Werksprobefahrten

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin liebe Mitleser,


    lange habe ich überlegt, ob ich den folgenden Bericht hier einstellen soll. Schließlich geht es hier im Forum doch eher um die –wirklich hervorragenden- Bauberichte und deren Kommentierungen. Jedoch denke ich, dass auch Testberichte ab und zu mal ein lesenswertes Thema sind. Vielleicht liebäugelt ja der eine oder andere Mitleser noch mal mit einem Fahrzeug des eingestellten Berichtes. Ich lese diese jedenfalls immer gerne, allerdings mag ich keine Lobhuddeleien. Und das kommt leider häufig vor.


    Deshalb habe ich mich dann doch entschlossen, heute mal den „Startschuss“ zu einem neuen Thema zu geben. Jedoch ist es nicht meine Absicht, hier „alleine“ zu schreiben. Dafür ist das Interessengebiet Modellbahn zu groß - von der Epoche 1 bis zur Epoche 6 von der Staatsbahn bis zur Privatbahn, von Inland bis Ausland, elektrisch oder nicht. Unter der Überschrift „Werksprobefahrten“ sollten Testberichte fabrikneuer Modellfahrzeuge für die Modellbahn zusammengefasst werden. Also Triebfahrzeuge, Personen- und Güterwagen, die neu von einem Hersteller herausgebracht wurden. Dabei geht es wie oben gesagt nicht um „oh, wie toll“ und „bei uns bekommt jeder Hersteller 4 von 5 Sternen“, sondern um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Modell. Positive Punkte können und sollen natürlich genannt werden, kritische Töne sind aber durchaus angebracht, wenn es nicht so richtig passt. Dass dabei auch die persönlichen Präferenzen des Verfassers eine Rolle spielen, ist mir klar, aber das darf gerne so sein.


    Bei Interesse und weiteren Beiträgen bin ich auch gerne bereit, hier eine Übersicht zu erstellen, diese zu pflegen und zu verlinken. Ich würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere Mitleser lebhaft mit Testberichten (auch zu älteren Fahrzeugen) in diesem Faden beteiligt.


    Den Startschuss gibt heute die:
    Probefahrt mit 50 3104, Roco 72170, Gleichstrom DCC


    Teil 1


    1 Das Vorbild
    50 3104 ist eine Dampflokomotive aus der Serie der Ersatzbauten (50 3045 – 50 3164). Sie wurde von MBA (Orenstein & Koppel) im August 1943 aus der Serie 50 3084 - 50 3106 geliefert [1, Seite 72]. Diese Loks waren ursprünglich bei Krupp bestellt, wurden jedoch auf Grund der Kriegsereignisse nach MBA ausgelagert [1, Seite 77 und 78]. Sie wurde im September 1943 an die RBD Stuttgart, Bw Crailsheim geliefert und kostete 165.000 Reichsmark [1, Seite 107]. Jedoch im Juni 1944 ist sie dort schon nicht mehr vermerkt, es verliert sich ihre Spur…
    ..bis:1950. Da wird sie dann beim Bw Osnabrück Rbf der ED Münster geführt [2, Seite 301]. Schon wieder ist der Verbleib in den Folgejahren nicht zu klären - bis sie 1965 im Bestand des Bw Duisburg-Wedau auftaucht [2, Seite 153]. Dort ist sie am 31.12.1974 noch gemeldet [2, Seite 168].
    Am 22.12.1975 wird sie mit ZTL 200.2002 Fau 2/1 zusammen mit weiteren 22 Lokomotiven ausgemustert [2, Seite 134], ihr z-Stellungsdatum ist unbekannt.


    Im März 1965 hat sie ein geschlossenes Führerhaus mit 2 verschiebbaren Fenstern und eckigen Frontfensterschirmen [7]. Am 24.05.1966 erhält sie im AW Schwerte wahrscheinlich das auf folgenden Aufnahmen nachgewiesene Führerhaus mit 2 festen und 2 verschiebbaren Fenstern. Hier erhielt sie dann auch den Kessel Schichau 3802/43, ursprünglich aus 52 5547, von der Spenderlok 50 2353 des Bw Dortmund Rbf [2, Seite 154]. Sie behält diesen Kessel bis zur Ausmusterung [2, Seite 19 und 20]. Sie war nicht am „Schwerter Rahmentausch“ beteiligt. Zwischen 1973 und 1975 erhält sie anstatt der runden Bügel über den vorderen Laternen einfache Griffstangen.
    Vergleichsaufnahmen sind zu finden vom
    22.03.1965 von D. Auffermann [7], Seite 192 Mitte
    13.05.1967 von Albert Gieseler [4],
    08.04.1968 von Ulrich Budde [3], hier Bild 29 und
    22.05.1968 von Axel Vollbrecht [5].


    Die im Folgenden gemachten Angaben beruhen auf einem Mix der Bilder von 1967/68.
    Der Rahmen ist in ÜK-Version ausgeführt, die Hauptluftbehälter sind in zwei Ebenen angeordnet. Ein geschlossenes Führerhaus mit Regelentlüftung und runden Fensterschirmen ist zu erkennen. Sie hat über den 2 festen und 2 verschiebbaren Fenstern eine vorstehende Regenrinne. Die Frischdampfrohre sind in runder, gerader Ausführung, der Kessel ist 2-domig (ÜK-D). Seine vordere Kesselauflage ist seitlich offen, nach vorne geschlossen, die Rauchkammertür hat einen mittigen Griff, das Schild ist darunter angeordnet. Die Rauchkammerstütze hat einen mittigen Tritt. Sie trägt Witte-Windleitbleche, eine Glocke in Fahrtrichtung links, 3-Licht-Spitzensignal mit DB-Laternen und runden Bügeln, einen Scheiben-Vorlaufradsatz.
    Der Wannentender 2‘2’T30 hat einen geraden Abschluss des Kohlenkastens und 2 seitliche Wassereinläufe, ein Werkzeugkasten ist in Fahrtrichtung rechts (Lokführerseite) vor dem Bremsluftbehälter des Tenders angebaut. Darüber hinaus auf der Heizerseite auf dem Wasserkastendeckblech die Einfüllöffnung für das Dosiermittel.


    2 Das Modell
    „Hurra“ könnte ich jetzt ausrufen, endlich eine Lok der BD Essen! Aber das „endlich“ ist so nicht korrekt, bot Roco doch in der Vergangenheit schon die 053 045-1, wenn auch in Epoche 4 Ausführung, an. In Epoche 3 sah es da allerdings schon wieder schlechter aus. Dementsprechend freute ich mich über die Ankündigung einer Epoche-3-Maschine, deren Bauzustand im Ruhrgebiet vielfach anzutreffen war. Als es dann auch noch die 50 3104 wurde, war ich sehr zufrieden. Es ist ja wirklich selten genug, dass ich eine Lok so nutzen kann, wie sie ein Hersteller anbietet. Oder etwa doch nicht?....


    Betrachten wir also das Modell ein wenig näher, als Bauzustand nehme ich 1967/68 an (siehe oben).


    2.1 Die Optik
    Der Rahmen der BR 50 ist in Regelausführung, die Hauptluftbehälter liegen vorbildwidrig in einer Ebene.


    Das geschlossene Führerhaus hat Regelentlüftung, 2 feste und 2 verschiebbare Fenster und runde Fensterschirme. Auch wenn die Regenrinne fehlt kann das Führerhaus als korrekt betrachtet werden.




