Ziegeltransport?

  • Hallo zusammen,


    in meiner Gegend gab es früher viele Ton- und Ziegelwerke und jetzt dachte ich mir ich könnte den Transport der Ziegel per Bahn darstellen.
    Da stellt sich mir die Frage wie wurden in den 50ziger, 60ziger Jahren diese Ziegel transportiert?


    Heute würde man sie pallettenweise verladen und mit dem LKW transportieren, aber wie wurde das früher gehandhabt?


    Wurden die Ziegel einfach in offene Wagen gekippt, wobei natürlich viel Bruch entsteht, per Hand in die Wagen gestapelt oder Bündelweise in die Wagen verladen?



    Kann mir da jemand einen Tipp geben? Die Googlesuche hat mich leider nicht weitergebracht.

  • Das Problem kenn ich. Deswegen häng ich mich mal an die Frage an.


    Nur daß ich Infos im Zeitbereich 1970er/80er Jahre suche.


    Ich tipp mal, in diesem Zeitraum wurden Ziegel schon auf Paletten verpackt.


    Aber waren das wenn ja Europaletten oder wegen dem Gewicht eher eigene Einwegpaletten ?


    Vielleicht hat ja jemand nicht nur für Andreas seine Frage sondern auch für mich ne Antwort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andreas,


    bei der Suche nach "Ziegelei" stößt man in erster Linie auf Feldbahnen, die den Lehm/Ton heranbrachten zur Zieglei. Über den Abtransport ist in der Tat herzlich wenig zu finden. Zumindest hat mir aber ein Blick in mein Archiv mit ein paar -vielleicht für Dich brauchbaren Treffern- weiter geholfen:


    MIBA 1999-05, Seite 87: Was früher alltäglich war: Alte Ziegelei am Anschlussgleis
    MIBA 2003-04, Seite 66: Anfänge der Industrialisierung - Ziegelei in Holstein
    MIBA Spezial 93, Seite 94: Anschlussbahn und Feldbahn einer Ziegelei
    EJ 2008-08, Seite 80: Basteln: Ladegut nach Vorbild - Ziegel
    EJ 2009-05, Seite 64: Anlagenporträt: Ziegeleibahn in H0 - Diesel, Lehm und Eimerkette




    Gruß Rainer :thumbup:

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    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Hallo Andreas,
    hallo Jörg,


    ein paar eigene Erinnerungen/Erinnerungen an Erzählungen an _ein_ Klinkerwerk, in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe: Marx Baukeramik, Friedrichssegen bei Lahnstein. Das Werk lag unmittelbar an der Lahntalbahn. Ein langes Ladegleis hat sich direkt an der Außenseite befunden. Unmittelbar vor dem Werkstor war die Ladestraße. Fehlender Bahnanschluss war ekien Argument. Aufgrund der sehr bescheidenen Straßenerschließung wäre eigentlich ein weiterer Pluspunkt für die Bahn gewesen. Bedienung durch Dreibein erfolgte auch für den benachbarten Schrotthandel Bähr, Möglichkeiten zum Umlaufen etc. gab die Infrastruktur her.


    Meine Erinnerung setzt altersbedingt ca. 1970 ein. Für Früheres greife ich auf Erinnerungen an Erzählungen zurück.


    An eine Nutzung des langen Ladegleises kann ich mich nicht erinnern. Vielmehr wurden ab ca. 1972 Überseecontainer an der Ladestraße vor dem Werkstor beladen. Die gingen nach Kanada. Alles Andere ging auf der Straße, insbesondere auch überregional, teilw. benachbartes Ausland.


    So lange ich denken kann, wurde palettiert. Keine Europaletten, sondern einfache (Einmal)konstruktionen. Die Paletten wurden in Plastikhüllen gesteckt, die thermisch geschrumpft wurden und so ein Verrutschen der Stapel vermieden haben. Das war beim Einsetzen meiner Erinnerung schon einige Jahre fest etabliert.


    In den 50er Jahren wurde noch per Schiff transportiert (bis die Schifffahrt dort eingestellt wurde). Lose Schüttung ist nicht erfolgt. Gebündelt und gestapelt zur Bruchvermeidung. Richtige Bahnverladung wurde mir nicht überliefert; Zeitzeugen sind mittlerweile verstorben. Wenn überhaupt, hätte man wohl (hilfs)palettenweise durch die offenen Türen des E-Wagens auf den Wagen und entweder mit Ameise oder handunterstützt gebündelt im Wagen verteilt. Auch sonst war damals sehr viel Handarbeit angesagt.


    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hier noch als Ergänzung ein Text.Zitat aus EJ 2008-08, Seite 80: Basteln: Ladegut nach Vorbild - Ziegel


    Zitat von Christian Gerecht, EJ 2008-08, Seite 80

    Ziegelsteine sind als Ladegut eng verwandt mit dem im Mai-Journal behandelten Bims. Beide werden auf ähnliche Weise transportiert, beide wurden in früheren Zeiten viel mit der Eisenbahn befördert und beide rollen heute ausschließlich per Lkw zum Kunden. Ziegelsteine, Klinker und Schamotte fielen mitunter in großen Mengen an und verhalfen großen Dampfziegeleien und Tonwerken zu Expansion und wirtschaftlichem Erfolg. Obwohl in Mitteleuropa in fast jeder Region Ton abgebaut wurde, gab es Landstriche, in denen er so reich und rein vorhanden war, dass es sich rechnete, ihn im wirklich großen Stil abzubauen. Dass dies wirtschaftlicher war als bei der kleinen Tongrube „um die Ecke“, liegt auf der Hand. So rechneten sich auch längere Transportwege. Vor allem auf weiteren Strecken brachten Baustoffe der Bahn bis in die 50er Jahre gute Erträge. Dann verlor sie mit jedem Jahr einen Teil ihres Geschäftes an die Straße.



    Während fast der ganzen Zeit wurden Ziegelsteine und Klinker per Hand im Verband in offene Wagen geschichtet. Zu den Bordwänden hin sicherten lediglich Holzwolle- oder Strohzöpfe, mitunter aber auch nur Bretter vor der Wucht der Rangierstöße. Lediglich Kaminsteine und Dachziegel wurden besser geschützt, vor allem aber die teuer und aufwändig produzierten Schamottesteine. Sie wurden in Stroh oder Holzwolle gebettet und so verladen, dass möglichst kein Bruch zustande kam. Der Mensch war sowohl beim Verladen als auch Entladen immer noch die wirtschaftlichste Arbeitskraft. Paletten wurden erst Anfang der 50er nach und nach eingeführt. Aber auch auf diesen Ladegestellen mussten die Steine rutschfest und im Verband aufgeschichtet sein.


    Gruß Rainer :thumbup:

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    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • In Günther Klebes, Friedemann Kliesch-Brandes, Die Seekuh, Die Geschichte der Lokalbahn von Erlangen nach Gräfenberg, Verlag Junge & Sohn, Erlangen 1988, S. 59 sind zwei Fotos der Ziegelei Schultheiß in Spardorf.
    Auf einem Ladegleis ist ein R-Wagen mit Holzrungen bereitgestellt.
    Leider ist kein Datum angegeben.


    Gruß
    Andreas

  • Hallo,


    In den 70igern wurden im Münsterland Kalksandsteine und Klinker per LKW ohne Paletten angeliefert. Auf- und Abgeladen wurde mit einem Kran, der auf der Ladefläche verfahrbar war und eine Steinzange hatte, mit der die Steine von der Menge einer Palette zusammengedrückt wurden und dann angehoben wurden.
    ĹG
    Martin

  • Hallo,


    ich möchte mich für die prompte Hilfe bei allen bedanken. Jetzt weiß ich das ich die Ziegel von Hand in die Wagen stapeln werde.


    Ich hätte schon früher geantwortet, aber ich war am Wochenende im hohen Norden oder wie es auf dem Schild an der Autobahn stand im "wahren Norden".


    Wo muss ich nicht sagen, ich denke da reicht ein Bild.




    Ein wirklich imposantes Bauwerk wenn man so als kleiner Modellbahner davor steht.