Einmal volltanken bitte - eine deutsch-deutsche Tankstellengeschichte Teil 1 1918-1949

    • Offizieller Beitrag

    Nur eine Tankstelle? – Eine Geschichte aus Ost und West


    Moin moin zusammen,


    früher gab es im Fernsehen immer einen Weihnachts-Vierteiler. Und weil wir Weihnachten haben, dachte ich mir, diese Geschichte könnte ich ja hier als Fünfteiler veröffentlichen. Nun kommt der aber nicht Woche für Woche, sondern in den nächsten Tagen, jeden Tag ein weiterer Teil.


    Heute führe ich Euch in meine Wahlheimat Herzberg am Harz und, obwohl hier ein ehemals wichtiger Knotenbahnhof liegt, mal fast ohne Eisenbahn.

    Ich darf vorstellen: der Oelvertrieb Dipl.-Ing. Kurt Isermeyer GmbH

    Abb. 11

    Zustand der ehemaligen Niederlassung in Herzberg am Harz im Februar 2020.


    Die Vorgeschichte:


    Ganz versteckt im „Industriegebiet“ liegt die stillgelegte alte AVIA-Tankstelle mit einigen Öltanks, die ich bei einem meiner Spaziergänge wiederentdeckte. „Da hinten“ komme ich eigentlich selten hin; ist eine recht abgelegene, nur schlecht zu erreichende Gegend. Immer mal wieder lief ich daran vorbei, mit den Gedanken „…mmhh-sieht gut aus – ja, interessant…“ … Bis ich mich dann irgendwann dazu entschied, vielleicht irgendwann einmal einen Nachbau zu versuchen.


    Ich begann nach Unterlagen, Informationen, Bildern und Berichten zu suchen; eine Bauzeichnung hätte mir ja gereicht. So lernte ich den ehemaligen Eigentümer, Herrn Jürgen Lawendel, kennen. Er erzählte mir ein wenig zum Werdegang des Ölvertriebs.

    Mein Interesse war geweckt. Ich begann mit –letztlich sehr umfangreich gewordenen- Recherchen.


    Bevor ich umfassend in Wort und Bild zur Geschichte der Oelvertrieb Isermeyer GmbH und seinen Vorgängern und Nachfolgern in Ost und West berichte, möchte ich es nicht versäumen, mich bei denen zu bedanken, die mich mit Informationen rund um diesen Betrieb -eigentlich: diese Betriebe- versorgten.

    • An erster Stelle Herrn Jürgen Lawendel für die Initialzündung zur weiteren Forschung. Er stellte die alten Aufnahmen bereit, versorgte mich umfassend mit Informationen zum Werdegang zwischen 1949 und 2013 und erteilte mir die Erlaubnis zu deren Veröffentlichung.
    • Den Herren Bernd und Kai Hempowicz für die umfassende Bereitstellung der alten Unterlagen aus den Jahren 1924 bis 1945 und für die Informationen aus den Nachkriegsjahren bis März 2020. Sie erlaubten mir darüber hinaus auch die Anfertigung von aktuellen Aufnahmen des ehemaligen Betriebsgeländes und gaben ihre Erlaubnis zur Veröffentlichung der Unterlagen und Aufnahmen.
    • Erik Meltzer und Timo Günther haben mir bei der Identifizierung der Kraftfahrzeuge geholfen.
    • René Pabst für die Informationen zum Kasseler Tanklager in der Nachkriegszeit.
    • Dem Stadtarchiv Nordhausen, Herr Dr. Theilemann, Frau Schmidt und Frau Gorges, die mir die sehr umfangreichen Informationen der Jahre 1924 bis 1949 zugänglich machten. Die weitere Nutzung des Geländes bis 1989 konnte ebenfalls im Stadtarchiv recherchiert werden.
    • Dem Stadtarchiv Sangerhausen, Frau Scheeler, für Informationen zum Großtanklager in Sangerhausen und dessen Nachkriegsnutzung in den Jahren 1938 bis 1949.
    • Dem Stadtarchiv Herzberg, Herrn Wolff, für die Suche und Bereitstellung einiger weniger Informationen.


    Anmerkung:

    Originalbezeichnungen von Firmen und Straßennamen sind kursiv gedruckt, Anmerkungen werden mit einem * markiert und am Ende des jeweiligen Absatzes erläutert.

    Die Quellenangaben sind als separater Teil veröffentlicht. Die Quellen werden jeweils mit hochgestellten (X) Zahlen im Text kenntlich gemacht.


    Vorab: Riebeck –> Stinnes –> BASF –> Gasolin

    Die folgenden kurzen Ausführungen zu den Firmen, für die der Brikett- und der Oelvertrieb als Verkaufsstelle bis 1945 tätig waren, müssen zum besseren Verständnis in eine zeitliche Reihenfolge gesetzt werden. Dazu ist ein kurzer Überblick über die damaligen wechselhaften Ereignisse notwendig.

    Um den Bezug zum Thema herzustellen nutze ich die Briefköpfe erhalten gebliebener Schreiben zwischen 1924 und 1934.


    Der Brikett-Vertrieb fungierte -vermutlich seit seiner Gründung- als Verkaufsstelle der Braunkohlenerzeugnisse der A. Riebeck’sche Montanwerke AG. Dies waren Grudekoke6, Rohbraunkohle, Braunkohlenbriketts und Naßpreßsteine7, darüber hinaus wurden Steinkohlen und Hüttenkoke verkauft8.


    Abb. 217 Teilbereich Briefkopf

    Briefkopf Brikett-Vertrieb Nordhausen von Juni 1924, die Technische Abteilung hat den Fernruf 1851.

    Noch steht im Briefkopf Verkaufsstelle der A. Riebeck’schen Montanwerke A:G., Halle A.S*..

    *Halle A.S. = Halle an der Saale


    Bereits im Juni 1923 waren die Montanwerke in der Hugo-Stinnes-Riebeck-Montan- u. Oelwerke A.G., Halle A.S.2, aufgegangen. Der Brikett-Vertrieb nutzte im Briefkopf auch weiterhin die alten Angaben, wie Schreiben zeigen. In dieser neuen Aktiengesellschaft fanden sich neben Braunkohlengruben auch weitere Firmen der Mineralölindustrie (unvollständig):

    • die Erdölwerke Dollbergen9
    • die Oleawerke AG für Mineralöl-Industrie (später Deutsche Gasolin10)
    • die AG für Petroleumindustrie (API)

    Abb. 318 Teilbereich Briefkopf

    Briefkopf Brikett-Vertrieb Nordhausen von November 1924, der Vertrieb hat neue zusammenhängende Telefonnummern erhalten. Noch wird die Technische Abteilung genannt, sie hat innerhalb der Unternehmensstruktur den Fernruf 1623. Jetzt ist der Briefkopf geändert auf Verkaufsstelle der Hugo-Stinnes-Riebeck-Montan-u. Oelwerke A.G., Halle A.S..


    Kurze Zeit später wurde die Hugo-Stinnes-Riebeck Oelhandelsgesellschaft m.b.H. als Tochterunternehmen gegründet; hier bündelte Hugo Stinnes11 seine Ölinteressen.


    Abb. 45 Teilbereich Briefkopf

    Briefkopf von April 1925. Dies ist der erste bekannte Briefkopf der Oelvertrieb Nordhausen G.m.b.H.. Folgerichtig steht nur seine Fernsprechnummer im Briefkopf. Die Ölsparte des Firmenkonglomerats von Hugo Stinnes wurde zwischenzeitlich umfirmiert. Nun ist der Brikett-Vertrieb offiziell Verkaufsstelle der Hugo-Stinnes-Riebeck Oelhandelsgesellschaft m.b.H. Berlin-Hamburg-Dortmund-Rotterdam.


    Hugo Stinnes verstarb im Frühjahr 1924. Seine Erben vermochten jedoch keinen überlebensfähigen Konzern zu bilden und gingen 1925 in Konkurs.

    Die A. Riebeck’sche Montanwerke AG, Halle A.S. erhielt im September 1925 ihren angestammten Namen zurück.


    Abb. 55 Teilbereich Briefkopf

    Briefkopf der Brikett-Vertrieb Nordhausen G.m.b.H. von Juni 1929. Die ehemals Technische Abteilung wird in der Unternehmensstruktur nun auch hier als Oelvertrieb geführt. Im Briefkopf ist auch die Rückbenennung der Montanwerke nach der Aufteilung nachvollzogen. Der Brikett-Vertrieb ist erneut Verkaufsstelle.


    Hugo Stinnes hatte vor seinem frühen Tod noch die Aktienmehrheiten an den oben genannten Mineralölunternehmen Oleawerke AG und der API erworben11, 12, 13. Aus der Konkursmasse seiner Erben übernahm die BASF15 im August 1925 die Oleawerke, die Erdölwerke Dollbergen und die API und formte daraus die Hugo-Stinnes-Riebeck Oel-AG. Aus ihr wurde im Mai 1926 durch Umfirmierung die Deutsche Gasolin Aktiengesellschaft, Berlin10, 12, 14.


    Abb. 648 Teilbereich Briefkopf

    Briefkopf Juni 1934 mit Hinweis auf Deutsche Gasolin. Der Ölvertrieb hat eine weitere Fernsprechnummer erhalten: 1625.


    Teil 1 Nordhausen - Die Jahre 1918/1924 bis 1949

    Um die Anfänge der späteren Oelvertrieb Isermeyer GmbH darzustellen, muss in der Geschichte einige Jahre zurückgegangen werden, ins Jahr 1918 im heute* thüringischen Nordhausen.

    *1918/1924 gehört Nordhausen zu Preußen, Provinz Sachsen.


    Am 01. April 1918 wurde von drei Gesellschaftern die Brikett-Vertrieb Nordhausen G.m.b.H. gegründet. 1927 zeichneten vier Gesellschafter für den Betrieb verantwortlich. Neben zwei Gesellschafterinnen waren dies die A. Riebeck’sche Montanwerke AG2, 3 und Paul Isermeyer. Der Kaufmann P. Isermeyer (wohnhaft Grimmel Allee 60, Nordhausen4) wurde in der Gesellschaft einer von zwei Geschäftsführern5. Er war der Vater von Kurt Isermeyer, der später den Ölvertrieb übernahm.


    Das Firmengelände lag in der Erfurter Straße 4, welches im Besitz von Albert Busse war und auf dem R. Hilpert eine Spedition und Kohlenhandlung betrieb. Dieses Gelände verfügte bereits über einen Gleisanschluss und wurde kostenfrei zur Verfügung gestellt.


    Abb. 716

    Die Lage und Bebauung des Betriebsgrundstücks in Nordhausen.

    In der Zeichnung dargestellt ist die Bebauungssituation bis 1924, vor Inbetriebnahme der Betriebsstoff-Abfüllanlage.

    Das Grundstück befand sich unmittelbar gegenüber der Straßenseite des Güterschuppens der Staatsbahn und lag zwischen der von West nach Ost verlaufenden Lange Straße und der von Nordwest nach Südost verlaufenden Erfurter Straße. An der Lange Straße verfügte das Gelände über eine Nebeneinfahrt, später Lange Straße 13 und Sitz des Ölvertriebs.

    Rot: Gleisanlagen

    Grau: sonstige Wohn- und Fabrikgebäude (nur auszugsweise)

    Blau: Bestandsgebäude

    I = Büro und Wohngebäude

    II = Lagerhaus, gemauert

    III = Lagerhaus/Rampe, Fachwerk ausgemauert

    IV = offener Lagerschuppen überdacht, gemauert

    V = geschlossener Lagerschuppen überdacht, gemauert

    VI = Materialschuppen


    Erster Hinweis auf den neuen Betriebszweig „Mineralölverkauf“ ist ein Schreiben der Technischen Abteilung des Brikett-Vertriebs vom 2. Juni 1924 an die Stadt Nordhausen. Der Brikett-Vertrieb stellt darin den Antrag auf Errichtung von öffentlichen Benzin-Abfüllstationen und bittet um eine grundsätzliche Entscheidung17.

    Am 4. Juni 1924 fiel die Entscheidung:

    ZITAT ANFANG

    „Mit Rücksicht darauf, dass bereits eine Zahl von 4 Firmen Tankstellen für Autobenzin errichten will, ist der Antrag abzulehnen.“17

    ZITAT ENDE


    Der nächste Antrag durch die Technische Abteilung erfolgte wahrscheinlich im Oktober 1924. Man beantragte den Bau einer Betriebsstoff-Anlage auf dem eigenen Gelände. Der Stadt Nordhausen fehlten aber offenbar Unterlagen, die der Brikett-Vertrieb –hier erneut die Technische Abteilung- im November 1924 nachreichte18.

    Zu diesen Unterlagen gehörten die der Bauerlaubnis beigefügten Bauzeichnungen der Firma Schmidt, Kranz & Co, Nordhausen19, 20, sowie ein Abbildung und eine Skizze der verwendeten Zapfsäule, Bauart „Dobi“ Deutsche-Oel-und Benzin-Import- und Tankstellen G.m.b.H., Berlin. Die DOBI war eine Tochtergesellschaft der Hugo Stinnes-Riebeck Ölhandelsgesellschaft21.


    Abb. 818

    Bauzeichnung Gesamtanlage


    Die Tankanlage wurde mit Schreiben vom 29. April 192517

    ZITAT ANFANG

    „…fertiggestellt und ausprobiert…“

    ZITAT ENDE

    gemeldet.


    Schon vier Monate später, im September 1925, wurde die Polizeiverwaltung darüber informiert, dass

    ZITAT ANFANG

    „…weitere 10.000 kg deutsches Rohöl (Klasse III) in einem eisernen Tank…“

    ZITAT ENDE

    auf dem Grundstück gelagert werden sollen. Am 15.10.1925 wurde mitgeteilt, dass gegen die beabsichtigte Lagerung keine Bedenken bestehen17. Die Lagerung erfolgte nach jetzigem Kenntnisstand in einem oberirdischen Tank.


    Um 1926 herum erfolgte eine erneute Erweiterung der Lagerkapazitäten durch den Einbau eines weiteren oberirdischen Tanks. Er wurde neben den ersten oberirdischen Tank gesetzt. Beide Tanks standen unmittelbar vor der Mauer des Betriebsgeländeabschlusses zur Lange Straße hin.


    Abb. 916

    Lage der beiden neuen Tanks, Zustand um etwa 1926/1927 herum.

    Blau: Bestandsgebäude

    Gelb: Neubau

    VIII = Die Lage der beiden neuen Tanks. Die Lage auch in Abb. 21 zu sehen.


    Im Zeitraum bis ca. 1930 erfolgte auch die Erweiterung des Betriebsgeländes entlang der Lange Straße, westlich der Zufuhrgleise des Staatsbahnhofs. Hierbei wurden vermutlich auch das Tankstellengebäude und ein Schuppen errichtet, entlang der neuen Grundstücksgrenze entstanden offene Lager.


    Im Juli 1931 wurde ein Antrag zur Erweiterung der so genannten Großtankanlage durch Einbau eines vierten Betriebsstoff-Behälters gestellt. Die Lagepläne waren beigefügt.


    Abb. 1017

    Bauzeichnung der Erweiterung der Betriebsstoff-Tankanlage


    Abb. 1123

    Das Tankstellengebäude. Diese, auf 1931 datierte, Aufnahme lässt vordergründig keine Zuordnung zu einer bekannten Mineralölfirma erkennen. Die vermutlich rote Farbgebung der Zapfsäulen lässt jedoch den Schluss zu, dass hier Kraftstoff im Auftrag und auf Rechnung der Deutsche Gasolin verkauft wird.

    Einzig der „Gargoyle“ („Wasserspeier“)24 der Deutsche Vacuum Oel Aktiengesellschaft25 ist auf dem kleinen Schild rechts auszumachen. Er war bis 1952 Warenzeichen für die Schmierstoffe dieser Aktiengesellschaft.

    Die rechte Zapfsäule entspricht dem Typ „Duo Industrie MS IV“ der Maschinen und Apparatebau AG Nordhausen, MABAG26.

    Die Datierung wurde der Originalaufnahme entnommen.

    Hier sehen wir mit dem Kennzeichen IM-67 932 einen Citroen C6, Baujahre 1928-193227, auf der Hebebühne und rechts an den Zapfsäulen einen Opel 1,2 Liter, Baujahre von 1931 bis 193528, vermutlich ein „Regent“. Der „Regent“ wurde ab 1932 gebaut, dann wäre die Aufnahme ebenfalls auf frühestens 1932 zu datieren29.

    Im abgebildeten Haus waren die Buchhaltung und der Kassenraum untergebracht. Die Familie Isermeyer wohnte in der Frankenstraße 30 in Nordhausen4.

    Blickrichtung Nordost


    Danach stellte sich das Betriebsgelände so dar:

    Abb. 1216

    Blau: Bestandsgebäude

    Gelb: Neubau

    IX = vierter Tankkessel aus dem abgebildeten Bauantrag

    X = Buchhaltungs-/Kassengebäude

    XI = offene KFZ-Hebebühne

    XII = Lagerschuppen

    XIII = offene Kohlenlager (Bansen)


    Zum Absatzgebiet des Oelvertrieb Nordhausen gehörten neben dem unmittelbaren Umfeld Nordhausens auch der nordhessische und der südhannoversche Raum. Bis 1933 hatte der Oelvertrieb Nordhausen in diesem Raum weitere Zapfstellen erbaut. Dabei wurden Tankanlagen der Firma Mabag, Nordhausen eingebaut, wie sie auch auf dem eigenen Betriebsgelände mit einer Lagerkapazität von 1x 2000 Liter stand. Die weiteren Anlagen entstanden für18

    • die Fürstliche Kammer in Stolberg mit 1x 3000 Liter
    • die Mühlenwerke Rudloff in Kelbra mit 2x 2000 Liter
    • die Gebr. Müller Maschinen Fabrik in Osterode mit 1x 2000 Liter
    • das Sägewerk Schröder in Hasselfelde mit 1x 2000 Liter
    • die Firma Tolle in Nordhausen mit 1x 2000 Liter
    • und am 20. November 1933 für die Stadtverwaltung Nordhausen (Feuerwehrdepot) mit 2x 3000 Liter30

    Im Jahr 1932 gewährte die Muttergesellschaft dem Oelvertrieb Nordhausen ein Darlehen in Höhe von 127.404 Reichsmark (RM), welches 1933 auf 200.000 RM aufgestockt wurde. Im Gegenzug erhielt der Brikettvertrieb Geschäftsanteile am Ölvertrieb in gleicher Höhe.

    1934 benannte sich die Muttergesellschaft in Südharzer Kohlenhandelsgesellschaft m.b.H. in Liquidation um; die Einstellung der Geschäftstätigkeit erfolgte zum 31. März 19355.


    Am 24. April 1934 erfolgte die notarielle Verhandlung zur Abtretung von Geschäftsanteilen des Brikett-Vertrieb Nordhausen G.m.b.H. in Höhe von 200.000 RM bei der Oelvertrieb Nordhausen G.m.b.H.. Abgetreten wurden ein Teilbetrag von

    • 20.000 RM an den Kaufmann Paul Isermeyer und
    • 180.000 RM an die A. Riebeck’sche Montanwerke AG.

    Ab dem 24. April 1934 war der Ölvertrieb damit im Prinzip selbstständig und nicht mehr Teil der in Liquidation befindlichen Muttergesellschaft.

    Mit dem Beginn der Selbstständigkeit änderte sich zunächst an der Bezeichnung des Betriebes als Oelvertrieb Nordhausen G.m.b.H. noch nichts. Erst mit dem Zeitpunkt der Aufgabe des Geschäftsbetriebes der Muttergesellschaft am 01. April 1935 änderte sich die Gesellschaftsform: Kurt Isermeyer wurde alleiniger Eigentümer. Dies wurde auch in die Firmenbezeichnung übernommen, sie firmierte ab diesem Datum als Oelvertrieb Nordhausen, mit dem Zusatz Kurt Isermeyer.


    Bedingt durch die Liquidation der Muttergesellschaft wurde nun auch das Betriebsgelände neu aufgeteilt.

    Auf dem nördlichen Geländeanteil Erfurter Straße 4 eröffnete Albert Busse erneut eine Spedition sowie einen Kohlen- und Kunstdüngerhandel.

    Der Ölvertrieb im südlichen Geländeanteil hatte seinen Sitz nun erstmals in der Lange Straße 13. Er blieb Verkaufsstelle für die Deutsche Gasolin AG, auch Tanklager in Kassel und Göttingen wurden weiterhin in Briefköpfen erwähnt.

    Unverändert blieb jedoch die Nutzung des ehemaligen Gesamtgrundstücks ohne Barrieren und des gemeinsamen Gleisanschlusses. Er diente beiden Firmen zur Zuführung von Güterwagen über die Staatsbahn (mit eingetragenem Wegerecht für A. Busse).


    Abb. 1316

    Neue Geländeaufteilung

    Blau: Bestandsgebäude

    Gelb: Betriebsgelände Ölvertrieb


    Abb. 1430

    Aus dem Jahr 1936 ist ein erster Lieferschein an das Stadtbauamt Nordhausen erhalten geblieben, datiert auf den 01. April 1936.

    Vermutlich noch erster Briefkopf nach der Trennung von Gasolin. Lieferschein 53261. Hier findet sich auch die erste namentliche Nennung des Inhabers Kurt Isermeyer im Stempel. Die freie Zeile unter dem Firmennamen deutet möglicherweise darauf hin, dass sich Herr Isermeyer darum bemühte, für eine andere Mineralölgesellschaft als Verkaufsstelle auftreten zu können.

    Die Großtanklager in Kassel und Göttingen stehen noch im Briefkopf, wahrscheinlich jedoch durchgestrichen. Gleiches gilt für die Bankverbindung.* Beim Tanklager Göttingen wurde zwischenzeitlich die Adresse Güterbahnhofstraße 4 ergänzt. Es wurde ein neuer Stempelabdruck doppelt über den Briefkopf gelegt: Oelvertrieb Nordhausen Kurt Isermeyer.

    *Anmerkung: Es handelt sich beim Originaldokument um einen Durchschlag, deshalb sieht es hier so aus, als ob die Tanklager unterstrichen wären.

    Der letzte bekannte Nachweis dieses Briefkopfes datiert auf den 12. Mai 193630.

    Weitere Informationen zu den Tanklagern Göttingen und Kassel im Teil 3.


    …Der Verkauf von Kraftstoffen und Ölen auf eigene Rechnung sollte – ab April 1935 gerechnet - nur etwas über vier Jahre andauern…


    Als freier Mineralölhändler schloss sich Kurt Isermeyer der 1927 ins Leben gerufenen Uniti, der Vereinigung deutscher unabhängiger Betriebsstoff- und Mineralölimporteure27, an. Dieser Verband bot seinen Mitgliedern eine besondere Möglichkeit: Sie konnten unter einem einheitlichen Layout eine „UNITI-Fernstrassen-Karte für Gross-Deutschland“ mit ihrer Firmenreklame auf dem grauen Cover drucken lassen und vertreiben. Auch Kurt Isermeyer nutzte diese Möglichkeit28.


    Abb. 1530

    Erster bekannter Lieferschein mit neuem Briefkopf nach der Trennung von Gasolin.

    Lieferschein-Briefkopf vom Juni 1936, Lieferschein 429. Die Namensnennung erfolgt nun im Briefkopf, eine Leerzeile ist nicht mehr vorhanden.

    Im Briefkopf stehen zwei Großtanklager: in Nordhausen, Lange Straße 13 und in Sangerhausen, Hasentorstraße 2. Weitere Informationen zum Tanklager Sangerhausen im Teil 3.


    Im Jahr 1936 stellte Herr Isermeyer den Antrag auf Genehmigung zum Bau eines Reklameschildes. Die Bauerlaubnis wurde ihm am 05.05.1936 erteilt33.

    Abb. 1633

    Auszug aus der Bauerlaubnisakte, aus zwei Scans zusammengesetzt, mit eigener Markierung.

    In Zeile 58: Oelvertrieb Nordhausen, Langestr. 13, Reklameschild, 15 M Gebühren; aus Zeile 56 kommt das Datum: 05.05. (Anm.: 1936).


    Zwischen 1937 und 1939 wurden die Betriebsanlagen um einen weiteren unterirdischen Tankkessel erweitert. Hierzu gibt es eine schöne Fotostrecke.

    Abb. 1723

    Der Tank wurde auf einem Leitungswagen R Stuttgart (Stuttgart ?? 572 nach Blatt pr IId5, Musterblatt 1 oder 2) angeliefert34.

    Bemerkenswert ist die „unorthodoxe“ Verladeweise, die Lademaßüberschreitung wurde einfach über die vordere und hintere Kopfklappe hinweg ausgeführt. Der hinten unter dem Kessel laufende Schutzwagen ist bereits abgezogen worden, vermutlich steht er zu diesem Zeitpunkt jenseits der Wagendrehscheibe.

    Hier steht der Rungenwagen auf dem Zustellgleis im Bereich des Güterbahnhofs. Unter dem Kessel links ist die Zufahrt (Einfriedungsmauer durchbrochen) zum Ölvertrieb zu sehen.

    Der Kessel ist dreifach mit heißem Asphalt gestrichen, darüber kam eine zweimalige Jute-Umwicklung. Daher das fleckige Aussehen.

    Weitere Details auf dieser Abb. sind der Spillbock rechts neben dem Waggon. Er befindet sich noch heute an dieser Stelle und diente zur Lokalisierung der Standposition.

    Links unter dem Wagenende ist eines von zwei unten laufenden Schiebetoren (Rollentor mit Rollen auf der Sohle) mehr zu erahnen als zu sehen. Ein Indiz hierfür ist der gerade Abschluss Gleisbett/Ausfahrt zur Lange Straße, was auf eine Laufschiene hindeuten könnte. Der höher liegende und strukturierte untere Abschluss (Metallprofile) des Rolltores ist ebenfalls zu erkennen.

    Neben dem Kessel das aufgestellte Reklameschild aus der Bauerlaubnis vom 05.05.1936.

    Blickrichtung Nordwest


    Diese Aufnahme diente auch der zeitlichen Bestimmung dieser und der folgenden Aufnahmen (es standen auch die Jahre 1931 und 1948 im Raum).

    Gegen 1931 sprechen

    • die Einbauposition neben dem 1924 errichteten Schuppen parallel zu den 1924 verbauten 3 Erdtanks
    • das bereits erstellte Reklameschild, dessen Baugenehmigung auf den 05.05.1936 fiel.

    gegen 1948 sprechen

    • rechts im Hintergrund ist der intakte Turm der evangelischen Kirche St. Jacobi-Frauenberg zu sehen; bei Bombenangriffen am 3. und 4. April 1945 wurde das Kirchenschiff zerstört und der Turm brannte aus35. Infolge dessen war er ohne Turmspitze.
    • die Fahrtrichtung des Schleppers in der folgenden Aufnahme Abb. 18
    • die Wurfrichtung des Aushubs in der Grube, nämlich von unten nach oben (Abb. 20)

    Abb. 1823

    Der Wagen wird mit Hilfe eines Schleppers über die nur 6,00 Meter breite Lange Straße in den Betriebsbereich gezogen.

    Bei dem Schlepper mit dem Kennzeichen IM-122 165 handelt es sich um einen Deutz Diesel MTZ 32036, Baujahr 1932-1936, als Straßenzugmaschine des Ölvertriebs.

    Im Hintergrund die Güterabfertigung des Bahnhofs Nordhausen, links die Büro- und Aufenthaltsräume, rechts die Güterhalle.

    Zwischen den beiden Arbeitern links und unter dem Waggon ist die Wagendrehscheibe zu sehen. Sie hatte einen Durchmesser von 7,50 Meter und ist auf das im Vordergrund linke Gleis festgelegt.

    Bei den PKWs rechts handelt es sich wahrscheinlich um das Heck eines DKW F837, der am Straßenrand steht. Daneben, auf dem Tankstellengelände ein Opel P438, 39 mit dem Kennzeichen IM-121 825.

    Blickrichtung Süd.


    Die erkennbaren Kennzeichen in den Aufnahmen 12 und 19 dienten ebenfalls einer zeitlichen Einordnung.

    Nach der Seite von Dr. Herzfeld gehörte Nordhausen 1936 zur Preußen-Provinz Sachsen und führte (für die Polizeiverwaltung Nordhausen) das Autokennzeichen IM, u.a. mit den Nummernbereichen 67 101 bis 68 100 und 120 701 bis 122 20040.

    Somit passen alle erkennbaren KFZ-Kennzeichen (IM-67932 auf Abb. 12, IM-121 825 und IM-122 165 in Abb. 19) in den Zeitraum um 1931-1936.


    Abb. 1923

    Der Kessel ist im Betriebsgelände abgeladen worden. Er liegt auf Rundhölzern und ist bereits mit einer Zugkette verbunden. Nach dem Abziehen des Rungenwagens ist er bereits bewegt worden (keine „parallele“ Lage zum Gleis). Mit der Zugkette wird er anschließend an der rechts zu sehenden Rampe vorbei -mit dahinterliegenden Erdtanks und danebenliegendem Schuppengebäude, siehe Rampenüberdachung in Abb. 20- neben die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgehobene Grube gezogen. Bei diesem rechts liegenden Gebäude handelt es sich um den Schuppen aus dem Bauantrag von 1931.

    Die beiden Zustellgleise im Betriebsgelände sind gut zu sehen, im Hintergrund steht ein O-Wagen auf dem linken Gleis. Er wird offenbar gerade ausgeladen. Links neben dem Kessel ist ein Teil des Kohlelagers von Albert Busse zu erkennen.

    Blickrichtung Nord


    Abb. 2023

    Blick aus dem Bürogebäude in den vorderen Betriebshof. Hier ist der Tank in seiner „Warteposition“ angekommen. Die Grube wird noch ausgehoben, die beiden Stahlträger, auf denen der Tank später über die Grube gezogen wird, liegen schon. Das Firmenschild, auf Abb. 28 hinter dem Kessel zu sehen, ist hier oberhalb eines Lagertanks von hinten abgelichtet.

    Im Vordergrund, ziemlich am Beginn des Betriebsgeländes zur Lange Straße hin, steht ein vierschüssiger 192 hl-Kesselwagen der Verbandsbauart. Dom und offenes Bodenventilhandrad liegen eng beieinander43. Der bei der RBD Kassel eingestellte Kesselwagen stellt eine Rarität dar, hatte diese Direktion doch kaum Privateinsteller. Ladegut ist Benzin, Benzol,… (auf dem Original gut zu lesen). Leider ist der Wagen nicht vollständig abgebildet…

    Die beiden Lagertanks an der Mauer sind wahrscheinlich im Jahr 1925 hinzugekommen (fünfschüssige Kessel, genietet).

    Blickrichtung Ost


    Abb. 2123

    Jetzt ist der Kessel über die Grube gezogen worden und hängt im Krangerüst. Die Eisenträger sind bereits zurückgezogen und der Kessel ist schon ein wenig in die Grube herabgelassen worden. Man beachte das Gerüst: Bis auf wenige Bauteile alles aus Holz. Dieser Tank liegt auch heute noch dort!

    Blickrichtung Nordost


    Abb. 2216

    Blau: Bestandsgebäude

    Gelb: neuer Erdtank


    Zum Lieferumfang des Ölvertriebs ab 1936/37 gehörten u.a. Benzin, Diesel, Motorenöl R.O. 12, Spezial-Motorenöl PMG und zur Rohstoffrückgewinnung gehörte die Rücknahme von Motorenablaufölen.


    Anzunehmen ist, dass mit Beginn des Zweiten Weltkriegs keine weiteren Bauarbeiten an beiden Betriebsgrundstücken stattfanden. Deshalb hier eine Übersicht, wie die Bebauung zu dieser Zeit ausgesehen hat. Verwendet wurde dafür ein Luftbild von 1945.


    Abb. 2344

    US-Bildflug 1945129, Bild-Nr. 4408 vom 23.03.1945, Ausschnitt, © GDI-Th (dl-de/by-2-0)44, 45

    Abbildung mit eigenen Ergänzungen

    Linie Gelb = Betriebsgelände Erfurter Straße 4 und Lange Straße 13

    Linie Grün = vermutete Trennlinie ab 1934

    Linien Rot = Wagendrehscheibe 7,50 Meter Durchmesser und Anschlussgleise in den Betriebshof

    1 = Lagerhaus Spedition

    2 = Bürogebäude Spedition und Kohlen- und Kunstdüngerhandel Albert Busse

    3 = Lagerschuppen Spedition

    4 = Lagerschuppen Spedition, Fachwerk ausgemauert

    5 = offener Lagerschuppen überdacht

    6 = Anbau Busse von 1939 (Tankanlage)

    7 = Lagerschuppen

    8 = geschlossener Schuppen

    (9) = Standort kleiner Schuppen (später abgerissen)

    10 = offene Kohlelagerplätze (Bansen)

    11 = Liegeort der drei Erdtanks von 1924

    12 = Schuppenanbau zu den Erdtanks von 1924

    13 = vierter Erdtank von 1931

    14= offene KFZ-Hebebühne

    15 = Buchhaltung und Kassenhaus Oelvertrieb Nordhausen G.m.b.H.

    16 = Erdtank von 1937

    17 = oberirdischer Tank 1 von vermutlich 1925

    18 = oberirdischer Tank 2 von vermutlich 1925


    Zu Beginn des Jahres 1939 ist oberflächlich noch nichts von den laufenden Kriegsvorbereitungen festzustellen gewesen. Die Lieferungen und Bestellungen erfolgten wie gewohnt. Im Stadtarchiv liegen Lieferscheine an die Stadt Nordhausen vom 13. Januar, 12. Mai, 22 Juli und 31. August 193930, was auf einen normalen Bestellrhythmus hindeutet.


    Im Hintergrund liefen jedoch bereits Vorbereitungen: Anfang des Jahres gründete die Mineralölwirtschaft die Arbeitsgemeinschaft Mineralölverteilung (AMV). Diese nutze für den zentralen Mineralölverkauf die Zentralbüro für Mineralöl GmbH, deren Organisation im Sommer 1939 abgeschlossen war46. Das Zentralbüro für Mineralöl GmbH, Verkaufsabteilung (VA) Kassel, ordnete dem Oelvertrieb Nordhausen die Lagernummer 09271 zu.


    Drei Anschreiben des Oelvertrieb Nordhausen an die Gebr. Kellner Brauerei in Bad Sachsa geben Aufschluss über die Mineralölbewirtschaftung direkt zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und belegen gleichzeitig die Geschäftsverbindungen in den südhannoverschen Raum.


    Abb. 2447, 48

    Das erste Anschreiben nimmt Bezug auf die Ausgabe von Kraftstoffen mittels Bezugsschein47. Daneben abgebildet ist ein solcher für die Stadtverwaltung Nordhausen aus dem Jahr 194048. 500 kg Diesel-Kraftstoff entsprechen rund 595 Litern. Mit eigener Unkenntlichmachung.

    Links erneut ein anderer Briefkopf mit Frakturschrift von 193991. Hinweise auf das vorhandene zweite Tanklager in Sangerhausen oder auf weitere Konten fehlen. Offenbar wurde hier aus Sparsamkeitsgründen ein Briefbogen verwendet, wie er in der Zeit nach der Trennung von der Deutsche Gasolin genutzt wurde.


    Das nächste Schreiben vom 23. September 1939 zeigt die Probleme in der Versorgung kurz nach Kriegsbeginn:

    Abb. 2542

    Brief vom September 1939. Geänderte Bankverbindungen werden im Briefkopf angegeben, erneut sind beide Tanklager im Briefkopf angeführt.

    Anmerkungen:

    Nein, die Briefbögen waren nicht rosa, sondern gelblich. Hier versagt mein Scanner bei der Farberkennung und -wiedergabe.

    Die Rhenania-Ossag ist die spätere SHELL98

    Der Benzol-Verband ist die spätere ARAL99


    Abb. 2647

    Lieferbedingungen und Preise Oktober 1939

    Da, wie gerade dargestellt, nun auf Rechnung der Zentralbüro für Mineralöl GmbH geliefert wurde, stellte dieses Büro auch die Rechnungen aus.

    Abb. 2748

    Beispiel einer Rechnung des Zentralbüro für Mineralöl GmbH, VA Kassel


    Die Stadtverwaltung Nordhausen war auch 1942 bis 1945 weiterhin Kunde beim Oelvertrieb Nordhausen. Den Lieferungen wurden Merkzettel zur Leergut-Rückgabe beigefügt.

    Abb. 2848

    Merkzettel zur Leergut-Rückgabe


    Der Standort eines jeden Fasses wurde regelmäßig geprüft und entsprechende Anfragen an die jeweiligen Nutzer gestellt (die sogenannte Fastagen-Abstimmung). Nicht zurückgegebene Fässer wurden angemahnt.

    Abb. 2948

    Rückgabeanmahnung und Fastagen-Abstimmung für Garagenfass Nr. 153. Die Lieferung erfolgte am 30.05.1942, die Rückgabeanmahnung erfolgte am 14. November 1942, die Fastagen-Abstimmung am 31. März 1943.

    Rechter Briefkopf vom April 1943. Mit Stempeln eingefügt:

    • die Giro-Konto-Nummer,
    • die Reichsbetriebsnummer (R.B.Nr.)
      • 2/ = Gruppe Handel;
      • 03 = Kreiskennziffer Hannover;
      • 32/ = Nordhausen;
      • 5135 = fortlaufende Nummer92 und
    • der seit 02.10.1942 notwendige Nachweis: „Im Besitz des Handelsscheines Nr. 132 der Verteilungsstelle der Fachgruppe Schmierstoffgroßhandel“93, 94.

    Zu den Aufgaben des Ölvertriebs gehörte auch die Rücknahme von Altöl. In meist formlosen Schreiben wird die angelieferte Menge Motorenablauföl in Kilogramm angegeben. Davon wurden etwa 10% für Schmutzrückstände und Wasseranteile abgezogen. Je Kilo wurden dem Anlieferer 0,08RM überwiesen.


    Die Bombenangriffe vom 7. Juli und 20. Juli 1944 wurden offenbar ohne Beschädigungen an den Betriebsanlagen überstanden. Die Akte über Kriegssachschäden dieser Angriffe weist keine gemeldeten Schäden auf. Auch den Angriff vom 22. Februar 1945 überstanden beide Betriebe ohne Schäden49.

    Die am 03.und 04. April 1945 erfolgten Angriffe durch britische Bomber50 verursachten dann aber massive Schäden auf dem Gelände des Kohlenhandels, im Gelände des Ölvertrieb waren keine Bombentreffer zu verzeichnen. Sicherlich waren durch Splittereinwirkungen und die Druckwellen der Bomben Fensterscheiben zu Bruch gegangen und Gebäude und Tanks beschädigt. Aber letztlich war dieses Areal glimpflich davon gekommen.


    Abb. 3016

    Zerstörungen auf beiden Betriebsgeländen und im angrenzenden Bereich

    Blau: Bestandsgebäude, erhalten geblieben

    Orange: zerstörte Gebäude

    ...Dunkel = durch Bombentreffer vollständig zerstört

    ...Hell = nur die Grundmauern sind stehen geblieben

    Blau = unzerstörte Bereiche


    Abb. 3144...................................................................................Abb. 3644

    US-Bildflug 1945129, Bild-Nr.4408........................................US-Bildflug 1945142, Bild Nr. 3008

    vom 23.03.1945, Ausschnitt,..................................................vom 10.04.1945, Ausschnitt

    © GDI-Th (dl-de/by-2-0)44, 45..................................................© GDI-Th (dl-de/by-2-0)44, 45


    Anfang Juli 1945 übergaben die zuvor dort einmarschierten Amerikaner den Bereich Nordhausen und Sangerhausen an die Russen51.

    Von da an war eigenverantwortliches Handeln für den Unternehmer in der sowjetischen Besatzungszone nicht mehr möglich. Die drohende und 1949 durchgeführte Enteignung veranlasste den Unternehmer im August 1949 Nordhausen endgültig in Richtung Herzberg, damals in der britischen Besatzungszone gelegen, zu verlassen.


    Damit endet der erste Teil der Tankstellengeschichte.

    Ich wünsche Euch allen ein frohes, besinnliches und gesegnetes Weihnachtsfest.

    Andreas

    meinpottq8j3v.jpg
    … Alles in allem eine verwirrende Vielfalt von Strecken, die in alle Himmelsrichtungen führten, von irgendwo herkamen und unbekannten Orten zustrebten. …

  • Hallo Andreas


    Ich finde dein Beitrag "Umwerfend", (muss mal so gesagt sein). :imsohappy:


    Deine Recherchen und die daraus resultierenden Geschichten.


    Eine Tankstelle ist immer eine Zukunft verschiedenster Menschlicher Ansammlungen, nach ihren Bedürfnissen und Problemen.

    Manchmal können sie Geschichten erzählen......

    Wenn man nur genauer hinsieht, sie in Bildern vergleicht, kann man ihre Geschichten verfolgen.

    Das sind für mich sehr,sehr interessante Zeitreisen...


    Der alte Spruch bewahrheitet sich immer wieder:

    Zukunft kommt von Herkunft !


    Spitze ! :thumbup:

    Auch das Foto der Tankstelle mit den zwei Autos (ein Auto auf der Hebebühne), fantastisch.

    Das erinnerte mich an die Serie" Der Doktor und das liebe Vieh", das ja zum gleichen Zeitraum ( in der Serie spielte).

    Oder die Episode in "Heimat", als Maria ihren Schwiegertochter vom Bahnhof abholt und sie gemeinsam nach "Schabbach" dorthin fahren.


    Gruss Jürgen :hutab:

    Meine Angst besteht darin:

    Das die Träume eines Tages, ausgehen.:wseufzer:

    Einmal editiert, zuletzt von Jürgen ()