Flagge zeigen! Damit meine nicht die immer wieder aktuelle Bereitschaft eine eigene (?) Meinung zu haben und sie auch zu vertreten, sondern die vielfältige optische Signalisierung bei Schiffen.
Sicher ist den meisten die im Hafen am Heck des Schiffes wehende Nationalflagge des Staates bei dem das Schiff "angemeldet" ist. Darüber hinaus gibt es noch weitere Flaggen, die an ganz bestimmter Stelle zu bestimmten Zeiten "geführt" werden müssen.
Vorne rechts am Mast weht die Reedereiflagge, je nach eigenem Verständnis größer oder kleiner.
Am "Hauptmast" in der Mitte des Schiffes ist aus Gründen der Höflichkeit gegenüber dem "Gastland", also in einem ausländischen Hafen, die zutreffende Nationalflagge rechts aufzuziehen, pardon: zu heissen.
Links bekommen die jeweils notwenigen Signalflaggen ihren Platz. Bekannt aus Funk und Fernsehen ist hier der "blaue Peter", die Flagge mit der Bedeutung "P", die signalisiert, dass das Schiff innerhalb des Tages auslaufen wird und alle, die noch etwas im Papierkrieg zu regeln haben, sich sputen müssen.
Bedeutungsvoller ist da schon die einfarbig rote Flagge "B", die warnt, dass sich gefährliche Güter an Bord befinden, also immer bei Tankschiffen mit brennbarer Ladung oder Schiffen mit anderen Gefahr-Gütern.
Früher war die gelbe Flagge "Q" berüchtigt, die Quarantäneflagge bei Kranken an Bord. Heute hat sie eine andere Bedeutung.
Bei der Fahrt durch den Panama-Kanal wird "Große Wäsche" gefahren, am Mast wehen 6 Nummernflaggen, die die Reihenfolge der Schiffe im Kanal zeigen.
So, was bringt mir das jetzt im Modell? Und wie setzt man es gescheit um?
Ich finde, einfache Ausdrucke auf Papier, die stramm in eine Richtung zeigen, etwas unnatürlich. Auch bei steifem Wind ist Bewegung in der textilen Flaggenstruktur. Und häufig reicht das Lüftchen im Hafen nur zur bescheidenen Show des Flaggeninhalts.
Für mich galt es herauszuklamüsern wie ich dieses Anforderungsportfolio für meine Schiffsnachbildungen zu meiner Zufriedenheit umsetzen kann. Dünnes Papier schien mir als erste Wahl: Da gab es doch früher zu Zeiten der ziffernschlagenden Schreibmaschinen das dünne Durchschlagpapier. Davon müsste ich noch irgendwo einen Umschlag voll haben. Aber: Hab den Umschlag nicht wiedergefunden. DG! Dann erinnerte ich mich daran, dass es so etwas wie den "Serviettendruck" gibt, mittels dem Gedrucktes zur Zier auf irgendwelche Oberflächen geklebt werden. Diese Suche im häuslichen Haushalt war von Erfolg gekrönt und so tauchte sogleich die nächste Frage auf: Wie wird sich mein Tintenp..strahldrucker bei diese weichen zweilagigen Tissuen verhalten. Ich sah mich schon mit Nadeln und Pinzetten im Papierschacht herumstochern. Zur Vorsicht klebte ich eine auf A 4-Breite zugeschnittene Serviette auf ein normales Papierblatt und drückte auf den Enter-Batten. Gespann sah ich das Laminat im Drucker verschwinden und, halleluja, es kam unbeschädigt und fein bedruckt wieder aus dem Printer hervor!
Links der Druck auf Serviette, rechts auf normalem Papier
Die Trocknungszeit der Tinte war normal und so konnte ich gleich an die Anbringung einer ersten Flagge schreiten. Zunächst die zwei Serviettenpapierlagen vonaneinander getrennt (es gab ein wenig Durchschlag auf die untere Lage) und das nun sehr dünne Druckwerk mit frischer Klinge an einem Stahlmaßband ausgeschnitten: geht. Das Stahlband eignet sich auch gut für den ersten korrekten Knick der zwei Flaggenhälften um die Flagge um die Flaggenleine zu legen.
Womit kleben um die Tinte nicht anzugreifen und das "Tuch" zu verschmieren? Ich habe einen Sprühkleber ausprobiert (Gerstäcker Hausmarke); Der Sprühstrahl traf zu 99% meine Hand, 1% landete auf der einen Flaggenhälfte (die zweite Hälfte sollte keinen Kleber abbekommen, damit ich die kleine Flagge noch zwischen beiden nah beieinander liegenden Flaggenleinen hindurchschieben konnte. Hat funktioniert, beide Flaggenhälften ließen sich präzise zusammendrücken und verkleben.
Nach Reinigung meiner versprühklebten Hände mit Waschbenzin sann ich auf einen weniger verschmutzenden Weg: Ein Strahl des Sprühklebers in den eigenen Dosendeckel hinterließ eine ausreichend große Pfütze dünnflüssigen Klebers, den ich mit einem Pinsel auf die Flaggenhälfte aufbrachte: Ging genauso gut!
Nach Bericht über den guten Ausgang meiner Experimente bei meinem Dateianfertiger Horst von der MÜKUBAHN, brachte er noch den Bilderkleber Fixogum von Marabu ins Spiel, Hab ich gleich probiert, ist aber "out of the tube" nur schwer zu dosieren. Eine Verdünnung des Fixogum mit Waschbenzin wird aber auch eine Pinselapplikation ermöglichen (teste ich bei nächster Gelegenheit).
Der Serviettendruck erbrachte ein relativ grobes, der Papierstruktur geschuldetes Druckbild. Ein Testdruck auf einem Papiertaschentuch (dreilagig) zeigte ein wesentlich schärferes und glatte Druckergebnis. Werde ich bei passender Gelegenheit verwenden.
Links die Serviette, rechts das Nasenschneutztuch
Was bringt dieser Beitrag dem nichtmaritimen Modellbahner? Gelegentlich wird irgendwo einmal eine Fahne an einem Fahnenmast benötigt. Dann erinnere man sich an diesen Beitrag!
Vorlagen für National- und Signalflaggen gibt es im WWW. Hier mal meine Fundstellen in denen auch die Bedeutung der Signale und die Historie der Nationalflaggen erklärt werden:
http://www.casi-web.de/pdf_pool/int.Flaggenalphabet.pdf
https://segelplanet.de/downloa…it-flaggen-und-zahlen.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/…e_der_Bundesbeh%C3%B6rden