    Die Frischdampfrohre sind in runder, abgewinkelter Version, die vordere Kesselauflage ist seitlich offen und nach vorne geschlossen. Die Rauchkammertür hat einen mittigen freistehenden Griff, das Schild ist darunter angeordnet. Die Rauchkammerstütze hat einen mittigen Tritt, die Lok trägt Witte Windleitbleche und ein 3-Licht-Spitzensignal mit DB-Laternen und runden Bügeln. Bis auf die andere Form der Frischdampfrohre (Roco hat keine gerade Bauform im Bauteile-Fundus) sind alle Teile vorbildentsprechend.



    Das Modell hat keine Glocke und ist damit eigentlich im Bauzustand der Epoche 4 ab ca. 1973!


    Kuppelachsen und Treibachse der Lok sind aus Metall.Der Scheiben-Vorlaufradsatz hat einen Radkörper aus Kunststoff, er entspricht dem Vorbild.


    Der Wannentender mit gekantetem Abschluss des Kohlenkastens (vorbildwidrig) und zwei seitlichen Wassereinläufen (gemäß Vorbild) hat leider keinen Werkzeugkasten. Die Radsätze des Tenders haben ebenfalls einen Radkörper aus Kunststoff.



    2.2 Farbgebung
    Lokrahmen und Radsätze sind in seidenmatt-rot, die Kunststoff-Bauteile glänzen in einem leicht helleren Rot. Lokkessel, Führerhaus und Tenderaufbau sind seidenmatt schwarz.Die Steuerung ist brüniert, die Radsätze ebenso. Die Kunststoff-Bauteile der Steuerung sind farblich der Steuerung angepasst, jedoch weiterhin zu hell.



    2.3 Gravur
    Wie von Roco’s bisherigen 50ern und 52ern bekannt sind Kessel, Führerhaus und Tender fein graviert. Freistehende Leitungen verleihen der Lok einen guten Gesamteindruck.


    Die Tender-Drehgestellblenden haben immer noch die, von Lutz in seinem Beitrag „50er die neueste“, beschriebenen „Gravurprobleme“. Auch die Bremsklötze sind wie von Lutz beschrieben wieder fest an die Drehgestellblende angespritzt.


    2.4 Bedruckung / Lokschilder
    Die Beschriftung der Epoche 3 ist lupenrein. Alle Beschriftungen sind gut lesbar. Die Elektro-Warnpfeile sind konturenscharf aufgedruckt.Die Ätzbeschriftung ist sauber ausgeführt und komplett schwarz lackiert. 4x DB-Keks und 6x Nummernschild sind vorhanden. Damit ist für Ersatz gesorgt, wenn dann doch mal ein Schildchen verloren geht. Das Abziehen mit 1000er Schleifpapier ergibt ein sauberes Finish des Nummernschildbleches.


    Ende Teil 1

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    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

    • Offizieller Beitrag

    Teil 2
    2.5 Die Technik/ Antrieb
    Es werkelt der fünfpolige Roco-Standardantrieb mit kleiner Schwungmasse im Tender. Relativ leise und (in Längsrichtung) ruckfrei bewegt er die Lok. Die Lok hat die über eine Kardanwelle angetriebenen Treib- und Kuppelachsen, wie es von allen 50ern her bekannt ist. Auf den angetriebenen Radsätzen des Tenders (hinteres Drehgestell) sind Haftreifen aufgezogen.




    Bei Vorwärtsfahrt liegt die Lok ruhig im „Gleis“ (hier auf dem Rollenprüfstand), rückwärts weist sie ein deutliches seitliches Schlagen (Querruckeln) mit einem vernehmbaren Knacks aus dem Bereich der Steuerung auf. Der von Lutz beschriebene Schlupf ist nach Messung der Radsatzdurchmesser wohl immer noch da. Leider sind die Zahnräder am Tender immer noch offen.


    Kuppelradsätze und Treibradsatz haben Spurkränze nach NEM mit 0,75mm Höhe. Der Vorlaufradsatz hat 1,0mm Spurkranzhöhe. Im Tender ist die letzte Achse mit Haftreifen ausgerüstet. Hier haben die Radsätze ebenfalls 1,0mm Spurkranzhöhe.


    Die Radsätze der Lok sitzen immer noch in einem krummen Rahmen mit 1mm tiefer liegenden Puffertellern! Dieser muss nach einer Komplettzerlegung gerichtet werden. Wie bei allen Roco-Lokomotiven gibt es auch hier keine Federpuffer.


    2.6 Elektrik / Beleuchtung
    Die Stromabnahme erfolgt über 4 Radsätze an der Lok (1., 2, 4. und 5. Achse - Kuppelachsen) und 2 Radsätze am Tender (vorderes Drehgestell).



    Die Lok hat entgegen der Verpackungsangabe (Plux 16) eine 8-pol Digitalschnittstelle nach NEM 652 im Tender. Im Übrigen ist auf der Homepage die Schnittstelle korrekt angegeben [4]. Warum geht das dann nicht auch auf der Verpackung?



    Lok und Tender sind über 6 Leitungen miteinander verbunden.Das Spitzensignal vorne und hinten ist mit LED versehen. Es leuchtet gleichmäßig (kalt-) weiß ab 2,3 Volt, ändert bei höherer Voltzahl allerdings die Helligkeit. Die Beleuchtung wechselt mit der Fahrtrichtung.Die getestete Lok hat weder einen „Krachmacher“, sprich Sounddecoder mit Lautsprecher, noch einen Rauchgenerator an Bord, sie ist jedoch zur Aufnahme eines Rauchgenerators vorbereitet.


    2.7 Kupplung
    Die Kupplungsaufnahmen haben einen Normschacht nach NEM 362, hinten mit Kurzkupplungskulisse am Tender und vorne mit einer Kupplungskulisse. Die Angabe der Kupplungsaufnahme nach NEM 355 auf der Homepage ist falsch und gehört zu Modellen im Maßstab 1:160!


    2.8 Fahrverhalten
    Das Fahrverhalten wurde mangels Heimanlage analog auf einem Rollenprüfstand in Verbindung mit einem Trafo getestet. Die Lok setzt sich analog vorwärts und rückwärts bei 4,3 Volt DC langsam in Bewegung. Für diesen Testbericht wurde ein Lenz Silver-Decoder in die Lok eingesetzt. Damit setzte sie sich digital angesteuert bei 4,1 Volt in Bewegung. Gesteuert wurde mit einer Uhlenbrock Intellibox 1.


    Die Zugkraft ließ sich (noch) nicht ermitteln.


    Ende Teil 2 von 3

    • Offizieller Beitrag

    Teil 3 und Schluss
    2.9 Wartung und Demontage
    Zur Wartung und Demontage der Lok sind alle Angaben in der Betriebsanleitung auf die altbewährte gute und übersichtliche Art beschrieben. Alle Schmierstellen, Motorwartung, Tausch der Haftreifen und Einbau eines Decoders sind auf 4 Seiten zu ersehen. Eine Demontage des Tenders ist nicht notwendig, durch Verschieben des Kohleeinsatzes nach vorne (zur Lok hin) und Abnehmen desselben vom Kohlenkasten kommt man an alle wichtigen Bauteile der Platine heran. Die zur Demontage der Lok notwendigen Vorarbeiten sind ebenfalls beschrieben. Zuerst wird der Tender abgezogen, dann wird die Kohlenimitation entfernt und die Steckverbindung von der Platine abgezogen. Dabei ist mit darauf zu achten, dass trotz des extrem strammen Passsitzes des Steckers in der Buchse (auf der Platine) die Kabel im Stecker bleiben. Also nicht an den Kabeln ziehen! Nach lösen von zwei Schrauben unter der Lok, Abziehen der Kardanaufnahme und Ausfädeln der Verbindungskabel zum Tender kann der Kessel abgenommen werden.


