Weinert 93.5 nachträglich digitalisiert

  • Hallo Weinert-Liebhaber,


    meine Weinert BR 93.5, fertig gebaut im Jahre 1995, lief 23 Jahre lang auf meinen Anlagen im analogen Modus. 2018 habe ich die 93 1040 zum ersten Mal mit einem ESU Loksound micro V4.0 digitalisiert. Der Einbau des Sounddecoder (56899) und des Zuckerwürfel erfolgte im Bereich des Führerhauses. Auf eine Beleuchtung der Lampen und auf den Einbau eines Speicherbausteins habe ich damals verzichtet.


    Mittlerweile sind 4 Jahre ins Land gegangen. Das Fehlen von Speicher-Elkos und der nicht optimale ESU-Sound haben mich dazu veranlasst mir die preuß. T 14.1 nochmal vorzunehmen. Auch sollte die Lok beleuchtete Lampen bekommen.


    Nach Demontage der Lok und Begutachtung des Kesselinneren müsste der Einbau eines Lautsprechers in der Rauchkammer, sowie ein dahinter liegender Decoder realisierbar sein. Elkos würden in den Nischen der Wasserkästen Platz finden. Ein Lautsprecher mit Gehäuse (10 x 15 x 11) war vorhanden, der ZIMO MS 450 wurde mit dem Sound der BR 55 (16 Bit) bestellt. 16 Volt Elkos waren ebenfalls vorhanden.



    Der Zuckerwürfel ging zuerst nur zwängend in den Kessel. Damit der Ein- bzw. ggf. Ausbau ohne Probleme funktioniert habe ich die längsseitigen Kanten des LS-Gehäuses mit einer Feile verrundet. Die überstehenden Federkontakte des LS wurden entfernt, sodass die LS Litzen an den kürzen Seiten des LS anzulöten waren. Mit Kreppband isoliert war nun der LS einbaufertig. Die Kombination LS + Decoder und Elkos sind auf den Bildern ersichtlich.



    Um den Sound vom Lautsprecher möglichst direkt aus dem Bereich der Rauchkammer austreten zu lassen wurde der Weinert Schornstein Schritt für Schritt von außen aufgebohrt. Irgendwann löste sich die Esse vom Kessel und ich konnte dann die Bohrung auf das maximal mögliche Maß vergrößern. Weiterhin wurden in die Rauchkammerstütze/Fahrwerk zwei 3mm Bohrungen eingebracht.


    Damit die Litzen des Decoders nicht mit der Schnecke in Berührung kommen, habe ich am Kesselende eine Aussparung ausgefräst, die Kabel dort zwangsweise verlegt und mit einem Kunststoffstreifen gegen ein Herausrutschen gesichert. Das weitere (linke) Lötpad dient zur Aufnahme der Beleuchtungskabel. Hier wird später der Widerstand mit dem blauen + Kabel und die Verbindungskabel der Lampen angelötet.

    Als Energiespeicher habe ich rechts und links je ein Elko 680 uF/16V und ein Elko 1000uF/16V in die freien Nischen der Wasserkästen verbaut. Die Verbindungskabel rot/schwarz finden ihren Endpunkt in einem gemeinsamen Lötpad auf der Unterseite des Kessels. Hier werden auch die beiden Ladekabel (blau/grau) des Decoders angeschlossen.




    Die nachträgliche Beleuchtung der Petroleumlampen hat mich schon etwas herausgefordert. Nach dem abnehmen der Lampen (tut bei einem fertig lackierten Modell irgendwie weh) und entfernen der Kunststoffgläser wurden 0,7-0,8mm Bohrungen in die vorbereiteten Lampenkörper eingebracht; Micro LED 0402 eingesetzt, ausgerichtet und verklebt.


    Die Kabelführung der vorderen Lampen am Fahrwerk ist aus den Fotos ersichtlich. Zur besseren Weiterführung der Kabel musste der querliegende Luftbehälter entfernt werden; das Kabel wird dann innerhalb des Fahrwerks bis in Motornähe weitergeleitet. Am vorderen Teil der Unterseite des Umlaufs (helle Stellen) habe ich sicherheitshalber etwas Material weggenommen, damit keine Beschädigung der Litzen bei der Endmontage auftreten kann.




