Moin moin liebe Mitleser,
lange habe ich überlegt, ob ich den folgenden Bericht hier einstellen soll. Schließlich geht es hier im Forum doch eher um die –wirklich hervorragenden- Bauberichte und deren Kommentierungen. Jedoch denke ich, dass auch Testberichte ab und zu mal ein lesenswertes Thema sind. Vielleicht liebäugelt ja der eine oder andere Mitleser noch mal mit einem Fahrzeug des eingestellten Berichtes. Ich lese diese jedenfalls immer gerne, allerdings mag ich keine Lobhuddeleien. Und das kommt leider häufig vor.
Deshalb habe ich mich dann doch entschlossen, heute mal den „Startschuss“ zu einem neuen Thema zu geben. Jedoch ist es nicht meine Absicht, hier „alleine“ zu schreiben. Dafür ist das Interessengebiet Modellbahn zu groß - von der Epoche 1 bis zur Epoche 6 von der Staatsbahn bis zur Privatbahn, von Inland bis Ausland, elektrisch oder nicht. Unter der Überschrift „Werksprobefahrten“ sollten Testberichte fabrikneuer Modellfahrzeuge für die Modellbahn zusammengefasst werden. Also Triebfahrzeuge, Personen- und Güterwagen, die neu von einem Hersteller herausgebracht wurden. Dabei geht es wie oben gesagt nicht um „oh, wie toll“ und „bei uns bekommt jeder Hersteller 4 von 5 Sternen“, sondern um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Modell. Positive Punkte können und sollen natürlich genannt werden, kritische Töne sind aber durchaus angebracht, wenn es nicht so richtig passt. Dass dabei auch die persönlichen Präferenzen des Verfassers eine Rolle spielen, ist mir klar, aber das darf gerne so sein.
Bei Interesse und weiteren Beiträgen bin ich auch gerne bereit, hier eine Übersicht zu erstellen, diese zu pflegen und zu verlinken. Ich würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere Mitleser lebhaft mit Testberichten (auch zu älteren Fahrzeugen) in diesem Faden beteiligt.
Den Startschuss gibt heute die:
Probefahrt mit 50 3104, Roco 72170, Gleichstrom DCC
Teil 1
1 Das Vorbild
50 3104 ist eine Dampflokomotive aus der Serie der Ersatzbauten (50 3045 – 50 3164). Sie wurde von MBA (Orenstein & Koppel) im August 1943 aus der Serie 50 3084 - 50 3106 geliefert [1, Seite 72]. Diese Loks waren ursprünglich bei Krupp bestellt, wurden jedoch auf Grund der Kriegsereignisse nach MBA ausgelagert [1, Seite 77 und 78]. Sie wurde im September 1943 an die RBD Stuttgart, Bw Crailsheim geliefert und kostete 165.000 Reichsmark [1, Seite 107]. Jedoch im Juni 1944 ist sie dort schon nicht mehr vermerkt, es verliert sich ihre Spur…
..bis:1950. Da wird sie dann beim Bw Osnabrück Rbf der ED Münster geführt [2, Seite 301]. Schon wieder ist der Verbleib in den Folgejahren nicht zu klären - bis sie 1965 im Bestand des Bw Duisburg-Wedau auftaucht [2, Seite 153]. Dort ist sie am 31.12.1974 noch gemeldet [2, Seite 168].
Am 22.12.1975 wird sie mit ZTL 200.2002 Fau 2/1 zusammen mit weiteren 22 Lokomotiven ausgemustert [2, Seite 134], ihr z-Stellungsdatum ist unbekannt.
Im März 1965 hat sie ein geschlossenes Führerhaus mit 2 verschiebbaren Fenstern und eckigen Frontfensterschirmen [7]. Am 24.05.1966 erhält sie im AW Schwerte wahrscheinlich das auf folgenden Aufnahmen nachgewiesene Führerhaus mit 2 festen und 2 verschiebbaren Fenstern. Hier erhielt sie dann auch den Kessel Schichau 3802/43, ursprünglich aus 52 5547, von der Spenderlok 50 2353 des Bw Dortmund Rbf [2, Seite 154]. Sie behält diesen Kessel bis zur Ausmusterung [2, Seite 19 und 20]. Sie war nicht am „Schwerter Rahmentausch“ beteiligt. Zwischen 1973 und 1975 erhält sie anstatt der runden Bügel über den vorderen Laternen einfache Griffstangen.
Vergleichsaufnahmen sind zu finden vom
22.03.1965 von D. Auffermann [7], Seite 192 Mitte
13.05.1967 von Albert Gieseler [4],
08.04.1968 von Ulrich Budde [3], hier Bild 29 und
22.05.1968 von Axel Vollbrecht [5].
Die im Folgenden gemachten Angaben beruhen auf einem Mix der Bilder von 1967/68.
Der Rahmen ist in ÜK-Version ausgeführt, die Hauptluftbehälter sind in zwei Ebenen angeordnet. Ein geschlossenes Führerhaus mit Regelentlüftung und runden Fensterschirmen ist zu erkennen. Sie hat über den 2 festen und 2 verschiebbaren Fenstern eine vorstehende Regenrinne. Die Frischdampfrohre sind in runder, gerader Ausführung, der Kessel ist 2-domig (ÜK-D). Seine vordere Kesselauflage ist seitlich offen, nach vorne geschlossen, die Rauchkammertür hat einen mittigen Griff, das Schild ist darunter angeordnet. Die Rauchkammerstütze hat einen mittigen Tritt. Sie trägt Witte-Windleitbleche, eine Glocke in Fahrtrichtung links, 3-Licht-Spitzensignal mit DB-Laternen und runden Bügeln, einen Scheiben-Vorlaufradsatz.
Der Wannentender 2‘2’T30 hat einen geraden Abschluss des Kohlenkastens und 2 seitliche Wassereinläufe, ein Werkzeugkasten ist in Fahrtrichtung rechts (Lokführerseite) vor dem Bremsluftbehälter des Tenders angebaut. Darüber hinaus auf der Heizerseite auf dem Wasserkastendeckblech die Einfüllöffnung für das Dosiermittel.
2 Das Modell
„Hurra“ könnte ich jetzt ausrufen, endlich eine Lok der BD Essen! Aber das „endlich“ ist so nicht korrekt, bot Roco doch in der Vergangenheit schon die 053 045-1, wenn auch in Epoche 4 Ausführung, an. In Epoche 3 sah es da allerdings schon wieder schlechter aus. Dementsprechend freute ich mich über die Ankündigung einer Epoche-3-Maschine, deren Bauzustand im Ruhrgebiet vielfach anzutreffen war. Als es dann auch noch die 50 3104 wurde, war ich sehr zufrieden. Es ist ja wirklich selten genug, dass ich eine Lok so nutzen kann, wie sie ein Hersteller anbietet. Oder etwa doch nicht?....
Betrachten wir also das Modell ein wenig näher, als Bauzustand nehme ich 1967/68 an (siehe oben).
2.1 Die Optik
Der Rahmen der BR 50 ist in Regelausführung, die Hauptluftbehälter liegen vorbildwidrig in einer Ebene.
Das geschlossene Führerhaus hat Regelentlüftung, 2 feste und 2 verschiebbare Fenster und runde Fensterschirme. Auch wenn die Regenrinne fehlt kann das Führerhaus als korrekt betrachtet werden.
Die Frischdampfrohre sind in runder, abgewinkelter Version, die vordere Kesselauflage ist seitlich offen und nach vorne geschlossen. Die Rauchkammertür hat einen mittigen freistehenden Griff, das Schild ist darunter angeordnet. Die Rauchkammerstütze hat einen mittigen Tritt, die Lok trägt Witte Windleitbleche und ein 3-Licht-Spitzensignal mit DB-Laternen und runden Bügeln. Bis auf die andere Form der Frischdampfrohre (Roco hat keine gerade Bauform im Bauteile-Fundus) sind alle Teile vorbildentsprechend.
Das Modell hat keine Glocke und ist damit eigentlich im Bauzustand der Epoche 4 ab ca. 1973!
Kuppelachsen und Treibachse der Lok sind aus Metall.Der Scheiben-Vorlaufradsatz hat einen Radkörper aus Kunststoff, er entspricht dem Vorbild.
Der Wannentender mit gekantetem Abschluss des Kohlenkastens (vorbildwidrig) und zwei seitlichen Wassereinläufen (gemäß Vorbild) hat leider keinen Werkzeugkasten. Die Radsätze des Tenders haben ebenfalls einen Radkörper aus Kunststoff.
2.2 Farbgebung
Lokrahmen und Radsätze sind in seidenmatt-rot, die Kunststoff-Bauteile glänzen in einem leicht helleren Rot. Lokkessel, Führerhaus und Tenderaufbau sind seidenmatt schwarz.Die Steuerung ist brüniert, die Radsätze ebenso. Die Kunststoff-Bauteile der Steuerung sind farblich der Steuerung angepasst, jedoch weiterhin zu hell.
2.3 Gravur
Wie von Roco’s bisherigen 50ern und 52ern bekannt sind Kessel, Führerhaus und Tender fein graviert. Freistehende Leitungen verleihen der Lok einen guten Gesamteindruck.
Die Tender-Drehgestellblenden haben immer noch die, von Lutz in seinem Beitrag „50er die neueste“, beschriebenen „Gravurprobleme“. Auch die Bremsklötze sind wie von Lutz beschrieben wieder fest an die Drehgestellblende angespritzt.
2.4 Bedruckung / Lokschilder
Die Beschriftung der Epoche 3 ist lupenrein. Alle Beschriftungen sind gut lesbar. Die Elektro-Warnpfeile sind konturenscharf aufgedruckt.Die Ätzbeschriftung ist sauber ausgeführt und komplett schwarz lackiert. 4x DB-Keks und 6x Nummernschild sind vorhanden. Damit ist für Ersatz gesorgt, wenn dann doch mal ein Schildchen verloren geht. Das Abziehen mit 1000er Schleifpapier ergibt ein sauberes Finish des Nummernschildbleches.
Ende Teil 1