren mit diesen Thema beschäftigt. Mir diente hierzu eine Hausfasade von Auhagen als Vorlage. Den Gebäudeteile habe ich kurzer Hand mit Doppelklebeband auf einer Plexiglasplatte aufgeklebt. Einen Rahmen aus Legosteinen hundherum gebaut und sicherheitshallber auch noch seitlich mit Klebeband zu geklebt damit mir nicht das silikon dazwischen herauslauft.



    Als nächsten Schritt habe ich dann das Silikon "eingefüllt und nach der trocknungsphase vorsichtig herausgezogen nachdem ich den Rahmen entfernt habe.



    Einig Noppen sind mir aber nicht ganz gelungen ( macht nix).


    Nachdem die Urform fertig war kam das Resin zum Einsatz...



    mal sehen wie es aussieht wenn es Fertig ist bis dann...
    Roman


    Ps , da war mein erster Protyp da habe ich noch gepfuscht alle weiteren werden sicher besser...


    Roman



    ein wenig nachschleifen , altern und Fertig...noch lange nicht fehlen doch auch noch die Fenster...


    gruß
    Roman

    Einmal editiert, zuletzt von Roman ()

  • Servus Roman,
    bisher habe ich mich wenig interessiert für Resinguss. Auch der eigentliche Einleitungsbeitrag brachte nicht gleich ein Interesse daran.
    Obwohl das Bild der kolorierten Fassade schon sehr gut aussieht.
    Deine Beschreibung Roman in der Darstellung, mal eben eine Wand von XY genommen und aufgelegt, Rahmen aus Legosteinen gesteckt,
    die lässt die Gedanken kreisen. Danke für die Darstellung, Deinen Beitrag hier, werde ich mir merken.
    Nettes Grüssle mitten aus dem Wald
    Peter

    ... und das Grüssle mitten aus dem Wald
    bis bald... ´s Peterle


    ...mittlerweile gibt es einiges auf meinem "Blog"


    Verschiebe nicht auf morgen, was du heute leben kannst.
    Jeder vergangene Augenblick, den du nicht zu ergreifen verstanden hast, ist ein verlorener Augenblick.
    (unbekannter Autor)

  • Neuer Versuch neues Glück das es funktioniert hat , Vorteil man(n) kann eine gesamte Häuserzeile "abformen " bzw. abgiesen und diese dupliezieren wis halt die silikonform w.o. gibt.
    Nichts hällt ewig...
    hier ein paar Bilder...





    mit der Massenproduktion habe ich auch schon angefangen...


    gruß
    Roman

  • Hallo Roman,
    als alter" Resinepanscher" ziehe ich den Hut vor deiner Arbeit. :hutab:
    Aber, einen hab ich noch: Ich würde bei der Silikonform den unteren Rand etwas breiter machen sonst läufst du Gefahr, dass die Form nach ein paar Abgüssen ausreißt.

    Gruß Detlef


    Hier geht´s zum Bau-Blog

  • Hallo Detlef,


    DAs Problem ist mit bekannt aber die Formen von Auhagen weisen innen diesen Rand auf ( zum einkleben der Fenster).
    Sollten sie wirklich abreisen so ist das mit einkalkuliert , nichts hällt ewig.


    gruß
    Roman

  • Servus zusammen,
    Resin hat mir bisher nicht viel gesagt, aber die Berichte von Euch und eure gezeigten Bilder sind doch sehr interessant.


    Bis jetzt, besser gesagt bis Gestern hatte ich mit Resin recht wenig am Hut,
    aber der gestrige Chatabend mit Norbert und Ronald läßt mich das Ganze doch in einem anderen Licht sehen.
    Besonders die guten Erläuterungen von Norbert und auch seine Tips haben mich dazu veranlaßt ich werde mich damit beschäftigen. Ich habe mir vorgenommen das Ganze mal mit Zäunen auszuprobieren.
    Jetzt heißt es aber erst einmal ein oder zwei Urtypen herzustellen und Material bestellen
    Gruß
    Rainer K