    Bei den hinteren Lampen habe im unter dem Führerhausboden eine Stelle gesucht wo ein kleines Lötpad zum Anschluss der Litzen und des gelben Kabel nicht stört. Die rote Microlitze der LED wurde bis zum oben erwähnten zweiten Lötpad (Kessel) weitergeführt. Damit die hinteren LED Litzen bei der Endmontage nicht beschädigt werden, habe ich auch hier das entsprechende Material am Ende des Fahrwerks (helle Stellen) abgefeilt/abgefräst.



    Nach mehrmaliger Kontrolle der vorbereiteten Digitalisierung wurde das Fahrwerk mit dem Lokoberteil „verheiratet“. Eine anschließende Dimmung der Lampen, Abstimmung der Endgeschwindigkeit und Dampfschlagzahl beschließen den zweiten Digitaleinbau. Jetzt hat meine Weinert 93.5 einen weitgehend vorbildgerechten Sound, hat beleuchtete Lampen und bei Vmax ein Auslauf von 14,5cm. Ich bin sehr zufrieden.




    Zu meiner 93 1040, Rbd Köln, Bw Linz/Rh. Lieferant Fa. Humbold 1923 gibt es ein paar wichtige Hinweise:

    • Vorbildfotos EK Buch alt (rot) Bild 22 u. 74
    • Vorwärmer quer zur Fahrrichtung
    • Gegendruckbremse
    • Glocke auf Signalhalter vor der Esse
    • Zusätzlicher Luftbehälter hinter vorderer Pufferbohle
    • Sandfallrohre an den Bremsen
    • Tachoantrieb
    • Schmierpumpenantrieb
    • Generelle Modifikationen um ein Modell mit Petroleumbeleuchtung darzustellen


    Ich hoffe, mein Beitrag zur NACHTRÄGLICHEN Digitalisierung einer Weinert 93.5 hat Euch, - trotz der nicht so guten Fotos -, gefallen.


    Gruß Günter

  • Nachtrag zur Digitalisierung von Weinert Modellen der BR 93.5


    Warum ich einen Nachttrag bringe, werdet Ihr euch fragen. Ganz einfach, weil es nicht immer so einfach ist in einem bereits gebauten Modell eine nachträgliche Digitalisierung durchzuführen.


    An meiner zweiten 93.5,- hier die 93 1045 -, hatte ich dieses Problem. Damals bei der Montage habe ich die Zurüstteile ohne Bedacht einer möglichen Kürzung der Gussstege in den Kessel gesetzt. Das Resultat ist heute, daß die im Kesselinneren vorhandenen Gussstege den Einbau des großen Sounddecoder (Zimo MS 450) nicht mehr zuließen. Die Gussstege waren einfach im Weg. Ein nachträgliches Entfernen der Stege war leider nicht möglich. Vorab ein Bild von der vorhandenen Einbausituation. Die hinteren Lampen sind schon eingebaut und mit Micro LED versehen, bzw. die Microlitzen (rot/schwarz) werden später bis nach vorne zu den Lötpads geführt.


    Bild 1, Einbausituation


    Somit blieb mir nur die Wahl einen kleineren Sounddecoder einzubauen. Hier habe ich auf den bewährten ZIMO MX 648 zurückgegriffen. Um auch bei diesem Decoder eine Energiespeicherung auf 16 Volt Basis zu realisieren, habe ich eine Ladeschaltung von Fischer-Modell Art. Nr. 20006306 verwendet. An dem Decoder ist die Kontaktbahn für die Masse (minus) ausfindig zu machen, während die Plusleitung vom Decoder Plus (blau) abgegriffen wird. Auf dem Bild ist der Decoder und die Fischer Ladeschaltung gut zu erkennen.


    Bild 2


    Bei der Lautsprecherauswahl bin ich wieder auf den bewährten 15 x 11 Lautsprecher gekommen. Das aufgeklebte Lautsprechergehäuse hat mit dem Lautsprecherchassis eine Höhe von ca. 13mm. Die Ecken und die Längsseiten des Gehäuses habe ich großzügig abgerundet, damit der LS sich nicht an den Gussstegen verhakt. Nach dem seitlichen Anlöten der Kabel am LS (um Platz in der Höhe zu sparen) habe ich ihn mit Isolierkrepp gegen einen Kontakt mit der Kesselinnenwand, bzw. den Gussstegen isoliert. Anschließend wurde die Ladeschaltung auf dem Decoder fixiert und die Kombination (LS + Decoder) in den Kessel, soweit wie möglich, nach vorne geschoben.


