Die Tränke des Holzwerk Kirchbrak

  • Hallo zusammen,


    der Bau des Holzwerks Kirchbrak stockt - keine Ahnung, warum genau. Aber bei den Recherchen zu dem Gebäude bin ich auf alten Aufnahmen immer wieder auf ein Fachwerkgebäude gestoßen, dass sich zwischen dem eigentlichen Wohn- und Bürogebäude und dem Bahnübergang befindet. Weitere Recherchen haben ergeben, dass es sich hierbei um die "Tränke" handelt, die ursprünglich der Unterbringung der Rückpferde diente, dann aber für eine Imprägnieranlage für Wellendübel für den Gleisbau genutzt wurde. Nach dem Verkauf dieser Anlage in die Türkei wurde das Gebäude in den Jahren 1966 oder 1967 abgerissen.
    Der Gleisplan meines Modellbahnhofes entspricht dem Zustand von vor 1968 - es spricht also nicht wirklich etwas dagegen, diese Tränke mit zu berücksichtigen - zumal damit wenigstens mal ein typisches Fachwerkgebäude in Bahnhofsnähe realisiert werden kann... allerdings habe ich keine Pläne, nur wenige Fotos und keine Möglichkeit, mit dem Laser irgendetwas zu messen.
    Dummerweise zeigen die einzigen mir bekannten Fotos das Gebäude auch nur von einer Seite - und unter einem Winkel. Ich habe dennoch versucht, aus dem vorhandenen Material das Gebäude irgendwie zu konstruieren. Als erstes habe ich die Höhe der Seitenwände mittels perspektivischer Überlegungen abgeschätzt: bei der Fluchtpunktperspektive werden Höhen erhalten. Ich habe die Wände daher perspektivisch nach hinten verlängert - und die Höhe dann an der bekannten Höhe des Sandsteingebäudes abgelesen.



    Die Giebelseite lässt sich zudem noch aus dem Film "Der Lennetalexpress" auf der Homepage der Geinde Kirchbrak rekonstruieren: zum einen kann der Winkel aus diesem Foto abgelesen werden - der Winkelfehler kann dabei dadurch reduziert werden, dass dan den "Öffnungswinkel" misst, und dadurch die Dachneigung bestimmt... Auch die Höhe des Gebäude kann mittels Fluchtpunkperspektive aus dem Sandsteingebäude abgelesen werden. Übrigens: es lässt sich damit auch kontrollieren, ob das Höhenmaß aus dem ersten Bild plausibel ist...




    Die Länge des Gebäude habe ich dann aus der Anzahl der Fachwerksfelder abgeschätzt - und dann das Gebäude um drei Fenster geküzt. Herausgekommen ist folgender Plan, der sich als einfaches Modell zusammenbauen lässt:



    Wohlgemerkt: ich weiß nur, wie die eine Seite des Gebäudes aussieht; auf dem Film meine ich zu erkennen, dass die hintere Seite keine Türen im unteren Bereich, wohl aber einen großen Tank aufweist. Ich habe den Rest irgendwie dazugedichtet...


    Ein erstes Aufbau zeigt, dass das Gebäude eher etwas zu klein ist:



    Ich habe deshalb die entfallenen Fachwerksfelder wieder ergänzt, und das ganze Gebäude um 10% vergrößert. Herausgekommen ist dann dieser Plan:



    Realisiert wird das Gebäude jetzt aus Sperrholzplatten; das Fachwerk werde ich mittels Balsaholz und Acrylpaste realisieren...


    Soweit für heute,
    schöne Grüße aus H0-Kirchbrak,
    Erik

    Einmal editiert, zuletzt von Erik () aus folgendem Grund: Korrektur: bei der Tränke handelt es sich um ein Gebäude, in dem die Wellendübel getränkt wurden; die Pferde waren in einem anderen Gebäude untergegracht. Ein Missverständnis meinerseits...

  • Hallo zusammen,


    hier geht es weiter: ich habe die erstellten Pläne auf Papier ausgedruckt; dabei sind die Fachwerkstreifen, Fenster und Außenkonturen mit minimaler Breite dargestellt. Berücksichtigt wurde bei den Seitenwänden außerdem die Materialstärkes des Sperrholzes. Diese Pläne habe ich dann mit Holzleim, den ich mittels Japanspachtel aufgetragen habe, auf 1 mm Sperrholz aufgeklebt. Herausgekommen ist folgender "Bausatz":


    Die Einzelteile habe ich mittels Skalpell ausgeschnitten - bei 1 mm Holzdicke geht das gerade noch. Etwas gezahnt habe ich an den Fenstern, da ich die Stege dazwischen aus Stabilitätsgründen erhalten wollte...



    Ich habe dann auf die Rückseite geweißtes Mauerwerk geklebt, dass ich aus einer Scalesscenes-Vorlage selbst ausgedruckt habe (entspricht bisher dem Standard, mit dem ich auch mein Toilettenhäuschen schon gebaut habe). Um auch das innere Fachwer darzustellen, habe ich dies einfach mittels grauer Aquarellstifte aufgemalt - man kann die inneren Wände nachher eh nur durch die geöffnete Tür und durch die Fenster sehen...


    Das folgende Bild zeigt das so provisorisch zusammengebaute Gebäude, schon mal mit einem Teil der späteren Inneneinrichtung (ich werde hier die Impregnierkessel von Kibri verwenden, die zufällig noch bei mir rumliegen):



    Bei all den provisorischen Aufbauten ist mir aufgefallen, dass mein Plan nicht zu den Fluchtpunktüberlegungen passt: irgendwo sind 5 mm verloren gegangen. Ich habe dies korrigiert, in dem ich den Sockel wieder separat aufbaue (vermutlich war die Integration des Sockels in die Mauer auch die Ursache für den Fehler...). Naja. Anschließend habe ich das Gebäude mittels Holzleim zusammengeleimt, und dabei die Ecken innen mit dünnen Leistchen verstärkt.


    Ich habe dann einfach aus 1 mm Balsaholz mittels Leistchenschneider 2 mm breite Leistchen geschnitten, und diese als Fachwerksbalken mittels Holzleim aufgeklebt. Natürlich habe ich da neue Erkenntnisse zum Aussehen der Giebelseite gleich mit berücksichtigt...


    Vor dem Füllen des Fachwerks habe ich kleine Spalten mit Holzleim aufgefüllt, und die Balken mittels 240er Schleifpapier auf ein Niveau heruntergeschliffen. Durch eine anschließende "Impregnierung" des Gebäudes mit einem Acryl-Farbe-Spülmittel-Holzleim-Wasser-Gemisch werden die Holzbalken dann oberflächlich etwas härter, was die folgenden Arbeitsgänge deutlich vereinfacht...




    Soweit für heute; das Auffüllen des Fachwerkes werde ich mittels Acryl-Feinstrukturpaste aus dem Künstlerbedarf machen... dummerweise dauert das aber, da man mindestens 2 mal auffüllen muss...


    Schöne Grüße aus H0-Kirchbrak,
    Erik

  • Hallo zusammen,


    hier ist es weiter gegangen: ich habe drei der Wände mit Schmincke Leichstrukturpaste und einem kleinen Spachtel, der idelaerweise nicht breiter als die Fachwerkbreite ist, gefüllt. Beim Auftrag kann dann der Spachtel auf den Balken geführt werden. Die Paste auf Acrylbasis verliert beim Aushärten viel Volumen - ich habe die Gefache immerhin dreimal auffüllen müssen. Zwischendurch ist es ratsam, die Balken wieder zu reinigen, um eine vernünftige Grundlage für den nächsten Schritt zu haben. Das folgende Bild zeigt das Gebäude in diesem Zustand.



    Nach dem dritten Auftrag (das Bild zeigt noch den ersten!) und einer kurzen Schleifprozedur gefällt mir das Fachwerk, sieht man mal von den fehlenden Farben auf den Balken ab...


    Übrigens: meine Elternzeit ist vorbei - jetzt geht es langsamer weiter :( . Wie? Das Giebelfachwerk werde ich mit Slaters-Platten füllen; gleichzeitig arbeite ich schon am Tank... Und dann werde ich die Balken mittels Aquarellstiften einfärben...


    Schöne Grüße aus H0-Kirchbrak,
    Erik

  • Hallo zusammen,


    noch mal ein paar Bilder - angefangen mit dem fertigen Fachwerk, aber immer noch ohne Farbe...


    Die verbliebene Wand fülle ich mit Slaters-Platten auf. Leider ist das Fachwerk nicht ganz so schön, wie bei meinem letzten Gebäude - dadurch sind die Stücken nicht ganz waagerecht eingesetzt. Ich gehe aber davon aus, dass ich hier Fachwerk nachbilde, dass nachträglich ausgemauert ist - auch da waren Balken und Mauerwerk nicht perfekt.


    Übriggebliebene Spalten werde ich mit Acrylspachtel füllen - oder einfach mit grauer Farbe.


    Auf den Fotos kann man einen Tank erkennen, der stark an einen Kesselwagentank erinnert. Ich habe hierfür einen alten Kesselwagen von Roco geschlachtet - immerhin hat der nur schwach sichtbare Gußnähte, gut detailierte Verschlüsse/Ventile und eine passende Abstützung. Hier ein Bild, das vom späteren Aufbau einen ersten Eindruck vermittelt:


    Fenster habe ich bei meinmodellhaus.de auch schon bestellt...


    Schöne Grüße,
    Erik

  • Hallo zusammen,


    ein kurzes Update... ich habe die Wand zu Ende ausgemauert, Spalten mit Holzleim ausgefüllt, und das Gebäude auch farblich etwas überarbeitet. Das Ziegelmauerwerk habe ich zunächst orange grundiert, dann mit grauer Acrylfarbe übermalt, die ich dann noch feucht von allen erhabenen Flächen entfernt habe. Anschließend habe ich die Balken mit grauen und braunen Aquarellstiften ausgelegt, und das ganze Gebäude mit Mattlack fixiert. Mir waren die Holzbalken - insbesondere auf der ausgemauerten Seite zu unstrukturiert - nach der farblichen Behandlung habe ich mit einem Schraubendreher Risse eingraviert.



    Bei alten Fachwerkhäusern erscheinen die Fenster oft aufgesetzt - insbesondere bei Nutzgebäuden kann man das heute auch noch oft sehen. Entsprechendes wollte ich auch darstellen. Ich habe dazu einfach Klebefolienfenster bei meinmodellhaus.de bestellt; diese sind dann einfach auf die Glasfolie aufgeklebt und passend ausgeschnitten worden. Fixiert habe ich Fenster mit wenig Uhu-Kraftkleber, den ich mit einer Nadel auf die Rückseite der Fenster aufgetragen habe.



    Auf dem Bild sieht man auch den mittlerweile gemauerten Sockel: die Holzleistchen habe ich einfach mit Slatersplatten verblendet. An den Ecken habe ich dabei - wie schon beim Schornstein des Abortes - stumpf gearbeitet, und die Fugen eingeritzt. Nach einem Farbauftrag wird man den hier noch schwach erkennbaren Übergang nicht mehr sehen...


    Was noch nicht passt, ist das Dach: ich habe hier erstmal Vollmer Schieferplatten verwendet. Ob das so bleibt, weiß ich nicht - zumindest erstmal ging es schnell... wahrscheinlich werde ich die Platten jetzt erstmal einfärben, und dann auf mich wirken lassen...


    So weit für heute aus H0-Kirchbrak,
    schöne Grüße,
    erik

  • Hallo zusammen,


    kurzes update: hier geht es weiter, auch wenn es nicht so aussieht: ich habe jetzt eine Ahnung, wie das Innenleben der Träne aussah - so dass ich diese grob umsetzen kann. Es wird allerdings ein paar kleine Anpassungen geben - zum einen, weil die Türeinteilung nicht passt, zum zweiten, weil man bei der richtigen Türanordnung nicht mehr hereingucken kann... Allerdings dauert es jetzt doch ein wenig länger... Und noch was habe ich bei der Gelegenheit herausgefunden, und im Ausgangsbeitrag korrigiert: die Tränke wurde tatsächlich nur als Imprägnieranlage für (Sch)Wellendübel verwendet; die Pferde in einem anderen Gebäude untergebracht. Herzlichen Dank dem Archivar der Gemeinde Kirchbrak für die vielen Informationen!


    Noch was habe ich bei der Recherche gelernt: das Hautgebäude des Holzwerkes wurde zwischen 1923 und 1926 von Walter Gropius gebaut, dessen Fagus-Werke in Alfeld UNESCO-Welterbe sind - das wird mich dann dich vor gewisse Herausforderungen stellen...


    Schöne Grüße,
    Erik

  • Hallo zusammen,


    ewig ist hier nichts passiert - ich habe erstmal alles verdauen müssen, und überlegen müssen, wie ich damit weitermache: das folgende Bild zeigt einen recherchierten Innenraum der Tränke - mit herzlichem Dank dem Archivar von Kirchbrak:



    Mein Problem damit war, dass mein Gebäude nicht mehr richtig ist: zum einen habe ich in der hinteren Giebelwand eine Tür, zum zweiten ist die Tür in der Seitenwand mittig. Ich habe lange hin-und-her-überlegt - und dann beschlossen, dass ich die Außenmauern vorerst so lasse. Allerdings habe ich die Inneneinrichtung komplett überarbeitet: der dem Bahnhof abgewandte Teil war unterkellert; ich habe daher aus meinen Gebäude den Boden herausgesägt, und dann einen neuen Boden eingebaut. Das hatte gleichzeitig den Vorteil, dass der Sockel etwas höher wurde... ;) . Den unterkellerten Bereich habe ich durch Holzbohlen, die ich mittels Reißnadeln in die Grundplatte eingeritzt habe, dargestellt; im vorderen Bereich habe ich den Beton durch aufgetupfte Farbe dargestellt. Irgendwie muss man auch in den Keller kommen - ich habe dafür noch einmal ein Loch in die Grundplatte gesägt, und die Treppe durch ein aus Messingprofilen und Draht zusammengelötetes Geländer dargestellt; die eigentliche Treppe wird durch schwarzen Fotokarton nur angedeutet.



    Auf der dem Bahnhof zugewandten Seite befinden sich jetzt zwei Sortiertische (ich hatte das Gebäude kürzen müssen, wodurch auch an der Inneneinrichtung gespart werden musste); gegenüber habe ich einen Tank vorgesehen, der für die Sole gewesen sein könnte - Teer- und Heizöl wurden wahrscheinlich im Kessel vor dem Gebäude gelagert. Ich habe im Gebäude auch noch ein paar Rohre mit 2 mm-Messingvollmaterial angedeutet. Übrigens: wenn man das vorher oxidiert, kann man sich Altern und Farbe sparen...



    Soweit ich das verstanden habe, wurden die Wellendübel mittels Tauchimprägnieren konserviert; dieser Vorgang, der wahrcheinlich einige Zeit in Anspruch genommen hat (ähnlich meiner Google-Recherche zu verschiedenen Imprägnierverfahren) wurde in einfachen stehenden Kesseln durchgeführt, die von beladen wurden - wahrscheinlich mit einem Flaschenzug. Ich habe das etwas modernisiert, und aus der Bastelkiste einen einfachen Kran in das Gebäude eingebaut - alles andere hätte man nicht gesehen. Dazu habe ich Laufschienen und Verstrebungen aus Messing- und PS-Profilen dargestellt, und einen Kibri-Kran verwendet; die eigentlichen Imprägnierbehälter entsammen einem Walthers-Set, das ich mittels Messingprofilen und den ursprünglich mal vorgesehen Kibrideckeln ergänzt habe; die Behälter und sind wahrscheinlich falsch proportioniert...


    Wie geht es weiter: die Elektriker waren schon da, der Schornstein des Heizkessels ist im Gebäude auch schon fertig, so dass eigentlich nur noch das Dach und Kleinigkeiten wie Regenrinnen fehlen - sieht man mal vom Tank vor dem Gebäude ab. Die Detailarbeit wird wohl noch einen Moment auf sich warten lassen müssen - vorher muss der gesamte Hof etwas weiter fertigstellt werden...


    Schöne Grüße aus H0-Kirchbrak,
    Erik

  • Hallo zusammen,


    irgendwie habe ich vergessen, hier neuere Bilder einzustellen - deshalb hole ich das jetzt nach. Es fehlen immer noch die Tore (werden Schiebetore werden), und die Fallrohre sowie die Regenrinne - solange ich das Gebäude aber immer hin- und herschiebe, würde ich das ohnehin nur abbrechen... das Dach besteht aus Vollmer-Schindeln - als Zwischenlösung geht das immerhin ganz gut für Sandstein durch. Die Schornsteine habe ich mit Slaters-Platten selbst hergestellt - heute würde ich vielleicht auf die Auhagen-Schornsteine zurückgreifen...



    Schöne Grüße,
    erik