Kriegs-Blechbremserhäuser im Modell

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    für ein Modellbauprojekt war es notwendig sich mal mit den Kriegs-Blechbremserhäusern zu befassen, also den „Sardinenbüchsen“, die ein rundes Dach hatten.

    Beim Vorbild waren sie an verschiedenen Wagen zu finden, so an offenen Güterwagen und Kesselwagen.


    Dem H0-Modellbahner stehen mittlerweile einige Blechbremserhäuser für Umbauten zur Verfügung, sofern man bereit ist zeitgemäße Modelle „zu schlachten“. Zeit also, die Bremserhäuser einmal genauer zu betrachten und zu vermessen.


    Für den Vergleich wurden folgende Modelle herbeigezogen:

    Liliput L221911 Omm 33 mit Blechbremserhaus

    Roco 76250 Omm 33 mit Blechbremserhaus

    Brawa 48908 63-m3-Kesselwagen Uerdinger Bauart, 4-achsig

    Exact-Train EX20600 24-m3-Kesselwagen, Uerdinger Bauart, 2-achsig

    Exact-Train EX20576 30-m3-Kesselwagen, Einheitsbauart, 2-achsig


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    Subjektive Wertung

    Eines gleich vorweg: Es liegt natürlich immer im Auge des jeweiligen Betrachters, ob er eine Nachbildung für gelungen hält oder eben nicht. Meine Ausführungen darf deshalb jeder für sich gerne anders bewerten.


    Dass der Liliput Ommu Villach (Omm 33) über ein etwas missglücktes Bremserhaus verfügt, ist ja nun hinlänglich bekannt. Dieses Bremserhaus ist leider für nichts mehr zu gebrauchen, es darf getrost in den Mülleimer wandern.


    Aber wie sieht es mit den Mitbewerbern aus aktuellen Produktionen aus?

    Auf den ersten Blick sehen Rocos und Brawas Nachbildungen „gleich“ aus, das Modell von Exact-Train wirkt irgendwie „sehr schlank“.

    Fensterscheiben haben alle Modelle; mal mehr, mal weniger tief in den Fensteröffnungen sitzend.


    Legt man Roco oder Brawa neben Exact-Train wird schnell klar: da hat sich Exact-Train in der Höhe kräftig verhauen. Satte 1,6 mm über dem umgerechneten Sollwert sind schon ganz schön happig. Vor allem wenn wir das Konstruktionsjahr betrachten…


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    Bleiben also Roco und Brawa übrig. Bei beiden Modellen sind die Hauptabmessungen mal mehr, mal weniger gut getroffen. Nur Roco trifft mit der Länge des Bremserhauses exakt das Vorbild.

    Abweichungen bis 0,5 mm kann ich noch gut tolerieren und da liegen beide Hersteller in allen Abmessungen drin.


    Dabei habe ich mit Absicht den Kurbelkasten außen vor gelassen. Hier kann es durchaus auch größere Abweichungen geben, ganz abhängig vom vermessenen Vorbild oder der vorliegenden Maßzeichnung. Und von einem befreundeten Modellbahnkollegen habe ich auch schon vernommen, dass es da auch in den Zeichnungen diverse Detailunterschiede gab.


    Die Befestigung der Bremserhäuser auf den Modellen

    Den umbauwilligen Modellbahner interessiert es vielleicht, wie die Bremserhäuser auf den Modellen befestigt sind.


    Die Bremserhäuser von Liliput und Exact-Train sind mit Rastnasen auf den Bremserbühnen aufgeklipst. Diese lassen sich unter Zuhilfenahme eines feinen Schraubendrehers vorsichtig abhebeln.


    Rocos Bremserhaus ist auf ein stabiles Rechteck aus Kunststoff aufgeschoben. Es lässt sich ebenfalls abhebeln, aber hier ist schon ein wenig mehr Kraft anzuwenden.


    Brawa hat sich ebenfalls für eine sehr niedrige Fixierung aus einem Kunststoff-Rechteck auf der Bremserbühne entschieden. Zur dauerhaften Fixierung wurde das Bremserhaus mit sehr wenig Klebstoff an den beiden Breitseiten auf der Halterung festgeklebt.


    Alle vier Kandidaten ließen sich letztlich ohne Brüche von den Bremserbühnen trennen.


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    Die Kurbelkästen sind – bis auf Liliput – alle separat angesetzt.

    Bei Roco erfolgt dies durch zwei Rastnasen, bei der Demontage brach eine Haltenase ab, glücklicherweise ohne Beschädigung des Kurbelkastenkörpers. Rocos Kurbelkasten ist der einzige, der von unten geschlossen ist, die Handbremskurbel ist komplett nachgebildet.


