Porzellanartige Giessmasse und ihre Tücken

  • Hallo Zusammen,
    heute Abend hatte ich zum ersten Mal Gelegenheit Spöerle-Formen auszugiessen.
    Ich hatte zwei Gebinde des selben Herstellers am Start.


    1x Reliefgussmasse - Porzellanartig - Weiss
    1x Reliefgussmasse - Porzellanartig - Terracottafarbig


    Begonnen habe ich mit der weissen Masse. Die Formen wurden mit Fliesverbesserer eingepinselt und die Masse 1:4 nach Vorschrift angerührt. Eine sehr schöne dünne Masse liess sich bestens in die Form giessen und lief in alle Ecken. Kurze Anheben der Ecken vertrieb die letzten Reste von Luftblasen.
    Nach dem reinigen der Formen und erneutem Einpinseln habe ich die Terracottafarbige Masse verwendet. Gleich Menge nach der entsprechenden Vorschrift in 1:4 angerührt. Aber die Masse zog schon nach wenigen Minuten im Mischgefäss an und war nicht gut zu giessen! Der Abbindeprozess ging gefühlt etwa 3x so schnell über die Bühne. Die ausgehärtete Masse ist in der Oberfläche weicher als die Weisse Masse und Details lassen sich mit dem Finger "wegrubbeln".
    Es scheint, dass diese Masse mit dem Pigment anders reagiert!
    Dazu kommt noch, das bei ganz feinen Konturen die Details in der Form hängen bleiben (Ziegelstrukturen).


    Wer also gestochen scharfe Abgüsse von den Formen haben möchte, sollte die Weisse Masse nehmen. Nur die härtet sehr hart aus und nimmt alle Details mit.
    Andererseits lässt grade das hängenbleiben von Material einen Effekt von "sehr verwitterter Ziegelfassade" entstehen, der ziemlich gut aussieht aber den man leider nicht gut kontrollieren kann. Ich werde morgen mal bei Tageslicht Fotos von den gleichen Abgüssen mache, damit man sieht, was ich meine. Eigentlich hatte ich auch einen "echter Ziegel Effekt" durch den Terracotta Farbton gehoft.


    Es waren Gussmassen aus dem Hobby & Bastelbedarf (Hersteller reiche ich nach).


    LG,
    Axel

  • Hallo ihr Giesser,


    ich habe schon viel Gips gegossen und solche Unterschiede nicht erfahren.


    Aber: Die Terracotta-Masse ist für uns eigentlich unnötig: Ihr Farbton mag vielleicht für das Giessen von Blumentöpfen passen, enthebt uns aber nicht von farblichen Anpassungen. Allenfalls kann es ein wenig unauffälliger sein bei abgestoßenen Kanten.


    An anderer Stelle habe ich hier im Forum das Einfärben von Gips vorgestellt. Festigkeitsprobleme traten erst beim Einarbeiten von relativ großen Mengen Pigmentpulver auf. Gut geht das Einfärben mit einigen Tropfen des Abtönkonzentrats (siehe dort). Es ergeben sich aber immer nur m.o.w. kräftige Pastelltöne die beim farblosen Lackieren der Gipsteile farblich prägnanter werden.


    Insgesamt ist das Gipsgiessen in unseren Anwendungen keine esoterische Wissenschaft, eher ein Handwerk mit eigenem know-how.


    Einfach mal probieren bevor die Welt mit einem vermeintlichen neuen Problem tangiert wird.


    LG Bruno - bob -

    Es muss nicht alles perfekt sein was gut ist


    Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. Heinrich Heine

  • Moin Leute

    Scheinbar muss die Menschheit täglich das Rad neu erfinden. ^^
    All diese Probleme, die hier geschildert werden sind doch eigentlich hinlänglich bekannt, und mir, der mittlerweile Sackweise Gips verarbeitet hat, nicht unbekannt.
    Schon anno 1966 in der Lehre habe ich gelernt wer wie wild im Gips herumrührt verkürzt die offene und damit die hier notwendige „fliesfähige“ Zeit, außerdem wird der Gips krümelig und klumpig. Wer also Farbpigmente einrührt sollte das bedenken.
    Auch wenn es schon X-Mal beschrieben, es reicht der Modellgips für Mauern; Felsen usw. Wer feinere Sachen abgießen möchte nimmt Abform- und Gießmassen aus dem Künstler Bereich, die in der Regel nicht aus Gips bestehen sondern aus dem Bereich der Keramik kommen.
    Deren Eigenschaften sind ebenfalls beschrieben und dem Gips sehr ähnlich. Wer mehr Geld ausgeben möchte nimmt Massen aus dem Dental Bereich. Wer Farben einmischen möchte liest das, was Bruno dazu hier im Forum geschrieben hat. Ich nehme nach wie vor Modellgips, lasse ihn kurz ziehen, rühre nicht wie wild darin herum und gieße damit die Form aus. Neue Formen sollte man wie beschrieben vorbehandeln.


    Manchmal gelingt ein Abguss nicht; sei es weil zu viele Lufteinschlüsse vorhanden sind oder die Abgussmasse aus anderen Gründen, die in der Regel zwischen den Ohren liegen, nicht funktioniert hat. Dann wandert dieser in die Tonne!

    Rückseiten der Abgüsse behandelt man mit Tiefgrund damit der Klebung verbessert wird und die Fliesen nicht vom Untergrund fallen.
    Meine Abgüsse bleiben weiß, die Vorderseite wird mit Farbe behandelt. Der unbehandelte Gips lässt Farbgestaltungen zu die sonst nicht mehr möglich sind, je feiner die Pigmente der Farbe desto besser das Ergebnis. Deshalb versuche ich auch, dass der Tiefgrund nicht bis zur Vorderseite durchdringt.


    Alles, auch hier im Forum schon zig mal beschrieben. :D
    Und dann:
    Anfangen; machen; und damit üben.
    meint mit lieben Gruß Friedrich