Hallo Foristi,
Vor ein paar Jahren hat das Buch von Emmanuel Nouallier "Perfekt bis ins Detail (ISBN 978-3-8375-1163-5) bei mir einen "Klick" ausgelöst. Und zwar bei der Nachbildung von Putz- und Betonflächen.
Nouallier stellt dort seine Methode mit der Verwendung von PU-Schaum gefüllten, beidseitig mit Karton kaschierten Platten vor, die in meinem "Dunstkreis" unter dem Namen "Kapadur"-Platten im Künstler- bzw. Architekturbedarf erhältlich sind. Es gibt sie in 3, 5 und 10 mm Materialstärke. Ich verwende alle drei Stärken, das 10 mm starke Material vor allem für das stabile Innenleben von großen Bauwerken.
Von dem PU-Sandwich lässt sich eine (oder beide) Kartonschicht ohne große Probleme abziehen. Es bleibt eine extrem feinporige Schaumoberfläche, die sich leicht mit geeigneten Werkzeugen prägen lässt und mit Lackfarben von Humbrol oder Revell farblich behandeln lässt.
Ich habe für mich die folgende Methode erarbeitet um Betonflächen nachzugestalten.
Größere Betonflächen werden in aller Regel in m.o.w. großen, abgegrenzten "Feldern" gegossen. Dabei werden senkrecht gestellte Bretter zur Begrenzung benutzt über deren obere Kante der flüssige Beton zu einer ebenen Fläche abgezogen wird. Nach dem Abbinden werden diese Bretter entfernt und für die nächsten Felder weiterbenutzt. Diese Bretter ergeben sichtbare Fugen von 2 - 3 cm. die auch im Modell deutlich sichtbar sind, zumal sie in kurzer Zeit mit Erde und Schmutz gefüllt sind. Die im Laufe der Zeit auftretenden Bruchlinien in den Flächen sind dagegen meist deutlich schmaler, dennoch nach "Verfüllung" ebenso sichtbar.
Ich habe für mich nach zahlreichen Flächen zwei Werkzeuge gefunden, um beides für mich zufriedenstellend nachzubilden:
Für die "dicken" Konstruktionsfugen verwende ich die feine Klinge eines kleinen Uhrmacherschraubenziehers entlang eines Lineals. Mit schwachem Druck ritzt die Klinge eine Spur in die weiche Oberfläche des Schaums. Bleistifte ergeben nach meiner Erfahrung zu breite Ritzen. Da die einzelnen Felder der Betonfläche früher nicht mit einem modernen Fertiger geschüttet wurden sondern mit einer Mischtrommel "vor Ort" mit Schaufel und Schubkarre gefüllt wurden, sind auch die Trennlinien nicht "schnurgerade" über die gesamte Fläche sondern weisen geringe "Versätze" auf. So wird auch eine größere Fläche nicht "steril" sondern sie "lebt".
Die dünnen Bruchlinien ritze ich mit einer spitzen Messerklinge in die einzelnen Felder; leider sind die schmalen Linien auf dem "nackten" Schaum kaum zu sehen, also gedanklich fit sein. Manchmal reisst die Klinge auch ein wenig die Oberfläche auf: Auch beim Original gibt es solche Abplatzungen. Ich "vertiefe" solche Stellen noch zu kleineren "Lunkern".
Die weiteren Schritte unternehme ich nun im Sinne von Nouallier: 1. Anstrich mit einem betontypischen Farbton mit einem "Enamel". Nach dem Durchtrocknen des Erstanstrichs "über Nacht" schleife ich die etwas rauhe Oberfläche mit feinem (600er) Papier über und bringe darauf den 2. Anstrich mit der gleichen Farbe an. Nach dem Durchtrockenen sind die groben und feinen Fugen schon deutlich sichtbar.
Links: Einmal mit Humbrol 28 gestrichen, rechts 2 x
Mein nächster Schritt ist das "Altern" der Betonoberfläche mit meiner bevorzugten PLAKA-Farbe: Die gesamte Oberfläche bestreiche ich mit einem dünnen "Coat" dunkelgrauer Plakafarbe und lasse alles trocknen. Nun wische ich die PLAKA-Farbe mit einem salmiakfeuchten Läppchen wieder ab. Nun hat die "Betonoberfläche" genau d e n "Look", den ich mir wünsche.
Hier gut zu sehen: Auf nur einmal gestrichenen Flächen nimmt die rauhe Oberfläche wesentlich mehr "Schmutz" auf.
So soll es sein!
Nun klebe ich die fertige Platte mit Pattex oder UHU oder . . . an die vorgesehene Stelle. Weitere farbliche Nacharbeiten mit Tusche und Streumaterialien sind möglich.
Davon nach dem "Fremotreffenmarathon" der nächsten Wochen mehr.