Neue Sprengwerke für Omm 32 und Ommr 33 von Liliput

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    warum befasse ich mich hier noch mit der „alten Möhre“ von Liliput? Nun, obwohl auch in meinem Wagenpark mittlerweile einige Omm 32 und Ommr 33 von Roco ihren Dienst verrichten, sah ich keinen Grund den eigentlich maßstäblichen Liliput-Wagen komplett zu entsorgen. Auch wenn der Wagenkasten mit einigen Fehlern behaftet ist (die sich teilweise beheben lassen), so lässt sich auf dem Fahrwerk immer noch ein anderer Wagen aufbauen, Xflm 36 oder Xlmmr 37 zum Beispiel.


    Beim Umbau diverser Omm 32 und Ommr 33 bin ich dann natürlich auch über das Sprengwerk dieser beiden Wagen „gestolpert“. Es ist nun wirklich kein schönes Bauteil.
    Um das Manko der mittig liegenden „Sprengwerkscheibe“ zu beheben kann man zwei verschiedene Wege gehen:
    Das originale Sprengwerk mit Säge und Feile verfeinern (das habe ich noch nicht probiert, habe aber jetzt ein paar Probeexemplare ^^ ) oder
    mit Ätzbauteilen neu aufbauen.


    …Ätzteile…
    Im Vorfeld habe ich mich schlau gemacht und bin auf die Bausätze aus dem AW Lingen und von Krüger Modellbau aufmerksam geworden.


    In seinem Internetauftritt „Aw Lingen“ schreibt Jochen Leisner, dass das Sprengwerk von Martin Krüger um 1,96mm zu tief hängt. Ganz schön viel, wenn man, wie ich, Wert auf passende Bauteile legt. Also bei Martin Krüger auf der Webseite lesen und…. Dort findet man zwischenzeitlich zwei unterschiedliche Bausätze: einen mit dem tiefen und einen mit dem flachen Sprengwerk.
    Hier mal ein Vergleich nebeneinander und übereinander gelegt. Deutlich ist die größere Höhe des einen Bausatzes zu erkennen….


    Ich wollte es genau wissen und habe alle drei Bausätze ausprobiert. Hier meine Erfahrungen als „dreifachen“ Baubericht.


    a) Aw Lingen H0 303 Umbausatz Villach / Linz mit Sprengwerk und Zurüstteilen


    Dieser Bausatz enthält Material für einen Wagen.
    Die sehr umfangreiche Bauanleitung (17 Seiten DIN A4) lässt nichts zu wünschen übrig.
    Die vor dem Einbau des neuen Sprengwerkes zu bearbeitende Bremsanlage sollte zusätzlich weiter bearbeitet werden: Die „Luftleitungen“ zu und von den Behältern waren bei meinem verwendeten Fahrgestell für den vorhandenen freien Raum ein wenig zu breit. Sie sollten deshalb ganz allgemein vor Einbau des Sprengwerkes beschliffen werden. Ich habe sie durch Schmirgelpapier zwei-, dreimal abgezogen. So waren zumindest die Gussfähnchen entfernt.


    Ein gut gemeinter Hinweis:
    Man sollte die Anleitung genau beachten, die Bauteile des Sprengwerks sind wirklich sehr filigran. Schon beim Heraustrennen aus dem Ätzblech kann ein leichter Verzug des Profils auftreten, der den Zusammenbau erschweren könnte.


    Nach anfänglicher Skepsis bezüglich der Klebeverbindungen des Sprengwerkes hat sich beim Zusammenbau gezeigt, dass dies trotzdem eine sehr haltbare Verbindung ergibt. Es ist allerdings ratsam, nach dem Einkleben eines jeden Profils eine längere Pause einzulegen, damit das Profil eine gewisse mechanische Stabilität erreicht. Dann erhält man ein wirklich schön filigranes Sprengwerk.


