Kleine Rangierhilfe: Pufferkondensatoren

  • Hallo zusammen,


    nachdem das Thema schlechte Fahreigenschaften in den letzten Monaten ja doch immer mal hochkam, will ich hier meine Gedanken und Erfahrungen zum Einbau von Pufferkondesatoren mal kurz beschreiben. Um es vorweg zu nehmen: ich habe einfach ein wenig rumprobiert, und habe Lokomotiven mit Kühn N025 sowie mit ESU LoPi V4.0 aufgerüstet. Wunder bezüglich Auslauf habe ich (bisher) keinen erreicht, ich habe auch schon eine Idee, woran das liegt. Die Versuche dazu muss ich aber erst noch machen... Insgesamt dürft ihr von mir keine Wunder erwarten, und ähnliche Erfahrungen kann man anderswo auch finden.


    Als erstes habe ich mir ein Pflichtenheft erstellt: Ziel des Umbaus soll eine Verbesserung der Fahreigenschaften dahingehend sein, dass die Lokomotiven insbesondere bei Rangierfahrten, bei denen die Motordrehzahl gering ist, und die mechanische Schwungscheibe nicht ausreicht, keine Aussetzer mehr aufweisen. Randbedingungen:

    • die Kondesatoren sollen das Erscheinungsbild der Lokomotiven nicht verändern; insbesondere soll der freie Fensterdurchblick NICHT behindert werden.
    • auch wenn ich meine eigene Spannungsversorgung mittlerweile auf 10 V begrenzt habe - auf der VEV wird nur 40 gefahren - müssen die Kondensatoren Spannungsfest bis mindestens 25 V sein; besser wären 35 V. Geht leider ins Volumen...
    • ich habe keine feinmechanische Werkstatt zur Verfügung, außerdem zwei linke Hände: große Umbauten im Fahrzeuginneren schließen sich daher aus - ich kann nur mit Feile und Säge Platz schaffen...
    • ich möchte die Lokomotiven weiterhin programmieren können, ohne jedesmal die Pufferkondensatoren auszubauen.
    • meine Zentrale darf beim Einschalten nicht überlastet werden, d.h. der Ladestrom darf nicht zu hoch sein.

    Ich habe keine Brüllwürfel verbaut (und werde es auch nicht tun), und auch keine sonstigen Stromfresser geplant - ein Teil der Lokomotiven läuft mit Glockenankermotoren (noch aus der Analogzeit). Ich komme also mit moderaten Kapazitäten hin, und habe keine Erfahrungen mit der Erhaltung von Tonsignalen. Und: meine Lokomotiven müssen nicht notwendigerweise einen größeren Auslauf bekommen - das kommt erst in der nächsten Ausbaustufe an die Reihe...


    Habe ich noch etwas vergessen?


    ESU zeigt im Decoder-Handbuch, wo die Kondensatoren anzuschließen sind - im Prinzip ist also alles ganz einfach, und die positive Spannung wird meist als blaues Kabel direkt rausgeführt. Wenn nur die Lötstellen etwas größer wären, nicht isoliert wären, und die Lokomotiven etwas mehr Platz hätten (da kann man 0-Bahner echt beneiden)... Das erste Problem (die Größe der Lötstelle) ist mit einem vernünftigen Lötkolben lösbar; die Decoder sind sogar recht robust (ESU - und andere Decoderhersteller lehnen allerdings jede garantie für Decoder ab, an denen herumgelötet wurde!!!). Ich habe an diese Stellen jeweils dünne Litzen angelötet. In eine der Litzen habe ich dann eine Diode (N4001) sowie einen 100 Ohm-Widerstand eingelötet; die beiden Bauteile werden mit Schrumpfschlauch isoliert. Hintergrund ist einfach der Ladestrom, der durch den Widerstand begrenzt wird; beim Entladen muss aber sofort der ganze Strom zur Verfügung stehen. Als Widerstand habe ich in letzter Zeit 0204-Widerstände mit einer Leistung von 0,4 W verwendet. Dann geht es irgendwie zum Kondensator - oder den Kondesatoren. Ich habe hier notmalerweise 470 µF verbaut - in letzter Zeit verwende ich Bauteile der Fa. Würth, die man beim großen C beziehen kann (das war das kleinste, was ich mit der Kapazität einer Spannungsfestigkeit von 25 V gefunden habe - und ich habe laaaaaaaaaaange gesucht). Je nach Lokomotive wird es etwas kompliziert, wenn man diese unsichtbar verbauen will. In der ADE-DH500Ca habe ich den Kondesator dort untergebracht, wo ADE den Lautsprecher eingeplant hatte, in der Brawa-Köf befindet sich der Kondesator unter dem Gewicht im Führerstand, das ich dafür etwas gekürzt habe. Bei der Roco-64 ist unendlich viel Platz im Kohlekasten (reicht für 2 BE), und die ELNA hat ihren Kondensator in den Kessel bekommen - um nur ein paar Beispiele zu nennen. In den Brekina-VT95 kann man Kondensaoren mit einer Kapazität von 330 µF in der Toilette unterbringen - das hilft auch schon, zumal man mt den Triebwagen auf Weichenstraßen gar nicht mal so langsam fährt, da man ja ohnehin nicht rangieren kann. Das folgende Bild zeigt eine uralt Fleischmann-T3 ohne Schnittstelle, aber mit neuem Maxxon-Motor, die als Lok 41 der VEE in Kirchbrak unterwegs ist:



    Bitte entschuldigt die Unschärfe des Bildes... man kann aber ganz gut erkennen, dass der Decoder rechts vom Motor liegt (ich habe sinnloserweise in dieser Lok sogar eine 6-polige Schnittstelle verbaut), der Kondesator inkl. Ladeschaltung aber auf der anderen Seite - passt gerade so in die Kabine rein (mit meinen alten Kondesatoren bin ich noch gescheitert). Ich musste dann auch warmweiße LED als Beleuchtung einbauen...


    Schwieriger wird es übrigens beim Kühn-Decoder, wo die Kabel direkt auf der Platine neben einem kleinen Keramikkondesator zu verlöten sind - siehe Link <http://www.kuehn-digital.de/pdf/info-n025_01_de_c.pdf>. Ich habe so meinen alten Rocoschienenbus (angetrieben mit Glockenankermotor) umgebaut, und mit 2 x 470 µF Kondensatoren, die in beiden Kupplungskästen untergebracht sind, verbessert. Geht aber auch, wenn man sich erstmal überwunden hat, direkt am Bauteil zu löten...


    Allen Umbauten gemeinsam ist, dass das o.g. Pflichtenheft erfüllt ist, und die Lokomotiven stabiler fahren, wodurch ich meine Gleise jetzt noch weniger putze ?( . Bei allen Umbauten leuchtet das Licht sekundenlang nach (Ausnahme N025 - liegt aber wahrscheinlich an meinem Anschlusskonzept der Beleuchtung), aber kein Umbau hat wirklich gut messbaren Zusatzauslauf (in Millimetern), auch nicht bei > 1000 µF und stromsparenden Glockenankermotoren. Ich gehe - insbesondere beim ESU-LoPi - davon aus, dass hier ein zweiter Kondensator zur Pufferung des Signalbereichs des Decoders helfen würde. Das muss ich aber noch ausprobieren. Vermutlich handelt man sich dann aber Probleme bei der Programmierung ein - und es gibt einige Loks, in denen ich keinen zweiten Kondensator unterbringen kann. Hat zu diesem Thema von euch jemand Erfahrungen?


    Soweit für heute,
    schöne Grüße aus H0-Kirchbrak, ich werde jetzt den Putz meiner Tränke fertig machen,
    erik

  • Hallo Erik!


    Grundsätzlich, den "Auslauf" bei Digitalbetrieb stellst Du über die CV4 ein. Steht der Wert der CV4 auf "0" gibt es auch keinen Auslauf. Selbst ansonsten (Analogbetrieb) wirkungsvolle Schwungmassen werden vom Decoder effektiv ausgebremst. Des weiteren ist mir auch kein Decoder bekannt der den Energiespeicher Schwungmasse nutzen kann.
    Du müsstest jetzt einmal Versuche mit den mit Kondensatoren ausgerüsteten Loks machen, bei denen die CV4 auf sehr hohe Werte eingestellt ist.
    Lok auf Höchstgeschwindigkeit bringen, vom Gleis nehmen und schauen wie lange sich die Räder drehen.
    Oder aber eine Versuchsanordnung wo die Lok in ein "totes" Gleis fährt:

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    Das Problem mit den Kondensatoren, wenn Du da planmässig anhalten musst um bsp. einen Wagen abzukuppeln und kommst dann gemäß Murphy's Laws genau auf der dreckigen Stelle zu stehen, geht Dir dann auch der Saft aus.
    Deswegen betrache ich die Kondensatorpacks nicht als alleiniges Allheilmittel, insbesondere nicht bei Rangierloks. Da sollten dann schon alle Register gezogen werden.

  • Hallo Lutz,


    die letzte Aussage (inkl. Murphys Law) unterschreibe ich sofort - ich traue mich aber nicht so ganz an die Mechanik heran, werde aber wohl mal mit meinem Schienenbus deinen Umbauvorschlag testen (ich habe das alles sehr genau verfolgt...). Der Umbau scheint mir auch ohne großes Werkzeug noch mit linken Händen zu bewerkstelligen zu sein...


    Zum Auslauf: hier haben wir uns missverstanden - meine umgebauten Fahrzeige haben nur bei der "toten-Gleis-Methode" nicht mehr Auslauf als die nicht umgebauten - und ich kann das weder durch die CV4, noch (beim ESU) über die Pufferzeit (große CV) beeinflussen. Deshalb bin ich ja der Meinung, dass ich den Decoder selbst noch puffern muss - ich gehe davon aus, dass ESU auch genau deshalb drei Anschlüsse hat... Meine 64 hat genug Platz für einen weiteren Kondesator - sobald ich wieder Zeit habe, werde ich mich mal daran versuchen...


    Schöne Grüße,
    Erik

  • Hallo Erik
    Ich glaube, wenn man einen oder mehrere Kondensatoren an den Decoder anschliesst, ist der Decoder sozusagen gepuffert.
    Auf den Dingern ist nicht wirklich viel drauf - ein Mikocontroller (Atmel, PIC, etc.) ein paar Wiederstande, Dioden und Kondensatoren und etwas "Leistungselektronik" in Form von Transistoren.
    Das alles auf 1/4 Briefmarke beidseitig "bedruckt".
    Die Motorensteuerung übernimmt der Mikrocontroller mit Pulsweitenmodulation (PWM). Wenn ich die Dinger richtig "verstehe", können die MC's den Motor nicht Potentialfrei schalten. Also wird der Motor wenn "AUS" ist, einfach kurzgeschlossen. Dann wirkt der Motor im Auslauffall wie ein Generator und das killt jeden Effekt der Schwungmasse.
    Also bleibt nur der Weg über die Software des Decoders und den Wert in CV4.
    Die Frage ist, ob nicht der Kondensator schnell "geleert" wird?


    Ich bin aber kein Elektroniker und kann das nicht weiter beantworten.


    LG,
    Axel

  • Hallo!
    Die Problematik mit Pufferkondensatoren beim digitalen Fahren von Modelloks ist umfangreich und zieht einen
    "Rattenschwanz" von Folgeproblemen nach.
    Lutz K hat ja schon die CV 4 erwähnt.
    Bei Pikoloks mit Plux - Schnittstelle gibts auf der Lokplatine Lötpads für Kondensator.
    Das nutzt aber dem Threadersteller wenig mit seinen kleinen Loks.
    Zunächst ist das programmieren mit Kondensatoren ein Problem; entweder den Decoder aus der Steckschnitt-
    stelle entfernen zum programmieren oder durch einen Mikroschalter den Kondensator elektrisch trennen - bei-
    des umständliche Verfahren.(Dabei muß ich an den ET 403 von Lima bzw. Rivarossi denken, dessen Schleifer-
    umschaltung zwar analog funktionierte aber nicht digital).
    Will man jetzt eine wirklich effektive Pufferung könnte ich mir einen sog. Geisterwagen zur Kondensatoraufnahme
    vorstellen. Der hätte genügend Platz und könnte mit einer elektrischen Vierpolkupplung von Roco (40345) ange-
    schlossen werden.
    Das sind alles nur theoretische Überlegungen.
    Ein Geisterwagen an einer kleinen Rangierlok ist natürlich nicht jedermanns Sache; man muß halt wissen was
    einem wichtig ist.
    mfg