Offs55 von Exakttrain: Konstruktionsfehler ade!

  • Hallo


    Es war vielleicht Die Neuheit des Jahres 2014: Die Offs55 aus dem Hause Exakttrain. Doch bereits beim ersten Treffen, auf dem ich das Modell mit Ladung Just4fun auf Gleis 5c in Ondrup abgestellt hatte, hat mir Armin den Konstruktionsfehler des Modells gezeigt.


    Armin hat damals einige Aufnahmen gemacht, keine Ahnung wo die abgeblieben sind.


    Problematisch ist die Mittelachse. Exakttrain hat diese Achse als Drehgestell ausgeführt, welches an jeder Wagenhälfte eine Drehachse besitzt. Dazu gibt es jeweils eine dünne Feder, welche die Wagenhälfte zueinander hin zieht. So weit so gut. Leider gibt es da ein kleines Problem:


    Unter Last ziehen sich die Wagenhälften auseinander und neigen stark zum ausscheren nach außen. Dabei verdreht sich auch das gesamte Drehgestell, die Achse stellt sich quer. Und da die Rüchstellkräfte der sehr weichen Federn nicht ausreichen fährt der Wagen dann so verschoben weiter.
    Von oben sieht das noch ganz lustig aus, von der Seite wirkt es schon beängstigender:


    Auf freier Strecke zwischen 2 Signalen wäre jetzt Schluss. Wagen entgleist, Signal gefällt.


    Abhilfe muss also her. Für meine Bastelei braucht man nur einige Bohrer und 0,3 mm Federstahl Draht. Einige Bohrer, weil der Verschleiß doch erheblich ist.


    Nach dem Zerlegen des Wagens (2 Schrauben und 2 Federn lösen, danach das Drehgestell nach oben aus den Kulissen heraus friemeln), muss man zunächst Löcher in die Längsträger bohren. Auf der einen Seite des Wagens reichen 2-3 mm, in die andere Hälfte muss man 7-8 mm eindringen. Da ich am Metallchassis arbeite habe ich zur Kühlung der 0,5mm Bohrer die Löcher immer wieder geölt, dann halten sie länger durch.


    Danach werden die Federstahldrähte in die kurzen Löcher eingeklebt. Ich habe einfach Sekundenkleber genommen und die Bohrungen gut volllaufen lassen.


    Nach dem schnellen Aushärten war Hochzeit angesagt. Die Drähte habe ich Stückweise abgelängt, um die maximale Lochtiefe auszunutzen.


    Nach der Montage des Drehgestells (dabei kann man, wie in der MIBA gelernt, die zu transportierenden Autos gleich mit einbauen), das beim Einhängen der Federn etwas Nerven erfordert, hat man einen optisch unveränderten Wagen. Natürlich habe ich auch gleich noch die Achsen auf RP25 herunter geschrubbt und die Kupplungen gekürzt und festgelegt.



    Auch bei genauem Hinsehen fallen die Drähte kaum auf. Nur bei Kurvenfahrten sind sie außen zu sehen. Kurvenfahrten sind durch die in der Länge immernoch flexible Konstruktion kein Problem. Nur wenn man zu extrem zieht springen die Drähte aus den Bohrungen, aber wenn sich der Zug so schwer ziehen lässt hat man schon Traktionsprobleme. In Querrichtung ist der Wagen jetzt absolut stabil!


    Jetzt muss ich mir nur noch ausdenken, wie ich die Wagen im Fremo sinnvoll einsetze. Ich habe 3 davon. Ondrup hat keine Kopframpe. Aber z.B. Dülmen hat eine und auch einen Ford-Händler. Aber ob der wohl 30 12M auf einmal bekommen hat?


    Schöne Grüße
    Patrick

  • Aber z.B. Dülmen hat eine und auch einen Ford-Händler. Aber ob der wohl 30 12M auf einmal bekommen hat?


