Ok22 31, der lange Weg zum Handarbeitsmodell

  • Hallo Kollegen,


    vor einigen Jahren habe ich hier Messingmodell der PKP-Lok Ok22 31 über den Bau eines Messinghandarbeitsmodells der polnischen Personenzuglokomotive Ok22 31 berichtet. Nach der inzwischen vergangenen Zeit halte ich es nicht für sinnvoll diesen Faden weiterzuführen


    Nach mehr oder weniger gelungenem Abschluß, einiger von mir bearbeiteten Projekte und einem Umzug möchte ich hier nun weiter berichten.


    Nach einem Abendessen mit einigen Eisenbahnfreunden im „Europa“ (Wolsztyn-Besucher wissen, was ich meine) entstand die Idee ein Modell dieser Lokomotive zu bauen. Die Ok22 verkörpert die gelungene Verbindung deutscher und polnischer Lokomotivbaukunst.




    Zum Vorbild


    Nach dem ersten Weltkrieg stand die neuerstandene polnische Staatsbahn vor dem Problem, eine Vielzahl Lokomotiven verschiedenster Gattungen zu betreiben. diese rekrutierten sich im wesentlichen aus den Reparationsabgaben Deutschlands und den verbliebenen Lokomotiven der einstigen Weltkriegsgegner. Vordringlichste Aufgabe war es für einen wirtschaftlichen Betrieb möglichst einheitliche Lokomotiven zu entwickeln und einzusetzen.


    Eine der ersten Gattungen war die Ok22.




    Diese Gattung ist eine Weiterentwicklung der preußischen P8 und wurde von HANOMAG entwickelt. Fünf Lokomotiven wurden von HANOMAG gebaut. Diese Lok bewährten sich im Streckennetz, dennoch wurde der Serienbau zugunsten der Tr23 zurückgestellt. Ab 1928 wurden in Chrzanow 185 Lokomotiven gebaut. Eine größere Rostfläche machte eine Rostlage oberhalb der Radsätze notwendig. Die sich daraus ergebende Kesselmittenlage entspricht mit 3150 mm den Lokomotiven der BR 43. Probefahrten durch die LVA Grunewald ergaben eine etwa um 20% höhere Leistung als bei der P8. Dabei wurde der Lokomotive ein ruhiger Lauf in allen Geschwindigkeitsbereichen bescheinigt.




    Die Ausmusterung bei der PKP erfolgte ab 1987, wobei zwei Lokomotiven erhalten geblieben sind. Es handelt sich hier um die nicht betriebsfähige und nicht mehr vollständige Ok22 23 in Jaworzyna Slaska. Die Ok22 31 wurde 1987 nach Wolsztyn überstellt und war bis 1997 und zwischen 2004 und 2009 betriebsfähig. Danach erfolgte keine weitere Aufarbeitung dieser historisch wertvollen Lok.



    Modell


    Fahrwerk und Kessel


    Nach besagtem Abendessen widmete ich mich dem Bau dieser Lok. Dabei stellte sich heraus, daß es nicht unproblematisch ist, Zeichnungen zu bekommen.
    Eine Broschüre der PKP und ein Kartonbausatz bildeten die Grundlage für die Konstruktion.





    Dabei ist dieser Kartonbausatz recht genau, wie eine später im Internet http://plany.zonk.pl/parowozy/Ok22/Ok22.jpg gefundene Zeichnung zeigte. Eigene Vermessungen und eine Vielzahl an Fotos waren die weitere Grundlage für Entewicklung und den Bau der Lok. Allerdings habe ich einige Ungenauigkeiten aus dem Kartonbausatz übernommen.
    Eine ursprünglich geplante Kleinstserie wurde u.a. durch die Möglichkeit bei der Jenaer Modellbahnausstellung meine Modelle zu präsentieren, verworfen.


    Zunächst wurde aus dem Kartonbausatz eine Zeichnung entworfen.



    Mit einem etwas angestaubten CAD-Programm wurden dann die Ätzbögen entwickelt. Diese wurden dann auf Folien gedruckt und zu Taschen geklebt.




    Für die Ätzteile wurden fotopositiv beschichtete Messingbleche und fotonegativ beschichtete Neusilberbleche verwendet.




    Den Kessel habe ich aus Messingsechskantprofil und Messingrohr gefertigt. Dabei wurden diese Teile erst hart verlötet und danach auf einer Fräsmaschine gebohrt.Der so entstandene Rohling wurde dann zwischen den Spitzen auf einer konventionellen Drehmaschine auf Maß gedreht. Der Schornstein besteht aus zwei Drehteilen (der Krempe und dem eigentlichen Schornstein und ist hart verlötet. Dom und Sandkasten sind ebenfalls Drehteile. Diese Zurüstteile sind in mit einem Fräser eingestochene Tasche hart eingelötet. Nur so war es möglich, den Kessel noch einmal auszudrehen um somit Gewicht einzusparen.






    Zunächst wurden die Rahmenwagen verschraubt und mit Fittingslotpaste (wie sie der Klempner verwendet) verlötet. Hernach wurden sie mit den Abstandsbolzen und den Kopfstücken und Querverbindungen verlötet. Die Abstandsbolzen wurden nach Fertigstellung aus den Achslagerführungen herausgesägt.



    Das Vorlaufdrehgestell wurde auf gleiche Weise gefertigt.



    Als nächstes wurde der Unlauf und das Führerhaus zusammengelötet. Zuvor mußten die Seitenteile und das Dach gebogen werden. Dabei wurde das Dach mit Hilfe eines Rundmaterials auf einer Gummiunterlage gerollt. Nach dem Zusammenschrauben von Fahrwerk und Umlauf (mit Kessel) war die Lok im Rohbau fertig.




    Radsätze und Zylinderblock


    Relativ schnell stand fest, daß bei dieser Lok keine NEM-Radsätze verwendet werden sollten. Einige Zeit vor dem Bau konnten einige Bausatz-Etappen der P8 von Gerard erworben werden. Die darin enthaltenen Räder sollten für die Ok22 verwendet werden. Leider waren sie schon aufgezogen und wiesen einen nicht akzeptablen Planschlag auf. Sie wurden durch abgedrehte GFN-P8-Radsätze ersetzt auf, die die Gerard-Radreifen aufgezogen worden sind.



    Für die Zylinderblöcke standen die Teile aus einer weiteren Etappe der P8 und von der T14 (von Reitz) zur Verfügung. Beide Baugruppen wurden für den Anbau an den Rahmen der Ok22 vorbereitet.Der optische Eindruck der Gerard-Teile kam dem der originalen Lok am nächsten, so daß diese weiterverwendet wurden.



    Die Kreuzkopfführung ist einer GFN-P8 entnommen und über eine Pertinaxbrücke mit dem Rahmen verschraubt. Als Gestänge fanden die Ätzteile von Reitz Verwendung, was einen Kompromiß im Abstand der ersten beiden Kuppelachsen notwendig machte. Die Fertigung des Steuerungsträgers vervollständigte dann das Triebwerk.



    Jetzt war es an der Zeit der noch „nackten“ Lokomotive das Aussehen der damaligen Museumslok zu geben. Dazu benötigte ich


    PKP-typische Zurüstteile


    Damit begannen die ersten größeren Probleme. In einem polnischen Forum bewunderte ich die Teile von Mirekk. Nur waren diese Teile in Deutschland nicht verfügbar. Es war mir auch nicht möglich Mirekk zu kontaktieren und diese Teile zu beziehen.Dazu muß man auch anfügen, daßMirekk diese Teile in seiner Freizeit fertigt.


    Bis auf die Laternen (von Kluba) sind alle Armaturen selbst gefertigt.


    Sandfalldüsen









    Verwendet wurden hier die preußischen Sandfalldüsen von weinert. Sie wurden zersägt und gedreht, so daß die Verschraubungen der Luftleitungen nach oben zeigen. Nach der Montage auf einem Stück Messing wurden die Sandleitungen angelötet.Das


    Anstellventil der Frischdampf-Pumpe





    habe ich aus einem Stück Messing gefeilt, und mit einigen Streifen Messingblech verlötet. Die Lagerbolzen bestehen aus Mikronieten von Fohrmann. Für die Flansche der Dampfleitungen wurden die Vierkant-Flansche von Weinert hart aufgelötet. Für die Montage am Stehkesselhabe ich einen Stift auf der Rückseite eingelötet.


    Entöler der Abdampfleitung







    Hier habe ich ein Stück Messing-Rundmaterial entsprechend der Form abgedreht. Das Ablaßhähnchen wurde ebenfalls als Drehteil erstellt und dient zusätzlich der Befestigung am Umlauf. Der eigentliche Träger ist aus einigen Ätzblechresten entstanden. Ein Paar Flansche vervollständigen das Ganze. Als Größenmaßstab mag der Kunststoffzapfen dienen, der einen Durchmesser von zwei Millimetern aufweist.Am Langkessel befindet sich unterhalb der Speiseventile ein vom Führerstand aus bedienbares


    Abschlammventil




    gefertigt aus einem StückMs-Sechskant, in welches ein 0,3mm breiter Einstich eingedreht wurde. Ein paar Mikronieten mit einem Kopfdurchmesser von ebenfalls 0,3 mmdienen als Nachbildung der Verschraubung. Der Hebel ist wiederum aus einem 0,4 mm dicken Messingstreifen gefertigt, durch den ein Niet von Fohrmann gesteckt und verlötet wurde. Dieser Hebel wird in den Betätigungszug auf dem Umlauf eingesteckt.




    Typisch für polnische Lokomotiven sind die vom Gestänge angetriebenen


    Schmierpumpen





    Während die Nachkriegslokomotiven der PKP über zwei Schmierpumpen verfügen, ist die Ok22 mit nur einer ausgerüstet. Diese befindet sich auf der Lokführerseite und wird von der Schwinge angetrieben. Im Gegensatz zur Ty43 92



    ist der Antrieb aber nicht beweglich dargestellt, da er hinter der Umlaufkante nicht sichtbar ist. Nachdem ich die


    Luftpumpe




    auf der linken Seite (üblicherweise der Sitz der Luftpumpe) montiert habe fiel mein Blick aufdas Vorbildfoto. Dabei stellte sich heraus, daß die Ansaug und Überströmventile eine andere Form (wie bei der Emil Mayrisch 5) aufweisen.



    Weinert hat jedoch nur die übliche (preußische) Form im Programm. Ein Vorbild entsprechender Umbau war die Folge.





    Im Weiteren wurde die Anordnung der Schleppschiebersteuerung und der Pumpenschmierpresse geändert.



    Ein (eigens angefertigter) Leitungsdruckregler vervollständigt die Pumpe.




    Etwas (Zeit)aufwendiger war der Bau der



    Speisepumpen





    die aus verschiedenen Messingresten verlötet und mit Armaturen der „ üblichen Verdächtigen“ vervollständigt wurden.Mittlerweile sind diese aber auch als Feingußteil von der Modellbahnmanufaktur Crottendorf erhältlich.








    Stehkessel




    Nach der Montage dieser Teile ist die Lokomotive weitgehend fertiggestellt.







    Beim Zusammenbau der Lok habe ich zunächst festgestellt, daß der Aschkasten komplett fehlt. Dieser soll Träger für die während der Konstruktion vollständig vergessene Stromversorgung dienen. Als abschließende Arbeiten an der Lok werden die, auch als Werkzeugkästen dienenden Sitzgelegenheiten und die Verglasung angefertigt.


    Ich hoffe, daß ich Euch mit meinem Baubericht nicht gelangweilt habe.
    Für Fragen und Kritik bin ich jederzeit offen.


    Demnächst geht es mit dem zweiten Teil- dem Tender weiter.



    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    2 Mal editiert, zuletzt von Christian () aus folgendem Grund: Link zur OK22 Zeichnung repariert

  • Moin Christian,


    was Du uns da zeigst ist großartig, ich ziehe meinen Hut!
    Wenn ich da an meinen Bausatz der Br 86 von Weinert denke: da habe ich noch was vor mir!
    (Ich habe seinerzeit schon mal vorsorglich Deinen Baubericht eines Weinert-Bausatzes der Br 81 gespeichert, der macht mir Mut...).


    Und ich bin natürlich gespannt auf den nächsten Teil und Lackierarbeiten.


    Beste Grüße


    Wolfgang

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian,


    ganz großes Kino...
    Ich durfte die Lok in Uslar ja schon im Original (-Modell) bewundern, ich bin gespannt wie es weiter geht...


