Kopfsteinpflaster

  • Hallo Foristen,


    manchmal lässt es einem keine Ruhe, Grundwissen, hier: Kopfsteinpflaster.
    Nachdem bei meinen neuen Planungen Kopfsteinpflasterstraßen und Plätze anstehen, habe ich mich gefragt, wie kommt die Straße um die Kurve. Schlimmes stand bevorzustehen, einzelne Reihen Kopfsteinpflaster gravieren! :wseufzer:
    Der Rundgang durch Krumbach (Schw.) hat mich beruhigt.
    Hier die Bilder:
    1. Ecke Kirchenstraße - Bahnhofstraße (letztere geht rechts weiter)
    Man sieht die Steine liegen mit der Längsseite immer zur Fahrtrichtung, der Anschluss der abzweigenden Straße erfolgt im rechten Winkel.

    2. Die Bahnhofstr. führt mit Kleinpflaster mit Bogenmuster weiter:

    3. Bahnhofstraße Ecke Aletseestraße
    Auch hier treffen die Steine ca. im 90° Winkel aufeinander.
    Die Abwasserrinne ist nicht so breit wie der Gulli.

    4. Bahnhofstr. beim ÜWK
    Der Anschluss der Abzweigenden Straße scheint im 60° Winkel zu erfolgen, aber immer die längere Seite im rechten Winkel zur Fahrtrichtung.

    5. Die Kirchenstraße schlängelt sich durch die Häuserreihen

    6. Beim oben zu sehenden Versatz der Straße wurde so gepflastert:

    7. Rathausplatz
    Weiter Platz, Wechsel der Fahrspur von links kommend in der Mitte zur einspurigen Weiterführung rechts versetzt, ganz rechts geht es in die Kirchenstraße.
    Die Mitte des Platzes ist übrigens in 45° Drehung gepflastert.

    8. Am unteren Marktplatz gibt es noch eine interessante Situation, rechts geht es den Berg hoch, aber dasselbe Prinzip beim Pflastern.


    Ich werde also meine Auhagen-Platten viel beruhigter zerschnippeln.


    Gruß
    Andreas

  • Obacht - Kopfsteinpflaster ist nicht gleich Kopfsteinpflaster. Je nach verwendeten Steinformaten und dargestellter Region gibt es da auch schon mal ganz andere Verlegemuster.


    Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass offenbar in vielen Kleinstädten bis in die Zeit vor dem II. Weltkrieg verbreitet nur die Gosse ausgepflastert war. Die Straßen und Plätze an sich sehen auf alten Aufnahmen aber so aus als sei da lediglich eine nassgebundene Decke aufgebracht, vulgo: Sand. ;)


    Ich vermute eine verstärkte Zunahme von Pflasterung und Asphaltierung erst in den späten 1940er / frühen 1950er Jahren in Zusammenhang mit der zunehmenden Motorisierung.

    Den wahren Freund erkennt man in der Not. (Cicero)

  • Hallo,
    hier habe ich mal ein paar Links heraus gesucht was die Pflasterung in Städten betrifft:
    http://www.derwesten.de/img/in…latz-Gladbeck-300x224.jpg
    Gladbeck, Horster Str. Aufnahme von 1954
    http://static3.akpool.de/images/cards/115/1151376.jpg
    Fast die glkeiche Stelle, aber schon Epoche 4. Man sieht aber noch das geflickte Pflaster


    http://www.gelsenkirchener-ges…x/1189/1189_herten1_1.jpg
    Die Bildunterschrift steimmt hinsichtlich der Örtlichkeit nicht. Das Bild ist in Gels.-Buer. De la Chevallerie Str. aufgenommen. Es zeigt auch als Beispiel mit wieviel Elan das alte Pflaster beseitigt wurde. Das war der Beginn des Autowahnsinns. Damals spukte den Stadtvätern die autogerechte Stadt als Idealbild in den Köpfen herum.


    https://upload.wikimedia.org/w…z%C3%B6sischer_Panzer.jpg
    Ein Bild aus den 1920er Jahren zur Zeit der Ruhrbesetzung. Man sieht aber schön die Pflasterung an der Einmündung. Der 17t Renault Panzer der "Franzmänner", so der zeitgenössische Jargon, stellte für das Pflaster keine Gefahr dar.


    http://www.gelsenkirchener-ges…serpix/2/2_buer_alt_1.jpg
    Noch sehr dörflich, aber schon mit großstädtischen Attributen, wie einer vollständigen Pflasterung und Gaslaternen, stellte sich Buer in der späten Epoche 2 dar.


    http://www.derwesten.de/img/in…0015800087-0050946515.jpg
    Man beachte die Litfaßsäule mitten auf dem mit Katzenkopfpflaster befestigten Platz.


    http://www.thomas-hans.de/wp-c…ads/20120302_DSC_6406.jpg
    Ein Bild aus jüngster Zeit. Immer noch gilt, mit der Straßenbahn fahren ist komfortabler als mit dem Bus fahren.
    Unter einigen der Teerflicken fürten sich immer noch notdürftig zugeschüttete Bombentrichter befinden.;)


    https://de.wikipedia.org/wiki/…dia/File:Bottrop_50er.jpg
    Bottrop Pferdemarkt. Mit dem Omnibus mitfahren war nicht komfortabler als wie mit den alten Straßenbahnen. Die Fahrzeuge konnten ihre Abstammung vom LKW nicht verleugnen.*


    http://www.guenter-grau.de/Dorsten/STRASSEN/09RECKST.HTM
    Als Beispiel einer Kleinstadt: Dorsten am Rande des Finsterlands. Die Hauptstraßen gepflastert ("Katzenkopfpflaster"), die Nebenstraßen teilweise noch Staubstraßen.


    http://www.bahnen-wuppertal.de…enbach-Zug-KH-800-517.jpg
    Auch das gab es, ganze Güterzüge auf Straßenbahngleisen. Man beachte das mit Teer geflickte Pflaster. Das war durchaus üblich allfällige Gräben welche für Telefonkabel und dergleichen ausgehoben wurden, nicht mehr zuzupflastern, sondern einfach mit einer Teerdecke zu schließen. *In der frühen Epoche 3 waren es notdürftig zugeschüttete Bombentrichter welche dann irgendwann eine Teerdecke erhileten.



    http://de.academic.ru/pictures…99_1786-5_at_Radebeul.jpg
    Und das ist der Wilde Osten. Hier ist alles an Pflasterung vorhanden, von der Großverbundplatte bis zu 3 verschiedenen Arten Pflasterung. :thumbsup:


    In den 1960er Jahren setzte im Ruhrgebiet der Wahn von der autogerechten Stadt ein. Dafür musste dann u.a. auch das althergebrachte Straßenpflaster verschwinden.


    Edit: Link korrigiert und weitere hinzugefügt. Ich bitte um Entschuldigung für den falschen Link.

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

  • Hallo Andreas,
    wie oben schon geschrieben, Pflaster ist nicht gleich Pflaster.
    Die von Dir gefundenen Pflasterarten kenne ich lediglich von Straßen, welche mit Kupferschlackesteinen gepflastert sind.
    Hier habe ich auch diese Verlegemuster beobachten können.
    Straßen, die mit Grauwacke oder Granit gepflastert sind, werden im Bogen verlegt ( zumindest hier in Thüringen ).
    Dabei folgt das Verlegemuster dem Straßenverlauf mehr ooder weniger genau....


    Mir scheint, daß die Pflasterung mit Kupferschlackesteinen erst nach dem zweiten Weltkrieg eingeführt wurde- also zu einem Zeitpunkt bei dem auch die individuelle Motorisierung zugenommen hat.
    Ich kenne beispielsweise auch noch Sandstraßen im Stadtgebiet von Großstädten.
    Hier ist iun der Regel auch nur das Schnittgerinne gepflastert- vorzugsweise aber mit Kupferschlackesteinen.
    Diese sind aber, besonders wenn sie naß sind, höllisch glatt. So daß sie spätestens seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre durch Schwarzdecken ersetzt werden.


    Natursteinpflasterungen werden hier im Osten zunehmend weniger. Selbst bei der grundhaften Sanierung von Straßenzügen ist keine Ausreichende Zahl Steine verfügbar- so daß im Laufe eines Zuges Beton-Mosaikpflaster verlegt wird...


    Auffällig ist aber, daß sanierte Kopfsteinpflasterung nach dem Ausa- und Wiedereinbau nicht mehr so haltbar zu sein scheint. Hier sind dann nach einem relativ kurzem Zeitraum beschädigte und zerfrorene Steine sichtbar.


    Sweit meine Gedanken


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Moin Andreas und Mitleser
    Rein als sachliche Anmerkungen zu verstehen.
    Deine Bilder sind, so wie ich das beurteilen kann, zum größten Teil aus der Neuzeit. ^^
    Das heißt weil die Kommunen es so schick finden pflastern sie ihre Straßen und Plätze, ein Trend der 90er bis heut.
    Sieht ja auch, ungenommen, schick aus. Nur die Herstellung dieser Pflasterungen wird nach neusten Methoden durchgeführt, mit Verlege Plänen; am Computer erstellt; das heist mit anderen Worten eine Software hat die passenden Steine vorher verlegt. Bei bestimmten Steinen hat das Betonwerk die Lagen so gepackt wie sie verlegt werden müssen. Das Ganze mit Steinen die sich auch gut verlegen lassen und est beim zweiten Hinsehen sich als solche, nämlich "Betonsteine" zu erkennen sind. Maschinen (Groß und klein) von denen unsere Väter noch nicht einmal geträumt haben errichten das passende Pflasterbett usw. ,usw.
    Ich weis das, weil einer meiner Neffen Bautechniker aus dem Straßenbau und Spezialist für Pflasterungen ist und deren Firma (Ausschreibungen sei Dank) Europa weit genau so etwas fabriziert. Deren „Historische Plätze“ kannst Du, von der „ersten“ reinen Ansicht kaum von Plätzen der Jahrhundert Wende, also 1900, unterscheiden, sei denn Du hast einen Denkmalpfleger dabei. Wie gesagt: Handarbeit ist immer noch erforderlich aber wer hatte früher schon eine Diamantscheibe… Auf der anderen Seite wer von uns kennt schon noch die Straßen der 50er, oder einige Straßen direkt nach der Wende im Tiefen Mecklenburg vor Pommern. Danach wurde doch alles was irgendwie nach Straße aussieht asphaltiert.
    Pflaster-Straßen die noch mit Hammer und Schaufel gebaut wurden sehen daher zwangsläufig anders aus. Da gab es bei Natursteinen noch keine „Vorsortierung“ nach Größe. Sortiert hat der Mann vor Ort mit Auge und Erfahrung (und Lust und Laune). Wer also in der Epoche III und früher agiert, der solle sich lieber historische Bilder ansehen. :wissenschaftler:
    Suchet so werdet ihr finden.
    meint Friedrich

    • Offizieller Beitrag

    Hi Andreas und Mitleser,


    eine spezielle Google-Bildersuche bringt auch eine ewig lange Liste zum Vorschein. Zu den Bildern passend sind dann ja noch die weiterführenden Links vorhanden. Vielleicht sind da noch ein paar geeignete Treffer darunter. Ein Klick auf das nachstehende Bild bringt Dich zur Google-Sammlung...


    Gruß Rainer :thumbup:

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.