    Die stehenden Profile – alle ohne eine untere durchlaufende Profilkante- werden gemäß Anleitung in die vorhandenen 0,9mm Aufnahmebohrungen geklebt. Auf diese Aufnahmen hat Jochen seinen Bausatz sehr genau abgestimmt. Die Einbauposition von Profil 1 (links oben nach rechts unten oder rechts oben nach links unten) ist egal, es kommt wirklich nur darauf an, das Profil senkrecht einzusetzen. Danach Profil 2 vorsichtig einzusetzen ist ebenso wichtig: die untere Führungsnut muss bis auf den Rahmen geschoben werden können, sonst sitzt das Sprengwerk nicht korrekt. Teil 3 lässt sich dann recht problemlos aufsetzen, wobei bei korrekter Arbeitsweise kein Verdrehen des Profils festzustellen ist. Dieses Bauteil ließ sich allerdings nicht in einer Flachzange abwinkeln, dafür war es zu steif. Also wurde es in eine Biegevorrichtung gespannt und dann um 90 Grad abgekantet.


    Die aufzulegenden Unterbleche (Sprengwerk Teil 4) „rasteten“ mit ihrer eingeätzten mittigen Nut perfekt in die stehenden Profile ein, was eine Positionierung wesentlich erleichtert hat. Vorher sollte das obere, an den langen Unterblechen dünn zulaufende Ende (mit Biegenut versehen) leicht abgeknickt werden. Hierdurch ergibt sich die typische, flache Spitze des Sprengwerkes. Einziger „Nachteil“ dieser Bauweise sind die entstehenden Lücken an der Sprengwerkspitze – das sieht man im Modellbahnbetrieb aber auch nicht.



    Interessant an Jochens Bausatz sind die Zurüstteile. Darüber werde ich jedoch separat berichten. Hier geht es ja nur um die Sprengwerke.


    b) Krüger Modellbau HO 98682 Sprengwerk für offene Güterwagen "Linz/Villach" sowie Flachwagen
    als HO 98682.01 A tiefer oder HO 98682.01 B flacher


    Bei beiden Bausätzen fällt eines zuallererst auf: es gibt keine weiteren Zurüstteile.
    Darüber hinaus enthält jeder Bausatz Material für zwei Wagen.


    Die grundlegend anderen Konstruktionsmerkmale offenbaren sich ebenfalls bereits bei der ersten Betrachtung:
    • Das Unterblech besteht nur aus einem Stück.
    • Das Unterblech wird über Laschen auf den Profilen 1 und 2 fixiert.
    • Die Profile 1, 2 und 3 weisen –anders als beim Bausatz aus dem Aw Lingen- eine unten durchlaufende Profilkante von 0,9 mm Breite auf.
    • Die Profile 1 und 2 haben keine Befestigungslaschen, die in den Rahmen reichen. Dies übernimmt Bauteil 3 mit zwei abzukantenden Laschen.
    • Der Bausatz soll abschließend verlötet werden.


    Doch der Reihe nach.
    Die Bauanleitung ist denkbar knapp ausgefallen, werden auf dem einseitig bedruckten DIN A 4 Blatt doch die Bauanleitungen für drei verschiedene Wagen abgehandelt (Omm 32/33 Liliput/Rmm 33 Piko/Rmms 31 Fleischmann).
    Letztlich ist es nur ein Satz zum Sprengwerk für die Omm 32 / Ommr 33….


    Auch hier ist der Hinweis von oben angebracht:
    Die Bauteile des Sprengwerks sind sehr filigran. Schon beim Heraustrennen aus dem Ätzblech kann ein leichter Verzug des Profils auftreten, der den Zusammenbau erschweren könnte.


    Beim Zusammenbau ist zwingend darauf zu achten, dass die Öffnungen im unteren Profilrand auch wirklich zu den Leitungen der Bremsanlage passen. Ist dies versäumt worden und das Unterblech ist bereits aufgelötet, müssen die fehlerhaften Öffnungen mit einem Seitenschneider auf die jeweils andere Profilseite übertragen werden.


    Sowohl bei der Verwendung des alten als auch des neueren Rahmens ist die Bremsanlage zu überarbeiten. Sie zeigt in beiden Fällen auch noch unterschiedliche Formen, nur die Lage von Zylinder und Luftbehälter ist gleich.
    In beiden Fällen ist neben dem mittig liegenden „Leitungskreuz“ über dem Rahmenkreuz die Leitung auf 2-3 mm zu entfernen (linker Kreis).
    Gleiches gilt für die „Ringleitung“ des neueren Modells vom Luftbehälter genau über der Rahmenquerverbindung (rechter Kreis).


