Böse Überraschung

  • Hallo


    Um die vielen Loks und Wagen, welche ich in einigen Jahrzehnten zusammengetragen habe, guten Gewissens an interessierte Gleichgesinnte weiterzugeben, sprich zu verkaufen, blieb mir nichts anders übrig als die gut gelagerten Schachteln zu öffnen.
    Zweck der Aktion ist die Verewigung der Modelle als Foto.
    Der DT59 ist bereits im Original eine Attraktion gewesen, allerdings eine Konstruktion die nicht über die Probephase hinaus unter Dampf fuhr.
    Das sich Berlin-Modell dieser Rarität als Modellnachbildung annahm, war durchweg erfreulich.
    Auch wenn die Dachbearbeitung mir bereits seinerzeit etwas vigillinsch vorkam.
    Das massive Kunststoffdach, ich glaube Melamin ist die Fachbezeichnung, hatte mitunter eine gewisse Verwandtschaft mit Gummi bei Frost aufzuweisen.
    Nun konnte man davon ausgehen, dass die Verschraubung des Daches mit dem Rest des Fahrzeugs, diese Flexibilität bändigen könnte.
    Es kam aber, wie auf dem Foto ersichtlich, etwas anders, die Dachbefestigung gab nach der bekannten Weisheit folgend, nach.
    So blieb das nach oben offene Fahrzeug unbeschädigt und gäbe jetzt einen schönen Sommertriebwagen ab.
    Gruß Wolfgang

    • Offizieller Beitrag

    Den Ärger darüber, Wolfgang, kann ich sehr gut nachfühlen.


    Mir ging es vor Jahren ähnlich, als ich eine Liliput BR78 aus dem Schaumgummi der Innenverpackung nehmen wollte: Schaumgummi zerbröselt und Flocken an der Lok festgeklebt.


    Lässt sich denn das Dach des DT59 mit Wärme/Erwärmung wieder richten oder ist es nicht mehr "in Form" zu bringen?



    Gruß Rainer :thumbup:

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Die Fahrzeuge unbeaufsichtigt direkt im Schaumstoff liegen zu lassen birgt ein gewisses Risiko:



    Die Zerfallsprodukte des sich auflösenden Schaumstoffs ruinieren auch die beste Lackierung.
    Es ist besser die Fahrzeuge in dünne PE-Folie (vulgo Plastiktüte) einzuschlagen um so direkten Kontakt zum Schaumstoff zu vermeiden.


    @Wolfgang
    Das Dach des betroffenen Triebwagens dürfte nicht aus Melamin sein. Melamin ist nämlich ein sog. Duroplast und verzieht sich nicht. Es gehört zur Gruppe der Phenolharze aus dem u.a. auch Platinen für die Elektronik gefertigt werden. Verzogene Platinen :?:
    Hier vermute ich beim Dach eher PU-Gießharz. Du kannst einmal versuchen das abgenommene Dach auf eine ebene Unterlage zu legen und dieses dann im Backofen bei 60 bis 80°C einer milden Wärmebehandlung zuzuführen. Dann sollte es sich wieder gerade ausliegen.
    Das ist eine gängige Methode bei Bausätzen für US-Güterwagen aus Resin, eben PU-Gießharz.

  • Recht schönen Dank für die kompetenten Antworten.
    Ich habe aus meinen tiefsten Archiven die Bauanleitung hervorgekramt. Der DT59 ist von DRG Modell Berlin, H-Langer.
    Im Internet steht: http://drg-modell-berlin.de/preise-dt-1.html:
    "...der dt berlin ist ein messing-handarbeitsmodell mit einem kunstharzdach."


    Nun schaue ich unter Kunstharz nach und finde mehrheitlich Aussagen, dass dieser hygroskopisch ist.
    Dies gilt auch für Melamin:
    geroldinger: Geprillter Harnstoff, Melamin (kohäsiv) Harnstoff ist extrem hygroskopisch und bildet harte Krusten."
    Hingegen Henkel: "Cyanursäuretriamid. Melamin entsteht aus Cyanamid oder Dicyanamid durch Erhitzen mit Ammoniak. Das entstandene weiße Salz ist nicht hygroskopisch und ungiftig."
    Mehrheitlich wird allerdings mehr zu hygroskopisch tendiert.


    Ich gehe mit Lutz konform dass es sich bei dem Kunstharz um Resin handelt, allein wegen der Verarbeitungsmöglichkeit für Bastler, Modellbauer, Heimwerker, etc.
    Über die hygroskopischen Eigenschaften habe ich wenig im Internet gefunden, hier nur etwas Annäherndes. http://link.springer.com/article/10.1007/BF02612683


    Die Lagerung meines Triebwagen war nicht temperaturkonstant.
    Hier gehe ich allerdings davon aus, dass je nach Lagertemperatur die Formbeständigkeit reversibel ist,
    ähnlich wie bei Metall(schienen). Diese dehnen sich im Sommer aus und schrumpfen im Winter.
    Bei hygroskopischen Werkstoffen ist mir dieser Effekt nicht bekannt. Hat sich ein Bauteil einmal verzogen behält es die neue Form, auch bei Klimaänderung. Dauer und Menge der Wasseraufnahme bestimmen die Formveränderung.


    Ich werde das Dach einspannen und mit milder Temperaturerhöhung versuchen in die alte Form zu zwingen.
    Bis dahin
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang
    Hochstehende Überlegung. Ich bin gespannt auf das ERgebnis.
    Hast Du mal nachgeforscht, inwieweit sich Melanin-Harze entwässern lassen?
    Z.B. lagern in sehr trockener Umgebung oder Wasserzehrender Umgebung (Wie heissen die Kügelchen, die in Papiersäcken z.B. Kameras beiliegen?)?
    LG,
    Axel

  • Hallo Zusammen
    bei sowas kribbelt es mich immer ganz doll, Sachen auszuprobieren...
    Könnte man das Dach mit einem Laserscanner in 3D Scannen lassen und die Punktewolke mal "rüberwachsen lassen"?
    Ich würde versuchen, dass dann digital wieder grade zu biegen.


    Leider steht mir im Moment KEIN solcher Scanner zur Verfügung.


    Wäre aber ein Ansatz, der keinen Schaden verursacht.


    LG,
    Axel