    Hallo Patrick!
    Das vermute ich eher nicht. Das Denkschemata Ganzzug bei diesen Wagen ist noch recht verbreitet. Sie waren aber beladen durchaus einzeln in Nahgüterzügen unterwegs. Die Ford Werke in Köln-Niehl dürfte der Wagen noch in einem Ganzzug verlassen haben. Schon im ersten angefahrenen Rangierbahnhof dürfte es ans Verteilen gegangen sein. Nur noch Wagengruppen in einem Dg bis zum nächsten Rangierbahnhof, dann Einzelwagen in einem Ng.
    Damal war die Hype auf neue Autos besonders nach einem Modellwechsel groß. Ich kann mich noch an 1963 erinnern wo mein Vater einer der Allerersten war, die einen damals brandneuen Opel Rekord A bestellt und geliefert bekamen. Die eilige Fracht aus Rüsselsheim wurde allerdings an einem Samstag am frühen Abend im Bahnhof Gels. Buer-Nord von der DB zugestellt. Keiner mehr da zum Abladen. Die Sonntag nachmittägliche "Pilgerfahrt" zum Bahnhof an die Ladestrasse, wo der Offs55 mit 10 neuen Opels abgestellt war, ist mir noch in Erinnerung. Wir waren nicht die Einzigen im Vollhype, es gab noch andere die den neuen Opel Rekord bewunderten noch bevor er im Ausstellungsraum des Opel Händlern Dörpinghaus war. Da stand der neue himmelblaue Rekord auf dem Waggon, so nah und so unerreichbar...
    Mein Vater musste bis Montag warten.
    So könnte es sich auch in Ondrup abgespielt haben. Gesprächsstoff für ein ganzes Wochenende.


    Abgesehen davon, Du hast den technischen Konstruktionsfehler elegant abgestellt.


  • Auch bei genauem Hinsehen fallen die Drähte kaum auf. Nur bei Kurvenfahrten sind sie außen zu sehen. Kurvenfahrten sind durch die in der Länge immernoch flexible Konstruktion kein Problem. Nur wenn man zu extrem zieht springen die Drähte aus den Bohrungen, aber wenn sich der Zug so schwer ziehen lässt hat man schon Traktionsprobleme. In Querrichtung ist der Wagen jetzt absolut stabil!


    Tolle Anleitung, danke!
    Ich muss mal in mich gehen, ob ich sowas brauche...



    Jetzt muss ich mir nur noch ausdenken, wie ich die Wagen im Fremo sinnvoll einsetze. Ich habe 3 davon. Ondrup hat keine Kopframpe. Aber z.B. Dülmen hat eine und auch einen Ford-Händler. Aber ob der wohl 30 12M auf einmal bekommen hat?


    Ich weiss nicht, ob diese Wagen quasi als "Sammelgut" mehrere Händler (und damit auch mehrere Kopframpen) bedient haben, oder ob da immer nur Grosshändler ein volles Dutzend bekommen und die dann verteilt haben.


    Von letzterem Fall habe ich hier einen Artikel aus den DB Kundenbriefen:




    Ein weiterer offener Punkt für den Einsatz im FREMO: Wie entlädst du den Wagen? Oder sollen die Wagen immer beladen zurückfahren? "Annahme verweigert"?


    mfg


    Thomas

  • Moin Patrick,


    ein interessanter Wagen allemal. Konstruktionsfehler sind, so hat es den Anschein, immer an der Tagesordnung, so daß Deine praktische wie pragmatische Lösung des Problems garantiert hilfreich sein wird. Eine gelungene OP.


    Der Wagen hat mir auch sehr gefallen, allerdings habe ich ihn mir mit dem Gedanken "Wofür brauchst Du den?" von der Backe gepustet. Um der Beladungsfrage einen Schub zu geben: Beim Fremo könnte ich mir den Einsatz zweier identischer Wagenpaare vorstellen. Beladen und unbeladen. Schließlich wird Ladegut beim Fremo zumeist manuell "entfernt", damit ist imho auch ein Wagenaustausch legitim.


    Übrigens sehr schön, daß Du Herpa-Magics der besseren Sorte verwendet hast. Die taugen nicht nur als Ladegut, sondern aufgepäppelt auch zur Straßenbelebung.


    Und Danke Thomas, für die interessante und bullilastige Weiterreichung des Scans eines Kundenbriefs. :thumbup:

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

  • Hallo Patrick,


    abgesehen davon, dass das nicht mein Wagentyp ist ;) , gefällt mir das gut. Wenn du den Draht in Kurvenfahrten noch weiter tarnen möchtest, könntest du ihn einfach schwärzen - unprofessionel mit einem schwarzen Folienstift, professionel mit irgendeinem Brüniermittel: mir ist bei meinen Kupplungen aufgefallen, dass der Draht eigentlich kaum sichtbar ist, wenn nicht die Reflexionen der metallischen Oberfläche wäre - und diese lässt sich durch ein einfaches Einfärben ganz gut brechen. Da du ähnliche Drahtdurchmesser verwendest...


    Schöne Grüße,
    Erik