    Um das neue Sprengwerk unter einen alten Metallrahmen (Liliput Wien) zu setzen, ist es angebracht, die Profile auf dem Basteltisch zusammenzubauen. Hierfür werden sie lagerichtig zusammengesteckt, mit dem Unterblech versehen und verlötet. Anschließend wird das Sprengwerk über die Bremsleitungen gefädelt, ausgerichtet und mit Sekundenkleber aufgeklebt. Das vorherige, lagerichtige Zusammenstecken der Profile kann dabei auf dem Rahmen erfolgen. Auch gibt deren Lage im Ätzrahmen bereits den Hinweis, wie sie richtig zusammengesteckt werden sollen.


    Beim neuen Rahmen (Bachmann-Liliput) sieht dies anders aus. Da der Rahmen mit dem Wagenkasten verklebt ist, lässt er sich nicht ohne erhebliche Beschädigungen am Wagenkasten entfernen. Deshalb erfolgt hier der gesamte Zusammenbau auf dem Rahmen.


    Ein paar nachträgliche Gedanken zum Sprengwerk:
    Bei der Frage, wie tief darf denn nun das Sprengwerk gehen, zählen die Fakten und die müssen auf den Tisch.


    Bleiben wir also bei den nachweisbaren Daten:
    1) Einen Teil hat Jochen mit seiner Wiedergabe der Original-Zeichnung geliefert: 327mm beim Ommr 33 / Villach oder Omm 32 / Linz. Dass sind 3,75mm beim Modell über SO.


    2) Einen anderen Teil liefert Herr Carstens im Güterwagen Band 3, Seite 86 bis 97 von Vorbild&Modell:
    Herr Carstens gibt für den Omm 32 und Ommr 33 mit Außenlangträger an:
    • 3,75mm beim Omm 32 mit Außenlangträger = 327mm im Original
    • 3,75mm beim Ommr 33 mit Außenlangträger = 327mm im Original


    3) Im DB-Museum Koblenz-Lützel konnte ich im Februar 2018 einen Originalwagen Ommr 33 / Villach vermessen. Hier waren 330 mm zwischen der Sprengwerkspitze und der Schienenoberkante zu messen…


    …Ich halte deshalb die Version von Jochen Leisner (#303) und die flachere Version von Martin Krüger (H0 98682.01B) für die gemäß dem Vorbild korrekten Versionen.


    Einen Nachweis für eine tiefer liegende Sprengwerkspitze, wie im Bausatz H0 98682.01A von Krüger –Modellbau angeboten, konnte ich bisher nicht finden, weder in Natura noch als Zeichnung oder Bild. Das heißt jedoch nicht, dass es so einen Wagen nicht gegeben haben könnte.


    Vermessung;
    Nach der Fertigstellung wurden die Modelle vermessen. Dabei kam es mir weniger auf die Form der einzelnen Felder des Sprengwerkes an (hier gab es sicher ebenfalls mehrere Varianten), sondern mehr auf die Daten zu den kontroversen Angaben der beiden Kleinserien-Anbieter.


    Deshalb wurden folgende Randbedingungen bei allen drei zu vergleichenden Modellen eingehalten:
    - Gleiches Wagenfahrgestell (Liliput Ommr 33 / Omm 32)
    - Gleiche Radsätze (Liliput NEM-Standard-Radsätze)
    - Gleiche Radaufnahmen (nicht durch übermäßig Betrieb oder Gewicht „ausgeleierte“ Aufnahmen)
    - Alle Messungen bei auf einem Gleis stehendem Wagen
    - Gleiche Position in der Messstrecke
    - Gleiche Rahmenhöhe über Schienenoberkante
    - Gleiches Gleis (Weinert Mein Gleis – Flexgleis)



    Fazit:
    Beide Sprengwerk-Bausätze -sowohl das Sprengwerk des Aw Lingen, als auch das von Krüger-Modellbau- benötigen annähernd die gleiche Arbeitszeit.


    Im Schwierigkeitsgrad sieht die Sache jedoch schon etwas anders aus. Hier liegt der Bausatz des Aw Lingen eindeutig vorne. Dies kommt durch die signifikanten Unterschiede in der Baumethodik und der Gestaltung der Sprengwerkprofile:
    • Durch die Ausnutzung der vorhandenen Bohrungen für sein Sprengwerk hat Jochen Leisner eine deutlich stabilere
    ...und letztlich sogar einfachere Montage ermöglicht.
    • Mit einer lagerichtigen Montage hat der Krügerbausatz so seine Probleme, die Profile 1 und 2 lassen sich nur unwillig auf dem Rahmen ausrichten und ...aufkleben. Die am Profil 3 vorhandenen Klebeflächen reichen für eine feste mittige Montage zwar aus, aber die äußersten Spitzen „flattern“ frei herum.
    ...Ihnen fehlt eindeutig die Führung über die vorhandenen Bohrungen des Liliput-Rahmens.


    Schon vorab gab es aber ein großes PLUS für den Bausatz aus dem Aw Lingen. Jochen hat weitere wichtige Bauteile in den Umbausatz integriert, die auch die bei Liliput fehlenden Bauteile (Seilösen z.B.) ergänzen. Leider wird dieser Umbausatz zurzeit nicht mehr angeboten.
    Es bleibt zu hoffen, das Jochen den Umbausatz erneut auflegt. Auf dem Gebrauchtmarkt kann man nämlich wieder den Liliput-Wagen zu guten Konditionen ergattern. Und ein Umbau lohnt sich immer noch, trotz des erstklassigen Roco-Wagens.


    Wer gleich umbauen möchte und dafür auf kurzfristig verfügbare Bauteile zurückgreifen möchte, der kann das flachere Sprengwerk von Martin Krüger nutzen. Auch wenn eine nur spärliche Bauanleitung den Zusammenbau für den Anfänger schwierig macht, kann auch dieser Bausatz (mit den hier gemachten Anmerkungen) empfohlen werden.


    So, und nun viel Spaß beim Umrüsten eurer "alten Möhren".


    Herzliche Grüße
    Andreas

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

  • Hallo Andreas,
    zunächst einmal herzlichen Dank für Deine Marktübersicht und gewohnt genaue Baubeschreibung! Du zeigst hier sehr schön die Fallstricke dieser beiden Bausätze (schade, daß der vom AW Lingen derzeit nicht verfügbar ist)- so daß beim "Nachkochen" zumindest diese Fehler umgangen werden können.
    Der roco-Wagen ist zwar auch in meinem Bestand- aber die Liliput-Soda-Wagen sind eben nicht mit dem roco-Wagen zusammen einsetzbar. Der Grund ist eben dieses doch etwas derbe Sprengwerk mit dem "Blech" in der Querachse...
    Schon aus diesem Grund ist es notwendig- sich mit diesem Umbau auseinanderzusetzen!
    Du beschreibst hier die beiden unterschiedlichen Bauarten des Wagens- interessanterweise paßt der Wagenkasten des alten Modells auf das neue Fahrwerk (es läßt sich einfach aufklipsen). Insofern sollte sich auch der Wagenkasten des neuen Models vom Rahnmen entfernen lassen. Meines Erachtens (ich habe jetzt den Wagen nicht vor mir liegen) sind vier kleine Haken am Kasten- die in eine Aussparung im Rahmen einrasten. Diesen Versuch hatte ich mal mit einem Liliput alt- Wagenkasten und dem von einem Achstransportwagen verkauften Fahrwerk unternommen.


    Danke fürs Teilhabenlassen


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian,


    danke für Deine Rückmeldung. So, so, der Wagenkasten geht also doch ab!
    Da werde ich mich wohl nochmal mit dem neuen Liliput-Modell "auseinandersetzen" müssen. Ich habe doch so erheblich Kraft aufwenden müssen, dass ich es lieber unterlassen habe, den Wagenkasten zu entfernen. Ich wollte nicht die feinen, wenn auch nicht ganz korrekten, Seitenwandprofile beschädigen.


    Zur weiteren Bearbeitung des Ommr 33 / Villach ist die Demontage allerdings eh unumgänglich. Ich werde eine Rückmeldung geben, allerdings in einem anderen Bericht.


    Herzliche Grüße
    Andreas

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …