Atchison Topeka & Santa Fe Class 1800

  • Hallo Leute!


    Kaum ist ein Projekt fertig gestellt, läuft einem das nächste über den Weg. Dank eines Zufallsfundes im Deutschen Evilbay, seitdem die ihre Suchmaschine kaputtgemacht haben ist eine systematische Suche sehr erschwert, bin ich auf diese Lok gekommen:



    Der Verkäufer hat große Fotos von allen Seiten eingestellt und in der Beschreibung erwähnt, daß der originale Schaumstoffeinsatz der Verpackung entfernt wurde. Nähere Betrachtung der Fotos im Angebot ergab, daß dieses Modell Schäden durch den zerfallenden Schaumstoff hat. Ich war mir also des Risikos voll bewusst. Und man erinnere sich daran, daß nicht alles Gold ist was glänzt; siehe auch Thread über die 2-10-2.
    Des weiteren war diese Lok mit einem Mindestgebot von 199,- Öcken zur Versteigerung angesetzt. Jetzt galt es abzuwägen.

    Nachschauen im Brass Guide von Brasstrains ergab dieses Modell wurde in der Vergangenheit 2 Mal aufgelegt.
    Die erste Auflage 1967 von Kumata in Japan gebaut in einer Stückzahl von 420 und von Balboa importiert. Das Modell wies die typischen Detailmerkmale der 1960er Jahre auf. Hier im Forum kann man das einmal mit dem "Projekt Atlantic" vergleichen.
    Die zweite Auflage ist von 1975. Ebenfalls von Kumata gebaut, der Importeur war jedoch NJ Custom Brass und die Auflagenhöhe 525 Stück.
    Mein Modell stammt aus der 2. Auflage. Im Brass Guide findet man auch Preisangaben. Die stellen jedoch nur einen gewissen Anhaltspunkt dar. Jedenfall weiß man wie weit man beim Maximalgebot gehen sollte.
    Jetzt kommt noch der Umstand hinzu, daß es wohl nie wieder ein neues Modell nach diesem Vorbild geben wird. Der Hype geht auf die großen Trümmer wie die mittlerweile 25. , wenn nicht sogar schon 30. Ausgabe des Big Boys von den Messingfritzen. Da fallen solche kleinen und mittleren Modelle unter den Tisch. Wenn man also so ein spezifisches Modell haben möchte, muß man sichalso auf dem Gebrauchtmarkt bedienen und dabei viel Geduld mitbringen so wie Gelegenheiten ausnutzen.


    Jetzt habe ich mir den Umstand zu Nutze gemacht, daß der Deutsche Bieter auf Mindestgebote über 1,- € nicht reagiert, wegen Geiz ist geil und so. Das werden dann sog. Durchläufer. Was im US ebay gang und gebe ist, funktioniert hier nicht. Also bis etwa 1,5 Minuten vor Schluß gewartet und mein Gebot von 200,- Öcken abgegben. Nach 2 Minuten dann die Kaufbestätigung für 199,- :D


    So kann man auch zu einer Lok kommen.

  • Und jetzt einmal genau nachschauen was man sich da eingehandelt hat.























    Das sind der Reste der sicht zersetzenden Schaumstoffeinlage der Verpackung.





















    Seine Karriere als hochglänzendes Prestigeobjekt in der Vitrine hat dieses Modell wohl hinter sich.
    Die Schäden waren aber auch schon auf den Fotos des Verkäufers klar erkennbar wenn man weiß wohin und wie man schauen muß.

  • Hallo Lutz


    Ich hoffe mal, dass du das alles wieder hin bekommst. Am Ende wird sicher ein interessantes Modell draus. Wäre das Modell jetzt schon perfrekt, dann wäre es ja langweilig.


    Gruß Matthias

  • Und so sieht der Tender aus:















    Und dann auch noch eine Beule.





    Dabei habe ich mit meinem Exemplar noch richtig Glück gehabt. Heute habe ich auf US-Evilbay eine gleiche Lok durch Zufall gefunden die für 325,- USD Sofortkauf zu haben war. http://www.ebay.com/itm/BRASS-…443e48:g:ciEAAOSwrXdXKi1O
    Die sieht richtig übel aus. Dann verwandeln sich die 325,- UselessTalers bis hierzulande in über 480,-Teuros, wenn man sie kaufen würde.


    Bis jetzt war das nur Bestandsaufnahme und noch nichts daran gemacht.

  • Die weiteren Fotos von der Bestandsaufnahme:



    Wie man sieht ist die Lok nicht gelaufen wie die makellosen Oberflächen der Räder zeigen.






    Ein Vergleich mit der Atlantic (sihe Thread "Pojekt Atlantic") darf durchaus gezogen werden.










    Beide sind von gleichen Hersteller KMT in Japan gefertigt worden mit etwa 10 Jahren dazwischen.







    Hier habe ich dann mit dem Reinigen angefangen und das Teil erst einmal mit reichlich Aceton entpelzt. Die korrodierten Stellen bleiben.






    Hier habe ich dann versucht sie mechanisch mit der Silikonschleifscheibe im Bohrzwerg zu entfernen.







    Die krummen und verbogenen Anbauteile wurden vorsichtig wieder gerade gerichtet. Es sind bei einer solchen Lok oft viele Dutzend derartiger Teile zu finden welche aus dem Lot geraten sind. Da ist dann schon einmal Stunden damit beschäftigt sie wieder gerade zu bekommen.








    Der Kuhfänger hat wohl noch etwas Grünspan, aber er ist wieder gerade. Die Aufstiegstritte müssen noch gerichtet werden.

  • Hallo Lutz,
    ein interessantes Sammelgebiet, dennoch traurig wie "wertlos" diese Modelle nach 50Jahren werden, leider auch wie sie zerfallen.
    Es zeigt sich das Ölpapier und Holzwolle doch noch nach Jahrhunderten nicht zerbröseln.
    Einige Teile sind jedoch noch wunderschön, wie die Räder und Stangen.
    Was mich irritiert sind die mit dem Kessel verschweißten Laufbleche, mus das so sein?
    Warum reinigst Du nicht mit Sandstrahl?
    Gruß Wolfgang

  • Hallo Wolfgang B!


    Ja als Wertanlage taugt die ganze Modellbahn nichts. Das macht man aus Spaß an der Freude wie es so schön heisst. Wie schon erwähnt die glanzvollen Zeiten sind für dieses Modell vorbei, es wird später lackiert werden. Das Traurige ist, wenn man einmal die Zwischenräume und Stellen anschaut wo der Schaumstoff nicht hingekommen ist, so findet man dort intakten Schutzlack und einwandfreie, glänzende Oberflächen.
    Daher auch mein Bemühen die angegriffenen Oberflächen so weit zu glätten damit man hinterher nichts mehr sieht. Als letzter Schritt wird dann wohl eine Alterung anstehen. Darauf möchte ich gerne unseren Jürgen ansetzen, aber noch hat er so einen heiligen Ehrfurchtsbammel davor.


    Zwei dieer Santa Fe Loks haben überlebt:
    http://rgusrail.com/coatsf1819.html
    http://rgusrail.com/ksatsf1880.html
    Die Fotos lassen sich bildschirmfüllend aufziehen und zeigen eine Fülle von Details und wo ich noch etwas ändern muß ;(
    Da werde ich mal schauen was davon ins Modell sinnvoll umsetzbar ist; immer daran Denken: Fremo Betrieb und Patschhändchengefahr.


    Auf den verlinkten Fotos nicht so gut zu erkennen, aber es war amerikanische Praxis die Umlaufbleche bis an den Kessel heranzuziehen.
    http://digital.denverlibrary.o…5330coll22/id/44171/rec/6
    Dieses Foto zeigt die Umläufe von unten, auch hier kann man das Foto so weit vergrössern, daß man z.B. erkennen kann ob die Wartungsöffnung für die beleuchtete Loknummer eine Flügel- oder eine Knebelschraube ist.

  • Was jetzt folgte habe ich leider nicht mit der Kamera dokumentiert. Deswegen in Stichworten:
    - Faulhaber Typ 1336 eingebaut; der erwies sich aber im Nachhinein als zu schwachbrüstig
    - Gelenkwelle zwischen Motor und Getriebe
    - Drehmomentstütze für das Getriebegehäuse
    - Stromabnahme und Elektrik nach dem üblichen Muster
    - die Lok lief nicht rund, sie hakelte und klemmte
    - das Getriebe machte erheblichen Lärm wegen zu großer Toleranzen beim Zahneingriff
    - das originale Getriebe entsorgt
    - statt dessen ein NWSL Getriebe mit 1:28 eingebaut
    - dafür musste ein Rad von der Achse um das Achszahnrad auszutauschen
    - anschliessend 90° Versatz des betreffenden Radsatzes hergestellt
    - immer noch hakeln und klemmen
    - den 90° Versatz der Kurbelzapfen überprüft
    - ein weiterer Radsatz neu ausgerichtet, dazu ein Rad von der Achse und wieder mit genauem 90° Versatz aufgepresst
    - immer noch hakeln und klemmen
    - Kreuzkopfgleitbahnen neu ausgerichtet und justiert
    - immer noch hakeln und klemmen
    - Kurbelzapfen der 1- Kuppelache noch weiter versenkt
    - dazu Gewinde in den beiden Rädern der 1. Kuppelachse nachgeschnitten
    - immer noch hakeln und klemmen
    - festgestellt die Schwingen schlagen auf beiden Seiten hinten an das Verbindungsgestänge Aufwurfhebel-Schwingenstange an
    - Befestigungsnieten der Aufwurfhebel heraus gezogen und beide Hebel weiter nach hinten versetzt
    - dafür Verlängerungen am Steuerungsträger angelötet
    - Schwingen schlagen jetzt nicht mehr an
    - immer noch hakeln und klemmen
    - 'y#
    - beide Voreilhebel s-förmig gekröpft damit sie nicht mehr mit den Kreuzköpfen in Kontakt kommen
    - Lok lief immer noch nicht richtig rund
    - Faulhaber durch einen großen leistungsfähigen Mashima Motor ersetzt
    - Stehkessel von innen ausgefeilt und bearbeitet damit der Mashima passt
    - läuft besser, aber immer noch ein Tick hakeln an einer Stelle der Radumdrehung
    - festgestellt die Bohrungen der Kuppelstangen für die 3. Kuppelachse haben zu viel Luft
    - aus Modellbauschrauben M1,4 mit flachen 6-Kantkopf und Messingrohr i=1,1mm / a= 2,0mm neue Kurbelzapfen gemacht
    - dafür M1,4 Innengewinde in Rohrabschnitte geschnitten
    - Kuppelstangenbohrungen auf 2,0mm aufgerieben
    - jetzt läuft die Lok traumhaft rund :walklike:






    http://rgusrail.com/album/ksatsf1880/atsf_1880_17.jpg
    Vorbild (auch nicht alles gerade, deswegen habe ich auch keine Hemmungen :D )





    Vorher. Man sieht wie die Schwinge hinten an der Verbindugsstange anschlägt. Eine der Ursachen für die Klemmer.






    Dazwischen: Erste Korrektur die Lager der Aufwurfhebel versetzt, hier sind sie noch lose, aber die Schwingen schlagen jetzt nicht mehr an.






    Nachher, hier werde ich noch einen dünnen Winkel auflöten und neue Lagerzapfenbohrungen für die Aufwurfhebel einbringen.






    Die seitlichen Leitern sich nicht mehr nach innen eingezogen, sondern so weit wie möglich gerade.





    Ich hoffe hier erkennt man den verschachtelten Aufbau von Gestänge, Trittbrettern und Leitern.





    Ich habe bislang noch keine Lok gehabt, welche sich mit ihren eigenen Gestänge selber so im Weg war wie diese hier.

  • Auch an dieser Lok ist mittlerweile weiter gemacht worden.



    Weitere Probefahrten folgten.






    Wobei auch hier zuerst nichts rund laufen wollte. Ich habe bisher noch keine Lok gehabt welche sich mit ihren Gestänge so sehr selber im Weg war.






    Einer der Fehlerwar, daß die Schwinge hinten an an der Verbindungsstange zum Aufwurfhebel anschluß und so zum Klemmen führte.
    Hier habe ich die Position der Lagerung für den Aufwurfhebel etwas nach hinten versetzt um die Klemmer zu beseitigen. Dafür musste am Steuerungsträger jeweils en Stück Messing Rechteckprofil angelötet werden.


    Dann gab es auch schöne große Fotos vom Vorbild welche die Misere in aller Deutlichkeit zeigten:
    http://rgusrail.com/album/ksatsf1880/atsf_1880_17.jpg
    http://rgusrail.com/album/ksatsf1880/atsf_1880_18.jpg
    http://rgusrail.com/album/ksatsf1880/atsf_1880_10.jpg
    http://rgusrail.com/album/ksatsf1880/atsf_1880_12.jpg
    Man sieht wieGestänge, Steuerung, Tritte und Leiter in mehreren Ebenen untereinander durchtauchen.





    Hier habe ich versucht aus dem vorhandenen eine weitestgehend mögliche Annäherung an das Vorbild zu machen.







    Ansichten von unten.







    Es war viel Fummelei nötig bis es dann so weit war, daß die Teile sich bewegten, ohne sich zu berühren.
    Noch immer lief es nicht klemmfrei. Die Ursache waren zu groß gebohrte Augen in den Kuppelstangen für die letzte Achse. Hier war ich dann gezwungen die Augen in den Kuppelstangen aufzubohren und neue Spezialkurbelzapfen anzufertigen.






    Auch hier ging es dann an die Vorbereitung zur Lackierung. Um dem Hype zu genügen noch ein Beweisfoto vom durchbrochenen Rahmen.
    Den Faulhaber habe ich wegen Schwachbrüstigkeit durch einen Mashima 1833 mit wesentlich mehr Leistung ersetzt. Das ist jetzt schon das 4. Mal und in der 4. Lok, daß sich speziell dieser Fauli als zu wenig leistungsfähig erwiesen hat.






    Das habe ich gemeinsam mit der Atlantic gemacht.







    Der gestrichene Rahmen.






    Das wieder zusammengebaute Fahrwerk.






    Und Heute ist sie wieder vom Lackierer zurück.

  • Und auch hier ist der optische Rest ist kurz erzählt; wie bei der Atlantic, siehe Thema "Projekt Atlantic", wurden auch hier:
    - Fhs. Fenster verglast
    - die Stangen teilweise weiß gestrichen
    - Sonnenblenden braun gestrichen
    - ein Econami Sounddecoder eingebaut
    - Lautsprecher im Tender, diesmal zum ausprobieren ein anderer Typ von Zimo LS40X20X09
    - Personal wurde noch nicht eingesetzt; hier ist der Stehkessel wegen des ursprünglichen Open Frame Motors sehr weit ins Fhs.-Innere verlängert, so daß für volle Figuren kein Platz mehr ist und nur beschnitzte Torsos plaziert werden können















    Bleibt jetzt nur noch den Soundecoder richtig einzustellen damit es auch vernünftig klingt.