Flutbrücke im Wiesenttal

  • Brücken und vor allen Stahlbrücken haben mich immer schon fasziniert. Im Wiesenttal gibt es wunderschöne Blechträgerbrücken. Zwischen Ebermannstadt und Gasseldorf abseits der Strassen gibt es mehrere Flutbrücken, da es im Wiesenttal immer schon Hochwasser gegeben hat bei denen die Bauern ihr Vieh in den ersten Stock ihrer Häuser bringen mussten.


    Die erste dieser Brücken ist dreiteilig und liegt am Ortsausgang von Ebermannstadt.





    Leider sind die Mittelpfeiler etwas marode und so müssen die Brücken durch Stahlgerüste zusätzlich abgestützt werden. Ursache dürfte wohl sein, dass man beim Bau der Brücke keine Abdeckungen auf den Pfeillern vorgesehen hat und das Wasser ungehindert eindringen kann.





    Was ist hier das Fest- und was das Loslager ? Einer unserer Bauingenieure in der Firma kam hier auch ins Grübeln. ?(
    Nach etlichen Messungen ging es dann an die Modellumsetzung



    Der Grundkörper entstand aus 1mm starken Polystyrol. Die oberen und unteren L-Profile aus 1,5x1,5 mm Kunststoffprofilen. Dem Kleber nach sind die Profile nicht aus Polystyrol. Hier half nur Sekundenkleber.
    Die L-Profile in der Mitte sind aus 1x1 mm Messingprofilen gefertigt worden. Polystyrolprofile gibt es in dieser Größe nicht. Das Ganze wurde dann mit der Airbrusch grundiert.



    In der Zwischenzeit hatte Matthias für mich ein Bogenmodul mit Radius 2000 gezeichnet und gefräst. Als Profil hatte ich das D02 Fremo Dammprofil gewählt.
    Eine Messung mit Wasserwaage und Maßband hatten einen Böschungswinkel von 1:1,5 ergeben, damit kam nur das D02 in Betracht.




    Die erste Stellprobe war sehr ernüchternd. Überhaupt nicht stimmig. Es wirkte wie die Stahlbrücken der Hochbahn in Hamburg, unter denen ich als Fahrschüler beim Bund mit einem LKW drunter durchfahren mußte, aber nicht wie die Flutbrücke unter der ich gerade durchlaufen konnte.



    Wenn man die Brücken nicht absenken kann, muss man halt den Untergrund anheben. Hier habe ich 10 mm aufgesetzt. und das ganze mit einer kaschierten 10 mm Bauplatte abgedeckt.






    Da die Mittelpfeiler bereits fertig waren und die Bauplatte keine definierte Höhe hat, habe ich die Platte für die Pfeiler ausgeschnitten, damit sie auf der darunterliegenden Holzplatte stehen.



    In der Zwischenzeit war endlich die Bundesbahnfarbe 601 von Wenz eingetroffen.



    Damit die Holzmaserung der Pfeiler nicht mehr zusehen ist, habe ich mit einer Vorstrichfarbe mit Füller gearbeitet.







    Nach der "Erdung" stand der Gleisbau an



    Damit Ermittlung der Gleislage nicht gar zu sehr freelancing abging, habe ich mir im CAD eine Gleiseinlage gezeichnet und auf dickerem Papier ausgedruckt.



    Und dann war es soweit. Die erste Belastungsprobe.



    Die Brücke ist noch nicht ganz fertig und schon wächst das Unkraut darunter.



    So spät genung für heute. Fortsetzung folgt


    Bis demnächst
    Martin

  • Wenn du es ganz genau machen willst, sollten die Schwellen auf der Brücke quadratisch sein.
    Sieht man auch deutlich auf den Bildern.
    Also in H0 ca. 3x3 mm, anstatt 2x3 mm.
    Von Plastruct gibt es L-Profil 1,2x1,2 mm in Kunststoff.


    bis dann
    Bernd

  • Hallo Bernd,


    Ich habe es genau gemacht. Unter jeder Schwelle auf der Brücke klebt ein 1mm starkes Polystyrol Plättchen. Kommt auf den Fotos nicht direkt rüber. Schau mal auf das Bild, wo der Hammer auf dem Modul liegt. Da sieht man, dass das Auffüttern nicht immer ganz sauber geklappt hat.


    Bis demnächst
    Martin

  • Moin Martin und Mitleser
    Toll gebaut! :thumbup::hutab:
    Ich hoffe Du bleibst der kernige Kradfahrer, denn wie ich es sehe ist alles aus Multiplex Platten gebaut. Das geht ins Gewicht. Verzugs frei ist dieses Holz zwar auch nicht, aber es beruhigt das Gewissen. Und ich habe wieder die Papier Methode gefunden. 8o Habe mir im Lehrlingsheim u.a. mit einem Buchbinder Lehrling das Zimmer geteilt, der baute alles aus Papier welches er auf Draht zog. Ich habe damals viel abgeschaut, nur die Verbindung zu dieser Methode verloren. Diese ist in Verbindung mit dem richtigen Leim leicht, gut in Form zu bringen, nach dem Aushärten sehr fest, flexibel und man fördert kein weißes Pulver beim (Mininatur) Pflanzen setzen.
    Zuerst habe ich nämlich gedacht Du bringst Gips auf den „Hühnerdraht“.


    Weiterhin guten Wirkungsgrad, es ist (es wird) eine Modulgruppe die ich mir gerne mal in natura ansehen werde, auch wenn ich quer durch die Republik reisen muss. ^^


    Lieber Gruß
    :matrose:
    Friedrich

  • Moin Friedrich,


    danke für dein Lob.


    Die Papiermethode begleitet mich seit ich Module baue. Da kann das Holz schon mal etwas schwerer sein, das wiegt der Verbund aus Draht, Papier, Tapetenkleister und etwas Holzleim an den Kanten wieder auf. Früher habe ich mit Tischlerplatte in 13 und 16 mm Stärke gearbeitet. Da war das Gewicht in Ordnung und Verzug war auch nicht. Werde ich auch wieder machen, wenn es nicht wie hier ein gefrästes Bogenmodul ist.


    Wann tritts du deine Reise nach Franken an? Ich bräuchte dringend jemanden, wie dich, der mich beim Landschaftsbau unter seine Fittiche nimmt. Da habe ich noch Defizite.


    Das Modul mit der Flutbrücke hatte ich gebaut, weil ich hier in Lauf an der VHS einen Kurs über maßstäblichen Eisenbahnmodellbau angeboten hatte. Anhand dieses Moduls wollte ich alle Materialien und Arbeitsmethoden erarbeiten, damit die Kursteilnehmer Module mit den übrigen Brücken, die sich an die Flutbrücke anschließen, bauen können. Leider ist der Kurs nicht zustande gekommen. Ich hatte aber auch in der Kursbeschreibung darauf hin gewiesen, dass in 2-Leiter gebaut wird. Der Preis war auch nicht ohne, da ich nur maximal 6 Teilnehmer zugelassen hatte. Mehr kann man nicht betreuen. Ich hatte vor 12 Jahren Modubaukurse an der VHS Koblenz gegeben und beim ersten Kurs 10 Teilnehmer gehabt. Das war kaum möglich allen Teilnehmern gerecht zu werden.


    Sicherlich werde ich noch 2 Anschlussmodule mit F96 oder F02 bauen, damit die Flutbrücke zum Einsatz kommen kann. Vor allem die letzte Brücke in dieser Reihe eignet sich als Übergang vom Dammprofil zum F96.


    Viele Grüße
    Martin

  • Hallo zusammen,


    heute wie versprochen die Fortsetzung.


