Bienvenue en Corse - Urlaub mit Entschleunigung

    • Offizieller Beitrag

    Moin zusammen,


    Inselurlaub – etwas, das meine Frau und ich sehr gerne machen. Einmal im Jahr „nur“ Sonne, Strand und Meer. Gemütlich ein Buch lesen, abends gut essen, ein wenig die Landschaft erkunden. Allerdings haben wir dieses Jahr das Ziel -ganz unerwartet- auf eine Art und Weise erreicht, wie wir es noch auf keiner anderen Urlaubsinsel kennengelernt haben.
    Korsika – ein Urlaub ohne Eisenbahn – jedenfalls fast.


    Um es vorweg zu nehmen, es hat nur zu ein paar Bildern von der Eisenbahn auf Korsika gereicht. Eine Mitfahrt war nicht möglich, dafür lag unsere Unterkunft zu weit weg. Aber ein paar Aufnahmen konnte ich doch machen.


    Was am korsischen 1000 mm-Streckennetz auffällt ist die Y-förmige Streckenform. Die durchgehende Strecke von Bastia nach Ajaccio verzweigt sich im Unterwegsbahnhof Ponte Leccia mit einem Ast nach Calvi. Die Schmalspurbahn muss dabei das die Insel teilende Gebirge überwinden. Dies macht sie, in teils abenteuerlicher Lage, über lange Brücken, durch Tunnel, ab und zu mit Meerblick.


    Dies ist die rund 100 m lange Pont Albano-Brücke hinter Barchetta in Richtung Ajaccio. Sie überquert die N 193 und den Fluß Golo, hier fotografiert aus Richtung Bastia.


    Der Bahnhof Bastia, den wir vor der Abreise kurz aufsuchten. Ein Stadtbahnhof mit großer Wartehalle, trotzdem recht sauber, aber unfotogen. Im Depot nebenan standen drei Bagnères AMG-800 herum. Von links nach rechts die Wagen AMG 808, 802 und 806.


    Ponte Leccia, der Trennungsbahnhof. Ein kleiner, blitzsauberer Bahnhof. Rechts der ehemalige Güterschuppen (jetzt Touristinfo), dahinter das Empfangsgebäude, dahinter eine Gaststätte. Der Bahnhof war besetzt mit einer Fahrdienstleiterin, die auch die Fahrkarten verkaufte. Blick Richtung Bastia/Calvi.


    Hier standen auch einige wenige Fahrzeuge herum:
    Den Anfang macht Lok BB-407 des Herstellers CFD von 2009.


    Hier BB-406, eine 1973 gebaute CFD-Diesellokomotive.


    Dazwischen ein Zisternenwagen. Seine Funktion ließ sich nicht ergründen, eventuell ein Wasserwagen.


    In Vivario, einem kleinen Ort in den Bergen, habe ich noch einen alten Wasserkran gefunden. Auch dieser Bahnhof blitzsauber, wenn auch unbesetzt, aber das Gebäude bewohnt und gepflegt.
    Alle Gebäude der Bahn wurden übrigens mit Mitteln der EU erstklassig saniert. Hier schlängelt sich die Bahn durch das Hochgebirge im Westen der Insel.


    Das Empfangsgebäude, Blick Richtung Ajaccio. Im Hintergrund der Wasserturm mit Funktion.


    Dies ist der ehemalige Güterschuppen und rechts der Wasserkran, mit Blick Richtung Ponte Leccia.


    Ja, das war es auch schon zur Eisenbahn, jedenfalls für diesen Urlaub. Aber wir waren sicher nicht das letzte Mal auf der Insel…..


    Kommen wir noch mal zum Titel zurück: Urlaub mit Entschleunigung.


    Schon An- und Abreise waren entspannt: Über Nacht mit der Fähre von Savona in Italien nach Bastia. Von dort vier (!) Stunden Fahrt zum Urlaubsort – für 197 km… ich wollte es anfangs nicht glauben.


    Die Fähre kommt:


    Ankommen am Urlaubsort im Westen der Insel, ein wenig einkaufen, Strand genießen. So endete Tag eins.


    Für die „Inselerkundung“ hatten wir nur wenige Tage vorgesehen. Optimistisch, wie wir waren, haben wir die ach so kurzen Entfernungen massiv unterschätzt.


    Wir waren froh, nur unseren keinen Wagen mitgenommen zu haben. Enge Straßen, unübersichtliche Kurven und tierische Überraschungen haben uns diese Entscheidung nicht bereuen lassen. Sicher, im Osten der Insel sind die Straßen ausgebaut und bis 110 km/h zugelassen, aber in den meisten Landesteilen liegt die Höchstgeschwindigkeit für einen „Touri“ bei 30 eventuell mal 40km/h. Ich wollte dies –vorher gelesene- nicht wahrhaben, aber so war es. Für 90 km vom Urlaubsort nach Bonifacio wurden 3 Stunden Fahrtzeit benötigt. So wurde aus einem Kurztrip ein Tagesausflug!


    Und doch, diese Langsamkeit führte zu einem unendlichen Genuss für die Augen, die Ohren und die Nase.
    Eine Landschaft die meist hinter der nächsten Kurve ihr Gesicht wechselte – fährt man eben noch durch üppige, dunkelgrüne Wälder (die Macchia) mit einem fantastischen Geruch nach Pinie, Kastanie, Eiche, Kiefer und anderen mediterranen Gewächsen, so steht man dann in einer kargen Berglandschaft mit Niederholz (Grünerlen, Ginster). Gerade diese Wechsel waren atemberaubend, es taten sich Blicke auf - weit aufs Meer hinaus oder in tiefe, wilde Schluchten.


    Typischer Wald


    Diese krassen Gegensätze begleiteten uns bei jedem Ausflug. Bei 29 Grad Lufttemperatur am Meer konnte man das Meeresrauschen genießen, oder bei 15 Grad in den Bergen wandern. Auf den höchsten Gipfeln lag sogar noch Schnee…


    Berglandschaft


    Blick aufs Meer vor Bonifacio


    Typische Ortsdurchfahrt, hier mal „gut ausgebaut“, es ging auch wesentlich enger – auf Hauptverbindungsstraßen. Übrigens keine Einbahnstraße, Gegenverkehr war dann kurz darauf ein Bus!


    In den Bergen durften Schweine, Ziegen und Kühe frei herumlaufen. Das führte auch mal zu recht seltsamen Fahrmanövern, wenn man sich um die Ziegen herumschlängeln musste. Einmal hatte ich noch eine handbreit Platz auf der linken Seite zu einer Ziege, die einfach auf der Straße lag und mich „blöd“ anschaute. Rechts war eine Brückenmauer genausoweit entfernt….. Glaubt mal nur nicht, dass sich die Viecher bewegt hätten….


    Schweine auf der Straße, ganz rechts eines „mitten“ auf der Straße.


    Das Wetter war erstklassig. Luft zwischen 26 und 29° C, Wasser 23 Grad. Wellengang bis 2 m, meist aber flacher. Schwimmen am bewachten Strand; die Lebensretter waren aber auch notwendig, stellenweise zog einem die Strömung die Füße weg. Gut dass ich Meeresschwimmen gewohnt bin.


    Abends konnte man am Sandstrand sitzen und bei einer schönen Flasche Wein den Sonnenuntergang genießen.


    Mit diesem Sonnenuntergang am Strand in Sagone möchte ich diesen Bericht beenden.


    Ach ja, Eisenbahn hatte ich genug: Das –wenige Wochen vor dem Urlaub gelieferte- EK-Baureihen-Buch zur BR 94 war am Ende des Urlaubs ausgelesen!


    Herzliche Grüße und „A bientôt en Corse“
    Andreas

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    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Andreas,


    ganz herzlichen Dank für Deinen in Wort und Bild informativen und stimmungsvollen Urlaubsbericht. Das macht richtig Lust dieses Urlaubsziel anzusteuern.


    Gruß Rainer :thumbup:

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Hallo Andreas
    Danke für diesen schönen Bildbericht von einer schönen Insel.
    Als Ergänzung noch dazu noch ein Bericht von Roman Brodman, der schon über 30 Jahre alt ist, wo die Corsische Bahn in einem Jämmerlichen Zustand sich dort befand.


    Gruss Jürgen

    Meine Angst besteht darin:

    Das die Träume eines Tages, ausgehen.:wseufzer: