Besuch im AW Kolvoerde

    • Offizieller Beitrag

    Teil 1: Der Weg zu authentischen Lokomotiven der Baureihen 50 und 52


    Moin moin Foristi,


    nachdem ich nun länger still mitgelesen habe, beginne ich heute mal mit - unregelmäßig
    erscheinenden - Bauberichten meiner H0-Lokomotiven.

    Ich werde hauptsächlich die Baureihen (BR) 50 und 52 behandeln; andere Lokbaureihen und
    Triebwagen nur wenn bei Euch Interesse daran besteht.

    Bevor ich nun in die Baubeschreibungen einsteige, nehme ich mir die Freiheit, in den ersten
    beiden Folgen erst mal ein wenig über meine "Grundlagen" zu schreiben. Deshalb sind beide
    Beiträge mit sehr viel Text versehen.

    Wen es nicht interessiert, der sollte hier aufhören zu lesen....


    Für alle anderen geht es nun weiter:
    Wie kommt man denn zu einer Modelllokomotive für die Heimanlage und/oder den FREMO?


    Stufe 1: Die Schachtellokomotiven.
    Man nehme eine Lok aus der Packung, RP25-Radsätze drunter, ein wenig Patina (oder auch nicht),
    Decoder rein - fertig!
    Naja, zum Testbetrieb sicher machbar, und von mir so auch dieses Jahr in Krumbach
    praktiziert. (Sorry und DANKE! für diese Möglichkeit an Andreas S)



    Bild 1: Die zukünftige 50 1247 im Bf Frensdorf von Andreas S in Krumbach 2014 (c) Andreas B 2014


    Stufe 2: Die "einfache" Modellokomotive
    Man nehme sich ein x-beliebiges Buch, suche nach einer schönen Lok - und
    dann weiter wie oben, nur jetzt bitte mit neuer Nummer - fertig!
    Naja, siehe Stufe 1!


    Beide Arten sind in meinen Augen mehr oder weniger unsinnig, hat man anschließend zwar eine
    Modelllokomotive vor sich, jedoch keine wirkliche Modellnachbildung eines realen Vorbildes.

    Stufe 3: Die authentische Modelllokomotive. Wie komme ich denn nun zu authentischen Modelllokomotiven?
    Um diese Frage zu beantworten ist es notwendig, drei Kriterien festzulegen:


    • In welcher Region "spielt" die Modellbahn?
      Eventuell: Auf welchem Bahnhof "spielt" die Modellbahn?
    • In welcher Zeitepoche "spielt" die Modellbahn?
      Eventuell auch hier: In welchen Jahren "spielt" die Modellbahn?
    • Welches Thema hat die Modellbahn?
      Hauptbahn, Nebenbahn, Industrie- oder Privatbahn? Hier gibt ein bestimmter
      Vorbild-Bahnhof das Thema vor; man kann aber auch bei einem "Freelance"-Bahnhof
      ein Thema kreieren.

    Jede Frage hat eine ganz persönliche eigene Gewichtung. Bei mir steht immer der Raum im
    Vordergrund, alle weiteren Kriterien haben sich diesem Kriterium unterzuordnen.


    Räumliche Einordnung: Direktionen und Betriebswerke


    Am Anfang steht das Feuer.
    So oder so ähnlich könnte diese Frage beantwortet werden. Feuer: Ein Element,
    das sich in einer deutschlandweit in dieser Konzentration einzigartigen Region
    zu Hauf gefunden hat: dem Ruhrgebiet. Hochöfen, Koksöfen, das Ganze durch
    Kohle zum Glühen gebracht. Und nebenbei chemische Industrie,
    metallverarbeitende Industrie und sonstige Firmen mit Versorgung über die
    Gleise. Güterverkehr in einer besonderen Dimension eben.


    Natürlich lässt sich so etwas nicht auf der kleinen heimischen Anlage darstellen, davon habe
    ich mich schon vor Jahren verabschiedet. Aber der vom Montanverkehr mit Kohle- und Kokszügen,
    von langen Güterzügen zur Versorgung all
    dieser Betrieb und Nebenbetriebe geprägte Verkehr,
    der kann nachgebildet werden.


    Wenn wir vom Ruhrgebiet im Ganzen sprechen mmüssen für eine korrekte Modellnachbildung
    weitere Eingrenzungen vorgenommen werden - die Direktionen und die Bahnbetriebwerke.


    Das Ruhrgebiet umfasst den Bereich der Direktion Essen. Im Westen grenzt sie an
    die Direktion Köln, im Norden an Münster, im Süden an Wuppertal.
    (Den Osten kann ich aus der Betrachtung ausnehmen, da die Direktion Kassel keine für mich
    relevanten Züge ins Ruhrgebiet bespannte.)

    Schwerpunkt bildet für mich das am nördlichen Rand des Ruhrgebietes gelegene Bahnbetriebswerk (Bw)
    Wanne-Eickel, daneben wird es Lokomotiven aus folgenden Bw geben:


    - RBD/BD Essen:

    o Duisburg-Ruhrort Hafen, Duisburg-Wedau, Oberhausen-Osterfeld Süd, Hamm, Recklinghausen Hbf, Gelsenkirchen-Bismarck,
    Dortmund Vbf, Dortmund-Dortmunderfeld, Bochum-Langendreer, Bochum-Dahlhausen, Essen Hbf


    - RBD/BD Köln:

    o Gremberg, Köln-Eifeltor, Aachen-West, Rheydt, Hohenbudberg

    - RBD/BD Münster

    o Münster, Gronau, (Emden)

    - RBD/BD Wuppertal:

    o Hagen Gbf, Hagen-Vorhalle, Wuppertal-Vohwinkel


    Zeitliche Einordnung: Die Epochen


    Die Epoche ist eigentlich durch den FREMO und meine Vorliebe für Dampfbetrieb vorgegeben:
    Epoche 3!


    Mein Lokpark teilt sich deshalb in zwei große Hauptgruppen (1+2) und eine sehr
    kleine Nebengruppe (3). Dabei orientiere ich mich allerdings nicht zu 100% an
    der
    NEM 806D "Eisenbahn-Epochen in Deutschland":

    • Gruppe 1: Epoche 3a, die Jahre 1949 bis 1957
      Die Jahre von der, am 07. September 1949 erfolgten, Gründung der Deutschen
      Bundesbahn (DB) an bis hin zur Abschaffung der 3. Wagenklasse (03.06.1956);
      alte Kennzeichnung der Güterwagen mit Angabe "Brit. - US-Zone"; erste
      DB-Beschriftungen, EUROP-Park (ab 1953), erste Neubauwagen; Ausmusterung der
      Altbaulokomotiven BR 52 (bis 1954), Einführung Dreilicht-Spitzensignal
      (08.1957).
    • Gruppe 2: Epoche 3b, die Jahre 1958 bis 1963 - naja, manchmal bis 1967
      Ja, die FREMO-typische Epoche. Erscheinen des Kabinentenders (ab 1958 );
      2-Klassen-System im Personenverkehr; Wegfall der Bahnsteigsperren (schrittweise
      ab 1960); noch alte Betriebsnummern an Lokomotiven ; Güterwagen mit
      DB-Beschriftung.
    • Gruppe 3: Epoche 2c, die Jahre 1945 bis 1949
      Die unmittelbare Nachkriegszeit bis zur Gründung der DB. Nur in besonderen
      Einzelfällen stelle ich Lokomotiven dieser Zeit nach. Das können besondere
      Ausstattungsmerkmale sein, wie ein Tender der Bauart 2'2'T34, oder besondere
      Lackierungen (nein - keine Tarnlackierung).

    Für mich besonders von Interesse sind also die Jahre des westdeutschen
    Wirtschaftswunders bis zum ersten wirtschaftlichen Einbruch. Schwere Jahre für
    die Nachkriegs-Reichsbahn und die junge Bundesbahn, harte Arbeitsanforderungen
    für die Personale und den Maschinenpark. Ein sehr bunter Fahrzeugpark mit
    diversen Unzulänglichkeiten, geprägt von einem unbedingten Willen, alles wieder
    "ans Laufen" zu bringen.


    Thematische Einordnung


    Durch die Auswahl BR 50 und 52 dürfte meine thematische Einordnung klar sein: der
    Güterverkehr! Betrachte ich das Ruhrgebiet, müsste ich an einer zweigleisigen
    Hauptbahn einen Bahnhof nachbilden. Das ist aber nun so gar nicht mein Thema,
    ich habe mehr für eine eingleisige Strecke übrig. Also muss neben umfangreichem
    Güterverkehr auch ein wenig Personenverkehr möglich sein.


    Auch wenn ich letztlich noch auf der Suche nach dem Bahnhof bin:
    häufiger Güterverkehr und geringer Personenverkehr sind seine "Grundbedingungen".
    Da ich noch keinen Plan in Händen habe (hatte), gibt es momentan den Gedanken,
    einen eigenen Bahnhof aus einem Vorbildgleisplan zu entwerfen, oder aber einen
    "großen" Plan zu verkleinern. Anbieten würde sich dafür z.B. Witten-Ost....
    Na, vielleicht kann ja hier jemand aushelfen oder hat eine Idee!?


    Mit diesen Einordnungen habe ich meine umfangreiche Vorbildrecherche begonnen.

    Wenn nun in den Modellbau eingestiegen wird, wird als Endergebnis eine authentische, einem
    ehemals real existierenden Vorbild entsprechende, Modelllokomotive auf der
    Modellbahn zu sehen sein. Bevor jetzt jedoch jemand an H0-Pur® oder H0-fine denkt:
    Nein, das ist nicht mein Weg! Deshalb werde ich mit gewissen Unzulänglichkeiten
    des Modells leben müssen - und können.


    Wer mir bis hierher gefolgt ist, dem wünsche ich nun viel Spaß bei seiner Suche nach einer
    Vorbildlokomotive.



    Bild 2: Zwei 50 und eine 52 im Bf Bad Orb von Holger in Krumbach 2014 (c) Andreas B 2014


    Hiermit möchte ich dann meinen ersten Beitrag im Forum abschließen. Im zweiten Teil
    werde ich auf meine Grundsätze bei der Modellumsetzung einer authentischen Lokomotive
    und auf Modellvarianten im Allgemeinen eingehen.


    So, und jetzt: Feuer frei für Kritik, Anregungen, Tipps!


    Quellen:
    http://www.epoche-3.de
    http://www.modellbahnfrokler.de/grundlagen/epochen.html
    http://www.modellbahnfrokler.d…gueterwagengattungen.html
    http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?17,3134540
    http://www.morop.eu/de/normes/nem806d_d.pdf
    http://www.wedebruch.de/gesetze/betrieb/spitzenv.htm
    http://www.bahnen-wuppertal.de/html/bw-vohwinkel.html
    http://www.bahnen-wuppertal.de/html/bw-hagen-vorhalle.html
    EK, Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 1: Deutsche Reichsbahn
    EK, Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 2: Deutsche Bundesbahn
    VBN, Swoboda/Schenk, Die Rheinische Eisenbahn zwischen Hagen und Dortmund
    einschließlich der Zweigbahn nach Bochum-Langendreer

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas B ()

  • Hallo Andreas,


    mit grosser Erwartung freue ich mich auf deinen zweiten Beitrag und dann auf die Folgebeiträge, die ja den Umbau en detail zeigen werden.


    Angeregt durch deinen Beitrag habe ich mich nun auch auf die Suche der "richtigen" Lok für Bischofsheim gemacht. Allerdings wurde ich bisher nicht so richtig fündig, denn ich habe lediglich ein Bild mit 051 242 gefunden.


    Eingrenzen kann ich einige Punkte aber schon recht genau:


    - Epoche IV
    - Kabinentender
    - Franken (ich meine, es dürfte Unterfranken sein) :D


    Da die 50er ja im ganzen DB-Bereich verstreut waren, muss ich mich langsam über die BD (Nürnberg?) zum passenden BW (Schweinfurt?, Aschaffenburg?) durchsuchen.......und so unendlich sind auch die Hinweise, die ich per Google erhalte.
    Leider steht mir keine passende Literatur zur Verfügung, aber ich kenne da jemanden, der jemanden kennt usw. :D




    Viele Grüsse
    Holger

  • Hallo Andreas,
    ein Beitrag, auf den ich schon lange gewartet habe...
    Sicherlich kann ich, obwohl ich ja eigentlich im Osten des Landes zuhause bin, und auch meine Motive hier angesiedelt sind, einiges "mitnehmen" !
    Dabei geht es mir hier mehr um die Bauartunterschiede bei den Lokomotiven- und wie ( mit welchen Mitteln ) diese umgesetzt werden.
    Bei der Reichsbahn waren ja die Lok der BR 50/ 52 die am zahlenmäßig stärksten vertretenen Lokomotiven. Daß Du wahrscheinlich die Lok der BR 50.35 nicht berücksichtigen wirst- ist hier auch kein Problem. Denn das erhältliche Modell dieser Baureihe ist ohnehin eher suboptimal.


    Ich bin auf alle Fälle gespannt- was Du und hier auf die Augengeben wirst.


    Viele Grüße Christian


    PS: ist es möglich, die oben gezeigten Lok noch einmal größer darzustellen?

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    • Offizieller Beitrag

    Moin, moin zusammen,


    Holger
    ich fange mal mit der BD Nürnberg an. Beide BW sind möglich. Aber: Da ist es mit der BR 50 schon relativ problematisch, mit Kabinentender... (fast) unmöglich. Im EK-Buch sind nur Aufnahmen ohne Kabinentender drin! Auch Hans-Dieter Andreas hat in seinem Heft Bauartunterschiede bei der Baureihe 50 keine dieser Loks drin. Aber dafür die 052 609-5 mit 2'2'T26, dreidomig und 2 52er Sandkästen! Dummerweise ist sie am 30. Mai 1970 schon auf "z".
    In den Obermayer Heften des EJ sind ebenfalls keine Loks drin. Ich muss mal meinen Bilderfundus durchsuchen, ob ich da was finde. Ich melde mich dann mal bei Dir.
    PS: Gib mir doch bitte eine genauere Eingrenzung (BD, BW) wenn Du sie hast. Dann schaue ich mal etwas genauer in meine Unterlagen.


    Christian
    ... DR. Ja, Christian, ist nicht so ganz meine Richtung ;)
    Ehrlich, die BR 50 war nun nicht wirklich stark vertreten bei der DR, oder? ... Spaß beiseite, die BR 52 war da schon häufiger. Aber eines hatten die Loks der DR: Viele Varianten, aus denen auch einiges bei Ruhrgebiet-Lokomotiven nutzbar ist. Da fällt mit spontan mal die Nutzung einen 2'2'T26 an der BR 52 ein. Auf meine Region gemünzt würde das bedeuten: BR 50, geschlossenes Führerhaus, 2'2'T26. Da sind vielleicht unsere - sagen wir mal - Austauschmöglichkeiten da....


    Jedenfalls werde ich nicht nach zwei Folgen Bauberichte aufhören. Dafür gibt es zuviel zu berichten. (Also genug "auf die Augen" :D )
    Aktuell schreibe ich am Teil 2... Sollte am Wochenende fertig werden. Dann gibts auch mal Bilder in groß. Aber die Loks sind unbearbeitet - aus der Schachtel...

  • Hallo Andreas,


    zwischen meiner Antwort und jetzt habe ich noch paar Infos gefunden.


    Die 051 242 war in der von mir bevorzugten Zeit (1974) in Schweinfurt beheimatet, ebenso wie die 051 369, welche es mit dieser Nummer sogar als Modell von Roco gibt.
    Beide Loks hatten Kabinentender und beide wurden zumindest in Miltenberg gesehen/fotografiert. Warum also nicht auch ein Einsatz der 369 in Bischofsheim? :D


    Somit bestünde für mich die Möglichkeit, die 369 an das Original anzupassen, im Fall, dass Roco seine künstlerische Freiheit übertrieben haben sollte oder auf Basis der 369 die 242 zu machen.


    Es gibt schon einige Bilder. Allerdings kann ich, als derzeitiger Laie in Sachen Bauartunterschiede da noch nicht viel erkennen. Wobei ich ehrlich gestanden auch noch nicht die Zeit hatte, die Vorbildfotos mit der Ausführung derLok von Roco zu vergleichen.


    Aber es ist zumindest ein Ansatz da, um zu einer vorbildgerechten Lok für Bischofsheim zu kommen


    Viele Grüsse
    Holger




    Anmerkung Admin:
    Ab hier habe ich Holgers Faden unter der Überschrift "Die "richtige" Lok für Bischofsheim" abgetrennt.
    Rainer

  • Hallo Andreas,
    es ist ja auch normal, daß, wenn Du Dich mit dem "Pott" und seiner Eisenbahn beschäftigst die Reichsbahnlok nur eine untergeordnete Rolle spielen.
    Die würden dann auch nur in die von die klassifizierte Gruppe 3 passen...als Beispiel wäre hier die 50 503 einzuordnen- die gegen die im "Westen" stehengenbliebene 43 003 ausgetauscht wurde.
    Diese Baureihe ist wiederum eine von mir preferierte Bauart- da sie in "meinem" Motiv, dem südlichen Brandenburg eingesetzt wurde.


    Bei der DR sind aber doch eine verhältnismäßig größe Anzahl Lokomotiven verblieben ( so etwa 350 Lok ), wobei die angegebenen Zahlen miot Vorsicht zu betrachten sind...da sie aus mindestens zwei Zählungen stammen.
    Von diesen Lok sind dann später 207 ( 208 ) Lok rekonstruiert worden.
    Sicherlich sind wesentlich mehr Lok der BR 52 zur DR gekommen- daß lag aber daran, daß die Verantwortlichen der Reichsbahn / Westmächte ab 1942 begonnen haben- die "vollwertigen" Lokomotiven der BR 44 und 50 in die späteren Westzonen abzufahren.
    Genaue Zahlen sind auch hier nicht bekannt- es ist immer mal die Rede von etwa 1500 Lok. Eine Zählung von 1946 gibt 1245 Lok an, von denen 613 im Einsatz der SMAD standen...
    Diese BR war über viele Jahre das Rückgrat des Güterverkehrs der DR- was dann auch die Rekonstruktion von 200 Lok dieser BR führte...
    Weshalb man allerdings nur Lok mit Blechrahmen und ohne Stellkeile rekonstruierte? Als Ersatzinvestition sind ja auch alle möglichen anderern Lok general-repariert worden...
    Das ist aber ein anderes Thema...


    Für mich ist aber vordergründig interessant, WIE Du Deine Loks umbaust- und wie weit u den Aufwand treibst. Und Du hast natürlich recht- bei der DR gab es mindestens genausoviele Unterschiede zwischen den Lok.
    Bei meinem "Zweitthema PKP" sieht es dann doch noch anders aus- hier helfen dann nur noch Fotos weiter.
    Ich bin mal gespannt- wie es hier weitergeht.


    Viele Grüße
    Christian


    @ Boscho :


    ich würde diese Bischofshofen-Diskussion, soweit es die Lok der BR 50 betrifft, hier behalten wollen. Hier sollte sich ein Wissensgewinn einstellen.
    Ansonsten müßte ich für meine Anmerkungen auch einen neuen Faden beginnen...

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Ja dann mal herzlich willkommen Andreas B!
    Als ein im Pott Aufgewachsener bin ich mal gespannt wie Du mit dem Thema umgehst. Ja ich habe die 50er im Ruhrgebiet noch richtig leibhaftig erlebt.
    Als Vorschlag, es wäre vielleicht sinnvoll den "50er Baukasten" von Roco einfach nur einmal aufzulisten. Viele Varianten lassen sich schon durch einfaches Umschrauben / Umstecken von Bauteilen ausführen.
    Das habe ich schon mal hier veröffentlicht: Noch mehr 50er
    Diese Loks sind in den 90er Jahren entstanden mit den damals noch recht eingeschränkten Baukasten aus roco 50er Teilen. Es erklärt auch meine Philosophie die sich von der Deinen unterscheidet.

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    @Lutz
    schön, dass Du Dich meldest. Deine Threads lese ich seit Jahren mit großer Freude, einiges habe ich bei Dir das erste Mal gelesen. Manches erschließt sich mir noch nicht, aber ich glaube, da können wir mal drüber klönen, wenns um die Bauteile geht. 8)
    Das mit dem Roco-Baukastensystem ist in Arbeit, denn genau da liegt bei Roco mittlerweile der "große Schatz". Schade, dass viel Mögliches nicht korrekt umgesetzt wird, obwohl die Bauteile zur Verfügung stehen. Aber auch für Sonderbauarten lassen sich die Orginalteile gut nutzen. Ich werde da einiges aufzeigen, würde mich aber ehrlich freuen, wenn da weitere Tipps und Anregungen von Dir und den anderen Mitlesern kommen. Niemand kann alles sehen, alles wissen - glücklicherweise.

    Also, die Liste kommt, aber nicht gleich - ist halt viel Arbeit!


    Christian
    Ja, die Zahl 350 Loks kenne ich auch, daher auch die Aussage. Ich habe das in Relation mit rund 2500 Loks der DB gesehen.... wobei das mit dem Abfahren natürlich stimmt.
    Aber schön ist, dass Du etwas offenbar mehr darüber sagen kannst, da werden bestimmt einige gute Gespräche draus entstehen. Ich freue mich drauf.


    Bis dahin an Euch und alle anderen Mitleser

  • Hallo Andreas,
    so "schlimm" mit dem Wissen ist das auch nicht. Einiges ist zusammengeklaubt und einiges gehört.
    Ich gehe auch eher von der technischen Seite an diese Baustelle- auch ist mein Archiv nicht so recht dolle.
    Zum Beispiel suche ich Bilder von ÜK-Lok, also die mit 52er Kessel und geschlossenem Führerstand ( generell alle Varianten, die mit dem geschlossenem Führerstand , welche es noch bis in die späten sechziger bis zur Umzeichnung geschafft haben.
    Grund hierfür ist die Mutation der 50.35 zu einer ÜK-50, die bestenfalls noch mit einem ÜK-Kasten gekuppelt ist.


    Auch bei der PKP gab es einige interessante Varianten- hier gibt es aber vergleichsweise viele Bilder.


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    • Offizieller Beitrag

    Teil 2: Grundsätze für die Modelllokomotiven

    Im Teil 1 unseres AW-Besuches habe ich über meine Vorbild-Grundsätze für authentische
    Modelllokomotiven gesprochen.

    Heute nun Teil 2 dieser Grundsätze, dieses Mal befasse ich mich jedoch mit den
    Modellgrundsätzen.


    Zugegeben:
    Modellgrundsätze zu definieren ist nicht so einfach! Jeder hat da so seine
    Vorlieben, jeder hat andere „äußere“
    Einflussfaktoren, die die Grundsätze mal
    mehr, mal weniger beeinflussen. Und dann spielt ja auch noch das ganz
    persönliche
    positive Empfinden („Schöne Lok!“) eine gehörige Rolle bei einer Modellauswahl.

    Meine äußeren Einflüsse sind:
    Der FREMO


    - Fährt DC – Gleichstrom
    - Fährt DCC – Digital
    - Nutzt RP25-Radsätze, Code 100 oder Code 88
    - Nutzt Bügelkupplung
    - Hat ein „gemischtes“ Gleissystem mit Gleisen von 1,5mm bis 2,5mm Höhe,
    je nach Gleisalter

    - Hat Weichenwinkel von 6° bis 15°, je nach Bahnhofsalter
    - Hat Radien bis herab auf 1000mm
    - „Betriebsspuren“ erwünscht
    - Lokkarte erwünscht


    Die (geplante) Heimanlage mit zusätzlichen und/oder besseren Vorgaben


    - Gleise Code 55, Code 70, Code 75 (1,5mm bis 1,9mm)
    - Ausschließlich Weinert oder RST-Gleis
    - Weichenwinkel 6° bis 8,6° (1:9 / 190 ; 1:6,6 / 190)
    - Radien über 1000mm


    All diese Faktoren gilt es bei (m)einem Fahrzeugbau zu berücksichtigen. Deshalb ergibt sich
    so ganz von alleine ein
    Katalog mit Baugrundsätzen für Modellokomotiven, der
    dann beliebig mit eigenen Vorlieben ergänzt werden kann.

    Auch ich habe das so gemacht, aber ich wollte meine Qualität ein wenig steigern.


    Für meine Modelllokomotiven haben sich daraus 2 „Pflichtenhefte“ ergeben, eines für den
    FREMO (robuste Loks,
    geringe Detaillierung, vertragen auch mal die „harte Hand“
    im SBF) und eines für die Heimanlage (mit feinerer Detaillierung,
    fasst man
    besser mit den berühmten weißen Handschuhen an).


    Meine Grundsätze


    Für den FREMO und damit das Mindestmaß für die Heimanlage sind die Grundsätze:
    - DC - DCC
    - RP25, Code 100
    - OBK oder Kupplungsbügel / Kupplungshaken in der Pufferbohle
    - Alterung, Weathering, Betriebsspuren anbringen (oder wie man das auch nennen mag)
    - Robuste Detaillierung nach Vorbild
    - Abgebrochene Details durch Originalteile ersetzen
    - Lokkarte nach FREMO-Norm


    Zusätzlich gibt es für die auf der Heimanlage eingesetzten Lokomotiven folgende
    Grundsätze:

    - Falls notwendig: Ersatz abgefahrener Radsätze durch Weinert RP25, Code 100
    - Falls notwendig: Ersatz eines defekten Motors durch Faulhaber-Motor mit großer
    Schwungmasse

    - Falls notwendig: Ersatz der Steuerung durch Weinert-Steuerung
    - Analoge Loks mit Schnittstelle nach NEM 652 (8-polig) ausstatten
    - Decoder mit Feintuning: Auslauf sehr lang, Anfahrverhalten ebenfalls sehr langsam
    - Federpuffer
    - Detaillierung konsequent nach Vorbild (z.B. Heizschläuche, Absperrhähne, Zuglaufschild,
    geänderte Schienenräumer,
    Kesselbauteile, weitere Besonderheiten)
    - Führerhaus mit Inneneinrichtung (z.B. Windschutzwände oder Windschutzdecke, Dachhaken,
    Griffstangen, weitere
    Besonderheiten – soweit bekannt)
    - Weitere Vorbildlackierungsvarianten, sofern vorhanden (dazu mehr in den
    Lokbeschreibungen)

    - LED-Beleuchtung (soweit nötig und möglich)
    - Anlegen Betriebsbuch


    Jetzt ist eigentlich alles festgelegt, oder?


    Halt, da gibt es noch etwas zu sagen: Trotz aller Kritik von (fast) allen Seiten:
    Der Antrieb in der Lok soll nach Möglichkeit
    erhalten bleiben. Ich habe
    bisher keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.


    Des Weiteren:
    Da gibt es natürlich noch einiges, was ich noch immer nicht abschließend
    beurteilen und entscheiden konnte.

    Dazu wird wohl noch einiges an Kommunikation hier im Forum notwendig werden.
    - Seitenspielbegrenzung der Radsätze?
    - 3-Punkt-Auflage der Radsätze?
    - Beleuchtungsspielereien wie Führerhaus – und Fahrwerkbeleuchtung oder
    Rangiersignale (mit Duo-LED)

    - Eventuell: Umbau des Getriebes für reduzierte Höchstgeschwindigkeit


    Jetzt suche ich mir zur gewählten Vorbildlok eine in etwa passende Modelllokomotive aus
    (meistens gebraucht, jedoch auch
    ab und an eine Fabrikneue). Wenn diese dann
    vor mir steht, geht es mit ihr ins

    H0-AW Kolvoerde


    Zuerst einmal erfolgt eine Bestandsaufnahme des Arbeitsaufwandes.
    - Welche Teile sind abgebrochen, gebrochen, oder von vornherein fehlend?
    - Läuft der Antrieb ordentlich, ist die Beleuchtung in Ordnung?
    - Ist der Rahmen eine „Banane“ oder gerade?
    - Schon digitalisiert, oder ist an der Elektrik „gebastelt“ worden?

    Die Ersatzteilbestellung (z.B. von Roco oder den einschlägigen Kleinserien-Anbietern) ist der
    abschließende Schritt, bevor ich
    endlich an die Umbauten gehen kann.


    Kleine Exkursion zu den Bauart-Varianten allgemein


    Durch meine Epochenauswahl habe ich die Möglichkeit, von den Lok-Baureihen 50 und 52 ein
    breites Spektrum verschiedener
    Bauzustände, bzw. deren Unterschiede darzustellen.
    Bei den Lokomotiven der BR 50 gibt es eine fast schon unübersehbare Vielzahl an
    Bauunterschieden, die definitiv nicht alle ins
    Modell umgesetzt werden können.
    Ich bin beim Durchzählen bisher auf rund 80 Varianten gekommen! Und es gibt
    sicherlich
    noch einige mehr.

    - mit Wagner- oder Witte-Windleitblechen, oder ganz ohne

    - Führerhaus mit 1 oder 2 Seitenfenstern, mit Normallüfter oder Dachhaube, offen oder
    geschlossen, mit runden oder eckigen
    Fensterschirmen
    - Umlauf geschlossen oder offen, kurz (bis Zylinder) oder lang (bis Rauchkammer) oder
    nur unter der Rauchkammer geschlossen,
    oder Varianten dazwischen
    - Kessel 2, 3 oder 4-domig, mit runden oder flachen Sandkästen, oder dem eckigen der
    BR52, oder Franco-Crosti

    - Verschiedene Zylinder-Einströmrohre (gerade rund, geschwungen rund und geschwungen eckig)
    - Tender der Bauarten 2‘2’T26 Norm, 2‘2’T26 mit Versuchskabinen, 2‘2’T26 Kabine, 2‘2’T30 Wanne,
    2‘2’T34 Wanne,
    K4T30 Steifrahmen

    Auf alle weiteren Unterschiede gehe ich dann bei den einzelnen Lokbeschreibungen
    ein.


    So, und jetzt schütteln wir das Ganze kräftig und erhalten immer wieder eine neue
    Variante.


    Bei der BR 52 ist die Auswahl etwas eingeschränkter, das liegt vor allem daran, dass es doch
    so gut wie gar keine Aufnahmen dieser
    Lokbaureihe (aus dem Ruhrgebiet) gibt.
    Trotzdem sind möglich:

    - Ohne Mischvorwärmer (Standardbauart) oder mit Mischvorwärmer der Bauarten:
    o Henschel mit und ohne Rauchkammeraufbau oder Drei-Trommel-Mischvorwärmer
    o Heinl
    - Tender der Bauarten 2‘2’T30 Wanne, 2‘2’T13,5 Kondens, 2‘3’T16,5 Kondens,
    2‘2’T26 für geschlossene Führerhäuser, K4T30 Steifrahmen

    - Auf alle weiteren Unterschiede gehe ich dann bei den einzelnen Lokbeschreibungen
    ein.


    Im dritten Teil geht es jetzt endlich an die Umbauten. Damit ein wenig Vorfreude aufkommt hier mal eine
    kleine Liste, welche Lokomotiven
    einmal entstehen werden. Kenner der Materiewerden die
    Besonderheiten einiger dieser Loks schon kennen, für alle andere gilt: Dran bleiben! ;)


    50 220
    50 739
    50 1247
    50 1337
    50 1503

    50 1565
    50 1847
    50 2500
    50 2759
    50 2843

    50 2934
    50 2960
    50 3153
    50….


    52 138
    52 142
    52 1950
    52….

    Na, kennt jemand die Lösungen?


    So, und jetzt wie immer: Feuer frei für Kritik, Anregungen, Tipps!


    Quellen:
    http://www.fremo-net.eu

    EK,Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 1: Deutsche Reichsbahn
    EK, Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 2: Deutsche Bundesbahn
    EJ, I/97, Obermayer, Die Baureihe 50
    EJ-special,2/2013, Obermayer, DB-Baureihe 50

  • Hallo Andreas
    Wirklich eine sehr spannende Herangehensweise, die eigentlich niemanden auf die eine oder andere Art kalt lassen kann.
    Deine "Grundsatzdefinitionen" finde ich sehr gelungen und werde sie versuchen für mich umzusehtzen.
    Ansonsten werde ich wohl eher ein stiller Mitleser sein.
    Merci!
    LG,
    Axel

  • Moin Andreas,


    als angehender Vorbildlokverwender lese ich gerne hier mit.
    Produktivves kann ich nicht wirklich bringen, da die Materie bis vor wenigen Tagen für mich nicht so interessant war. Ich zählte mich zur Gruppe 1 oder teilweise 2 in deinem ersten Beitrag.
    Daher werde ich deinen Faden zunächst lesend begleiten und falls es mal Sachen gibt,wo ich helfen kann, mich entsprechend einbringen.


    Die Auflistungen und das Pflichtenheft war so etwa auch in meinem Kopf. Danke, dass du es mal zu Papier gebracht hast. ;)


    viele Grüsse
    Holger

  • Hallo Andreas,


    mit "Querspielbegrenzung" hast Du eines meiner Lieblingsthemen im Zusammenhang mit Dampflokmodellen angesprochen. Ich habe da etwas vorbereitet und wenn Du mich anrufst und mir Deine Mailadresse verrätst, kann ich Dir die Excel-Datei zusenden. Hier im Forum wird Excel leider nicht genommen. und eine Excel-Tabelle angefügt. Worum geht es in der Tabelle?


    Eine sinnvolle Begrenzung der Querspiele der Radsätze einer Dampflok ermöglicht es, die Zylindermitten etwas näher zusammenzurücken und so der Lok vorbildnähere Proportionen zu verleihen. Ab 1000 mm Mindestradius fängt das ganze an, Sinn zu machen, auch dann, wenn Du nicht RP25-88-Radsätze, sondern nur RP25-100-Räder verwendest. Darüberhinaus kannst Du so die Querausschläge der Puffer an der vorderen Bohle sowie der Tenderbrücke beschränken. Moderate Querausschläge der Puffer sind für das Kuppeln mit der OBK wichtig, weil diese Kupplung die Wirksamkeit von Puffern voraussetzt und selbst keine Druckkräfte übertragen kann.


    Mit der Excel-Tabelle kannst Du ein wenig spielen und das Optimum herausfinden, aber viel Spielraum hast Du im Fall der BR 50 nicht. Ich habe mir die Tabellen für verschiedene Achsfolgen erstellt und so nacheinander die P8, die 56.2-8 und die E18 hergerichtet. Von Roco aus hat die E18 ziemlich weit in Lokmitte liegende Führungspunkte, nämlich die beim Vorbild nicht existierenden Drehzapfen der Trieb-"Drehgestelle". Dadurch schwenken die Puffer im 1000er Bogen sehr weit zu Seite. Das Vorbild hat aber Krauß-Helmholz-Gestelle mit Führungspunkten eher zwischen Treib- und Laufachsen.


    Gruß
    Johannes

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Johannes,


    vielen Dank für die Tabelle. Ich werde die Querspiele mal mit ein paar "Unterlegscheiben" verringern (erstmal entsprechend der Tabelle) und dann ausgiebig testen. Allerdings erst nur im "Schiebebetrieb" per Hand. Ich werde über die Ergebnisse berichten.
    So auf die Schnelle: Zu beachten gilt dabei, dass der Rahmen der BR50/52 nicht gleichmäßig breit ist, sondern für die 1. und die 5. Kuppelachse der Rahmen ca. 1mm je Seite breiter ist, als für die weiteren Treib- und Kuppelachsen.
    Da werde ich ein wenig probieren müssen.


    Ein neuer Rahmen für die 50 wäre mal was :D.... Aber auch das ist ein eigenes Thema!


    Ganz anders wiederum die Vorlaufachse. Da ist eine sinnvolle Begrenzung dringend angeraten den das "Schlottergestell" stört eigentlich immer die Optik! Hier habe ich noch keine Patentlösung, da ich vermutlich sowohl Roco als auch Weinert-Pufferbohlen im Einsatz haben werde.

  • Hallo Andreas,


    wie Du beim Spielen mit der Tabelle sicher festgestellt hast, bekommen sowohl die erste Kuppelachse als auch die Vorlaufachse Seitenspiel, damit im engsten Bogen von 1000 mm Radius kein Überpuffern vorkommt. Das führt dann allerdings in schwächeren Bögen und in der Geraden zu einer nicht recht definierten Führung im Gleis. Deswegen würde ich Dir dringend empfehlen, die Vorlaufachse nicht nur vertikal, sondern auch horizontal abzufedern. Wegen der Entgleisungssicherheit (gegen Aufklettern) muss die vertikale Kraft aber immer größer sein als die horizontale.


    Dann läuft Deine Lok auch im geraden Gleis immer geradeaus, jedenfalls im Rahmen dessen, was das Spurspiel zulässt. Ein weiterer Vorteil der horizontalen Abfederung der Vorlaufachse ist ein sicheres Befahren von Kreuzungen. Wie oft habe ich beim Fremo gesehen, dass Vorlaufachsen in DKWs 1:9 einfach mal den falschen Weg nehmen (die Entgleisungssicherheit ist nun mal in 1:9-Modellkreuzungen geringer als beim Vorbild - aufgrund der im Verhältnis größeren Rillen im Doppelherzstück).


    Die Excel-Tabelle habe ich schon vor längerer Zeit erstellt und mir scheint, dass ich damals den Einfluss von Spurspiel und Spießgang in der Kurve noch nicht berücksichtigt habe, weil das Spurspiel bei den Eingabewerten nicht auftaucht. Andererseits habe in im Moment nicht nicht den Nerv, mich in den Formelwust, der in der Tabelle steckt, wieder einzuarbeiten. Spurspiel und Spießgang spielen aber für die Überpufferungsgefahr schon eine Rolle. Sofern das für Dich wichtig ist, kannst Du den zusätzlichen Querversatz der Puffer per Strahlensatz ermitteln und den Tabellenwerten zuschlagen.


    Gruß
    Johannes

  • Hallo Leute!


    Da habe ich andere Ansätze. Ich schreibe hier mal etwas OT um die Grundlagen zu erklären um was es hier eigentlich lauftechnisch geht.
    @Johannes, Andreas B, ich habe mal etwas ausführlicher geschrieben, damit die nicht so ganz Bewanderten auch noch "mitkommen", es soll keine Herabwürdigung Eures Wissens oder Eurer Arbeit sein.


    Die horizontale Abfederung der Vorlaufachsen:

    Die vertikale Abfederung wird über eine kurze Spiralfeder auf dem Mitnahmezapfen bewirkt.



    Damit die horizontale Abfederung überhaupt erst wirksam wird, muß das Seitenspiel der Vorlaufachse im Vorlaufgestell auf nahe 0 bergrenzt werden. Beilagscheiben, Distanzhülsen etc. was gerade zur Hand ist.
    Gegen das Aufklettern an Weichenzungen helfen nur eine möglichst große Ausrundung des Übergangs vom Spurkranz zur Spurkranzspitze an der Radaussenseite, dagegen kann die Ausrundung von der Spurkranzspitze zur Radrückseite hin vernachlässigt werden.
    Oder eben Pizzaschneider mit genügend "Schneidhöhe". Das ist fahrzeugseitig. Gleisseitig ist ein anders Kapitel, aber Radsatz- und Gleisgeometrien sollten unbedingt auseinander abgestimmt sein. Wobei gilt, je enger die Toleranzen gefasst sind, desto betriebssicherer wird das Rad-Schiene-System.


    Das Lateralspiel der Radsätze:
    Vorweg gesagt, ich habe schon vor langer Zeit lernen müssen, daß sich die Verhältnisse des großen Vorbilds nicht so ohne weiteres auf 1:87 übertragen lassen.
    Das tatsächliche Lateralspiel eines Modells im Gleis setzt sich zusammen aus:


    a) Dem Spiel des Radsatzes im Gleis selber. Um es verständlich zu machen, jeder kann mal einen einzelnen Radsatz nehmen, diesen auf ein Stück Gleis stellen und mal seitlich hin und her bewegen.
    Man wird ein gewisses Seitenspiel feststellen obwohl noch gar kein Fahrzeug mit involviert ist. Hier kann man dann auch Radsätze verschiedener Normen ausprobieren.

    Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Fakt ist, der Trix Express Radsatz hat die größte Seitenverschiebbarkeit, während der Pur Radsatz die wenigste hat.
    Dieses Seitenspiel kann man bei normgerechten Radsätzen selber nur indirekt beeinflussen. Zum einen wäre wäre es die von der Industrie gelieferten Radsätze zu kontrollieren und tatsächlich auf Norm zu bringen, insbesondere das Radsatzinnenmaß, hier gibt es oft ein Streufeld weit über die zul. Toleranzen hinaus. Das ist eines der größten Unterschiede zu Vorbild und auch oft genug der Grund warum bei der Übertragung von Vorbildformeln auf Modellverhältnisse eine gewisse Vorsicht geboten ist.


    b) Das Seitenspiel des Radsatzes im Fahrzeugrahmen selber. Die Seitenverschiebbarkeit also.
    Bei einem mir vorliegenden "jungfräulichen" Roco Modell der BR50 von 1994 waren das bei Kuppelachse A als auch bei Kuppelachse E jeweils 0,2mm zu jeder Seite hin. Die mittleren 3 Kuppelachsen B, C ,und D interessieren hier lauftechnisch zur Führung der Lok erst einmal nicht weiter, da sie "so da" nur mitlaufen und sich dem Gleisbogen anpassen.
    Konkret sind es "ab Werk" also nur die 1. und die 5. Kuppelachse die die Lok im Gleis führen.


    Um jetzt das Gesamtspiel der Lok im Gleis zu bestimmen sind die Werte von a) und b) zu addieren. Das ist dann die Seitenbeweglichkeit der Lok im Gleis.
    Des weiteren kann man sich das Ganze jetzt als einen Hebelarm vorstellen. Um das Ausschwenkverhalten der vorderen Pufferbohle mitsamt den Puffern bestimmen zu können stellt man sich die Mitte des 1. Kuppelradsatzes als Pivot vor (in diesen Fall der Drehpunkt um die vertikale Achse). Man hat 2 Hebellängen, einmal die 76mm des Kuppelachsradstands, gemessen von Achse A bies Achse E, und dann noch der Abstand von der Achse A bis zur Vorderkante der Puffer, hier 54mmm.


    Jeder kann mal praktische Versuche machen. Ein Stück gerades Gleis mit einer Mittelmarkierung auf den Schwellen versehen, Bleistiftstrich oder ähnliches. Dann die Lok auf des Gleis stellen. Vorne an den Puffern anfassen und die Lok dort bis zum Anschlag zur Seite bewegen. Wenn man es mehrmals macht und dabei beobachtet wie sich die Radsätze bezüglich der Seitenverschiebbarkeit verhalten.


    Bewege ich die Pufferbohle nach rechts, so habe ich dieses Szenario vorliegen:
    - der Spurkranz das rechten Rads der 1. Kuppelachse läuft an der rechten Schiene an
    - drücke ich jetzt noch etwas weiter, wie eine Art 2. Stufe, so hebele ich jetzt auch das hintere Ende der Lok herum und der Spurkranz des linken Rads läuft an der linken Schiene an
    Diese Stellung nennt man Spießgang. Bei dem Versuch hat man ihn durch händischen Eingriff erzwungen.


    Beim Befahren von weiten Gleisradien wird also die 1. Kuppelachse die gesamte Lok im Gleis führen. Hier läuft der Spurkranz der 1. Kuppelachse an der bogenäusseren Schiene an und führt die Lok sozusagen um die Kurve.
    Wird die Radius jetzt enger so passiert jetzt das was man beim vorherigen Experiment auch beobachtet hat. Jetzt läuft auch der Spurkranz der 5. Kuppelachse an der Schine an und zwar auf der bogeninneren Seite. Damit hat man jetzt den Spießgang ohne weiteres Zutun von aussen und die Lok wird von beiden Radsätzen buchstäblich um die Kurve gehebelt.


    Die Schlußfolgerung daraus:
    - die 1'E Lok ist modellbahnlauftechnisch in Wahrheit ein schnöder B-Kuppler mit rel. großem Achsstand.
    - selbst eine stolze 2'C1' Schnellzulok entpuppt sich als B-Kuppler mit ellenlangen Überhängen vorne und hinten. Auch hier hat man Spießgang bei entsprechender Gleislage.




    Meine 2 €ent

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

  • Hallo Zusammen
    auch wenn es die meisten Leser und alle Schreiber sicher wissen - hier noch kurz der Hinweis, womit man die Seitenspielbegrenzungen einfach selbst Herstellen kann:
    Aus 1-Adrigen Kupferkabeln. Gibt es in verschiedenen Durchmessern beim örtlichen Elektriker in der "Grabbelkiste", wenn man nett fragt.
    Isolation runter, stramm auf einen 2mm Stab aufwickeln und dann zu Ringen mit dem Seitenschneider abzwicken. Die Dicke lässt sich einfach mit dem Finger und Schleifpapier "einstellen".
    Sicher eine ergänzende Information für Menschen ohne Drehbank und Fräse (wie mich....)


    LG,
    Axel

  • Hallo Axel,


    das mit dem Kupferdraht ist ein guter Hinweis, weil so leicht variable Stärken erzielbar sind. Der Ausschnitt im Drahtring sollte so groß sein, dass sich der Ring elastisch über die Achse klipsen lässt, andererseits aber auch nicht von alleine wieder rausfällt. Wahrscheinlich hat schon jemand drauf hingewiesen - man kann auch eine Unterlegscheibe für M2 auf die gleiche Weise mit dem Seitenschneider behandeln. Entgraten nicht vergessen!