    Wer tiefer in den Tender einsteigen will entfernt die Wasserkastendeckel, schraubt die darunter liegenden Schrauben ab und kann so ins Tenderinnere gelangen. Jetzt sind alle wichtigen Hauptbauteile in Lok und Tender erreichbar.


    Der Aschkasten der Lok ist Träger des Stromabnahmebleches. Er ist mit Vorsicht zu behandeln, da sich gerne mal ein angelötetes Kabel „verabschiedet“ (so auch bei mir für diese Präsentation). Das anschließende Abisolieren und erneute Anlöten ist eine diffizile Angelegenheit, da in unmittelbarer Nähe zu Kunststoff gearbeitet wird (oder man entfernt den Kupferstreifen vom Bauteil und lötet dann).Das erneute Zusammensetzen der Lok ist allerdings nicht ganz ohne und mit viel Geduld zu bewerkstelligen. Fangen wir an der Lokspitze an: Die Trittstufen müssen in ihre Aufnahmen gesteckt werden, gleichzeitig müssen beide Frischdampfrohre eingesteckt werden. Darüber hinaus muss der Rauchkammersattel in den Kessel eingepasst werden, und gleichzeitig der vordere Lichtleiter zum oberen Spitzenlicht in eine schmale Öffnung eingesetzt werden. Hier ist ein wenig probieren angesagt. Am anderen Ende der Lok muss auf die richtige Lage der Kupplungskulisse und auf das Einfädeln der 6 Leitungen (je drei rechts und links in Halterungen unterhalb des Führerhauses) geachtet werden. Außerdem müssen die Kabel noch durch einen Schlitz im Führerhaus gefädelt werden.


    Das erneute Einsetzen des Kardanantriebes im Führerhaus erfolgt am besten mit Hilfe eines dünnen Schraubendrehers, auf den die Aufnahme aufgeschoben wird. Nun kann das Ganze im sehr engen Führerhaus auf den Kugelkopf der Schnecke aufgesteckt werden. Der Zusammenbau von Lok und Tender erfolget nach Stecken der Buchse in den Stecker der Tenderplatine und dem Aufsetzen der Kohleimitation. Nun müssen gleichzeitig die Kardanwelle in die Aufnahme in der Lok(im Führerhaus) und die Kupplungskulisse unter dem Tender eingesetzt werden.Alles in allem: eine langwierige Aktion, die Zeit, ruhige Hände und Fingerspitzengefühl benötigt.


    2.10 Zurüstung, Verpackung, Betriebsanleitung
    Als Zurüstteile liegen in einem separaten Beutel bei: Kurzkupplungskulisse mit NEM- Kupplungsaufnahmeschacht vorne, 2x Kolbenstangenschutzrohre, 2 Lokführer/Heizer, 2x Bügelkupplungskopf, 2x Roco-Kurzkupplungskopf, Ersatzteile für Kupplungsimitation, Heizkupplungen, Bremsschläuche. Ein weiterer Beutel enthält die Ätzbeschriftung.


    Die Lok steht auf einer geformten, durchsichtigen Kunststoffauflage (Blisterverpackung), in welcher die Radsätze Halt finden, oben wird aus dem gleichen Kunststoff eine Schutzkappe mit Schaumstoff-Abstandshaltern übergestülpt. In der Schachtel wird die Lok in einer Schaumstoffeinlage gelagert, Schaumstoffauflagen oben und unten schützen den Inhalt gegen den Karton. Zur Entnahme der Lok gibt es zwei Kunststofffolien. Bei der ersten Entnahme der Lok gab es diesmal keine abgebrochenen oder abgefallenen Bauteile. Auch sind diesmal keine fehlenden Bauteile zu beklagen.


    Des Weiteren dabei ist die bekannte 16 seitige Roco-Betriebsanleitung, eine Anleitung zur Verarbeitung der Ätzschilder, je in Deutsch, Englisch und Französisch. Eine 5-seitige Ersatzteilliste sollte die Papiere ergänzen. Leider liegt meinem Exemplar eine solche der BR 44, hier der neu ausgelieferten 043 903-4 bei!


    3. Bewertung:
    Der Gesamteindruck der Lok ist auf den ersten Blick gut. So könnte die Lok für den normalen Modellbahner auch mit den baulichen Fehlern eine willkommene Abwechslung im 50er-Lokpark sein.


    Für den engagierten Modellbahner ist sie zwar auch eine Abwechslung im bisherigen Einerlei, dies jedoch nicht in der gebotenen Ausführung! In der angeführten Kritik am Modell sehe ich einen erheblichen Minuspunkt. Bei einem VK-Preis von 314,00 € [6] dürfen einfach keine–vermeidbaren- Fehler mehr feststellbar sein. Zumal diese Fehler, nach richtiger Vorbildrecherche im Internet oder in Büchern, aus dem Fundus der Roco-Bauteile heraus hätten vermieden werden können (hier: Glocke und Hauptluftbehälter). Das der Regelrahmen der Ursprungstypen verwendet wurde kann ich persönlich verschmerzen (Roco hat keinen anderen 50er Rahmen). Ob dazu auch die geänderte Kohlenkastenform gehört, mag bitte jeder für sich entscheiden. Er lässt sich nur mit erheblichem Aufwand selbst ändern.Hier hätte Roco besser eine neue Form konstruiert. Die hätte dann auch den Bauteilefundus für weitere Varianten erweitert.
    Die schlechten Laufeigenschaften beim Rückwärtslauf sind ein Problem mangelhafter Montage und Endkontrolle. Auf einem Testoval und bei voll aufgedrehtem Trafo ist davon natürlich nichts zu sehen und zu hören. Das beim Verpacken eine falsche Ersatzteilliste beigelegt wird und falsche Angaben auf der Verpackung bezüglich der Digitalschnittstelle stehen, ist dann wieder mehr als ärgerlich! Der Fehler Digitalschnittstelle auf dem Aufkleber der Verpackung ist schon seit der 053 045-1 (Bestell-Nr. 62253) bekannt. Warum wird sowas nicht abgestellt?


    4. Fazit:Es ist noch sehr viel zu tun, um aus dieser Lok die Nachbildung der 50 3104 zu machen.
    Die Lok rollt jetzt ins AW. Dort gibt es dann die Umbaubeschreibung!


    Quellen:
    [1] EK, Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 1: Deutsche Reichsbahn
    [2] EK, Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 2: Deutsche Bundesbahn
    [3] Foto: Ulrich Budde: www.bundesbahnzeit.de/page.php?id=Baureihe 050
    [4] Foto Albert Gieseler: http://www.albert-gieseler.de/…Html/gallerydet3899.shtml
    [5] Foto Axel Vollbrecht: http://www.ruhrtalbahn-kettwig.de/bilder-zuege.html
    [6] http://www.roco.cc/de/product/…-501-002001/products.html
    [7] EK-Verlag, Harald Vogelsang, Das Bw Bochum-Dahlhausen und die Eisenbahn im mittleren Ruhrtal


    Firmen:
    Roco - Modelleisenbahn München GmbH: https://www.roco.cc/de/home/index.html
    Uhlenbrock Elektronik GmbH: http://www.uhlenbrock.de/intern/index.htm
    Lenz Elektronik GmbH: http://www.digital-plus.de/index.php
    Titan Transformatoren: http://www.titan-sha.de/
    Weinert Modellbau: http://www.weinert-modellbau.de/
    Seuthe® Dampfgeneratoren: http://www.seuthe-dampf.de/

