Hafenkräne

  • Hallo zusammen,


    Im Moment sind wir in unserem Feriendomizil in Friesland. Da das Wetter nicht wirklich zum Baden einlädt haben wir mal eine Radtour gemacht.

    Irgendwann sind wir im Vareler Hafen angekommen. Mittlerweile eher Jachten, Booten und Jollen vorbehalten sind auch wirklich noch Fischkutter unterwegs. Mein Thema sollen aber nicht die schwimmenden Exponate sein, sondern eher die Hafenkräne, die dort ausgestellt sind.

    Wenn da Kräne sind, dann wäre ein Blick in die Vergangenheit angebracht. Das Personenschiff "Etta von Dangast" hat im letzten Jahr ihren Dienst eingestellt und dient jetzt als schwimmende Kaffetafel im Vareler Hafen. Jedenfalls vorübergehend.

    Was der Betreiber der Kaffetafel dann erzählte fand ich recht interessant. Der Hafen war wohl, neben seiner frühen Historie, bis Ende der siebziger ein geschäftiger Platz. Hier wurden neben dem Fischfang Waren aus Holland angeliefert und Vieh nach England verschifft. Darüber hinaus waren etliche Unternehmer für Schiffsausrüstung und Maschinenbau und Handwerker dort ansässig. Mit diesem Wissen ergeben die Hallen entlang der Hafeneinfahrt einen Sinn.


    Des weiteren herrschte reger Bahnverkehr, der zur Anlieferung und Abfuhr der Waren gedient hat. Hier kommt der Kran ins Spiel, der mit einer Besonderheit aufwartet. Schon 1911 wurde der Kran elektrisch betrieben und stand auf einem selbstfahrenden Untergestell in Normalspur. Im Hafengebiet verteilt standen Anschlußterminals an denen der Kran, je nach Einsatzort, angestöpselt wurde. Leider konnte ich über die Verwendete Spannung nichts in Erfahrung bringen. Ein Blick auf den Schaltkasten im Kran läßt auf Gleichspannung tippen. Ich gehe mal davon aus, dass da 500V zum Einsatz gekommen sind. Die Gleise waren entlang der Kaimauer doppelt verlegt, so dass der Kran zwischen Schiff und Güterzug verkehren konnte. Der Kran konnte mit einem Haken oder einer Schaufel ausgerüstet werden. Leider habe ich auch für den Gleisplan (noch) keine Unterlagen gefunden. Der Betreiber der Kaffeetafel war dann auch der falsche Ansprechpartner.


    Hier erst einmal der Kran auf seinem Ruhesockel. Der Anschlußkasten im Vordergrund gehört nicht zum Kran und dient der Landstromversorgung der diversen Anleger.


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    Auf der Rückseite ist eine Grafik bei der man sich den Kran im Einsatz vorstellen kann.


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    Leider ist kein Typenschild mehr auffindbar. Alles was ich da zeigen kann ist diese Nachbildung.


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    Als nächstes gibt es einen Blick auf den Fahrantrieb. Leider bin ich nicht näher rangekommen. Und die Verkleidung abbauen hätte sicher zu Ärger geführt.

    Als erstes ein Blick von hinten auf das Getriebe des Fahrantriebes.


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    Einen Deckel habe ich dann doch auf bekommen und ein eher schlechtes Bild vom Getriebeinneren machen können. Aber besser als Nichts.

    Im Vordergrund sieht man den Abtrieb des Motorgetriebes. Der Motor lag aber so weit im Dunkeln, dass das Bild nichts geworden ist. :cursing:


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    Wenden wir uns jetzt der "Schaltzentrale" im innern des Kranes zu. Rustikale Technik. Die Elektrische Ausrüstung ist allerdings neueren Datums als 1911 und entspricht

    der Technik der 50/60er Jahre. Schön zu sehen die Widerstandskaskade zur Geschwindigkeitsregulierung der Seilrolle. (Hier war es zu allen Jahreszeiten angenehm warm)

    In wie weit die Drehzahlen vom Fahr- und Drehantrieb regelbar waren konnte ich nicht feststellen. Alles in Allem ist die Ausrüstung auch wohl nicht mehr vollständig.


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    Hier noch ein Blick auf die Verteilung, die Seilrolle und den Hubantrieb. Könnte ein Scheibenläufer gewesen sein. Hohes Drehmoment bei geringer Drehzahl und vor allem geringem Strom.


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    Zum Schluß noch ein Bild vom Drehantrieb, dessen Motor ich im innern des Kranes nicht gefunden habe.


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    Außer diesem Kran ist noch ein weit aus rudimentäreres Modell in der Ausstellung. Hier fehlt leider jegliches Hinweisschild über Baujahr usw.


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    Wer noch nähere Informationen zum Vareler Hafen und dessen bewegte Geschichte erfahren möchte der findet hier und hier Informationen.


    Es ist natürlich nur ein weiterer Hafenkran unter den Kränen, aber ich hoffe diese kleine Exkursion hat trotzdem Euer Interesse geweckt und ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre.


    Mit freundlichen Modellbahnergrüßen von der Nordsee

    Thomas

    "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana

  • Moin Hartmut,

    Bei ersterem um 17:00 Uhr einen Tisch bestellt. Der Hafeblick ist heute voll.


    Auf die schnelle

    Thomas

    "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana