Nein, ich war dieses Jahr ganz und gar nicht inaktiv in Sachen Modellbahn und Vorbild. Nur hatte ich bisher nicht die Zeit, meine Ergebnisse in Wort und Bild für unser Forum zusammenzufassen. Jetzt ist Gartenarbeit aber nur noch in "kleineren Dosen" nötig bzw. möglich; ich kann mich um andere Dinge kümmern...
... Und damit ein fröhliches
Moin moin zusammen,
beginnen möchte ich mit der „Eisenbahnarchäologie“ auf dem westlichen Streckenabschnitt der ehemaligen Nebenbahn von Bleicherode Ost nach Herzberg (Harz).
Diese Nebenbahn wurde durch die Grenzziehung als Folge des Zweiten Weltkriegs in zwei Streckenäste geteilt:
- Von Bleicherode Ost bis Zwinge verblieb die Strecke auf dem Territorium der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Der Grenzverlauf trennte den westlichen Bahnhofskopf vom Restbahnhof ab.
- Der weitere Streckenverlauf von Zwinge West bis Herzberg am Harz verblieb auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland (BRD).
Wer einen Überblick über die Strecke erhalten möchte, dem lege ich das Buch von Paul Lauerwald aus dem Wolfgang Herdam Verlag nahe: Bleicherode Ost – Herzberg (Harz); Nebenbahn zwischen Ost und West 1908 – 2003.
Doch nun zurück zu meiner „Archäologie“.
Es hatte mich schon länger gereizt nach den verbliebenen Relikten des westlichen Streckenabschnitts dieser Nebenbahn zu forschen. Ich habe sie kennengelernt, als die Gleise noch lagen – ganz kurz vor dem Abbau. Da war sie auf ganzer Länge seit 2, abschnittweise schon seit über 10 bzw. 20 Jahren stillgelegt. Die Reste heute -50 bzw. 60 Jahre nach der Stilllegung des ersten Abschnitts- zu fotografieren, wo möglich zu vermessen und zeichnerisch festzuhalten, hatte ich schon länger vor.
Ich lade Euch ein, mich auf diesen 15 Kilometern zu begleiten.
Die Streckenbegehung verlief entgegen der ursprünglichen Kilometrierung, weshalb wir bei Kilometer 41,1 beginnen und bei Kilometer 26,55 enden werden.
Hier kurz die Stilllegungsdaten aus o.a. Buch:
Personenverkehr Zwinge West – Herzberg 28. Mai 1961 (zum Sommerfahrplan)
Güterverkehr Zwinge West - Rhumspringe 01. März 1971
Rhumspringe – Herzberg 01. Februar 1982
Um die Orientierung zu erleichtern füge ich je Teil einen Kartenausschnitt zu Beginn eines Berichtsanteils an, der auch die im Text angesprochenen baulichen Anlagen der Nebenbahn bezeichnet.
Vom Bahnhof (Bf) Herzberg am Harz bis zum Bahnübergang (Bü) in km 38,95
Die Strecke
Selten habe ich eine Strecke erkundet, die mehrfach so stark ihr Erscheinungsbild, ihren Charakter, ändert wie diese. Ein durchaus reizvoller Aspekt und ein starker Anreiz für ausgedehnte Radtouren. Im ersten Teil der Reise liegen 3,91 Kilometer (km) vor mir - sagt die Zeichnung der Streckenverhältnisse bis zum folgenden Bahnhof. Davon lagen aber schon 1000 Meter im Bahnhof Herzberg; der liegt übrigens auf 240 Meter über NN.
„Abfahrt“ war damals im Bahnhof Herzberg auf Gleis 4. Auch ich beginne die Reise in Höhe des Empfangsgebäudes. Weiter ging es unter der Brücke der Duderstädter Straße hindurch am Ausfahrsignal N4 vorbei. Im nun folgenden Weichenbereich fädelte die Nebenbahn über die Weichen 78 und 79 aus dem Bahnhof aus. Hier ist auch der Standort des Stellwerks „Ho“. Den ehemaligen Standort des Einfahrsignals G aus Richtung Pöhlde konnte ich nicht entdecken.
Bf Herzberg, Empfangsgebäude
Bf Herzberg, ehemaliges Streckenende der Nebenbahn am Ausfahrsignal P4, dahinter Stellwerk „Hmf“
Bf Herzberg, Gleis 4 in Richtung Ausfahrt
Bf Herzberg, Brachland ehemaliges Gleis 3
Bf Herzberg, Stellwerk „Ho“ von der Brücke der „Duderstädter Straße“ aus
Bf Herzberg, Blick über die östliche Weichenstraße, ganz links Ausfahrsignal N4. Ja, die Signale sehen schon ein wenig seltsam aus. Sie sind wegen der davorliegenden Brücke niedriger ausgeführt und verfügen nur über Stummelflügel. Dies erleichtert den Lokführern das Erkennen der Signalstellung.
Bf Herzberg, Blick Richtung Bahnhof im Bereich des Trassenanfangs der Nebenbahn
Bf Herzberg, ca. 50 Meter weiter auf der Trasse, gleiche Blickrichtung wie Bild 13
Das eigentliche Streckenradeln beginnt bei Kilometer 40,2.
Verlässt man Herzberg auf der zum Radweg ausgebauten, auf einem niedrigen Damm liegenden, Strecke, so befindet man sich in einem landwirtschaftlich genutzten Raum mit sanften Hügeln. Rollen lassen ist angesagt, wenn man sich gemütlich mit dem Rad fortbewegen will. Die Stecke – sie liegt hier in einem Rechtsbogen mit ca. 1100 Meter Halbmesser - fällt in diesem Bereich mit 1:60 auf 413 Meter. Hinter Kilometer 40,1 liegt die Trasse durch die Geländegegebenheiten auf einem teils ca. 2 Meter hohen Damm.
Trasse bei Herzberg bei Km 40,1 mit Blick Richtung Herzberg
Trasse bei Herzberg bei km 39,5 mit Blick Richtung Herzberg
In Kilometer 39,68 wird die Brücke über die Kreisstraße nach Scharzfeld passiert (Pöhlder Straße), sie kreuzt die Straße diagonal und ist modernisiert.
Bahnbrücke über die Kreisstraße, links geht die Strecke nach Herzberg, rechts nach Pöhlde
Es folgt ein kurzer ebener Abschnitt (ca. ab km 39,85 bis km 39,7), dem wieder ein Gefälle auf 741 Meter mit 1:60 folgt – nun aber in einem Rechtsbogen mit rund 500 Meter Halbmesser. Dieser langgezogene Rechtsbogen endet im Kilometer 39,35, geht in eine Gerade über und liegt immer noch auf einem Damm. Links und rechts der Strecke erstrecken sich kleinere Landwirtschaftsflächen bis km 39,0. Hier wechselt die Landschaft in eine Auelandschaft mit niedrigem Baum- und hohem Grasbewuchs – wir befinden uns in der Oder-Aue. Nur etwa 0,50 Meter Höhenunterschied liegen zwischen der Trasse und den umliegenden Flächen.
Auelandschaft in km 39,0 mit Blick Richtung Herzberg
Auelandschaft mit Blick Richtung Herzberg
Am Bahnübergang (Bü) in Kilometer 38,95 wird ein Feldweg gekreuzt. Er ist durch vier Stelen markiert, was ihn als auch vor 60 Jahren vorhandenen Bü ausweist.
Bü 38,95 Zander mit Blick Richtung Herzberg
Ende Teil 1