Pottendorf - Eine Sekundärbahn im Bayern

  • Hallo Tim,

    ich nehme hier Bezug auf deinen Post # 19. Mir gefällt es sehr gut, daß man sich als „ Ausländer“ (bitte nicht falsch verstehen!) auf die Kultur und die Gewohnheiten eines fremden Landes einläßt. Das ist angesichts der Pauschaltouristen, die für kleines Geld die Welt unsicher machen, nicht selbstverständlich. Vor fast vierzig Jahren war ich mit Frau und einem zweijährigen Sohn mit dem Zelt in der Türkei. Da gab es dort noch keinen Tourismus. Wir lebten unter den Einheimischen, die ihr Zelt als Wochenendhaus nutzen auf dem Campingplatz am Meer. So intensiv und natürlich habe ich nie wieder mit einer gänzlich anderen Kultur Kontakt bekommen. Man muß sich eben darauf einlassen und seine Gewohnheiten hinten anstellen. Selten habe ich so viele, fast durchweg freundliche Menschen kennengelernt, wie in diesem Urlaub. Ich wollte, ich hätte die Zeit mich mit den Eigenheiten und Besonderheiten, vor Allem in der Kultur, deines Heimatlandes zu beschäftigen. Leider ist Großbritannien, und speziell jetzt nach dem Brexit, sehr weit weg für mich. Ja, ich gebe zu, manchmal kann ich nicht mal meine eigenen Landsleute verstehen.

    Eines allerdings fällt mir in deinem Post auf. Ich nehme aber an, es ist ein Fehler des Übersetzerprogramms. Du schreibst von den in den 1950er und 1960er Jahren auf dem Land ( in Franken) geborenen Leuten als einer verlorene Generation. Da kann ich nicht zustimmen. Auch ich bin 1960 im Odenwald, einer sehr armen Gegend in Nordbaden ( auch badisch Sibirien, wegen der kargen Böden und den langen Wintern, genannt) geboren. Ich sehe mich als der „Babyboomer“ Generation zugehörig, die, in positiven wie auch negativen Sinn, unser Land zu dem gemacht hat, was es heute ist. Wenn ich an meinen Vater denke, dann würde ich eher von einer verlorenen Generation sprechen. Geboren 1936 mußte er als Kind den zweiten Weltkrieg durchleben. Er kennt Hunger, ständige Angst und die Besatzung. Er wuchs ohne Vater auf. Der war zuerst im Krieg und dann in Gefangenschaft. Noch heute bekommt er Panikattacken, wenn er diese Kunstflug Flugzeuge hört. Das Geräusch des Motors erinnert ihn an die Jagdflugzeuge der Alliierten, die in seiner Kindheit Jagd auf die Menschen am Boden gemacht haben. All das mußten wir später Geborenen nicht erleben. Umso mehr traf mich der Schock, als Rußland die Ukraine überfallen hat. So etwas hatte in meiner ( vielleicht zu) heilen Welt bis dahin keinen Platz.

    Damit will ich es aber auch schon bewenden lassen. Ich freue mich, in dir einen klugen, unvoreingenommenen Freund unserer Heimat anzutreffen.


    Grüße

    Johannes