    Erst mal ein Bild von der grünen, wiederbelebten, V36. Durch das jahrelange Stehen waren die Kolben an den Zylinderwandungen angerostet.



    Am letzten Freitag schnell noch mal in der Fränkischen ein paar Maße an den Kanzeln der Brücke angenommen, während die beste aller Ehefrauen im Hofladen um die Ecke einkaufte.



    Am Samstag ging es bei guter und lauter Rockmusik im Keller an die Umsetzung.


    Als erstes wurden die kurzen Seiten der Geländer zusammengebaut. Dazu habe ich mir erst mal ein einfache Lehre gebaut.



    Die senkrechten Teile sind L-Profile 1,5x1,5 die waagerechten L-Profile 1x1.



    Ein 4 mm breites Halbrundprofil diente als Abstandshalter für das untere Geländerteil.



    Mit der gleichen Lehre wurde die Träger aus Messing U-Profil 2x1 angeklebt.




    Jetzt kam der kniffligste Teil. Da ich die Geländer nicht auf Gehrung geschnitten habe, mußte 1 mm vom senkrechten Schenkel des mittleren Geländers mit dem Dremel und Schlüsselfeilen entfernt werden. Die Montage ging gerade noch ohne Lupe. Feiner hätten die Teile nicht sein dürfen.



    Endlich mal ein Sekundenkleber, der nicht am Auslauf verklebt.





    Mit etwas Schmirgelpapier wurde die Oberfläche wieder etwas aufgehellt.






    Leider zeigt sich die Struktur der Bauplatte trotz Erde und erster Begrünung. da muss ich nochmal nachbessern.



    Es fehlen noch die Bleche im Gleis und die äußeren Zwangschienen.



    Die aüßeren Zwangsschienen sind 170x170 mm und würden im Modell 2x2 mm sein. Mein erster Gedanke war L-Profile aus Kunstsoff zu nehmen und grün zu lackieren.
    Erste Versuche zeigten, dass man mit einem Schienenreinigungsschwamm ganz schnell die Farbe wieder entfernt und das Weiße zum Vorschein kommt. Auch bei 1,5x1,5 mm L-Profilen. Also bleibt nur Messing, da wird es nicht so auffallen, wenn oben keine Farbe ist. Mit den Auhagen "Blechen" bin ich auch noch nicht zufrieden, hier wäre Weinert wohl die bessere Wahl.


    Fortsetzung folgt, wenn das Material da ist.


    Bis demnächst
    Martin

  • Hallo Martin,


    das ist echt eine schicke Brücke. Ich bewundere deine Akrebie in der Unmsetzung. Habe ich zum ersten mal gesehen, dass die Zwangschienen außen sind. Wenn du die richtige Höhe haben willst, kannst du auch richtige Schienen nehmen. Gab es beim Vorbild auch.
    Ich verfolge da eher den Ansatz Vorbild-frei und Spass dabei. Habe mich aber auch schon mal an einer ähnlichen Brücke versucht.


    Bilder 12, 13, 14 und 15 auf https://sd-modellbahn.de/galerien/edewecht2018/


    Wird immer wieder gern eingesetzt.


    Gruß, Oaf

  • Als ich die Brücke gebaut hatte, wollte ich die Begrünung nicht versauen und habe Michael Butkay gefragt, ob er die Gestaltung machen kann. Der macht das professionell und kann das wirklich gut.

  • Hallo Martin,


    deine Brücke ist echt der Hammer.


    Was die Bleche und die Zwangssschienen angeht, habe ich auch schon Erfahrungen bei meinem Brückenbauprojekt sammeln dürfen.


    Für die Bleche hätte ich diesen Vorschlag. Man sollte aber Raucher sein bzw. einen kennen:


    https://www.h0-modellbahnforum…-in-HOe-1.html#msg3614104


    Es wird "geriffeltes" Alu aus dem Innern einer Zigarettenschachtel genommen. Ob es das heute überhaupt noch gibt?


    Für die Zwangsschienen habe ich damals L-Profile aus Plaste verwandt, die braun gespritzt wurden. Ob sich diese auf Dauer eignen, kann ich nicht sagen, da ich das Brückenmodul wegen Aufgabe der Spurweite recht schnell verkauft hatte und lange nicht mehr gesehen habe.


    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo Martin
    Kannst Du mir bitte mal Detail-Fotos von den Blechen erstellen und dafür sorgen, dass immer ein Massstab darauf zu sehen ist?
    Damit ich eine Referenz habe?
    Ich könnte Dir die Dinger in 3D Zeichnen und als STL Datei für den 3D Druck zur Verfügung stellen.


    Riffeln habe ich schon mal ganz gut hinbekommen... die Lackierung zwar nich so, aber dass lassen wir mal aussen vor...



    Die Bleche bei Dir sind ein Griff ins Klo. Viel zu wuchtig. Die Rippen sind 0.25mm fein - das bekommt man also locker auf 0.75mm Dicke mit den Noppen wie bei Deinem Vorbild.


    LG,
    Axel

  • Hallo Axel,


    das mit dem Klo kann ich unterschreiben, deshalb habe ich die Bleche nur fürs Foto aufgelegt und nicht verklebt. Selbst, wenn man unten noch die Rippen entfernt, sind sie noch zu dick.


    Wir sind am Wochenende wieder im Wiesenttal. Dann mache ich ein paar Fotos mit Maßstab.


    Schon mal Danke.


    Das wäre die Alternative:
    https://www.modellbahnshop-lip…p-de-p-0/ein_produkt.html


    Kostet ca. 16 Euro und ich bräuchte 2 Packungen.


    LG
    Martin

  • Hallo Martin,


    treiben die zwei Packungen in den Ruin? Oder wie Geil muss Geiz sein?


    Kopfschüttelnde Grüsse

    Es muss nicht alles perfekt sein was gut ist


    Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. Heinrich Heine

  • Moin Leute
    Wenn man älter wird schüttelt man manchmal auch ungewollt den Kopf. :P


    Also ich habe die Weinert Teile und kann sie nur empfehlen. Da muss man nicht noch länger suchen oder gar selber improvisieren. ^^ BRAWA hatte/ hat? auch Riffelblech im (Kunststoff) Platten Programm.
    Das habe ich zu Kaisers Zeiten eingebaut und dieses kann auch heute noch mithalten. Werde es also nicht ändern.
    Und nun haltet den Kopf schön ruhig sonst fällt noch die Brille von der Nase. ;)
    Nehmt nicht alles so ernst, wer zum Lachen in den Keller geht... :D
    In diesem Sinne
    LG Friedrich

  • Moin Friedrich,


    ich hatte mit der Bestellung bei Weinert gezögert, weil auf den Bildchen vom Weinert so gut wie nichts zu erkennen ist. Dank deiner Empfehlung werde ich jetzt dort zuschlagen.


    @Axel Vielen Dank für dein Angebot.


    Schönes Wochenende
    Martin

  • Hallo zusammen,


    heute mal wieder ein paar Bilder von der Flutbrücke. Die Bleche von Weinert sind verbaut und die äußeren L-Profile, die keine Zwangsschienen sind, sondern Absturzsicherungen, wie ich bei der DFS erfuhr,



    Schäfer Strobel treibt seine 120 Schafe von der abgeweideten Südseite auf die Nordseite.




    Mit irgendwas mußte ja der Viehzug beladen werden, der jeden Dienstagabend, von einer 64er gezogen, direkt aus dem Wiesenttal in den Schlachthof nach Nürnberg fuhr.






    Bis demnächst
    Martin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Martin,


    echt tolle Umsetzung. Gefällt mir sehr gut und dient mir sicherlich als Vorlage für meine Umsetzung der Fachinger Brücke.


    Mit freundlichen Modellbahnergrüßen
    Thomas

    "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana