Straßenbahn umspuren

  • Vor langer langer Zeit, als es für den Deutschen Markt in Sachen Straßenbahn 1:87 nichts, aber auch absolut nichts gab, musst man improvisiren.
    Entweder aus den USA Straßenbahnmodelle importieren und irgendwie eindeutschen. Oder Unerschrockene haben zur Selbsthilfe gegriffen.
    So entstand auch dieses Straßenbahnmodell aus Messing in reinem Selbstbau, eine ausgezeichnete Arbeit von Johannes. Das Vorbild war in Marburg unterwegs und nach Einstellung der dortigen Straßenbahn (ja die pösen pösen Stinkebusse und die blöden blöden Stadtväter) kam er nach Darmstadt.
    Damals wurde ein Spur N Fahrgestell eingebaut welches auf 9mm Spurweite lief. Jetzt der Auftrag dieses Fahrgestell auf 12mm umzuspuren was der Vorbildspurweite von 1000mm entspricht.



    Dafür mussten alle Räder von den Achsen und wer weiß was für irrsinnige Preßpassungen Trix damals anwendete, der weiß auch, daß man nur mit Tricks die nicht isolierten Radscheiben von den Achsen bekommt. Es wurden aus 1,2mm Federstahldraht neue längere Achsen angefertigt auf die dann die Räder montiert wurden. Die Radscheiben sind zwar nur 2,4mm breit, entsprechen damit Code 93, haben aber 1,0mm Spurkranzhöhe.
    Die Drehgestellblenden mussen auseinander gesägt werden und deren Befestigung abgeändert werden.



    Der ebenfalls verbreiterte Bahnräumer.



    So sieht der Wagen aus.



    Den Pantographen habe ich versucht zu reparieren und ihm wieder eine Hochwippe zu verpassen. Ein Gelenk hatte sich verabschiedet und ich musste ein neues machen um den Panto zu retten.
    @Johannes, ich verneige mich vor Deinen Fähigkeiten.

  • Hallo Lutz,


    ich hatte damals die gesamte Vorbildserie nachgebildet; es müsste also noch einen zweiten Wagen geben. Damals baute ich noch unverdrossen in Messingblech 0,5 und 0,3 mm stark. Alles mit der Laubsäge ausgesägt. Die Lackierung fand ich immer etwas zu glänzend und zu dick aufgetragen, trotzdem an manchen Stellen nicht deckend. Aber es war Original-Heag-Lack - wohl auch dort lackiert. Es muss so Mitte der 70er gewesen sein. Beim Vorbild waren die Fahrzeuge immer Sonderlinge, denn der Technik-Chef der Heag hat in den frühen Fünfzigern in ihnen seine ganz eigenen Ideen realisiert. Oder hat schon jemand etwas von der Verwendung von Kohledruckreglern anstelle von Fahrschaltern gehört? Meist waren sie wohl zusammen mit zwei KSW-Beiwagen auf der Linie 2 - die damals in der gleichen Relation fuhr wie heute - eingesetzt, wie Aufnahmen aus Büchern über die Darmstädter Straßenbahn zeigen. Entsprechende Modelle von damals (noch M+F) müssten auch noch existieren.


    Wie die Wippe vom Panto wirklich aussah, kannst Du auch in den betreffenden Büchern sehen. Das Schleifstück war jedenfalls breiter als normal, da sich der Panto mitten auf dem Wagen zwischen den Drehgestellen befand.


    Gruß
    Johannes

  • Hallo Johannes!


    In diesem Zusammenhang mal nachgefragt, hast Du eine Befestigungsmöglichkeit für den Wagenkasten auf dem Fahrgestell vorgesehen?
    So wie ich ihn bekommen habe sitzt der Wagenkasten nur lose auf dem Fahrgestell.


    Mittlerweile habe ich ein Stück Bemo H0m Flexgleis vom Dachboden geholt und dem Wagen das Fahren wieder beigebracht. Der Kollektor war ganz schön versifft, aber ein Tropfen von Flücks Dampföl hat Wunder gewirkt. Achim war Heute bei mir und die Trompetenkupplungen sollen gegen Magnetkupplungen ausgetauscht werden.

  • Hallo Lutz,



    wenn ich mich recht erinnere, war dafür kein Platz. Ich glaube, die Trennwände im Inneren lagen lose auf den verbliebenen Konsolen an den Enden des Fahrwerksblocks auf. Die Fahrwerke der Minitrix-Loks (hier die V160) waren damals das beste, was man kriegen konnte. Hätte der Wagen heutzutage nicht einen Fauli verdient? Die Drehgestellseiten sind auch noch Original-V160, bloß ergänzt um Bahnräumer und Schienenbremsaufhängung. Wenn Du noch die Sandkästen wegschneiden könntest, wären sie etwas straßenbahnähnlicher, denn bei Straßenbahnen befinden sich die Sandkästen im Wagenkasten.


    Gruß
    Johannes

  • Hallo Johannes!


    Danke Dir für die Auskunft. Das mit den Sandkästen entfernen ist eine gute Idee, damit dürfte sich auch der Ausdrehwinkel der DG etwas erhöhen.
    Der Radstand ist um etwa 2mm zu groß, verglichen meit dem Vorbild.
    Die alte Minitrix Technik hat mich selber erstaunt. Nachdem alles sauber war, lief der Antrieb auch "sauber". Obwohl nur 3-polig und mit geraden Nuten war ruckelfreie Langsamfahrt kein Problem. Damals war Trix noch an der Spitze der Qualitätsskala, eine 1+ mit *. Ob mit Glocki oder nicht, muß Achim selber entscheiden.
    Dann will ich mal sehen ob mir hinsichtlich der Gehäusebefestigung noch etwas einfällt.

  • Na Lutz, über die Brücke mit Minitrix gehe ich nicht.


    So 1+ mit Sternchen war weder meine V60 noch die 85, als ich noch Spur N fuhr.


    Im Gegenteil - das waren reine Standmodelle. Aber das nur so nebenbei.

  • Hallo Johannes!


    Habe Deinen Vorschlag aufgegriffen und die Sandkästen abgefeilt und zudem die DG-Blenden an den Ecken etwas angeschrägt:



    Ich denke mit dem DG Ausdrehwinkel kann man leben.



    Für die Gehäusebefestigung habe ich mir etwas ausgedacht:

    Zwei dünne 0,2mm Messingbleche wurden an das Fahrwerk angeklebt und verstiftet. Da die Plattformböden aus etwas dickerem Blech bestehen konnte ich dort M1,4 Gewinde schneiden. Jetzt kann man den Wagen ganz normal anheben ohne daß das Fahrgestell herausfällt.