55 4840 aus der blauen Schachtel

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    neulich ging ein Weckruf durch das FREMO-Forum. Da wurde auf Probleme mit Weinert-Radsätzen und sich zersetzendem Schaumstoff hingewiesen. Auch meine Alarmglocken schrillten, lag doch schon seit ewigen Zeiten ein Bausatz ungenutzt in einer blauen Schachtel herum. Irgendwann hatte das Fahrwerk mal neue Radsätze und einen Faulhabermotor erhalten, nur gebaut wurde der Bausatz nie.


    Das ändert sich nun. Aus dem Weinert-Bausatz 4073 entsteht in nächster Zeit eine 55 für Kolvoerde.

    Zuvor wurde ein passendes Vorbild aus den 1950er-Jahren gesucht. Fündig geworden bin ich im Bildarchiv der Eisenbahnstiftung (https://eisenbahnstiftung.de/). Hier hat Manfred van Kampen im Jahr 1953 die 55 4840 des Bw Recklinghausen in ihrem Heimat-Bw abgelichtet.

    Herr Bügel vom Bildarchiv der Eisenbahnstiftung hat mir die Genehmigung zur Einstellung des Fotos für diesen Bericht erteilt. Darüber hinaus bekam ich die Aufnahme 19 MB „dick“ in hoher Auflösung zugesendet. Für diesen Service meinen herzlichsten Dank nach Solingen.

    Die 19 MB der Aufnahme sind für den Modellbau natürlich hervorragend, zum Einstellen musste ich die Aufnahme leider deutlich kleiner auf 3 MB konvertieren. Schade eigentlich.

    Dies ist die Protagonistin in voller Vorbild-Schönheit:


    Titel: 55 4840 im Bw Recklinghausen

    Originaltext: 55 4840 in ihrer Heimatdienststelle Recklinghausen. (1953) Foto: Manfred van Kampen

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Grafikadresse: https://eisenbahnstiftung.de/images/bildergalerie/55760.jpg; abgerufen am 10.12.2020


    Eigentlich eine ganz normale 55, aber eben doch nicht so wie der Bausatz es vorsieht.

    So hat diese Lok

    • keinen Oberflächenvorwärmer auf dem linken Umlauf liegen,
    • es fehlt die Glocke hinter dem Schlot,
    • keine Speisepumpe,
    • zwei Strahlpumpen,
    • zwei Leitern zu den Sandkästen,
    • Druckluftpfeife,
    • nur erste und dritte Achse gesandet, daher auch andere Sandstreudüsen,
    • Kiste neben dem Wassereinlauf auf dem Tender (vermutl. für Antischäummittel).

    Weitere Änderungen am Bausatz betreffen meine geänderten Ansprüche und die Anforderungen für den Anlagenbetrieb:

    • Decodereinbau
    • LED-Beleuchtung warmweiß/rot
    • Echtholzfußboden im Führerhaus
    • echte Steinkohle auf dem Tender

    Darüber hinaus:

    • vorbildentsprechende Decalbeschriftung
    • dezente Betriebsspuren

    So sieht der Bausatz aus der Packung aus:


    Schon sind einige –nicht alle- Zusatzbauteile zu sehen - eine zweite Rauchkammertür, eine andere Pumpe, LED, Miniaturstecker, Holzleiste, Decoderkabel und der Decoder. Alles recht überschaubar.


    Soweit der Einstieg. In den nächsten Tagen geht es dann los. Ich werde in kleinen Schritten berichten, die Kamera ist immer dabei:pfeifen:.

    Bis dahin wünsche ich Euch noch eine ruhige und besinnliche Vorweihnachtszeit und bleibt gesund


    Andreas

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

  • Moin Andreas,


    darauf freue ich mich aber schon sehr!

    Ich denke gerade über neue Feilen nach, um mich mal dem Bausatz der Br 86 zuzuwenden. Du hast da bestimmt einen Tipp für mich, welch gute Feilen Du verwendest? Wer billig kauft, kauft zweimal...


    Beste Grüße


    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Hallo Wolfgang,

    ich habe mehrere Feilen "in Betrieb" zum einen die uralt-Feilen vom Opa, ein Leben lang gepflegt und gut gehauen. Die sind einfach unverwüstlich. Ich verwende sie vorzugsweise für Stahl und Messing. Dann ein paar Billigdinger, die ich für Weißmetall benutze. Nach dem Feilen werden sie mit einer Feilenbürste gereinigt. Gröbere Stückchen popel ich mit einer 11er- Skalpellklinge aus dem Hieb. Und damit sich gar nicht erst Material festsetzt, öle ich die Feile gründlich ein (irgendein altes Öl aus dem Bagger oder sonst wo her) und feile damit erst einmal auf einem Stück Kreide. Damit setzt sich der Hieb etwas zu.

    Und dann habe ich für die feinen Arbeiten noch einen richtig guten Satz Schlüsselfeilen. Die habe ich mal bei Eylert, einem Werkzeughändler in Chemnitz gekauft. Der versendet auch an privat. Achso- die Feilen sind von Friedrich Dicke...


    Viel Spaß beim Bauen


    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Andreas,

    im Moment sind wohl die "blauen Schachteln" groß in Mode. Momentan lanoriere ich an meiner 44 und einem zweiten Rahmen. Denn einfach nur "aus der Box" ist ja langweilig.

    Was Du hier vorhast, klingt vielversprechend. Bedenke aber, Bauen und fotografieren kostet Zeit und auch Nerven.

    Trotzdem bin ich gespannt, was Du drauß machst. Wünsche Dir viel Spaß beim Bauen.


    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    zu den Feilen ist zu sagen, dass diese vor gut 15 Jahren bei Fohrmann gekauft wurden. Nicht die ganz billigen, schon ein wenig besser. Die halten seit dem verdammt viel aus (Weißmetall, Messsing, Kunststoffe (auch Stabilit-Express) und sind immer noch ganz passabel. Allerdings geht natürlich nichts über einen neuen Satz, den ich mir wohl mit den nächsten Werkzeugen (Bohrer, Zangen etc.) zulegen werde.


    Zur Pflege: Ich mache dies wie Christian. Die Feilen werden nach der Nutzung mit der Feilenbürste und einer Skalpellklinge penibel gereinigt und anschließend geölt. ... Das mit der Kreide war mir allerdings neu, werde ich mal testen.


    Herzliche Grüße

    Andreas

  • Hallo Zusammen

    Danke für den Tip mit den Feilen. Frage an die Experten - vor allem Christian...

    Was ist von den sog. Diamant-Feilen zu halten? Das sind die Feilen, bei denen statt einem Hieb, Splitter von Industriediamanten auf der Schneidefläche aufgebracht sind.

    Lohnt sich die Anschaffung oder ist das "Marketing Mist"?


    Ich würde mich über einen Bericht mit vielen Bilder freuen. Ich habe hier noch zwei BR 01 von Weinert liegen... und bin auch am Überlegen ob ich mal Anfangen soll.


    LG,

    Axel

  • Hallo Axel,

    die Diamantfeilen haben schon ihre Berechtigung. Aber für unsere Art von Modellbau doch ein wenig über das Ziel hinaus.

    Sie geben ein feines Bild- aber sind für unsere Werkstoffe nicht wirklich geeignet. Eine Ausnahme wäre, wenn aus GFK präzise Rahmen gefeilt werden sollen- hier reitet man die klassische WS-Feilen einfach nur runter. Auch sollte man GFK nur mit VHM- Bohrern bearbeiten. Ansonsten ist nach jedem Loch ein neuer Bohrer fällig. Die Vorbearbeitung bei GFK- Rahmen erfolgt bei mir mit Draht für die Diamantdrahtsäge (ist, so glaube ich, nicht frei erhältlich).

    Ein weiterer Verwendungszweck wäre die Bearbeitung von gehärtetem Stahl oder Glas (Quarz oder andere glasharte Mineralien). Aber auch hier gilt: immer mit Schmierung arbeiten, bei Glas tut es Wasser und bei Stahl logischerweise irgendein Öl (meinsterwegen aus dem Motor des Kraftfahrwagen- nur nicht zurückgießen). Speiseöle sind hier nicht geeignet- die verharzen recht bald. Auch WD-40 würde ich hier nicht unbedingt verwenden.


    Soweit meine Gedanken

    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Moin Christian und Andreas,

    vielen Dank für die Antworten.

    Dann will ich mal sehen, daß ich mir "richtig gute" Schlüsselfeilen beschaffe.


    Beste Grüße

    Wolfgang:matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Moin Material "Zerspaner".

    Die Werkzeugmacher Meister bei denen ich gelernt habe wären heute alle weit jenseits der Hundert und die Werkstoffe aus denen Feilen produziert werden sind bestimmt weiter entwickelt worden.

    Öl und zwar Maschinenöl haben wir nur bei Messing genutzt. Beim Fräsen und Bohren wurde eine sogenannte Bohrflüssigkeit genutzt, das Zeug hatte eine milchige Farbe und Konsistenz.

    Die Feilen wurden mindestens täglich mit einer Bürste gereinigt. Ich! Habe beim feilen keinerlei Hilfsstoffe genutzt, das war während meiner Lehre in den 60er nicht üblich.

    Im Werkzeug Fachhandel (nicht im Baumarkt) gibt es eine Unzahl von Feilen deren Unterscheidung nicht nur nach Form und Hieb sondern auch nach deren Material getroffen wird. Die Berufsmodellbauer im Marinearsenal hatten für jedes Material eine „eigene“ Feile. Eine besonders anspruchsvolle Feile ist für Weißmetall nun gewiss nicht von Nöten. Dort nutzte man Holzstäbchen mit Nass Schleifleinen und warf das ganze weg wenn es sich zugesetzt hatte.


    Wichtig ist: Finger weg vom Material. Das wurde uns fast körperlich eingebläut. Jeder macht es gerne, eben drüber fühlen. Anschließend greift die Feile nicht mehr richtig, wenn es um 100stel geht ist das ein Aspekt der schwer einsichtig ist. Ob nun billig oder teuer bitte nicht eine Feile für alles.

    Ich nutze für Weißmetall eine mittlere Preisklasse mit entsprechendem Hieb. Nicht zu fein, aber auch nicht zu grob. Nach relativ kurzer Nutzung ziehe ich sie dann über eine Feilen Reiniger Bürste. Dann taugt die Feile nach einer gewissen Zeit nicht mehr für andere härtere Materialien.


    Lasst Euch beraten und probiert es aus.

    :matrose:

    Meine 10 Cent

    Gruß Friedrich

  • Hallo Friedrich,

    Du hast natürlich recht.

    Als ich gelernt habe, haben wir nur gebrauchte Feilen bekommen. Im Lehrgang "Eisen erzieht" haben wir verschiedene Teile aus dem Vollen gefeilt. Zum Schruppen haben wir natürlich trocken geärgert- aber als es auf Maß, Winkel und Fläche ankam, haben wir die Feile eingeölt und mit Kreide bestrichen. Dabei können sich die Späne nicht in der Feile festsetzen und es entstehen keine unnötigen Kratzer auf der Fläche. Bei weichen Werkstoffen (Alu, Weißmetall) kann sich der Grund des Hiebes nicht zusetzen- die Fläche wird besser- und die Reinigung der Feile wird erleichtert. Es gibt spezielle Reinigungsbürsten mit abgeknickten Borsten- die die Späne aus der Feile "federn". Zum Basteln nehme ich eine Messingbürste...

    Feilen mit Öl- wie gesagt, es ist völlig Banane, welches, spült die Späne aus dem Hieb. Bei den Diamantfeilen verhindert das Öl das Verkanten der Partikel und somit das Ausbrechen der Diamanten...

    Das sind die Erfahrungen, die ich im Laufe meiner, mehr als dreißigjährigen Berufsausübung als Feinmechaniker...


    Soweit meine Gedanken


    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Moin Christian

    Nicht falsch verstehen: ich habe vor 54 Jahren!! eine Grundausbildung als Werkzeugmacher gemacht! Das gehörte im Westen zum Berufsbild des Elektromechanikers. Es wäre nicht gut, wenn es danach keine Weiterentwicklung mehr gegeben hätte, oder es keine besonderen Berufsspezifischen Finessen geben würde. Danach habe ich nur gefeilt wenn es beruflich (weniger) oder privat notwendig war/ist.

    Das mit dem Öl ist einleuchtend und ich werde es auch mal ausprobieren, mal lernt schließlich nie aus. Wie gesagt ich habe nie als Werkzeugmacher/Konstruktionsmechaniker meine Brötchen verdient, war aber auch für den mechanischen Teil z.B. für Radargeräte verantwortlich und habe mir (übrigens von allen Handwerkern) und meinen eigenen Leuten viel abgeschaut.

    nichts für ungut:thumbup::matrose:

    Gruß Friedrich

  • Hallo Christian, hallo andere,


    die traditionsreiche Messer- und Feilenfabrik in Esslingen/Neckar heißt Friedrich Dick. Das alte Firmenareal in Esslingen ist schon seit vielen Jahren in einen Freizeittempel mit Kino, Restaurants und kleinen Geschäften umgewandelt worden. Man hat versucht, viel von der Architektur der Gründerzeit und der Einrichtung zu erhalten, was meiner Meinung nach auch gut gelungen ist. Die Produktion der Feilen ist, soweit ich weiß, in's Ausland verlagert worden, die Messer werden noch am heutigen Firmensitz in Deizisau gefertigt.


    Zurück zum Thema, auch ich benutze viele Feilen von F.D. teilweise schon seit der Lehre. Das ist einfach gute Qualität. Ich habe hier den Vorteil, daß es am neuen Firmensitz einem Werksverkauf gibt, wo ich gerne immer mal wieder vorbei schaue. Neben aller Arten von Messern gibt es auch eine kleine Abteilung mit Feilen und anderem Werkzeug. Dort habe ich, neben Feilen, schon einige Sachen wie z.B. kleine Schraubendreher, Pinzetten, Zangen und Stichel erstanden. Kommt halt immer drauf an, was gerade dort angeboten wird. Inwieweit man dort Sachen aus dem Normalprogramm bekommt kann ich nicht sagen. Nur so als Tip, falls sich mal jemand hier in die Gegend verirrt.


    Viele Grüße

    Bernhard

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    @alle

    Vielen Dank für all die wertvollen Informationen rund um Feilen und das gewusst wie.Ich freue mich jedesmal, wenn ich durch Eure Kommentare etwas dazulernen kann.


    Bernhard

    Ich bin ca. alle 4 Wochen in der Nähe: in Göppingen/Schwäbisch Gmünd/Waiblingen. Dann werde ich im Januar/Februar - so sich der aktuelle Shutdown geändert haben sollte - da mal vorbeischauen. Hast Du eventuell die Öffnungszeiten für mich? Gerne auch als PN unter Konversationen.


    Axel

    Ich werde möglichst viele Bilder einstellen, auch welche mit den "Problemstellen". Nicht direkt beim ersten Mal (die sind schon fertig), aber bei den weiteren Schritten.


    Herzliche Grüße an alle und bleibt gesund

    Andreas

  • Hallo, Friedrich!

    An Deiner Erfahrung möchte ich auch überhaupt nicht zweifeln. Aber auch die Vorzeichen während Deiner Ausbildungszeit waren ganz andere, als während meiner Ausbildung.

    Bei uns herrschte auch eine gewisse Form von Mangel- so wurden selbst Feilen, ja Feilenhefte ins Werkzeugbuch eingetragen. Zudem waren die auch noch gebraucht- und sollten eigentlich bis zur Rente halten (gut, das ist jetzt sehr überspitzt).

    Zum zweiten gab es noch die unmittelbare Nähe zu Zeiss. Und das war einer der drei Betriebe "mit einer besonderen Ordnung" Bei kleineren Betrieben fand die Ausbildung dann bei Zeiss statt. Bei größeren Betrieben haben die Lehrmeister bei Zeiss gelernt. Und so wurden viele Sachen einfach übernommen. Einige sind sicherlich ungewohnt- aber alle erprobt...


    Jetzt etwas OT: vom alten Zeiss erzählt man sich folgende Geschichte. Einer seiner Gesellen habe ein Mikroskop fertiggestellt. Und habe es Zeiss zur Abnahme vorgestellt. Da ihm aber das "Finish" der Oberflächen nicht gefallen habe, habe er es auf den in der Werkstatt stehenden Amboss gestellt und mit einigen kräftigen Hammerschlägen zerschlagen. Dieser Qualitätsanspruch und die Kunst Abbes, die Optiken zu berechnen, begründet die Beliebtheit Zeiss'scher Produkte. Dieser Anspruch wurde lange Zeit jedem Lehrling eingeimpft.

    So gab es eben für die verschiedensten Arbeitsgänge auch Vorschriften, wie zu verfahren ist. Und das eben auch bei solchen belanglosen Werkstücken, wie bei dem von jedem Mechanikerlehrling zu fertigenden Feilenputzblech oder U-Profilstück. Dort mussten die Oberflächen auf Strich gefeilt werden. Dazu wurde- wie oben beschrieben- die Feile eingeölt und mit Kreide bestrichen. Auch mussten die Schlitze von Schlitzschrauben im Winkel von 45° nach rechts zur in der Zeichnung angegeben Kante ausgerichtet sein.

