Landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte

  • Hallo,


    in loser Folge möchte ich hier einmal landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge präsentieren.


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    Den Anfang macht diese Drillmaschine. Diese hier stammt vermutlich aus den 1930er Jahren (Epoche 2) und hat noch ihren Vorderwagen für den Pferdezug.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Drillsaat


    Später wenn ein Traktor auf den Hof kam, sind die Drillmaschinen oft für den Traktorbetrieb umgebaut worden. Dazu wurde der Vorderwagen entfernt und eine Aufnahme für den 3-Punktkraftheber angebracht. https://de.wikipedia.org/wiki/Dreipunkt-Kraftheber


    Ein solches Beispiel:


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    Der Vorderwagen fehlt, dafür gibt es die Aufnahmen für den Kraftheber.


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    Einige werden schon gemerkt haben, daß hier einiges nicht stimmt. Aus der Drillmaschine wurde eine Grillmaschine. Kreative Nachnutzung nennt man das.

    Getreide kommt hier nur noch in flüssiger Form vor.

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

  • Hallo Lutz,

    eine schöne Maschine stellst du hier vor (Pferdezug). Ich bin auch auf dem Land, aber nicht in der Landwirtschaft, groß geworden.

    Den Begriff Drillmaschine kannte ich noch nicht. Bei uns hieß die Maschine einfach Sähmaschine.

    Grüße

    Johannes

  • Moin Leute


    Moin Lutz und Mitleser

    In Ergänzung: (wenn nicht erwünscht bitte ansprechen PN)

    In Ostfriesland heißt die Sähmaschine auch Drillmaschine.

    Die moderne Drillmaschine (50er/60er Jahre) für den Pferdezug wurde aber nicht durch die Deichsel zu den Pferden gelenkt sondern durch den Bediener der hinter der Maschine lief. Dieses war mein Vater und wir Kinder durften auf den Saatkasten mitfahren und die Zügel für die Pferde halten. Wir waren natürlich der Meinung die Pferde genau zu lenken. Nur die hatten ohnehin ein gewisses Eigenleben. Und damit diese Launen nicht auf die „geraden“ Saatreihen übertragen wurden, lenkte man die Vorderräder an einer langen Stange.

    In den Dorfschmieden wurden dann in den 60er Jahren alle Maschinen nach und nach für den Traktor umgebaut und in die Dreipunkt Hydraulik gehängt. Das war aber das Todesurteil vieler Maschinen, einerseits weil in der Regel mit dem Schlepper viel zu schnell gefahren wurde und anderseits weil der größte Teil dieser Drillmaschinen aus der Vorkriegszeit stammte. Außerdem waren sie nicht dafür gemacht ständig am Vorgewende angehoben zu werden. Als jugendlicher Heißsporn Ende der 60er bin ich mit Geschwindigkeiten bis zu 15 Km/h mit solch einem Gespann gefahren. War stolz wie Oska ob meiner Hektar Leistung. Gottlob hat die Drillmaschine das Zeitliche bei meinem Vater gesegnet der höchstens halb so schnell, aber auch zu schnell unterwegs war. War eben für Fußgänger mit Gespann Tempo der Pferde konstruiert.
    :matrose::matrose::matrose:


    Gruß Friedrich

  • Hallo,


    2 Bilder von Karl-Heinz und seinem klassischen Ferguson TEF:


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    Happy Farmer. Es könnte einem Werbeprospekt für Ferguson entnommen sein.





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    Das Business End (die geschäftliche Seite). Es ist ein original Ferguson 2-Schar Pflug der jedoch zu einem sog. Grenzpflug umgebaut wurde.

    Wenn man sich das Bild betrachtet sieht man den Pflug mit seinen Anlenkpunkten am 3-Punktkraftheber aufgehängt. Unterlenker links, Unterlenker rechts und oben in der Mitte der Oberlenker. Der Arbeitsbereich liegt hier in der Mitte des Schleppers.

    Wenn man jetzt noch genauer hinschaut, dann sieht man am Pflug rechts daneben noch einmal seitlich versetzt eine weitere Garnitur Anlenkpunkte für den 3-Punkt. Hängt man den Pflug jetzt hier an den 3-Punkt, dann ist er seitlich links versetzt am Schlepper. Der Arbeitsbereich ist jetzt ebenfalls nach links versetzt, wobei die linke Pflugschar jetzt genau in der Ebene des linken Hinterrads arbeitet.

    Damit kann man dann ganz genau sehr dicht an der Grenze zum Nachbarfeld seine Furchen ziehen ohne dieses befahren zu müssen.

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

  • Hallo,


    Der Bauernwagen vom Hofgut. Hier mit aufgesetzten Bretterwänden zum Kastenwagen mutiert.

    Diese Wagen ist reiner Flachlandläufer ungebremst. In der Regel wurde der Wagen 2-spännig gefahren, mittlerweile mit einer einfachen eisernen Deichsel für den Traktorzug umgebaut.




    Andere Länder, andere Geographie, andere Rahmenbedingungen:



    Ein Beispiel aus der Schweiz. Hier sind beide Achsen des Wagens gebremst; bei steilen Wegen ein Muß.

    Hier sind die Leitern aufgesetzt.

  • Hallo,


    Wolfgang So

    Ich denke die größte Auswahl an bäuerlichen Fahrzeugen und Fuhrwerken hat wohl Preiser zu bieten. Modelle sind bei denen oft schon richtige Miniszenen, nicht nur der Leiterwagen selber, auch die Zugtiere, Bediener und Ladegut sind bei den Fertigmodellen mit dabei. https://www.google.com/search?…w=1920&client=firefox-b-d


    D.I.T. Modell hat auch historische Flurförderzeuge im Angebot von denen einige auch in der Landwirtschaft eigesetzt wurden.


    Nach dem Krieg wurden die Räder dieser Wagen oft umgebaut. Heiß begehrt waren die großen Laufräder der Wehrmachtspanzer. Die waren ganz stabil aus Stahl und hatten Vollgummilaufkränze (offizielle Bezeichnung Elastikreifen). So verschwanden quasi über Nacht die oft gut erhaltenen Laufräder von stehen gelassenen Panzern und Panzerwracks. Die tauchten dann irgendwann, als der Staub und die Aufregung der Besatzer über deren verschwinden sich gelegt hatte, unter den Ackerwagen wieder auf.


    Eine weitere Umbauversion des Leiterwagens hat Wiking zu bieten. Als Traktoren in den 1950er Jahren zahlreicher wurden, stellte sich oft die Frage nach der Weiterverwendung dieser traditionellen Leiterwagen. Man konnte sich vom örtlichen Schmied eine Deichsel für den Traktorzug anfertigen lassen, aber es war danach nicht ratsam mit dem hinter dem Traktor hängenden Leiterwagen mit Holzspeichenrädern schneller als Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Insbesondere über das noch reichlich vorhandene Kopfsteinpflaster. Traktorfahrer welche das Getöse im jugendlichen Geschwindigkeitswahn (20km/h) ignorierten, kamen meistens nur mit dem halben Wagen an. Der Rest wie Leitern, Stirnwände, Bodenbretter etc. lagen irgendwo dahinten auf der Dorfstrasse. Unter den kritischen Blicken der Alten ("Siesse, siesse ich hebbt doch gleich sogt so'n Trecker taucht nix. So wat kommt mir nicht auf'n Hof.") musste dann alles wieder eingesammelt werden.


    Einige Firmen boten dann Umbausätze für Luftreifen an. Das waren spezielle Naben mit Rollenlagern die an den alten Achsen befestigt weden konnten. Die Hinterachse musste dazu nach unten versetzt werden was Stellmacherarbeit war. An diese Naben wurden dann alte Autoräder geschraubt. Einen solchen Umbau stellt das Wiking Modell mit den Pferden als Zugmittel dar. Es gibt auch eine Version mit den traditionellen Holzspeichenrädern der von einem Hanomag R16 gezogen wird. Man sollte bei beiden Modellen die Zugmittel tauschen.



    Der erste Wagen hinter dem Schlepper ist so ein Umbau auf Luftbereifung. Der war ürsprünglich mit rel. kleinen Holzspeichenrädern ausgerüstet und nicht für den Acker gedacht. Das Hofgut konnte sich einen sog. Marktwagen mit Federung leisten mit dem die Produkte in der Stadt ausgeliefert wurden. Der Kutschbock ist noch vorhanden.


    Das war ziemlich mit das letzte Mal, daß die Fahrzeuge ausserhalb des Museums in Aktion zu sehen waren. Seitdem stehen sie trocken im Gewölbekeller des ehemaligen Kuhstalls wo sich das Museum und der Lernort Bauernhof befindet. Das Hoftgut Oberfeld wird nach Demeter Richtlinien bewirtschaftet und versteckt regelrecht seine großen modernen Maschinen. Kommen jetzt Städter zu einer der Veranstaltungen ist der erste Kulturschock meistens der Klassiker bei dem sie feststellen, daß die Kühe nicht lila sind.

    Ich muß dann interessierten Besucher des weiteren regelmäßig erklären, daß die im Museum ausgestellten Geräte und Maschinen nicht diejenigen sind mit denen aktuell die Ackerflächen des Oberfelds bearbeitet werden.


    Der nächste Kulturschock betrifft dann die verstädterten selbsternannten grünen Vorzeigeumweltschützer wenn sie feststellen, der Bauer geht nicht mehr fröhlich pfeifend hinter seinem pferdegezogenen Pflug her. Diese Leute sind oft sehr interessiert wenn ich die alten Ackermaschinen und -geräte vorstelle. Kommt es dann zum Abschnitt Motorisierung der Landwirtschaft und damit zu den Traktoren, dann gehen bei denen buchstäblich die Jalousien herunter. Jegliches Interesse erlischt, denn DIESEL = BÖSE. Dann werde ich ernsthaft gefragt, warum man denn diese Arbeiten nicht mit Pferden machen könne, das wäre ja so viel umweltfreundlicher. :wacko:


    Als Antwort:

    Hier ein langes dickes Seil anknüpfen und dann einmal austesten wieviel Umweltaktivisten nötig sind um hiermit zu pflügen. *#'

    Freitags wäre ein guter Termin für die kleine Sensation, Umweltaktivisten tun tatsächlich was für die Umwelt. Anschliessend Montags die Rechenaufgabe in der Schule: "Wieviel Liter Diesel sind dadurch eingespart worden?" Ich befürchte jedoch der Spareffekt ist wenig bis gar nicht vorhanden. Auf jeden Fall dürfte so ein Experiment einen gewissen pädagogischen Wert haben. Es wäre schon viel gewonnen wenn es einige Leute zum Nachdenken über die Zusammenhänge Landwirtschaft und Essen bringen würde.