    Herzliche Grüße
    Andreas

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

  • Hallo Kollegen,
    wie geht es weiter?
    Der Tender ist nun schoin ein wenig weitergebaut worden. Gegenüber Uslar ist der Kasten weitgehend fertiggestellt. Schürzeughaken und Tritte montiert.
    Demnächst gibt es dann auch wieder ein paar Bilder...


    @ Wolfgang: Leider ist der Beitrag mittlerweile entbildert- da nimga seinen Dienst eingestellt hat. Solltest Du jedoch Bilder benötigen, laß es mich wissen. Gelegentlich werde ich den Beitrag wieder mit Bildern versehen


    Viele GRüße
    Christian

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    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Freunde,


    nun möchte ich die ersten Bilder des Tenders vorstellen.
    Der Bau ist natürlich schon etwas weiter fortgeschritten, nur leider bin ich in den letzten sechs Wochen nicht in meine Bastelecke gekommen- mein rechter Fuß ist mir im Weg :(



    Vor einiger Zeit hatte ich die Teile für den Antrieb gefertigt- dazu wurden die Teile auf einer konventionellen Fräsmaschine gefräst. Hierbei waren die Tenderantriebe von roco Vorbild.
    Hier die Einzelteile





    Es hatte sich herausgestellt- daß die Bohrungen für die "Treibachsen" etwas verlaufen waren. Dadurch hätten diese Achsen schief im Rahmen gestanden. Die Folge wäre ein kippelnder Tender.
    Nun war guter Rat teuer- wie dieses Problem zu beheben war.
    Die Lösung ergab sich so nebenbei auf der Messe in Leipzig. Hier wurden Miniatur-Kugellager angeboten.
    Also habe ich den Antrieb montiert- die Lage der Bohrungen (auf der Zentrierungsseite) abgekurbelt und mit einem 4mm-Fingerfräser aufgestochen. Dabei dienen die Kugellager weniger einem leichten Lauf- als vielmehr sind sie als Buchsen mit einem deutlich größeren Durchmesser zu verstehen.





    Nun der vollständige Antriebsblock



    Ebenso habe ich die Radsätze vorbereitet. Hierzu habe ich GFN-Rädsätze mit einem Vorbilddurchmesser von 1000mm verwendet. Hier habe ich die zunächst die Naben ausgebohrt und einen Zapfen aus Messing eingepresst. Danach habe ich den Durchmesser für die Achsen gebohrt und für einen Preßsitz gerieben. Wegen der Kugellager habe ich hier zei unterschiedliche Achsdurchmesser verwenden müssen. Die angetriebenen Achsen haben einen Durchmesser von 1,5mm die mittleren "Laufachsen" einen Durchmesser von 2mm.
    Der nachste Arbeitsschritt war die Vorbereitung der Radreifen- hier habe ich Radreifen der aktuellen Tenderantriebe verwendet.
    Sie wurden passend für denRasdurchmesser gedreht- die Spurkränze mit RP25/110-Profil versehen.
    Schlußendlich habe ich die Radreifen mit den Radsternen verklebt. Zur sicheren Isolierung wurde ein Streifen Zigarettenpapier dazwischengelegt.
    Dieses wurde auf Umfanglänge des Radsternes zurechtgeschnitten.




    Allerdings ist mir bei der Montage ein Malheur passiert: ich habe jeweils einen Radreifen mit Nut auf einen Radstern mit Laufrad-Achsdurchmesser verklebt.
    Nun- für bei den Laufradsätzen ist es kein Problem- die Nabe nocheinmal aufzunehmen und zu kalibrieren. Schwieriger ist es die Treibradsätze zu korrigieren. Aber auch heir deutet sich eine Lösung an. Kanülenrohr...welches in die Nabe eingepreßt und aufgerieben wird.


    Schon vor einigen Jahren hatte ich die Ätzbögen für den Tenderkasten entwickelt. Hier ergaben sich aber größere Probleme.
    Zwischenzeitlich hatte ich die, auch hier beschriebene, 81 010 zusammengebaut.


    Durch eine Nachlässigkeit hatte ich die Bögen nur einfach gedruckt- so daß ich eine ungenügende Schwarztiefe erreicht habe.
    Dadurch ergaben sich größere Schwierigkeiten beim Ätzen. Bei korrekter Belichtung war in den schwarzen Flächen das Druckraster zu erkennen. Dieses Raster ist dann auch auf den Blechen sichtbar. Weitere angefertigte Bleche wurden kürzer belichtet- hier war die Tonwerttrennung zu gering- so daß die Bleche nicht sauber geätzt wurden.
    Am Ende habe ich aus drei Blechen die brauchbaren Teile verwendet.




    Dennoch müssen einige Teile neu gefertigt werden- das betrifft die Pufferbohle und den vorderen Tenderabschluß.
    Im Sommer 2013 ergab sich eine größere Baupause wegen eines längeren Krankenhausaufenthalts meiner Frau. Diese Pause setzte sich dann im Jahr 2014 fort, da wir unsere Hochzeit geplant haben. Erst nach unserer Hochzeit habe ich den Bau im Herbst 2014 weiterführen können. Nachdem ich dann begonnen hatte, die Lok zu komplettieren und den Tenderkasten zusammenzubauen, hieß es im Frühjahr 2016, alles zusammenzupacken. Nach dem Umzug (bei dem sich auch meine Bastelecke deutlich vergrößert hat) habe ich dann im Herbst 2016 am Tenderkasten weitergearbeitet.



    Aufgrund der langen Baupausen hatte ich größere Schwierigkeiten, die Teile den entsprechenden Stellen zuzuordnen. Bei einer Korrektur am vorderen Wasserkastenabschluß haben sich Lötstellen gelöst. Die Reparatur hat einige Tage in Anspruch genommen- und ist auch nicht zu meiner vollen Zufriedenheit gelungen.
    Vor der Montage der Wasserkastenwand habe ich mich gefürchtet- aber wider erwarten ist das Auflöten der Bleche recht gut gelungen



    Selbst die Reparatur einer Wand- die durch die Ätzerei versprödet war- stellte kein Problem dar. Die Wand mußte ersetzt werden, da sich die Biegung am Wasserkastenboden nicht herstellen ließ. Auch das Einlöten der Schürzeughalter am Kohlenkasten gelang recht gut.



    Mutig geworden habe ich auch die Schürzeuge angelötet- aber dies und auch den Tenderrahmen stelle ich im nächsten Teil vor.



    Ich hoffe, daß ich Euch mit meiner Beschreibung nicht gelangweilt habe.



    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Moin Christian,


    "langweilig" ist nur meine Maulsperre, wenn ich sehe, was Du da mit großem Können gebaut hast, denn die dauerte an...!!!


    Beste Grüße


    Wolfgang

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Hallo Freunde,
    Zur Erinnerung, im Frühjahr 2008 habe ich begonnen, eine Lokomotive dr polnischen Gattuing Ok22 zu entwickeln und zu bauen. Somit geht der Bau jetzt ins dritte Planjahrfünft.
    Obwohl ich aus familiären und gesundheitlichen Gründen nicht so habe weiterbauen können, wie ich es mir vorgenommen hatte, kann ich doch einige Fortschritte vermelden.
    Der Tender mit dem Antrieb ist jetzt weitgehend fertiggestellt.
    Wie zu erwarten war- sind wieder einige Fehlschläge und Schwierigkeiten zu meistern gewesen...
    Doch seht selbst:
    Zunächst wurden die detaillierten Wasserkastenbleche aufgelötet- eine Arbeit vor der ich mich gefürchtet hatte. Erstaunlicherweise waren die Bleche problemlos einzulöten...lediglich eine Ecke des Kohlenkastens hatte sich geöffnet. Im Letzten Teil hatte ich bereits die Schürzeughalter am Kohlekasten angelötet. Bereits angekündigt hatte ich die Montage der Schürzeuge, die sich völlig unproblematisch gestaltete.




    Auch die detaillierte Tendervorderwand wurde fertiggestellt.Hinter dem Abschlußblech befindet sich die Kupplungskammer für die Kurzkupplungskulisse



    Zunächst aus Ätzteilen zusammengelötet, hat sich diese nicht bewährt. Die Augen für die Federn haben sich aufgebogen. Also habe ich diese noch einmal in Catia gezeichnet und als Frästeil gebaut.
    Zunächst hatte ich aber ersteinmal die Umbüge an den Tenderaufstiegen gefertigt. So als flaches Blech sahen sie doch sehr nach BR52 aus. Also habe ich einen 0,3 mm-Draht an beide Seiten der Tritte gelötet. Drangezittert ist wohl der passendere Ausdruck. Die Wirkung ist aber beeindruckend.




    Die nächsten Schritte waren die Montage und Anpassung des Tenderrahmens an den Tenderkasten. Hierbei wurde die Pufferbohle bereits komplett zugerüstet.




    Als Drehgestelle waren die Drehgestelle eines GFN-Tenders vorgesehen. Diese bleiben beim Bau der 38 1425 übrig, da dieser Tender mit Plattenrahmendrehgestellen ausgerüstet ist. Lieber hätte ich die Drehgestelle von Gerard oder Weinert verwendet. Die GFN oder Revell-Drehgestelle müssen vomn Tenderrahmen getrennt werden. Dadurch ist die Verwendung der unter dem Rahmen liegenden Teile der Wurfhebelhandbremse nicht möglich.
    Aus ein paar Resten wurde diese zusammengelötet und am Rahmen montiert.



    Eine weitere Baugruppe sind Heizleitung und Gleisräumer, die erst nach der Montage des Tenders eingebaut werden können. Dabei wird die Verbindung von Antrieb, Tenderrahmen und Tenderkasten sichergestellt.



    Dazu dienen die unterhalb des Werkzeugkastens befindlichen M1-Schrauben, die bereits für die Montage der verschiedenen Ätzbleche des Tenderkastens eingelötet wurden. Zwischenzeitlich hatte ich die Radsätze komplettiert. Zur Erinnerung, es sind GFN-Tenderradsätze, die ausgebuchst und mit abgedrehten PIKO-Radreifen versehen wurden. Dabei ist mir allerdings bei der Montage ein Mißgeschick passiert. Versehentlich hatte ich die mit der Haftreifennut versehenen Radsätze mit einer 2mm-Buckse versehen. Bei der Fertigstellung hatte ich zwei Möglichkeiten, entweder neu fertigen, oder nochmals ausbuchsen. Für letztere Variante habe ich mich entschieden. In die Messingbuchse habe ich einfach ein Kanülenrohr Durchmesser 1,5/2,0mm eingepreßt und abgelängt. Auch heir hat der Rundlauf nicht gelitten.



    Vorn die kugelgelagerte Antriebsachse, hinten eine der Laufachsen des Tenders. Als nächstes mußte der Antriebkompletiert werden. Ein Probelauf der Zahnräder



    im Rahmnen zeigte zunächst ein kaum zu überwindendes Hakeln. Grund hierfür waren Grate vom Abdrehen. Nach Entfernen derselben, lief alles wie geschmiert.



    Das Aufpressen der Schwungmasse und des Schneckenrades war dann nur Handwerk- sollte aber noch einmal für Probleme sorgen. Der Motor sitzt saugend in einem Messingblock, Dieser sorgt für die Wärmeabfuhr und Passung der einzelnen Rahmenteile.



    Die in der Mitte befindlichen Bohrungen für die Senkschrauben dienen der Befestigung des Motorblocks



    Zunächst habe ich die beiden inneren Achsen eingelegt, um die Leichtgängigkeit der Lagerung zu prüfen.



    Nach Montage der äußeren, angetriebenen Radsätze stellte sich heraus, daß die inneren Radsätze durch die Kontaktfedern nicht genügend auf das Gleis gedrückt wurden.



    Allerdings mußte ich hier improvisieren, da ich die Stromabnahme bei der Konstruktion komplett vergessen hatte. Aus einer Lochraster-Leiterplatte, eingeklebten M1-Schnkschrauben und Federbronzedraht wurden die Stromabnehmer gebastelt.



    Nun mußten die mittleren Achsen nur noch so belastet werden, daß sie sich in jeder Betriebssituation drehen. Aber wie anstellen?
    Ganz einfach eine Tasche einfräsen, drei Bohrungen für die Federn,



    die während meiner US-Modellbahnzeit aus Kadee-Kupplungskammern gewonnen wurden



    und einem zurechtgefeiltem Tombak-Blech,



    welches under die Achse geklemmt wird. Gegen Herausfallen sind die Achsen mit angeschraubten Grundplatten gesichert...



    Nun stand einem Probelauf nichts mehr im Wege. Allerdings waren die Getriebewellen noch nicht gegen herausfallen gesichert. Es kam, wie es kommen mußte- auf der Schwungmassenseite ist die Zwischenwelle herausgerutscht. Dadurch hatte sich das Zwischenzahnrad mit der Schnecke verklemmt. Ergebnis? Ich hatte meinen ersten Faulhabermotor geschrottet. Also Schnecke und Schwungmassenstumpf abziehen. Komischerweise lief danach der Motor wieder recht problemlos. Die erste Arbeit war jetzt das Sichern der Getriebewellen. Dazu wurde mit dem Elektroischreiber die Oberfläche aufgeraut- und die Wellen zusätzlich in einer Rahmenwange eingeklebt.
    Analog lief der Antrieb zufriedenstellend- durch die groben Räder (Modul 0,5) allerdings recht laut. Zudem ist der Tenderkasten ein perfekter Resonanzkörper.


    Der Einbau des Antriebes war bereits vor der Komplettierung "trocken" erfolgt, so daß sich der Antrieb ohne Schwierigkeiten in den Tenderkasten einbauen ließ.




    Die Platzverhältnisse sind auch ohne Motor alles andere als üppig. Mitt dem Antriebsblock sieht es schon richtig nach dem Tender der Ok22 aus :D



    Nun stand die Digitalisierung des Tenders an. Ein vorhandener Dekoder war für die Verwendung mit Glockenankermotoren nicht wirklich geeignet... Nach der "freien Verdrahtung" und dem Herumprobieren war kein vernünftiger Lauf zu erzielen... Ein neuer Dekoder mußte her. Beim SpieleMax gibt es aber bloß eine Marke. Also gut- wird es eben ein ESU! Und der hatte neun Anschlüsse... Also was lag näher- die Lok auch noch zu beleuchten. Bedrahtete Luminiszensidioten waren vorhanden.
    Auf Grund der Konstruktion mußten die Anschlüsse der Radschleifer vorn und hinten separat geführt werden.



    Zunächst habe ich einen üblen Drahtverhau aus Isolierschlauch und IC-Steckern fabriziert. Prinzipiell funktionierte es. Nur schön war es nicht:



    Die aus einer Streifenrasterplatte gezimmerte Platine war mehr als unglücklich organisiert. Der Vorwiderstand lag unterhalb der Platine. Die Führung der Drähte unterhalb der Platine war, obwohl so vorgesehen nicht mal mit Fingerbrechen möglich.



    Nach zwei weiteren Versuchen habe ich dann eine relativ platzsparende Variante gefunden. Dadurch ist dann auch der Kohlehaufen in der Höhe plausibel darstellbar.



    Nach etwas Kurbeln an den CV des Dekoders war der Lichtwechsel am Tender darstellbar.




    Jetzt stand einer ausgedehnten Probefahrt nichts mehr im Wege. Wie ich aber hier bereits geschrieben habe:


    ? Frage zu Radreifen


    liefen die "unbereiften" Radsätze scharf. Über die Versuchsanordnung hatte ich dort auch geschrieben. Mittlerweile meine ich das Problem erkannt zu haben: Die Haftreifen sind zu dick, so daß die Radreifen schleifen. Zudem war der Anteil der Kurvenfahrt, gemessen an der Gesamtstrecke deutlich mehr als 70%. Da muß(!) jeder Radreifen scharf laufen.
    Die Lösung wird sein, daß ich die Treibachsen nocheinmal neu bereifen werde. Jetzt aber mit Edelstahlradreifen. Auf die Haftreifen werde ich dann auch verzichten.


    Ein Zusammenstellen der Lokomotive mit dem Tender gibt sehr gut den Eindruck der Ok22 wieder.




    Der Tender ist bis auf den Kohlehaufen und die Lackierung fertiggestellt. Selbst an der Lok sind die Arbeiten im "nur noch" Bereich.
    Nur noch bedeutet- die Laternen zu montieren und beleuchten. Radschleifer und Kurzkupplung zu fertigen sowie den Führerstand mit Brettern und Sitzkisten fürs Personal auszustatten. Die Verglasung wird aus CD-Hüllen gefertigt.


    Ein Sandstrahlen wird, nach meinen Erfahrungen beim Strahlen des Tenders nicht erfolgen. Hier muß ein vorsichtiges Anätzen genügen. Nach dem Strahlen des Tenders hatten sich die Rückwand sowie die Klappen des Werkzeugschrankes verbogen. Während letztere auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist, mußte ich die Rückwand aufwendig richten.


    Soweit für heute aus dem heimischen Lokwerk


    Eine besinnliche Weihnachtszeit
    wünscht
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

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  • Moin Leute


    Wie ihr alle wisst, ich bin gegen jeglicher Art von Lobeshymnen, machen sie doch in der Regel einen Beitrag „ unleserlich“ denn ich möchte als Leser wissen wie es am Modell weiter geht und mich nicht unbedingt zur nächsten INFO „durchklicken“.
    Dennoch möchte ich hier anmerken: Tolle Arbeit und gut beschrieben, einschließlich der Elektroarbeiten. Auch wenn ich mangels Werkzeug und Können nicht alles nacharbeiten kann, so gibt es doch eine Fülle von Anregungen und Tipps die ein „Lokbastler“ gut gebrauchen kann.
    Sandstrahlen ist bei einer Dampflok nach meiner Auffassung nicht erforderlich. Stellt man nicht gerade eine Lok frisch aus dem Herstellerwerk nach/dar so sind die Oberflächen doch Recht rustikal. Ich hatte noch das Glück Dampflokomotiven im Alltag zu erleben.
    Tolle Arbeit; schön das Du es hier eingestellt hast! :thumbup:
    Lieber Gruß
    :matrose:
    Friedrich

  • Hallo Freunde, hallo Friedrich!
    Sicherlich machen die Antworten einen Faden "unleserlich". Aber sie geben auch das nötige Feedback- und hier bin ich für jede Kritik offen.
    Man könnte natürlich einen Diskussionsfaden parallel laufen lassen, aber das finde ich ein wenig umständlich (deswegen auch meine Antwort hier).
    Daß nicht jeder diese Sachen nachbauen kann, ist mir auch klar. Mir geht es beispielsweise bei Gebäuden oder Modulen genau so. Hier habe ich schlichtweg keinen Platz! Bin aber immer begeistert, was Ihr hier so "zimmert".


    Mir geht es bei meiner Baubeschreibung eben auch darum, Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen (ohne dafür aber in Anspruch zu nehmen, es sei der einzige und richtige Weg)


    Nun aber doch ein wenig ON TOPIC:
    Bei einem Lokmodell aus Weißmetall ist es sicherlich nicht notwendig, wenn nicht gar kontraproduktiv, daß das fertige Modell sandgestrahlt wird. Bei einer Montage aus Ätzblech sieht es heir wieder anders aus. Hier entstehen durch das Ätzen (besonders dann, wenn es nicht industriell gemacht wird) recht scharfe Kanten. Durch das Sandstrahlen werden diese verrundet, so daß dann an den Kanten der Lack besser hält. Da wohl keiner von uns die Möglichkeit hat, den Lack einzubrennen, ist es eben EINE Möglichkeit, den Lack vorm abstoßen zu hindern (ich habe viele gut gebaute Modelle gesehen, die dann eben genau dieses Abstoßen an den Kanten zeugen).


    Soweit meine Gedanken


    Jetzt geht es (um es bildhaft darzustellen) auf das Marathontor im Stadion zu.


    Viele grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Christian,


    tolle handwerkliche Leistung, die Du uns hier gezeigt hast. Seit wieviel Jahren arbeitest Du an der Messing-Lok. ?

    Ich habe mal eine Gerad P8 zusammengelötet; das hat mir gereicht. :negativ: Umsomehr muß ich deine Metall-Affinität bewundern.


    Gruß Günter

  • Mahlzeit,

    an der Ok22 arbeite ich seit Juni 2008.

    Am Tender muß aber noch einiges überarbeitet werden...

    Seit Uslar habe ich aber nicht mehr allzuviel dran gemacht.

    An Gerard-Teilen kann man auch mal verzweifeln. An der Ok22 sind auch die P8- Zylinder von Gerard verbaut.


    Es muß nicht unbedingt Metall (hier Messing) sein, ich arbeite auch ganz gern mit Kunststoffen. Messing bietet die Möglichkeit des Lötens und Ätzens.


    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


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