    Bei Exact-Train ist der Kurbelkasten durch drei Rastpunkte befestigt. Diese sitzen stramm in ihren Aufnahmen, so dass sie ohne Klebung gut halten. Die Demontage ist leicht zu bewältigen. Bei der Handbremse gibt es nur einen Knubbel der die Kurbel darstellen soll. Da hätte ich eine vollständige Kurbel erwartet.


    Brawa hat auch hier wieder geklebt, die beiden Rastpunkte brachen beim Demontageversuch ab. Da der Kurbelkastenkörper selber nicht verklebt ist, waren keine weiteren Beschädigungen feststellbar, der Kasten kann mit einem winzigen Tropfen Sekundenkleber erneut passgenau fixiert werden.

    Die Handbremskurbel ist ebenfalls komplett nachgebildet.


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    Tabelle

    Die Vorbildmaße der nun folgenden Tabelle wurden einer Originalzeichnung der Bremserhäuser entnommen, weshalb ein Vergleich gut möglich war. Auch wurden die Bremserhäuser mit den Maßzeichnungen in den Carstens-Güterwagenbüchern verglichen.

    Bei allen Modellen sind zwei Angaben bei der Breite angegeben. Die erste Angabe bezieht sich auf das Bremserhausgehäuse, die zweite Angabe auf die Gesamtbreite über die Auswölbung der Türen hinweg.


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    Fazit

    Die Bremserhäuser von Brawa und Roco sind für umbauwillige Modellbahner mit Sicherheit erste Wahl. Auch wenn unklar ist, ob die Bauteile als Ersatzteile bezogen werden können: sie sind „Grün“ hinterlegt weil sie sich für Umbauten sehr gut eignen.


    Ein wenig enttäuscht bin ich von ExactTrain. Auf Grund der deutlichen Höhenabweichung bekommt das Bremserhaus nur „Gelb“, es ist ausschließlich bei den hauseigenen Kesselwagen verwendbar.

    Die angesprochene Höhenabweichung ist dem verwendeten Geländer der Bremserbühne geschuldet. Sie entspricht einem Vorbild, welches ohne Bremserhaus gebaut wurde und ist deshalb höher: 1000mm statt 920mm (11,49 mm statt 10,58 mm – die Maße wurden aus den Zeichnungen von Carstens übernommen und rückgerechnet).


    Das der Vollständigkeit halber mit angeführte Liliput-Bremserhaus ist der deutliche Verlierer. Könnte ich die Längendifferenz noch tolerieren, geht das bei der Breite und Höhe des Bremserhauses und der Form des Kurbelkastens gar nicht mehr. Hier blieb nur „Rot“ – ab in die Tonne.


    Anhang:

    Die Höhendifferenz des Exact-Train-Modells liegt, legt man die Carstens-Zeichnungen zugrunde, in der Tür. Die beiden oben und unten liegenden „Dreiecke“ haben laut Carstens ca. 2,55 mm Abstand zueinander, beim Modell beträgt dieser Abstand ca. 4,15 mm.

    Also was tun, um ein besseres Modell von Exact-Train mit Bremserhaus zu erhalten?


    Das Bühnengeländer geht bei beiden Varianten (Bremserbühne als Metallprofil-Nachbildung beim 30 m3-Kesselwagen EX20600, Metallrohr-Nachbildung beim 24m3-Kesselwagen EX20576) unter dem Kurbelkasten durch. Sicherlich aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus hat man hier auf die Entwicklung mehrerer Formen verzichtet…


    Ich überlege, „einfach“ das Übermaß mittig aus der Türe herauszusägen und zu feilen. Das geht sicherlich, eventuell sogar ohne groß sichtbare Ränder nach dem erneuten Verkleben. Das Geländer muss dann neu angefertigt werden, was auch nicht schlimm ist, bestand es doch aus Metallrohr. Es endete seitlich im Bremserhaus, oberhalb der Unterseite des Kurbelkastens.

    Ein Bremserhaus von Roco oder Brawa zu verwenden ist sicherlich der einfachere Weg. Aber: Hier macht sich jetzt die Unterschreitung des Längenmaßes negativ bemerkbar, es würde über die Bremserbühne hinausragen.


    Jede Änderung kommt somit einem Neubau der ganzen Bremserbühne gleich…

    Falls ich mich daran wage, werde ich hier berichten.


    Nun viel Spaß bei mit eigenen Beurteilungen; ich freue mich über eure Kommentare.


    Herzliche Grüße

    Andreas

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    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …