Hallo,
bislang war davon nur braun eingefärbtes ABS Material betroffen das in den 1980er Jahren bei Roco verarbeitet wurde. Mir selber sind mehrere Güterwagen aus dieser Zeit zerbröselt. Die damals verarbeitete Charge von ABS (Acryl-Butadien-Styrene) erwies sich als nicht alterungsbeständig und nach etwa 10 Jahren verlor das Material seine mechanische Festigkeit und Elastizität. Dadurch wurde es extrem bruchempfindlich. Dabei ist es egal wie das Modell gelagert wird, der Verfallsprozeß findet im Inneren des Materials statt. Die sonst sehr langen Makromoleküle zerfallen dabei in kurze Bruchstücke. Die Länge der Molekülketten definiert u.a. die Festigkeit und Elastizität des Materials. Sind nur noch kurze Bruchstücke übrig, so verliert das Material dramatisch an Festigkeit und die Elastizität (wichtig für Rastverbindungen) bleibt gänzlich auf der Strecke. Ein zerbröseltes Fahrzeug kann man eigentlich nur ausschlachten und die noch brauchbaren Teile für evtl. Umbauprojekte in die Grabbelkiste legen.
Aber vor etwa 3 Jahren machte ich diese Erfahrung mit rot eingefärbten ABS Material:
Damals zerbrach einTeil des Umlaufs einer Roco BR50.35. Ich habe ich die Lok und die Einzelteile davon in eine Schachtel getan und weggeräumt. Beim Aufräumen meiner Werkstatt ist mir diese Lok letztes Jahr wieder in die Hände gefallen und da ich meine Einzelteilesammlung möglichst klein halten will, habe ich die Lok zwischen den Jahren endlich repariert.
Unter anderem war der hintere Teil des Umlaufs, der gleichzeitig der Führerhausboden ist, zerbröselt. Die Lok ist 1996 neu gekauft worden und im Lauf der Zeit hat sich der eigentlich zäh-elastische Kunststoff in das berüchtigten Bröselplastik verwandelt. Kleben habe ich damals versucht, aber es konnten nicht mehr alle Teile aufgefunden werden.
Vom Umbau einer anderen Roco 50er war noch ein Umlauf übrig geblieben. Wie man an der grauen Farbe erkennen kann, stammt der von der ÜK 50er, es fehlen unter dem Umlauf einige Rohrleitungen und er hat keine Schürze vorne. So habe ich den hinteren Teil abgetrennt um ihn hier zu verwenden.
Auch beim defekten Teil an der 50.35 wurde nach Abnahme des Fhs. die gleichen Schnitte ausgeführt. Der Rest ließ sich herausbröseln.
So sieht es im Bereich des Stehkessels nach dem Sägen jetzt aus.
Nach einigen Anpassungsarbeiten durch Feilen liess sich der neue Boden einfach aufklipsen. Kleben war nicht erforderlich.
Die abgebrochenen Rohrleitungen unter den Fhs. wurden mit Verstärkung wieder angeklebt. Das Stück 0,8mm Messingdraht wurde dazu in eine vorher eingebrachte Bohrung eingesteckt. So ist die Klebefläche viel größer und das Teil ist wieder einigermaßen grifffest.
Auf den Foto sieht man auch die Reparatur der abgbrochenen Wasserschlauchverbindung zum Tender. Die Klebefläche ich für eine ausreichend belastbare Klebung zu klein, deswegen wurde der Umweg mit dem Messingstift beschritten. Nach farblicher Behandlung wird nicht mehr davon zu sehen sein.
Der Decoder gab keinen Mucks mehr von sich, also habe ich den auch noch ausgetauscht. Die Lok wurde dann endgültig wieder zusammengebaut und Probefahrten unternommen.
Müsste noch einmal mit Pinsel und Farbe heran. Die geätzten Messing Windleitbleche von Kuszwa haben glücklicherweise ausser ein paar Schrammen nichts abbekommen. Die abgebrochenen Stufen vorne unter der Pufferbohle wurden auch ersetzt. Die abgebrochenen Handräder der Speiseventile hatte ich damals finden und sicherstellen können. In die Ventilkörper habe ich 0,5mm Bohrungen eingebracht und die Wellen der Handräder dort hineingesteckt und festgeklebt.
Jedenfalls ist die Lok als Ganzes wieder zusammen. Aber bei dem Umlauf ist wegen des Materials Vorsicht beim Hantieren geboten.
Bei dieser Lok würde sich auch ein neuer Umlauf als Ersatzteil noch lohnen weil es bislang das einzige betroffene Bauteil ist.