- Offizieller Beitrag
Hallo zusammen,
wie in dem Thread von Axel angefangen hier meine Methode zur Herstellung von Modelliermasse auf Zellulosebasis. Entgegen der Videos in der Tube habe ich mal etwas anderes ausprobiert und bin so begeistert, dass es mir einen eigenen Beitrag Wert ist. An der Stelle vielen Dank an Axel ohne den ich mir erst sehr viel später über das Thema Gedanken gemacht hätte.
Wahrscheinlich ist das wieder uraltes uninteressantes Zeug und schon tausendfach bekannt. Wer dieser Meinung ist bitte nicht mehr weiter lesen, es folgt gähnende Langeweile.
Alle gewarnt, dann los.
Als Zutaten für die Masse wird an Material Toilettenpapier und eine Spachtelmasse, vorzugsweise für Gipskartonplatten, benötigt.
- Die Spachtelmasse ist die entscheidende Zutat. Ich verwende von Danogips "Dano Füll und Fläche". Die Masse hat neben der Eigenschaft sehr fein zu sein noch eine lange offene Zeit von 20 min. und eine Abbindezeit von 30 min. Das Material ist Kunststoffvergütet und läßt sich hervorragend schleifen und reißt nicht. Ich will hier keine Werbung machen, aber im Sinne der Aufgabe von mir aus gesehen die beste Wahl. Sicher geht auch jede andere Masse mit langer offener Zeit. Das müsste aber jeder für sich ausprobieren. Ich zeige hier etwas was einfach Klasse Ergebnisse erzielt.
- Das Toilettenpapier, welches ich verwendet, ist weißes, weiches Papier aus dem Discount. Es geht sicher auch eine Küchenrolle oder Papiertaschentücher. Ist halt eine Preisfrage. Recyclingpapier habe ich nicht probiert, werde ich auch nicht.
- Eine Küchenmaschine mit hoher Drehzahl und entsprechender Zuführung. Unsere Maschine hat den Vorteil, dass man die Papierblätter stückweise während des Häkselns zugeben kann. Bei 20 Blättern pro Durchgang war Schluss. Der Vorgang dauert etwa 1 Minute pro Durchgang. Eine Rolle klein machen ist mit Handlingszeit eine Sache von 10 Minuten. Als Anmerkung noch etwas: Ich habe ein älteres etwas stumpfes Messer verwendet. Das Ergebnis war bedeutend besser, da das Papier beim Häkseln mehr gerissen als geschnitten wurde. Heraus kommen längere und feinere Fasern.
- Ein Eimer oder Schüssel. 1 Rolle Klopapier ergeben etwa 5 Liter Zellulosefluff. (Der ist dann aber schon gepresst!!!)
- Einen laufenden Staubsauger in der Nähe der Küchenmaschine. Es staubt wie Sau.
- Nicht unwichtig, wenn man das in der Küche macht! Alleine Zuhause und dessen sicher sein. Ansonsten... (Nach meinem ersten Test wurde mir unmittelbar die Genehmigung entzogen)
Hier mal ein Bild aus der Küche. Wer genau hinschaut weiß warum ich den Staubsauger dabei hatte.
Immerhin ergeben 99 Blatt Toilettenpapier eine große Schüssel Zellulosefluff.
Als nächstes geht es ans Chargieren der Mischung. Die Mischung zwischen Zellulose und Spachtelmasse habe ich noch mal verändert. Bei meinem ersten Versuch war immer noch zu viel Spachtelmasse in der Mischung. Optimal ist es, wenn sich die Fasern vollständig mit Spachtelmasse "benetzen".
Das bisher optimale Verhältnis ist in Volumenanteilen:
- Zweieinhalb Teile Zellulosefluff
- Ein Teil Spachtelmasse
Ich habe eine Eisschale mit 450ml verwendet. Macht also ein Gesamtvolumen von 1,5l Modelliermasse.
Hier mein "Hexenfett". Ich habe das von mir verwendete Produkt gleich mal daneben gestellt.
Das Alles wird jetzt in einen kleinen Eimer gekippt.
Dann geht es ans Mischen. Das geht recht gut mit der Hand. Da die Zellulose leicht verklumpt kann man die Knubbel zwischen den Fingern zerreiben und mit Spachtelmasse benetzen. Das Ganze ist gut, wenn man mit der Hand durch die Masse kann ohne auf Klumpen zu stoßen. Länger Mischen kann nicht schaden. Die Masse habe ich etwa 5 min mit der Hand durchgearbeitet.
Danach hat man die benötigte Konsistens der Masse. Mit dem von mir angegebenen Mischungsverhältnis liegt am Ende des Mischvorganges keine Spachtelmasse mehr am Boden des Eimers. Die Masse kann dann mit der Hand entnommen werden. So sieht das dann aus.
Bis jetzt hat lediglich die Küchenmaschine Strom gebraucht. Der Zeitaufwand bis hier hin etwa 1/2 Stunde. Die Masse ist fertig zum Verarbeiten.
Jetzt kommt der spannende Teil der Übung. Wie gut läßt sich das Zeug verarbeiten. Wie viel fällt die Masse ein, wenn man Wasser hinzufügt.
Also ran an den Speck. Einen drittel Gipsbecher voll Modlliermasse und einen Schluck Wasser.
Von der Konsistens bin ich begeistert. Die Zellulose quillt leicht auf und die Masse ist sehr leicht und durch die Fasern bleibt von der Masse so gut wie nichts am Werkzeug hängen.
Die Verarbeitung ist Klasse. Das Zeug klebt auf Holz und Styrodur wie Sch.. am Schuh und läßt sich hauchdünn ausstreichen und modellieren. Besonders in kleinen Ecken kann man mit einem feuchten Holzstück die Masse modellieren ohne das sie daran kleben bleibt.
Direkt nach dem Auftragen kann man die Masse glatt ziehen. Einzig das Werkzeug kurz ins Wasser tauchen. Das geht auch mit feuchten Fingern hervorragend und so habe ich die Übergänge zum bestehende Gelände einfach glatt gerieben. Nach etwa 30 Minuten kann man die Oberfläche, da wo sie noch Grate hat, einfach mit etwas Wasser an den Händen glatt reiben.
Hier ein Bild vom Rohbau der aufgefütterten Stelle mit glattgeriebenen Übergängen.
Meine persönliche Zusammenfassung:
- Die wesentlich bessere und günstigere Alternative zu Fliesenkleber und reiner Spachtelmasse. 5kg Danogips kosten 25€. Daraus kann man überschlägig 50l Modelliermasse machen. Die Klopapierrollen berechne ich hier nicht, macht keinen Sinn.
- Geringer Aufwand, zeitlich und energiemäßig, bei der Herstellung.
- Super Konsistens bei der Verarbeitung und Modellierung
- offene Zeit 20min.
- beste Zeit zum modellieren kleiner Strukturen nach 20min bis etwa 40 min.
- kann mit den Händen modelliert werden.
- Ich habe es nicht ausprobiert, aber die Masse kann man wahrscheinlich direkt auf Fliegendraht auftragen, da sich die Masse nur unwesentlich durch die Maschen drückt.
- Sehr zäh und stabil nach dem Aushärten und trocknen
Ich für meinen Teil bin begeistert und kann das Zeug nur jedem Empfehlen. Es steht in nichts einem wesentlich teureren Markenartikel nach.
Ich hoffe es hat Euch gefallen und hilft.
In diesem Sinne mit freundlichen Modellbahnergrüßen
Thomas