Waldbahnlokomotive Bauart Heisler

  • Hallo,


    einstens war es eine Auftragsarbeit:


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    Diese Fotos habe ich vor 10 Jahren gemacht als ich die Lok auf die Werkbank bekam. Sie war schmalspurig und sollte auf Normalspur umgespurt werden. Des weiteren sollte der Open Frame Motor ersetzt, funktionsfähige Kupplungen eingebaut und die Stromabnahme verbessert werden.

  • Hallo,


    das Triebwerk der Lok besteht aus 2 V-förmig angeordneten Dampfzylindern unter dem Kessel:

    Der obere Teil lässt den rest nur undeutlich erkennen.







    Erst bei abgenommenen Gehäuse wird der Blick auf das Triebwerk frei.





    Blick von unten auf die Kurbelwelle und die Exzenter für die Stephenson Steuerung.





    Beim Modell war ein traditioneller Open Frame eingebaut gewesen.





    Seine Kraft übertrug der über ein doppeltes Schneckengetriebe auf die Kurbelwelle und von da aus über Kreuzgelenke und Wellen auf die Achsgetriebe der jeweils äusseren Radsatzachsen in den Drehgestellen. Diese sind als Schraubengetriebe (Sonderbauform des Schneckengetriebes) mit einer Übersetzung von 1:1 ausgeführt. Von dor wurden die inneren Radsätze mittels Kuppelstangen angetrieben.





    Meine Aufgabe war es damals die schmalspurig angelieferte Lok auf Normalspur umzubauen und mit einem neuen Motor auszustatten.


    Das war ein Rückblick auf meine damals ausgeführten Arbeiten. Wegen Interessenverlagerung des Eigentümers ist mir diese Lok, nebst ettlichen anderen, kürzlich angeboten worden. Die anderen Loks haben mich nicht so interessiert da fast alle nach Vorbildern der Southern Pacific waren. Aber diese Heisler Lok habe ich mir gegönnt, allein schon wegen der Technik und so wechselte sie zu einem fairen Preis die Eigentumsverhältnisse.

  • Hallo Lutz,


    ein schönes Stück Buntmetall. Eine Frage habe ich dann doch noch. Im zweiten Bild in #1. Was ist das für ein Rohrbündel rund um die Luftpumpe. Ein Stück Kabel kann es nicht sein. Und so wie ich die USAjaner einschätze wurde da "quick and dirty" ein Problem gelöst.


    Viele Grüße

    Thomas

    "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana

  • Hallo,


    @ Thomas, das weiß ich auch nicht was das darstellen sollte. Es kann sein:

    - Wasserschlauch

    - Luftschlauch

    - Seil

    Alles so Dinge die sich auf einer Waldbahnlokomotive weit abseits der Zivilisation als nützlich erweisen könnte.


    Des Dramas 2. Teil, diesmal eine Baugröße mehr:



    Eine Stearns - Heisler in Spur 0n30, d.h. Maßstab im 1:48 und fährt auf 16,5mm Gleisen. Der abweichende Maßstab von Spur 0 US Modellen von 1:48 bedingt auch die abweichende Baugrößenbezeichnung. In 1:45 wäre es ja Spur 0e nach Vorbild 750mm Spurweite und fährt auf 16,5mm Gleisen.

    In 1:48 nach schmalspurigen Vorbild mit 3 Fuß (914mm) Spurweite wäre die Bezeichnung 0n3 und rollt im Modell auf Gleisen mit 19mm Spurweite.

    Beim Erfinder Bachmann hat man zwar diese Baugröße von 1:48 umgesetzt, aber aus Kostengründen wurde kein neues Gleissystem dafür entwickelt. Statt dessen nutzte man die reichlich vorhandenen H0 Gleise. So kam es zu diesem Zwitter 0n30.




    Damals erhielte ich eine Anfrage ettliche dieser Heisler Loks zu reparieren. Sie waren alle nagelneu, mit DCC ausgestattet, aber fuhren alle nicht.
    Was die Räder betrifft, sie haben das normale NMRA RP-25 Code 110 Radprofil und für die Baugröße 0 ist das dann Protopurismus. Proto:48 lässt bis zu 3mm breite Radprofile mit bis zu 0,7mm (0,66mm) hohen Spurkränzen zu und diese Bedingungen sind hiermit erfüllt.




    Wie alle Bachmann Spectrum Loks ware auch diese Modelle wunderschön detailliert ausgeführt und mit perfekt versteckten Antriebssträngen ausgeführt. Der Decoder als Fehlerursache konnte ausgeschlossen werden, es lag eine massive Blockierung im Antriebsstrang vor. Um den Antrieb freizulegen waren umfangreiche Demontagearbeiten erforderlich die sich im Umfang und Ausführung durchaus mit dem Vorbild vergleichen lassen.



    Das war letztendlich die Ursache. Ganz im Inneren der Lok im Stehkessel waren Glockenankermotoren eingebaut. Wenn die Chinesen Fehler machen, dann machen sie diese gleich serienweise und so waren leider alle Lokmotoren von Magnetpest befallen. Der Magnet bläht sich beim Zerfallen auf und blockiert damit die Rotoren. Natürlich waren Ersatzmotoren einzeln bei Bachmann nicht mehr lieferbar. Nur in Form eines ziemlich kompletten Rahmens für knapp 190,- $ plus Versand plus Märchensteuer. Das wäre dann ein wirtschftlicher Totalschaden.

    Es galt dann Ersatz für die Motoren zu finden und eine Repararturmethode zu entwickeln um die Kosten in Grenzen zu halten damit sich ein Verkauf wirtschaftlich für den Händler noch lohnt. Für die 1. Lok braucht man ewig wegen tastenden Suchen, die 2. geht schon schneller und bei der 3. Lok hat man den optimalen Ablauf gefunden. Die 1. Lok hat man mir freundlicherweise überlassen und so habe ich jetzt einen weiteren weißen Elefanten.

  • Hallo,


    hier werde ich mich mit den Vorbildern beschäftigen. Ehe ich mir die Finger wund schreibe, eine eigentlich gute Quelle ist Wikipedia:

    Deutsch: https://de.wikipedia.org/wiki/…lokomotive#Bauart_Heisler

    Die deutsche Wikipedia gibt nicht viel Informationen her.

    Mehr erfährt man auf der Englischen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Heisler_locomotive

    Dort gibt es auch eine Aufzählung der überlebenden Loks. Darunter ist auch das Vorbild des H0 / H0n3 Modells:


    Pacific Coast Scenic Rail
    Westside Lumber Company #3 a Heilser locomotive built in 1899 by the Sterns Manufacturing Company. The Westside Lumber Company purchased this locomotive from…
    pacificcoastrailroads.tumblr.com

    Dieses Foto zeigt die Heisler als Schmalspurlok (914mm).


    http://www.gearedsteam.com/heisler/images/west_side_lbr_3.jpg

    http://www.gearedsteam.com/heisler/images/west_side_lbr_3-color.jpg

    Diese beiden Fotos zeigen die gleiche Lok in Normalspurausführung. 1947 ist sie umgespurt worden.

    West Side Flume & Lumber Co. No. 3
    West Side Flume & Lumber Co. No. 3 is a two-truck Heisler-type locomotive, built in 1899 by the Stearns Manufacturing Company for the Hetch Hetchy and Yosemite…
    locomotive.fandom.com

    Nach Schließung der Westside Lumber Company 1962 wurde auch dem unteren Streckenabschnitt noch eine zeitlang ein touristischer Betrieb durchgeführt. https://en.wikipedia.org/wiki/…de_Lumber_Company_railway

    Die Heisler #3 wurde jedoch 1963 an die Roaring Camps & Big Trees verkauft, eine Touristenbahn im Großraum San Francisco / Kalifornien.

    Dort ist sie noch heute in Betrieb, mit Baujahr 1899 ist diese 37 ton Lok die älteste betriebsfähige Heisler.

    Bei der Roaring Camp & Big Trees sind einige Veränderungen vorgenommen worden.

    Die Lok erhielt die #2, die Luftpumpe wanderte auf die andere Lokseite und statt dessen wurde dort eine Schlauchtrommel? angebracht.

    Die Lok wurde dort wieder auf Schmalspur umgebaut.


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    Einen Eindruck des Antriebs vermittelt dieses Video:

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    Zum Schluß noch ein Foto einer 14 ton Heisler wie sie die 0n30 Bachmann Spectrum Lok darstellt.

    http://www.gearedsteam.com/heisler/images/a_w_stevens_lbr_1-sn1007.jpg

    Dies abgebildete Lok ist übrigens in Normalspur. D.h. ich könne mein Modell auch auf 32mm umspuren.



    Edit: Ergänzungen

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

  • Hallo,


    des Dramas 3. Teil:

    Vor einiger Zeit informierte mich der vorherige Eigentümer, daß er sich von einem Teil seiner Sammlung wegen Interessensverschiebung trennen möchte und bot sie mir an. Darunter auch diese Heisler welche ich vor ettlichen Jahren umgebaut habe. An dieser Lok hatte ich damals schon irgendwie einen Narren gefressen, so habe ich sie ihm zu einem fairen Preis abgekauft der sich am handelsüblichen Marktwert orientierte. Den Rest der Sammlung konnte ich erfolgreich an einen Intressenten aus meinen Bekanntenkreis vermitteln. Ehe Gerüchte aufkommen, ich habe nur die Adressen von Käufer und Verkäufer an jeweils den anderen unentgeltlich weitergegeben. Danach haben die Zwei das dann selber untereinander ausgemacht und ich war aussen vor.




    So ist dann nach einigen Tagen diese Lok wieder zu mir gekommen, diesmal um zu bleiben.





    Nach Abnehmen des Gehäuses sieht man hinten den damals eingebauten Faulhaber 1331 als auch die 8-polige Schnittstelle.

    Ich hatte noch einen ESU Lopi Basic V1.0 hier herumliegen den ich dann hier eingesteckt habe. Trotz im Decoder eingesteller Maximalwerte fährt die Lok sehr langsam, ganz wie das Vorbild. Der Motor wird dann etwas lauter als wie sonst bei Faulhaber gewohnt. Gründe sind die in diesem Motor verbauten Rillenkugellager welche gegenüber Gleitlagern ein höheres Laufgeräusch aufweisen und die hohe Getriebübersetzung. Der Motor muß dabei wirklich seine Höchstdrehzahl von 12000/min bringen.





    Noch einmal einen Blick auf das Triebwerk wie es sich Heute präsentiert.





    Ein Blick von unten mit den damals angebrachten Radschleifern.






    Mit dabei waren auch die damals ausgebauten Teile die ich zurück gegeben hatte.

    Unter anderem auch die Schmalspurradsätze, welche hier gemäß NMRA ein Radreifenprofil nach RP-25 Code88 haben. Daneben die Bremsen mitsamt den Bodenplatten. Mit diesen Teilen lässt sich die Lok jederzeit wieder auf Schmalspur umbauen.



    Wie es hier weiter geht bin ich im Moment noch nicht ganz schlüssig. Beleuchtung soll auf jeden Fall noch eingebaut werden. Dafür bräuchte ich einen weiteren Scheinwerfer für die Rückwärtsfahrt der auf dem Führerhausdach hinten montiert werden soll. Aber an spezielle Teile aus den USA ist im Moment nicht leicht heran zu kommen. Und daran denken, ich will noch bei 5 weiteren vorhandenen Messingloks die Führerhäuser innen einrichten.