    Bild 3


    Wie bereits bei dem ersten Weinert Modell habe ich vor der Kesselöffnung zwei Lötpads aufgeklebt. Hier werden später die Litzen der Beleuchtung, bzw. die Kabel der Elkos und der Fischer Ladeschaltung angelötet. Einen Hinweis zum Elko-Einbau möchte ich noch geben: Bitte nicht die Elkos unter Druck in die Aussparungen der Wasserkästen quetschen. Wenn die Ummantelung der Elkos zerstört wird besteht Kontaktgefahr mit dem Chassis und somit auch die Gefahr einer Beschädigung des Decoders.!!


    Bild 5


    Der Anschluss der Fahrwerks- und Motorkabel ist leicht an der Längsseite des Faulhabermotor vornehmen, da hier der benötigte Zwischenraum für die Kabel vorhanden ist.


    Bild 6


    Nach „Verstauen“ der vier Kabel wurde das Modell wieder zusammengebaut und der erste Probelauf durchgeführt. Nach Änderung von einigen Decoder-Parametern konnten die Restarbeiten, insbesondere die Nachlackierarbeiten vorgenommen werden, bevor die Lok dem (Modell)Betrieb übergeben wurde.


    Hier steht sie nun; meine 93 1045, stationiert bei der Rbd Köln und im Bw Kreuzberg/Ahr beheimatet.


    Fotos von der fertigen Lok, HS u LS


    Ich denke, meine ergänzenden Erläuterungen helfen allen, die nachträglich eine Lok, insbesondere eine Weinert 93.5 digitalisieren möchten.


    Gruß Günter

  • Hallo Günter,

    zuerst einmal will ich sagen, daß mir dein vorgestelltes Modell wieder einmal sehr gut gefällt. Echt toll gebaut! Was mir in diesem Fall mehr auf dem Herzen liegt ist die „ Fischer“ Schaltung. Du hast offenbar, anstelle der von Fischer vorgesehenen Micro- Kondensatoren, ganz normale Elektrolyt Kondensatoren verwendet. Platz ist ja in der großen Lokomotive. Was mich ganz speziell interessiert ist: Ist das wirklich so, daß man den Dekoder problemlos auslesen kann? Ich habe einen VB140 von Piko mit glasklaren Fenstern aus CD Hüllen und einer Inneneinrichtung von Weinert zusammengebastelt. Den habe ich mit einer Beleuchtungsplatine mit Dekoder von Esu versehen. Das Ganze habe ich, wie vorgesehen, mit 470yF gepuffert. Ich kann den Dekoder programmieren aber nicht auslesen, weil mir der Kondensator den, sie nennen es „Ack“, also Stromstoß zur Quittung, verschmiert. Geht das mit der Fischer Platine problemlos?

    Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,


    vielen Dank das Dir meine 93 1045 und ich nehme an auch die 93 1040 gefallen. Zum Thema Decoder bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Da ich sehr spät in die Digitalisierung meiner bereits vorhanden Modelle eingestiegen bin, fehlt mir (leider) das Grundwissen der elektischen Zusammenhänge und Abhängigkeiten. Vielleicht kann Dir hier jemand aus dem Forum Deine Frage beantworten.

    Zu meiner nachträglichen Digitalisierung kann ich Dir folgendes mitteilen. Den Sounddecoder MX 648 habe ich bei meinem ZIMO Händler, Herrn Schild aus Essen mit einem Sound der BR 55 bestellt. Nach Einbau des Decoders und Anschluß der Elkos habe ich über meinen Piko smart contoll Handregler die einzelnen CVs für die Geschwindigkeiten (Anfahren, mittlere Geschwindigkeit und Höchstgeschwindigkeit) ausgelesen und meinen Vorstellungen angepasst. Ebenso wurde die Dampfschlagzahl in den beiden CVs auf akzeptable Werte geändert. Die Reduzierung der Beleuchtung habe ich auf das Minimum eingestellt.

    Was verstehst Du unter Micro Kondensatoren ? Meinst Du Tantal Kondensatoren ? Elektrolyt Kondensatoren bestelle ich in China, sind sehr preiswert und gut. Schlechte Erfahrungen habe ich mit Tantal Kondensatoren, ebenfalls bestellt in China, gemacht. Hier ist mir schon einer explodiert. Die Schweinerei möchte ich nicht nochmal erleben. Inwieweit hier Toleranzen überschritten wurden, kann ich nicht bestätigen.

    Falls es zukünftig mal sehr eng in einer umzubauenden Lokomotive (Micro-Sounddecoder) wird, werde ich an die Fischer Ladeschaltung 6 Stück Gold Cap Kondensatoren anschließen. Ein Bekannter hat das schon ausprobiert und damit gute Erfahrungen gemacht.


    Gruß Günter

  • Hallo Günter,

    ich habe jetzt nochmal bei Fischer nachgeschaut. Ja, die von mir als Micro Kondensatoren bezeichneten Teile sind tatsächlich SMD Tantal Kondensatoren. Fischer hat offenbar auf der Ladeplatine eine Spannungsbegrenzung untergebracht, damit die 16V Tantals auch mit 20V betrieben werden können. Daß die Dinger, trotz Einhaltung der Maximalspannung und der Polarität, ab und zu mal explodieren habe ich auch an anderer Stelle schon mal gelesen. Anscheinend gibt es da sehr unterschiedliche Qualitäten. Ich würde da die geringen Mehrkosten nicht scheuen und die von Fischer verkauften Tantals verwenden. Aber was mich wirklich interessiert, ist das Auslesen der Dekoder Einstellungen. Geht das wirklich problemlos auch mit angeschlossenem Energiepack. Mit den Gold Cap Kondensatoren wäre ich vorsichtig. Die sind ja, glaube ich, normalerweise nur für 3V oder 5,5V Spannungen konstruiert. Ich denke, da muß die Ladeschaltung auch angepaßt werden. Aber, wie du schon sagtest, gibt es hier im Forum Leute, die sich damit sicher gut auskennen. Eventuell klärt uns da mal ein Kollege auf. Auf jeden Fall danke ich dir für deine ausführliche Antwort.

    Grüße

    Johannes

  • Hallo Günter,

    die beiden "Bullen" machen einen ordentlichen Eindruck. Mit der nachträglichen Digitalisierung von Bausätzen habe ich bisher recht wenig Erfahrung. Aber ich kann mir gut vorstellen, daß dies ein nicht ganz einfaches Unterfangen ist. Gerade dann, wenn auch noch Geräusch installiert werden soll...

    Das Problem mit den innen liegenden "Igeln" kenne ich nur zu gut. Erst bei den Bellos habe ich begonnen, die "Beine" der Feingußteile auf das maximal notwendige Maß zu kürzen.


    Aber, weil Du es gerade ansprichst--ich fürchte mich davor, die vor zwanzig Jahren eingebauten Dekoder (fast alle haben ihr Gedächtnis verloren) in meinen umgebauten Lokmodellen zu ersetzen.


    Dein Faden zeigt mir auf, worauf ich künftig achten muß.


    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Johannes,


    aus eigener Erfahrung - die Fischer Schaltung (mit deren empfohlenen Kondensatoren!) habe ich mit Zimo MS, Esu V5 und D+H SD in Betrieb - alles Sounddecoder - mit viel Programmierung meinerseits. Die Schaltung ist ganz einfach an U+ und GND der Schnittstellenplatine angeschlossen, da ich auf schnellen Wechsel der Decoder Wert lege. Funktioniert einwandfrei. Ich werde nur noch die einsetzen. Die Kombination mit 16V Kondensatoren spart mir Platz, den ich in meinen konstruktiv alten Dampfern sowieso kaum habe. Meine Erfahrung - mir reicht eine Bestückung mit 5x Tantal auf der Fischer Platine an den genannten (aktuellen) Decodern völlig aus, trotz Sound.


    Gruß

    Bernd