    Hallo Lutz,


    Danke für die Erläuterung der Begriffe "Spurspiel", "Spießgang" und "Radsatzquerspiel". Und natürlich hast Du recht, wenn Du darauf hinweist, dass das Radsatzquerspiel im Vorlaufgestell nahe 0 sein muss, um überhaupt eine Führung der Lok durch den Vorlaufradsatz zu erzielen.


    Ich muss gestehen, dass ich die Roco-50 nicht in "auseinanderem" Zustand kenne. Ich wusste deshalb auch nicht, dass das Querspiel der Radsätze "A" und "E" mit +/- 0,2 mm schon relativ klein ist. Eine M2-Unterlegscheibe hat etwa 0,25 mm Stärke. Mit etwas Feilen könnte man dort das Radsatzquerspiel zu 0 machen. Klemmen darf natürlich auch nichts. Die Rückstellfeder in Deinem Foto kommt mir für einen 1000-mm-Radius etwas schwächlich vor, denn sie ist sicher auf die Durchfahrt eines 360er Radius ausgelegt.


    Hallo Andreas,


    jetzt kommt es darauf an, was Dir bei Deiner 50 noch so wichtig ist.


    Möchtest Du die Proportionen der Lok in der Stirnansicht dem Vorbild etwas annähern? Dann sollten wir überlegen, wie man die Zylindermitten einander etwas näher bringt.


    Möchtest Du mit der Lok auch Wagen mit OBK unfallfrei schieben können? Dann sollten wir überlegen, wie man die Radsatzquerspiele und den Ausschlag der Vorlaufachse so optimiert, dass Überpuffern auch im 1000er Bogen nicht vorkommt.


    Gruß
    Johannes

  • Also,
    angeregt durch die Diskussion habe ich selber Experimente gemacht.
    - 1. Kuppelradsatz duch Beilagen von je 0,5mm Stärke auf nahe 0 reduziert
    - dito 4. Kuppelradsatz durch Beilagen von jeweils 1,8mm
    - 5. Kuppelradsatz bekam erhöhte Lateralbewegungsmöglichkeit von jeweils 1,0mm nach jeder Seite; mehr ging technisch nicht


    Die Lok wird jetzt duch die 1. und die 4. Kuppelachse geführt.
    Die Hebelverhältnisse verändern sich gegenüber Serienstandard auf 54mm : 57mm.
    Wobei die 57mm der Kuppelachsstand von Achse 1 zu Achse 4 ist.
    Das Ausschwenken der vorderen Pufferbohle wird hier praktisch nur noch durch das Querspiel der Radsätze im Gleis bestimmt.
    Einen 1000mm Radius habe ich nicht, jedoch einen definierten von 914mm bei einer Bogenweiche der abzweigende innere Strang (Peco US Streamline Code83 #7). Hier hat die Lok noch etwas "Luft" bezüglich Seitenspiel im Bogen und zwängt noch nicht.
    Bei einer Weiche #4 von Atlas wurde dann der Anschlag erreicht. Vorwärtsfahrt ist nicht das Problem, jedoch ist eine Rückwärtsfahrt stumpf durch den abweigenden Strang nicht mehr betriebssicher. Kritisch ist hier die anliegede bogenäussere Zunge wo der gefederte 5. Kuppelradsatz zum Aufklettern neigt. Die #4 Weiche stellt gleichzeitig den engsten vorkommenden Bogenhalbmesser auf meiner Anlage dar. Beide Weichen liegen in Anschlüssen und werden in der Regel nur von Rangierloks befahren.


    Verglichen mit einer Lok im Serienzustand, hinsichtlich der Lateralbewegungsmöglichkeit der Radsätze, hat der praktische Versuch mit der modifizierten Lok eine etwa 1mm geringeres Ausschwenken der vorderen Puffer ergeben.
    Serienlok: Pufferteller seitlicher Versatz etwa 3,5mm (etwa eine Puffertellerbreite) von der Normallage in der Geraden.
    Versuchslok: Etwa 2,5mm seitlicher Versatz.


    Gleichzeitig ergab der Versuch aber auch eine Einschränkung der Betriebssicherheit. Insbesondere eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber seitlichem Versatz der Schienenprofile zueinander. Das sind nicht nur Modulübergänge, es können auch Weichenzungen und einfache Schienenstösse sein.


    Jetzt weiß ich nicht wie groß der Fangbereich der SDF / OBK Kupplung ist. Es dürfte mit ausgesprochenen Rangierloks vom Schlage einer T3, einer V60 oder einer V90 keine Probleme in dem 1000mm Radius mit Überpuffern geben.
    Worst Case wäre wenn Du mit der 50er z.B. einen SSlmas53 schieben möchtest. Da kommt mir die Norwegische Drahtkupplung in den Sinn wo dise Probleme elegant umgangen weden.


    Für meinen Teil werde ich die Lok weitgehend in den ursprünglichen Zustand wie vorher zurückbauen.


    @Johannes
    Dem mitteleuropäischen "Standardradius" habe ich schon lange abgeschworen. Als "technischen Minimalradius" habe ich 600mm gewählt. D.h. ich versuche möglichst meine Fahrzeuge dahin zu trimmen, daß sie zur Not auch diesen Radius befahren können. Das hängt aber auch stark von der Lokgröße ab, bei manchen Loks geht es einfach nicht. No Way:

    Das ist auch nicht meine, sondern die Lok eines Bekannten.
    Oben wo die V60 hervorspitzt, habe ich die beschriebenen Versuche mit der modifizierten 50er gemacht. Diese Anschlüsse werden nur mit Rangierloks befahren, ich komme da gar nicht auf den Gedanken dieses Gelenklokmonster (Nein, es ist keine Mallett!) da hinein zu fahren.



    Das ist meine Kragenweite.

  • Hallo Lutz,


    "Dem mitteleuropäischen "Standardradius" habe ich schon lange abgeschworen. Als "technischen Minimalradius" habe ich 600mm gewählt."


    Ich bin weit davon entfernt, Dir zu unterstellen, Du würdest auf einem 360er Radius herumkurven. Nein, das tu' ich nicht. In meiner Bemerkung zu dem Kunststoffteil, an dem Du mit einer Schraubenfeder die Vorlaufachse belastest, bin ich davon ausgegangen, dass es sich - bis auf die Schraubenfeder - um ein Original-Roco-Teil handelt und dies wäre sicher auf einen 360-mm-Radius ausgelegt.


    Alles klar?


    Ansonsten - Andreas wollte ja ähnliche Versuche machen wie Du und wir warten mal ab, was er dabei rauskriegt und welche Wünsche er sonst noch mit seiner 50 hat.


    Gruß
    Johannes