2-achs-Kesselwagen Uerdinger Bauart von Brawa und Exact-Train

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    in seinem Blog hat ermel unter „VTG: Vernünftig, Teuer, Geil“ einen feinen kleinen Vergleichsbericht zu den bisher verfügbaren Kesselwagen veröffentlicht. Sein Bericht endete mit einem Seufzer, der der Doppelentwicklung eines 30m3-Kesselwagens Uerdinger Bauart von Brawa und Exact-Train geschuldet war.


    Nachdem ich gestern den 30m3-Kesselwagen von Brawa in Empfang nehmen konnte, ist ein Vergleich mit dem schon eine Weile hier liegenden Wagen von Exact-Train angebracht.


    Auf den ersten Blick sind beide Wagen gleich. Das stimmt natürlich nur für die Hauptabmessungen, die –verglichen mit den Maßzeichnungen im bekannten Carstens, Band 7, Seite 113- korrekt umgesetzt worden sind. Die Unterschiede zeigen sich im Detail, auf die ich jeweils in einer kurzen Punktaufzählung eingehen werde.


    Vergleichsobjekte waren

    Brawa .........50002 ....DB 503 121 P ..................................der BV-Aral AG Bochum

    Exact-Train EX20600 DR Brit-US-Zone Essen 508 924 P des Benzin-Benzol-Vertrieb Bochum


    Radsätze, Fahrwerk, Rahmen, Bremserbühne

    • Die Radsätze könnten unterschiedlicher nicht sein.
      • Laufkreisdurchmesser 1000 mm, Soll 11,49 mm: Exact-Train 11,45 mm, Brawa 10,95 mm
      • Spurkranz: Brawa 0,63 mm , Exact-Train 0,68 mm
      • Achsdurchmesser: Brawa 1,46 mm, Exact-Train 3,30 mm
    • Beide Modelle haben ein Fahrwerk mit Gleitachslagern, sie geben die Federaufhängung in Rechteckschaken wieder. Wobei man beim Exact-Train-Wagen dies auf Grund der „weichen“ Darstellung der Form nur schwer sagen kann.
    • Exact-Train hat die bereits bei ermel angesprochenen sehr tief hängenden Bremsfangbänder angebaut, Brawa hat darauf verzichtet.
    • Die Bremsanlagen beider Fabrikate sehen schon auf den ersten Blick ein wenig anders aus. Das liegt vermutlich an der um 2 mm breiteren Anlage beim Brawa-Wagen, als auch deren größer dargestellte Zylinder und Luftbehälter. Hier variieren die Durchmesser um bis zu 1 mm im Vergleich zu Exact-Train.
    • Hervorzuheben sind für mich die Bremslösezüge die Exact-Train bereits montiert hat, Brawa verzichtet auf dieses Detail.
    • Die Rahmenabdeckungen über dem Nicht-Handbrems-Ende haben die gleiche Grundform. Bei Brawa sind die Rahmenausschnitte jedoch deutlich schärfer in den Konturen dargestellt und liegen 1,4 mm je Seite weiter außen. Auch sind die runden Ausschnitte im Durchmesser etwa 0,4mm größer.
    • Das bereits zum Bremserhaus von Exact-Train gesagte stimmt auch bei diesem Wagen und setzt sich in der Bremserbühne fort. Das dadurch auch die Auftritte zur Bremserbühne schmaler als bei Brawa sind ist schade, stört aber nur im direkten Vergleich mit Brawa.
    • Exact-Train verwendet Federpuffer am Wagen, Brawa nicht.

    Abb. 1 Bremsanlagen; oben Exact-Train, unten Brawa


    Abb. 2 Wagenansicht von oben; oben Brawa, unten Exact-Train.

    Deutlich zu sehen sind die schmalen Bühnentritte und die weicheren Konturen der Rahmenabdeckung am Nicht-Handbrems-Ende des Exact-Train-Modells.


    Kessel

    • Die Kesselnähte sind bei Exact-Train stärker ausgeführt, als bei Brawa. Dies strukturiert die Kesselansicht deutlicher als notwendig.
    • Exact-Train hat beim Aral-Wagen Wagen den langen Heizungsflansch nachgebildet, Brawa den kurzen mit zwei Anschlüssen. Beides ist Vorbildgerecht, siehe Carstens, Band 7, Seite 111 Wagen 508 742 P und Seite 113 Wagen 503 121 P.
    • Exact-Trains Kessel hat einen 450 mm Dom mit Überdruckventil dargestellt, bei Brawa ist ein 600 mm Dom ohne Ventil nachgebildet. Beide Firmen haben einen eckigen Grundriss für die Bodenventilbedienung gewählt.
    • Das Kesselgeländer ist mit 50,7 mm bei Brawa exakt nach der Zeichnung im Carstens Band 7, Seite 113, bei Exact-Train ist es 52,8 mm lang. Negativ fällt bei Exact-Train die Befestigung der Laufbretter aus, sie ist optisch viel zu dominant.
    • Die Schlusssignalhalter sind bei Exact-Train sehr filigran und empfindlich (einer ist schon weg), bei Brawa sind sie etwas massiver.
    • Lackierung seidenmatt bei Brawa, matt bei Exact-Train.
    • Die Beschriftung ist bei beiden Modellen lupenrein lesbar und sauber aufgebracht.

    Abb. 3 Seitenansichten; links Brawa, rechts Exact-Train


    Abb. 4 Kopfseitenansichten; links Brawa, rechts Exact-Train


    Mein Fazit:

    Beide Wagen geben unterschiedliche Varianten eines 30m3-Leichtbau-Kesselwagens Uerdinger Bauart wieder und haben deshalb nebeneinander ihre Daseinsberechtigung.

    Wer ist Erster oder Zweiter? Dies soll jeder für sich entscheiden.

    Für mich zeigt Exact-Train leider einige, wenn auch (grenzwertig) verschmerzbare, Schwächen. Aber letztlich müsste an beiden Wagen nachgearbeitet werden, mal mehr, mal weniger.


    Wenn ich ermels Überschrift „VTG“ folge, so belegen beide Firmen erneut die gleichen Plätze: „V“ und „T“…

    Jetzt bin ich auf seine Wertung gespannt.


    Herzliche Grüße, auch in den froklerblog

    Andreas

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    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

  • Moin Leute


    Im Nachbar Forum haben sie sich ja auch mit Weisheiten zu diesem Thema überhäuft.

    Ich meine (ohne die Wagen hier vorliegen zu haben) die Unterschiede sind so gering, dass man mit beiden Wagen keinen Fehlkauf macht. Nur wer die Federpuffer als „ausschlag gebend“ ansetzt liegt nach meiner Auffassung falsch. An den Wagen, die ich von der Firma habe sind die montierten Federpuffer einfach ausgedrückt: „für die Tonne“.

    Aber wie war‘s so schön: jeder …:thumbup:

    Bleibt gesund
    :matrose:

    Friedrich

  • Schöner Artikel, der für mich keine Fragen offenläßt. Und danke für die Verlinkung. Ich habe den Froklerblog-Artikel gerade um ein Foto des Exact-Train-Serienmodells ergänzt und auch Deinen schönen Bremserhausvergleich dort verlinkt (und das zu hohe ET-Bremserhaus erwähnt).


    Deiner Wertung schließe ich mich an. Meine Uerdinger werden jedenfalls mit Sicherheit bei Brawa beschafft. Maßfehler, schlechtere Gravuren und höherer Preis bei ET -- das sind ja gleich drei Gründe auf einmal :thumbsup:


    Aber wer sich (auch) für ET-Wagen entscheidet, dem will ich das selbstverständlich nicht aus- oder schlechtreden. Verglichen mit älteren Kesselwagenmodellen sind schließlich auch die sicher unter den erfreulicheren am Markt.


    Liebe Grüße, Ermel.