    Auch für klarlackierte Metalloberflächen gab es eine Vorschrift, wie sie auszusehen hatten. Immer in Längsrichtung mattiert. Dazu gab es eigens den Beruf des Mattierers.


    Hattest Du einen alten "Zeissindianer" hast Du auch zuhause diese Ansprüche vermittelt bekommen.


    So nun hoffe ich, daß nicht gelangweilt habe...


    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Jetzt etwas OT: vom alten Zeiss erzählt man sich folgende Geschichte. Einer seiner Gesellen habe ein Mikroskop fertiggestellt. Und habe es Zeiss zur Abnahme vorgestellt. Da ihm aber das "Finish" der Oberflächen nicht gefallen habe, habe er es auf den in der Werkstatt stehenden Amboss gestellt und mit einigen kräftigen Hammerschlägen zerschlagen. Dieser Qualitätsanspruch und die Kunst Abbes, die Optiken zu berechnen, begründet die Beliebtheit Zeiss'scher Produkte. Dieser Anspruch wurde lange Zeit jedem Lehrling eingeimpft.

    Hallo Christian und die Anderen;

    aus der Feinoptiker-Abteilung meiner Berufsschule gibt es dazu die Erzählung zu der hohen Qualität der Zeiss-Objektive:

    Die waren gar nicht besser als die der anderen Hersteller (weil man die früher nicht so genau berechnen konnte). Aber:

    Die Objektive wurden einer hohen Qualitätskontrolle unterzogen - und was durch's Raster fiel, wurde wieder eingeschmolzen.

    Und danke für die Tipps...

    Achtet auf Euch und die Anderen!

    HJM

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    Nach all den feinen Nebeninformationen komme ich zurück zum Modellbau.

    Als erste Baugruppe wurde das Führerhaus in Angriff genommen. Nur fünf Weißmetall-Teile:


    fhrerhausteileyek1x.jpg


    Vor dem Zusammensetzen der Bauteile wurden diese so sauber wie möglich von allen Gussgraten und Entlüftungskanalansätzen befreit. Dazu kamen Feilen und Skalpelle der Formen 10 (halbrund steiler Bogen), 11 (spitz), 13 (halbrund flacher Bogen) und ein Glashaarradierer für die Kanalansätze zum Einsatz. Für die Gussgrate wurde 1000er Nassschleifpapier, auf einen Holzstab aufgeklebt, verwendet. An meinen Bauteilen befanden sich auch einige wenige Gussfahnen in den Fensterlaibungen, die mit einer Halbrund-Feile entfernt wurden.


    Um ausreichende Passgenauigkeit zu erreichen wurden die Bauteile im Verlauf der Bearbeitung immer wieder aneinander gehalten und nach störenden Weißmetallresten geschaut. Diese sind zahlreich (in Form von Resten der Guss- und/oder Entlüftungskanäle) an allen Bauteilen vorhanden.


    fhrerhausteile-bearbepqj6e.jpg


    Das Zusammenkleben erfolgte mit Sekundenkleber, aber vorerst nur punktuell in den direkten Berührungsflächen. Dies war notwendig, weil die Bauteile keinen 90-Grad-Winkel zueinander einnahmen. Erst nach Einschub der Rückwand in die in den Seitenwänden vorhandenen Nuten stellte sich eine etwa rechtwinklige Positionierung ein. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn die Weißmetallteile (besonders die Rückwand) sind recht weich und können sich bei zu viel Kraftaufnahme verbiegen oder gar brechen.


    Bei der Bearbeitung des Daches traten Ungenauigkeiten zwischen dem Dach und den Übergängen Seitenwände – Frontwand auf die nur mit einem kleinen Materialabtrag in den Ecken der Front- und Seitenwände behoben werden konnten. Im Foto leider erst nach der Bearbeitung, vorher habe ich kein Foto gemacht.


    bergangdach-seitenwann5j7a.jpg


    Durch das Aufkleben des Daches erfolgte dann die endgültige rechtwinklige Ausrichtung aller Bauteile, da das Dach für die Frontwand über einen Anschlag verfügt und die Rückwand ebenfalls in einer Nut liegt.


    Danach wurde das Führerhaus von innen in allen Berührungsflächen der Wände und des Daches mit Sekundenkleber verklebt. Dabei wurde die Nut für den Führerhausboden freigehalten.

    Zum Aushärten bekam der Kleber eine Nacht lang Zeit. Das Ergebnis hier mit Stehkessel:


    fhrerhausrbkfd.jpg


    Nach dem Aushärten des Klebstoffs folgte das Zurüsten.

    Zuerst mal ein Blick auf das Originalführerhaus. Hier ergeben sich drei Änderungen zum Bausatz, die im ersten Teil noch nicht erwähnt waren.

    • andere Griffstangenform
    • Fensterbrett im hinteren Fenster
    • zusätzliche Regenrinne über der Seitenwand

    fhrerhausvorbild0ekf9.jpg


    Detailaufnahme Führerhaus 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs


    Angefangen habe ich mit den einfachsten Bauteilen, es wurden die beiden Sitze für Lokführer und Heizer eingeklebt. Die Position dieser Bauteile ist in den Seitenwänden mit einer Aussparung bereits vorgegeben.


    Danach habe ich mich um die Griffstangen auf der Seitenwand gekümmert. Dazu sind zwei zusätzliche Griffstangenhalter (Weinert 8460) notwendig. Bitte nicht, wie in der Bauanleitung angegeben, mit einem 0,7mm Bohrer die Aufnahmen vorbohren. Die Aufnahmeschäfte sind nur 0,55 bis 0,57 mm dick, bei 0,7 mm rutschen sie komplett in die Bohrung. Ich habe einen 0,58 mm dicken Bohrer in meinem Bestand gefunden, das passte perfekt.


    Die beiden Bohrpositionen auf der Seitenwand sind bereits werkseitig markiert, die dritte obere Bohrung wurde unmittelbar unterhalb der oberen Nietreihe der Seitenwände im 45-Grad-Winkel gebohrt. Wer es nachbauen möchte achte bitte darauf, dass der Bohrer nicht im vorderen Bereich der Fensterlaibung austritt sondern weiter Richtung Führerhaus (was bei meinem ersten Versuch natürlich misslang…). Die unteren Griffstangenhalter wurden eingeklebt und anschließend mit einem 0,3mm Bohrer aufgebohrt damit der Draht sauber eingeführt werden kann.


    Danach wurde der 0,3 mm-Messingdraht gebogen, jedoch etwas länger als benötigt. Notwendig sind 19,95 mm für den waagerechten Anteil und 9,25 mm für den senkrechten Anteil der Griffstange. Ich habe an der waagerechten Stange etwa 2 mm zugegeben und am senkrechten Teil den gesamten „Drahtrest“ gelassen. So klappt später das Einsetzen wunderbar…


    Zwischenbemerkung:

    Es bleibt festzustellen, dass an dieser Stelle der Weinert-Bausatz nicht ganz dem (gewählten?) Vorbild entspricht. Vergleicht man die Positionen der Fensterschirme bei Vorbild und Modell, so stehen diese im Modell deutlich näher an den Führerhausecken. Ich vermute die Materialstärke des Weißmetalls als Ursache; aber auch eine fehlerhafte Positionierung der Fenster/Fensterschirme ist möglich. Abhilfe würde nur eine Neuanfertigung aus dünnem Messing- oder Neusilberblech schaffen, was ich mir aber gespart habe.


    Nun wurde der dritte Griffstangenhalter ebenfalls aufgebohrt und leicht -etwa um 10 Grad- gebogen. Das Ergebnis sollte so aussehen, dass die Öffnungen für die Griffstange nach oben und unten weisen und der Winkel nach rechts oder links weg zeigt (je nach Einbauseite). Hierdurch wird in etwa der gleiche Abstand der Griffstange zur Außenwand des Führerhauses erreicht, wie er von den waagerechten Haltern vorgegeben wird.

    Nun wird der Halter aufgeschoben, die Griffstange in die beiden unteren Halter geschoben und der obere Halter in die Bohrung gedrückt. Nach Abkneifen der überstehenden Enden erfolgt die endgültige Klebung mit Sekundenkleber.

    Im Ergebnis sehen die Griffstangen dann so aus (leider nicht so gut zu sehen):


    griffstangenfh70jsy.jpg


    Danach wurden die Griffstangen für den Führerhausauftritt angebracht. Da der Schaft nach dem Abkneifen zu lang ist wurde er so gekürzt das er auf der Innenseite des Führerhauses nicht herauskam. Die Bohröffnungen wurden von innen noch mit Sekundenkleber aufgefüllt und nach dem Aushärten bündig geschliffen. Auch hier wurden die Öffnungen zur Aufnahme der Griffstange vorher auf 0,3 mm aufgebohrt.


    Nun wurden die vier Dachhaken in 0,7 mm-Bohrungen geklebt. Hier stimmen die Angaben in der Bauanleitung.


    Der nächste Schritt war die Anfertigung der zusätzlichen Regenrinnen aus je einem Polystyrolstreifen 0,25x0,50 mm mit 22,00 mm Länge. Leider nicht als „Rinne“ sondern eher als „Blech“-Imitation. Hier hätte ich mir einen 0,1 mm dünnen Messing- oder Neusilberstreifen gewünscht, aber sowas habe ich nicht im Bastelfundus.


    fhrerhausfertig1hjb7.jpg


    Das Fensterbrett wurde durch einen 0,4x0,5mm Polystyrolstreifen dargestellt, der auf die Fensterumrandung aufgeklebt wurde. In den Bildern oben fehlt er noch.


    Jetzt erst wurden die Löcher in der Führerhausfront mit 0,5 mm aufgebohrt, ebenfalls nach Anleitung. Danach stand noch das Verspachteln meines fehlgelaufenen Bohrversuchs im Frontfenster an.


    Da ich befürchte, dass bei der weiteren Handhabung des Führerhauses die anzuklebenden Führerhaustüren wieder abbrechen oder gar verbogen werden habe ich auf deren Anbau verzichtet. Dies wird nach Fertigstellung von Kessel, Umlauf und Führerhaus kurz vor der Lackierung nachgeholt.


    Letzte Baugruppe ist der Stehkessel. Hier müssen die drei Prüfhähne [A], das Steuerrad [B], der Reglerhandhebel [C] und das Ventil zur Gegendruckbremse [D] angeklebt werden. Von der Ventil-Dreiergruppe [E] (Absperrventil zur Speisepumpe (oben), Dampfventil zur Speisepumpe (rechts rechts) und Dampfventil zum Hilfsbläser (links unten)) wurde das obere Ventilrad (Absperrventil zur Speisepumpe) entfernt, da die Maschine keine Speisepumpe hatte. Nicht klären konnte ich ob auch das Dampfventil zur Speisepumpe entfallen muss, oder ob das Ventilrad für andere Zwecke verwendet wird.

    Letztes Bauteil ist die Gruppe [F] Dampfheizeinrichtung-Spindelbock-Kesseldruckmesser-Thermometer-Druckmesser für Bremseinrichtungen. Sie wird von oben in den Stehkessel eingeklebt.


    stehkessel7uj4v.jpg


    Die nächste Baugruppe umfasst den Kessel. In ein paar Tagen werde ich berichten können.


    Herzliche Grüße

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin zusammen,


    meine nächste Baugruppe war der Kessel.


    Zu Beginn der Arbeiten wurden am Langkessel und an der Rauchkammer, wie auch schon beim Führerhaus beschrieben, alle Gussgrate, Angüsse und Gussfahnen beigeschliffen. Diese lagen an teils unmöglichen Stellen, wie die Abbildung zeigt.


    langkesselundrkr9k7m.jpg


    Auch die Formtrennkanten, die waagerecht über beide Kesselseiten verlaufen, wurden bearbeitet. Dies ist teilweise nur schwer möglich, da sich in unmittelbarer „Arbeitsnähe“ auch Nietnachbildungen befinden. Aber die Arbeiten sind unerlässlich, weil diese Trennkanten auch nach der Lackierung deutlich sichtbar bleiben.


    kesselbearbeitetu5juq.jpg


    Ich habe auch sämtliche Gussfahnen im Kesselinneren entfernt, weil ich den Innenraum eventuell noch für andere Einbauten benötige.


    langkesselundrkbearbe60kyd.jpg



    Nachdem diese Arbeiten alle beendet waren, habe ich Langkessel und Rauchkammer miteinander verbunden. Dabei musste ich den Innendurchmesser der Rauchkammer etwas vergrößern, die beiden Teile ließen sich nicht direkt miteinander verbinden. Ich habe nur so viel abgetragen, dass die Rauchkammer gerade so darauf passt. Um Kessel und Rauchkammer sauber und möglichst schon ausgerichtet – nicht verdreht - miteinander verkleben zu können habe ich mir eine einfache Hilfsvorrichtung zurechtgelegt.

    Zwei einfache Holzleisten leisteten Abhilfe.


    hilfsvorrichtungklebe33ju5.jpg


    Danach sollte der Kessel ins Führerhaus geschoben werden, aber auch hier passten Innen- und Außendurchmesser nicht zusammen. Deshalb habe ich die Aufnahme in der Führerhausfront solange nachbearbeitet, bis sich der Kessel gerade so ins Führerhaus schieben ließ. Kessel und Führerhaus wurden nicht miteinander verklebt um sie bei den weiteren Arbeiten noch einmal trennen zu können – sofern notwendig.


    Mit den zu ergänzenden Bauteilen wurde die Ausrüstung des Kessels begonnen. An den Deckeln für die beiden Sandkästen und den Dampfdom wurden die Angüsse sauber entfernt und danach angeklebt. Die Verkleidung der Dampfeinströmrohre wurde ebenfalls von allen Graten befreit und oben zur Kesselrundung und unten zum Rauchkammerfuß bündig eingeklebt.

    Die Schornsteinaufnahme in der Rauchkammer wurde mit 2,7 mm aufgebohrt und der Schornstein eingeklebt.


    langkesselgeklebt73jex.jpg


    Danach folgte die Rauchkammertüre. Die vorhandenen Bohrungen für die Aufnahme der Griffstangenhalter – bei der DRG-Version sechs an der Zahl -, sowie die Aufnahmen für den oberen Zugschlusssignalhalter und für das Handrad zum Verschluss der Rauchkammertür wurden entsprechend der unterschiedlichen Stiftdurchmesser aufgebohrt.


    Bei meiner Version passten die Aufnahmestifte am Nummernschildblech nicht zu den vorgesehenen Bohrungen in der Rauchkammertür – sie standen zu weit auseinander. Hier musste ich ein wenig am Nummernschildblech nachschleifen.

    Der Tritt auf der Rauchkammertür konnte passgenau eingeklebt werden.

    Dann wurden die Handgriffstangen aus 0,3 mm Messingdraht leicht rund vorgebogen und in die Halter geklebt.


    Abschließend wurden alle hinten überstehenden Angüsse der Bauteile abgeschliffen um die Rauchkammertüre glatt an die Rauchkammer kleben zu können.


    rauchkammertro4j8v.jpg


    Zum Abschluss dieses Bauabschnitts wurden Führerhaus, Rauchkammertür, Kessel und Rauchkammer miteinander verklebt. Im Ergebnis sieht der Bausatz nun so aus:


    hochzeitkessel-fho2jmm.jpg


    Nächster Bauabschnitt waren die Umläufe. Der Umlauf auf der Heizerseite ließ sich nicht passgenau an das Führerhaus ansetzen. Grund dafür war der Ausschnitt für die Leitung, die am Führerhaus angespritzt ist. Dieser musste um etwa 0,5 mm in Richtung Kessel ausgeweitet werden. Danach konnte der Umlauf an das Führerhaus angelegt werden.


    umlaufspalty7kik.jpg



    Der Umlauf der Lokführerseite ließ sich ohne Nachbearbeitung ankleben.


    Vorher mussten noch die Bereiche links und rechts unter dem Rauchkammersattel glatt geschliffen werden, damit die Umläufe mit dem Stehkessel in einer Flucht liegen.


    umlufeausrichtenvjjfu.jpg


    Danach begann ich die Heizerseite zu bestücken. Zuvor dafür ein Blick auf das Vorbild in einer unbearbeiteten Aufnahme.


    kesselvorbildbrjzs.png

    Detailaufnahme Kessel 55 4840

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs


    Anmerkungen:

    • Die folgende Auflistung wurde nach Abschluss aller Arbeiten angefertigt, da waren beim Bau schon ein paar „Fehler“ passiert, wie z.B. die zu hohen Leitern montiert.
    • Eine Bitte an die Fachleute Christian und Michael: Trotz einer intensiven Recherche konnte ich nicht alle Leitungen und Armaturen zweifelsfrei identifizieren. Sollten falsche Bezeichnungen in der folgenden Beschreibung erscheinen, so bitte ich um eine korrigierende Mitteilung, ich ändere das dann.


    Notwendige Änderungen am Bausatz nur für die Heizerseite

    • Schließen der Bohrungen für den Vorwärmer im Umlauf
    • Nicht benötigte Bohrlochkörnungen am Kessel verschließen
    • Anderes Kesselspeiseventil verwenden, Stutzen Richtung Führerhaus (a)
    • Druckleitung der ersten Dampfstrahlpumpe vom Kesselspeiseventil ins Führerhaus legen (a)
    • Druckleitung der zweiten Dampfstrahlpumpe vom Dampfentnahmestutzen am Dampfdom ins Führerhaus legen (b)
    • Neue Generatorstütze anfertigen (c)
    • Ventilstangenhalter verkleidet, nicht in Nische (d)
    • Dampfdom verspachteln (Deckel/Körper) (e)
    • Frischdampfleitung vom Dampfdom zum Hilfsbläser unter Turbogeneratorstütze hindurch legen (f)
    • Einfache Sandstreudüsen (g)
    • Griffstange am Langkessel mit anderen Positionen der Griffstangenhalter (h)
    • Rohrleitung der Rauchkammernässvorrichtung zur Rauchkammer legen (i)
    • Elektroleitung zu den vorderen Laternen und zur Leitung unter dem Umlauf legen (j)
    • Griffstange auf der Rauchkammer höher legen (k)
    • Rechte Leiter nach links verschieben (l)
    • Zweite Leiter anbringen (l)
    • Leitern 1,4 mm tiefer legen (l)
    • Schmierleitung zum Luftsaugeventil am Dampfeinströmrohr legen (m)
    • Schmierdampfleitung von unterem Kesselspeiseventil Richtung Umlauf legen (Zweck?) (n)
    • Griffe an den Sandkästen in Griffstangenhalter legen (o)
    • Spindelstange für Kipprost von Führerhaus zum Umlauf legen (p)
    • Zusätzliche Dampfleitung auf dem Umlauf ins Führerhaus legen (q)
    • Blech vor der linken Leiter (r)
    • Zusätzlicher einfacher Griff über linker Leiter, rechter Holm (s)


    (a) Erste Leitung ist die Dampfleitung der ersten Dampfstrahlpumpe vom Kesselspeiseventil ins Führerhaus. Hierzu wurde auch ein anderes Kesselspeiseventil verwendet (im Bausatz enthalten). Sein Stutzen weist Richtung Führerhaus. Die 0,5 mm Druckleitung ist am Kesselspeiseventil angelötet. Der Kompromiss: Genaugenommen hätte ich den Bogen heraussägen müssen, damit der Flansch näher ans Ventil rückt.


    strahlpumpeuntenr5ko4.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (b) Zweite verlegte Leitung ist die Dampfeitung der zweiten Dampfstrahlpumpe vom Dampfentnahmestutzen am Dampfdom ins Führerhaus. Auch sie hat 0,5 mm Durchmesser und ist am Stutzen angelötet. Das Führerhaus wurde für diese Leitung mit einer weiteren Bohrung versehen. Diese Leitung wurde später noch einmal demontiert und zur Darstellung einer Isolierung mit einem schmalen Streifen (2mm breit) einer Papiertaschentuchlage umwickelt und beklebt. Ich bin mal gespannt, wie sich das später am Modell nach der Lackierung darstellt. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.


    Nun wurden auch die Waschlukendeckel am Stehkessel und die Luftsaugeventile an den Verkleidungen der Dampfeinströmrohre eingeklebt.


    strahlpumpeoben68jgv.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    Die rechte Leiter wurde um 4 mm nach links versetzt; sie wurde später noch mal demontiert – sie saß im Modell zu hoch und war schief geraten (siehe unten).


    Zwischendurch habe ich mich noch einigen kleineren Nebenarbeiten zugewandt.

    (c) Der neue Standfuß für den Turbogenerator wurde aus einem 0,2 mm-Neusilberstreifen erstellt. In die Kesselauflage wurden zwei Löcher gebohrt, ein 0,4mm Draht U-förmig gebogen, von oben durchgesteckt und verlötet. Danach wurde der obere Bereich abgezwickt, die unteren Stifte dienten später als Verankerung auf dem Kessel.

    Von einem Weißmetall-Turbogenerator wurde der alte Fuß abgeschliffen, die Flansche für die Elektroleitungen mit 0,3 mm aufgebohrt, der für die Dampfzuleitung mit 0,5 mm. Dann wurde der Generator auf den neuen Fuß geklebt.


    (d) Der Standfuß des Ventilstangenhalters wurde aus einem Stück 0,25x0,5 mm Polystyrol mit 1 mm Länge erstellt, von vorne eingeklebt und seitlich mit Plasto aufgefüllt. Nach dem Aushärten wurden die Seiten noch ein wenig glattgeschliffen.


    (e) Der umlaufende Spalt am Dampfdom zwischen dem Unterteil und dem separat aufgeklebten Deckel wurde verspachtelt und geschliffen.


    zwischenarbeit18kzm.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahmen © Andreas B


    Nun konnten die beiden Stangen der Handräder zu den Anstellventilen für Dampfstrahlpumpe und Hilfsbläser gelegt werden. Sie entstanden aus 0,3 mm Messingdraht.

    (f) Die Leitung zum Hilfsbläser entstand aus 0,5 mm Messingdraht.


    anstellstangenhilfsblxskao.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (g) Dann habe ich die beiden Sandstreudüsen neu gestaltet. Sie entstanden aus 1,0 mm-Messingdraht. Er wurde um 90 Grad abgewinkelt um eine Halterung im Sandkasten zu bekommen. Der Knick wurde von außen aufgeschliffen, ein 0,4 mm-Messingdraht als Sandfallrohr eingelötet und der Leitungsverlauf gebogen. Die Sandfallrohre reichen nun bis hinter die Achsen, ob sie so lang bleiben entscheidet sich erst beim weiteren Zusammenbau von Aufbauten und Fahrwerk. Eventuell besteht ja noch eine Kurzschlussgefahr sollte ein Radsatz in Bögen an den Draht kommen.


    sandfallrohrepajnv.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (h) Nachdem die wichtigsten Leitungen am Kessel verlegt waren wollte ich die Griffstangen anbringen. Dabei stellte sich heraus, dass die Griffstange mit der Leiter des Bausatzes kollidieren würde, wenn man den Bausatz wie vorgesehen montieren würde. Bei Betrachtung und Vermessung der Vorbildaufnahme stellte ich dann fest, dass die Leitern zu hoch waren und gute 1,4 mm tiefer gelegt werden mussten – ihre oberen Kesselbefestigungen liegen später genau auf Linie mit der sichtbaren Nietreihe am Stehkessel. Also wurde die Leiter wieder demontiert; nun gut, so konnte ich auch die schiefe Montage korrigieren. Die unteren Auflagen der Leiter wurden entfernt, alle Bohrungen erneut verschlossen.


    Die Griffstange wurde in vier Griffstangenhalter gesetzt deren beide mittleren Positionen vom Bausatz abweichen.


    langkesselgriffstangelikc2.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (i) Im nächsten Schritt wurde aus einem 0,2 mm Messingdraht die Leitung der Rauchkammernässvorrichtung vom Führerhaus zur Rauchkammer verlegt.


    rauchkammernaessleituehkw0.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (j, k) Die folgenden beiden Bauabschnitte waren die Elektroleitung vom Turbogenerator zu den vorderen Laternen und zum Umlauf der Heizerseite (gelb), sowie die höher gelegte Griffstange auf der Rauchkammer (orange). Beides wurde aus einem 0,3 Messingdraht hergestellt.


    elektroleitungundgrif4lj37.jpg

    Links: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Rechts: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (l) Jetzt wurden die beiden Leitern erneut angebracht, wie oben geschrieben 1,4 mm tiefer. Sie bekamen nur im Kessel Aufnahmebohrungen mit 0,8mm Durchmesser. Auf dem Umlauf liegen sie nur auf.


    leiternneuh1jam.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (m, n) Nun folgten zwei Leitungen aus 0,2 mm Kupferdraht. Zuerst die Schmierdampfleitung vom Luftsaugeventil am Dampfeinströmrohr, danach eine Dampfentnahmeleitung am unteren Kesselspeiseventil (gelb). Beide Drähte wurden angelötet.


    schmierdampf4bku9.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (o) Die Griffstangen aus 0,2 mm Messingdraht wurden an den Sandkästen in die „Griffstangenhalter, superfein“ von Weinert (Bestell-Nr. 8461) gesetzt.

    Die Sanddüsen erhielten je eine Druckluftleitung aus einem 0,2 mm Messingdraht. Dieser wurde auf die Sandstreudüsen aufgelötet und führen um die Sandkästen herum.


    sanddomesaknw.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    (p) Die Kipprostspindel wurde mit einem 0,7 mm-Messingdraht dargestellt (rot).


    (q) Die zusätzliche Dampfleitung aus 0,8 mm Messingdraht, erneut „isoliert“ mit einem Streifen einer Lage eines Papiertaschentuchs, wurde auf dem Umlauf verlegt (gelb).


    (r) Das Blech, welches vor der linken Leiter liegt, wurde aus einem Stück 0,25x0,5 mm Polystyrol nachgebildet (grün).


    (s) Als letzte Arbeit auf der Heizerseite erfolgte noch die Anbringung des zusätzlichen Handgriffs über der linken Leiter, rechter Holm, zum Sandkasten. Sie entstand aus 0,25 mm Messingdraht (blau).


    restarbeitenvckkh.jpg

    Oben: Detailaufnahme Heizerseite 55 4840, eigene Ergänzungen

    Vorbildaufnahme von Manfred van Kampen 1953,

    © Bildarchiv der Eisenbahnstiftung, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs

    Unten: Modell, Aufnahme © Andreas B


    Um den Arbeitsablauf zum „Isolieren der Leitungen“ zu verdeutlichen habe ich mal eine kleine „Anleitung“ zusammengestellt. Das sieht schwerer aus als es ist. Als Kleber wurde Sekundenkleber verwendet. Sollte ein Streifen mal reißen oder zu Ende sein so ist das kein Problem, einfach den nächsten Streifen leicht überlappend ankleben. Die Ansatzfahnen werden nach dem vollständigen Umwickeln mit einem scharfen Skalpell abgeschnitten, bei Bedarf kann noch ein wenig nachgeklebt werden. Anmerkung: Die Bohrung (für diese Leitung im Führerhaus) entspricht auch weiterhin dem Drahtdurchmesser, die Isolierung beginnt erst davor. Der Ansatz kann freigeschnitten werden, oder man lässt ihn schon beim Wickeln frei…


    isolierungbrkmc.jpg


    Soweit die Arbeiten an der Heizerseite. Sieben Tage – jedoch nur stundenweise – Bastelspaß waren das.

    Eine Feststellung habe ich jedoch gemacht: beim Nachbau eines Vorbilds sollte man auf der Vorbildaufnahme mehr mit einer Schieblehre und einem Lineal arbeiten. Dadurch wäre mancher Fehler vermeidbar gewesen …


    Für die Lokführerseite stand mir keine Abbildung der 55 4840 zur Verfügung. Ich habe deshalb aus verschiedenen Aufnahmen eine Lokführerseite „gebastelt“. Aber das ist Thema des nächsten Bauabschnitts.


    Herzliche Grüße sendet und eine frohe, besinnliche Weihnacht wünscht Euch allen


    Andreas :santa:

  • Moin Andreas,


    das ist ein Klasse Beitrag! Schritt für Schritt - wie damals Christian mit seiner 81er, und doch anders...

    Vielen Dank, ich werde Deinen Bericht weiter aufmerksam verfolgen!

    Beste Grüße,

    Dir und allen im Forum frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr 2021, bleibt gesund!!
    Beste Grüße


    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!