  • Hallo!
    Will mal eine Antwort auf diesen tollen Fleißbericht versuchen.
    Eigentlich sind Roco-Dampflokmodelle meistens ordentliche Pro-
    dukte; wenn man auf vermeidbare (bei Vorbildrecherche) oder modell-
    konstruktive (z. B. für den Modellbahnbetrieb völlig sinnfreie Loktender-
    antriebskupplung - meine Meinung) hinwegsieht.
    Für sog. Grobmotoriker ist die Lok zu demontieren nicht zu empfehlen-
    also Hände weg.
    Jetzt zum eigentlichen Bericht (eine tolle Fleißarbeit - Respekt!). Aber
    was neues wird nicht berichtet was nicht auch aus dem Roco "Waschzettel"
    hervorgeht.
    Einige gravierende Mängel sind gar nicht erwähnt als Beispiel nenne ich mal
    die unsägliche Kontaktierung des Rauchgenerators der oft genung mal geht
    oder nicht und der Verzicht auf farbige Kabel nach NEM. Das sind meiner
    Meinung nach ohne großen Aufwand abstellbare Mängel.
    Das ist meine Meinung womit ich dem Autor nicht zu nahe treten will; und es sei
    ihm unbenommen weiters solche Berichte einzustellen.
    mfg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Wolfgang K,


    zuerst einmal Danke für das Lob. Jedoch möchte ich auf Deine Kritik kurz eingehen:
    Neues im positiven Sinne wirst Du an Roco 50ern nach 20 Jahren "Modellpflege" vermutlich nicht mehr finden - eher schon Negatives. Vieles, wahrscheinlich alles, ist schon mal irgendwo beschrieben. Nichts Neues eben, aber vielleicht mal zusammengefasst in einem Bericht.


    Wie ich eingangs meines Berichtes schon geschrieben habe: persönliche Präferenzen in einem Bericht gehören für mich dazu.
    Meine liegen nicht auf einem Rauchgenerator oder auf bunten Kabeln, weshalb ich z.B. die Konstruktion einer Stromversorgung für den Generator bei keiner Lokkonstruktion betrachte.


    Trotzdem gehören Deine Anmerkungen in eine Antwort und geben ein umfassenderes Bild über die Lokkonstruktion ab, als es ein Berichtersteller jemals machen kann. Dafür meine Dank!

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

  • Hallo Andreas B!


    Das einzige neue Teil was ich entdecken konnte war die Rauchkammerfront. Diese Ausführung war mir bislang noch nicht bekannt.


    Andererseits zum besseren Verständnis, was ein Großserienhersteller machen kann oder nicht machen kann, sollte man sich die Werkzeuge anschauen mit denen die Teile gespritzt werden. Da das leider nur in den allerseltensten Fällen möglich ist bleibt man auf Vermutungen und Rückschlüsse angewiesen.
    So kann der Hersteller manche Wünsche nicht erfüllen weil der Teilefundus das nicht zulässt. Beispiel sind die gestuft angeordneten Luftbehälter der 50er. Das hätte von rechts wegen schon bei Erscheinen der BR50.35 geändert werden müssen. Die 50.35er weisen nämlich alle eine gestufte Anordnung der Luftbehälter auf. Seltsamerweise ist das bislang nur den Allerwenigsten aufgefallen.



    Hier habe ich das an einer von meinen 50.35 gemacht. Beim Vorbild befindet sich hier ein konischer Kesselschuß, der im Modell nicht nachgebildet ist. Die DR hat bei allen 50.35ern den hinteren Luftbehälter tiefer gesetzt.


    @ Wolfgang K
    Den Lok - Tenderantrieb halte ich auch nicht für der Weisheit letzten Schluß. Er ist ein Kompromiß der letzten Endes zur Erhöhung der Zugkraft beiträgt. Über das Warum und Wie hatte ich schon mehrmals ausführlich geschrieben.
    Letzten Endes gehört der Antrieb einer Modell-Schlepptenderlok genau dahin wo er auch beim Vorbild zu finden ist, nämlich ausschliesslich in die Lok und nicht in den Tender. Gerade bei der Modellbahn nach Deutschem Vorbild habe ich die Erfahrung machen müssen, daß hier einige Befindlichkeiten geradezu hochstilisiert worden sind wie beispielsweise der beim Vorbild schwierig zu erhaschende freie Rahmendurchblick.
    Das ist aber auch schon die einzige Komponente wo der größten Teil der Modellbahner einmal Wert auf ein Fahrwerksdetail legt.
    Dafür werden dann andere wichtige Komponenten des Fahrwerks vernachlässigt, ja es wird gerade hier geschludert und sogar Murks akzeptiert. Es gibt ja die hohen Spurkränze. Ebenso vernachlässigt man die Antriebsstränge der Modellokomotiven. Haben wir schon immer so gemacht, nur nicht nachdenken. So werden die Hersteller denkfaul, die Zielkundschaft kauft ja sowieso alles kritiklos und redet sich den Murks auch noch selber schön.
    Das wollen wir aber hier in diesem Forum nicht. Deswegen finde ich es ganz gut wenn hier Klartext über Großserienmodelle geredet wird.
    Denkverbote soll es hier nicht geben.



    Nur mal ein Beispiel aus dem Ausland was geht, wenn der Hersteller nicht der Denkfaulheit frönt. Auch bei deutschen Schlepptenderlokmodellen würde eine Menge gehen.

  • Hallo!
    Hier hat Lutz K ein sehr gutes Beispiel mit Bild einer guten Antriebslösung ("gewaltige" Schwungmasse
    in Verbdg. mit einem Zahnriemen) gezeigt. Sollte zu einen respektablen Auslauf führen.
    Nun noch mal zu den "Rocodampfern" ich meine Schlepptenderlokmodelle.
    Größter Schwachpunkt ist die Stromabnahme. Hier sollten von jedem Rad (und ich meine alle
    Räder der Schlepptenderlok sowie des Tenders) ) respektive Spurkranz Strom abgenommen werden.
    Dazu könnten sog. Pilztaster (man kann sich einen Federpuffer vorstellen) verwendet werden.
    Nun wird man sagen was für ein Aufwand - die Modellbahner würden dem Hersteller danken.
    Allerdings müßte auch noch eine elektr. Lok - Tenderkupplung die Stromabnehmer pro Lokseite
    verbinden.
    Nächster Schwachpunkt der Roco - Schlepptenderloks ist die Lok - Tenderschiefstellung bedingt
    durch Kurzkupplungskulissen. Hier sollte man mal eine im halbrund ausgeführte Spitze der Kine-
    matik prüfen. Vielleicht würde das ja eine geradstellung bewirken.
    Diese Konstruktionen verteuern natürlich das Modell; aber würden es erheblich "Betriebsfester"
    machen.
    mfg

  • Hallo Andreas,
    auch von mir erst einmal herzlichen Dank für die Beschreibung des Modells.
    In Deinem Bericht werden die Stärken und Schwächen des Modells gut beschrieben. Es ist eine Modellvorstellung ganz nach meinem Geschmack, so wie ich sie gerne in den gängigen Modellbahnzeitschriften lesen würde.
    Hier aber werden auch "verkorkste" Modelle "schöngeschrieben".
    Du hast in Dir in großer Fleißarbeit die Mühe gemacht- ein Modell auf Herz und Nieren zu prüfen- dabei ist zum Modell alles wissenswerte ( auch von den Kollegen) geschrieben worden.
    Nur soviel:
    mich würden die unsäglich dicken Windleitbleche und die zum Teil liederliche Montage ( verbogene Leitung zum Dampfentnahmestutzen, verbogene Steuerstange) stören.
    Auch die Fusseln auf dem Windleitblechen...finde ich nicht so dolle


    Dennoch wünsche ich mir mehr solcher gut recherchierten und bebilderten Beschreibungen- sind sie doch deutlch mehr eine Empfehlung für den Kauf.


    Also noch mal herzlichen Dank
    und Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten