MAK 800D (Heljan Modell)

  • Hallo,

    für einen guten Freund hier in Auszügen die Arbeit an Umbau von Fahrwerk und Rädern gezeigt. Der Herr G. aus L. war hier nicht involviert.

    Erster Schritt die Demontage der Radsätze. Man hat hier zwar, sehr löblich, eine Wipplagerung realisiert, jedoch leider wieder den gleichen Fehler wie Teichmann gemacht und eine 4-Punktauflage geschaffen. Damit ist die Lok dann diagonalsteif. Das mag in Verbindung mit hohen Spurkränze auf groben Gleissystemen angehen. Bei dieser Lok hier sollten neue Radsätze mit niedrigen Spurkränzen zum Einsatz kommen.

    Dafür wurde mir eine Roco V65 zum Ausschlachten zur Verfügung gestellt. Die begehrten Teile waren die Radsätze dieser Lok, welche ungleich besser ausssehen als die original Heljan Räder.


    Die Spurkränze der Roco Räder wurden bis auf 0,6mm Höhe gekappt. Erst dann werden die Radsätze auseinander gebaut. Da sowohl Heljan als als auch Roco 2mm Achsen haben, war die Montage der Roco Räder auf die Heljan Radsatzachsen noch der einfachere Teil.


    Das vordere Wippenpaar wurde eng zusammen gerückt und mittels Distanzhülsen fixiert. Die Radsätze haben immer noch eine ausreichende Seitenverschiebbarkeit. So hat man jetzt eine art mittige Auflage für die beiden vorderen Radsätze.


    So sieht das von oben aus. Die Blindwelle fehlt hier noch.

  • Hallo,

    die Radsätze sind nun im Fahrwerk und das umgebaute Fahrwerk macht auch das was es soll, ausgleichen.

    Beim Vorbild werden die Radsätze über eine Blindwelle und Kuppelstangen angetrieben. So ähnlich ist das auch beim Modell. Soll heißen, eine Ausweichmöglichkeit gibt es hier nicht, der Antrieb über Kuppelstangen muß auch tatsächlich funktionieren. Soll weiter heißen nur gut Aussehen reicht nicht, es sind die Kenntnisse über Mechanik und Kinematik gefragt.

    Beim Heljan Modell sind die Kurbelzapfen ohne Gewinde und werden in die Aufnahmen im Radstern eingepresst. Ebenso bei der Blindwelle. Die Kuppelstangen sind geätzt und 2-teilig pro Seite ausgeführt. Weil 3 Aufnahmebohrungen für die Kurbelzapfen vorhanden sind, behindern diese starren Kuppelstangen die Wippen. Hier wird das an sich gute Rezept der Wipplagerung konterkariert.

    Bei Roco ist es ähnlich für die äusseren Radsätze. Hier werden die berüchtigten Plopp! [TM] Stoppel eingeklipst. Bei den inneren Radsätzen und bei der Blindwelle sind Lögelbohrungen vorhanden. Die Kuppelstangen bestehen pro Seite aus einem Stück. Für die inneren Radsätze und die Blindwelle sind Zapfen an die durchgehenden starren Kuppelstangen angegossen welche in die Lögelbohrungen eingreifen. Damit dieser Antrieb rund läuft ist ein bocksteifes Fahrwerk schon zwingend erforderlich. Das bedingt denn auch eine sehr wackelige Stromabnahme.

    Jedenfalls hat man bei Roco 2 Radsätze mit kleinen Aufnahmebohrungen und 2 mit großen Bohrungen. In den kleinen Bohrungen bekommt man die Heljan Kurbelzapfen nicht richtig zum Halten und bei den großen Bohrungen erst recht nicht.

    Es ist Nachdenken und Abhilfe schaffen angesagt.


    Als erstes schneide ich mir aus dickwandigen Messingrohr so 2,5mm lange Abschnitte ab.


    Ich zeige die umstrittene Ausrüstung einmal. Bei mir funktioniert sie wunderbar.


    Diese Abschnitte Messingrohr werden entgratet und aussen etwas angefast. Alle 8 Roco Kuppelräder erhalten die gleiche Bohrung welchen dem Aussendurchmeser der Messingrohrabschnitte entspricht. Da hinein werden die Stücke eingepresst.


    Dann werden die Innendurchmesser auf Kernbohrungmaß gebracht und Gewinde eingeschnitten. Die Gewindegröße richtet sich nach dem Innenmaß der Heljan Kuppelstangenbohrungen.

    Mit freundlichen Grüssen

    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K (16. August 2024 um 12:26)

  • Hallo,

    es waren keine passenden Kurbelzapfenbolzen zur Hand.


    Wie das Foto zeigt, die vorhandenen Kurbelzapfen von Heljan als auch von Roco konnten hier verwendet werden. Also neue Kurbelzapfen anfertigen.


    Den Anfang macht ein Stück 1,2mm Messingdraht. Ein Ende wird mit Gewinde versehen. Aus dem gleichen Messingrohr werden weitere kurze Abschnitte mit der gleichen Vorrichtung geschnitten. Diese Hülsen werden mit 1,2mm aufgebohrt, so daß sie auf den 1,2mm Messingdraht passen.


    Dann werden sie festgelötet. Anschliessend mit Feile und Schleifscheibe in Form gebracht. Dabei habe ich mich an den vorhandenen Heljan Teilen orientiert. Die Heljan Kurbelzapfen sind aus harten Stahl gefertigt und wegen ihrer Kürze liessen sie sich nicht mit dem Schneideisen bearbeiten. Man kann die Köpfe nicht so fest greifen wie es erforderlich wäre.



    Passt.

  • Hallo,

    Bei der Heljan Lok sind die geätzten Kuppelstangen 2-teilig ausgeführt. Das ist immer noch besser als das starre Gußmonster der Roco V65. Aber für ein ausgelichenes Fahrwerk müssen auch die Heljan Kuppelstangen noch weiter unterteilt werden. So wie es auch beim Vorbild der Fall ist.

    Als erstes einen Bohrer heraus suchen dessen Durchmesser demjenigen in den Kuppelstangenaugen entspricht.


    Eine Bohrung wird frei Schnauze in das Holz eingebracht.


    Dort hinein wird ein passendes Stück Rundmaterial hinein gesteckt.


    Eine zweite Bohrung wird dann eingebracht. Dabei dient die Kuppelstange selber als Lehre. Für die Herstellung der Stichmaßlehre.


    Der nächste Schritt ist das Anfertigen neuer Stangenköpfe. In ein passendes Stück Messingblech werden ebenfalls frei Schnauze Bohrugen eingebracht. Deren Durchmesser entspricht ebenfall den vorhandenen Bohrungen.


    Dann werden die Kuppelstangen an passender Stelle geteilt. Hier habe ich schon vorher eine Prüfung auf Lötbarkeit gemacht.


    Dann werden die neuen Stangeköpfe angelötet. Dabei ist das erst noch ein Stück Blech mit einer Bohrung. Die Lehre dient dabei dem genauen Einhalten des Stichmaßes, d.h. des genauen Abstands der Bohrungen der Kuppelstangen voneinander. Sonst läuft der Antrieb nachher nicht rund. Mittels Feilen und Schleifscheibe wrden dann die Köpfe heraus gearbeitet. Das ist einfacher als die Köpfe vor dem Löten zu bearbeiten.

    Auf diese Art und Weise hat sich die Arbeit mit dem genauen Einhalten der Stichmaße einfach gemacht.

  • Hallo,


    Die Blindwelle von Heljan wollte ich eigentlich weiter verwenden. Jedoch lief die Lok damit gar nicht, sondern klemmte und blockierte sogar. Mein Verdacht bestätigte sich; Roco und Heljan haben unterschiedliche Kurbelkreisdurchmesser. Wer von den beiden Importeuren hier bei der maßstäblichen Umsetzung gepfuscht hat überlasse ich den Experten.

    So musste denn die Roco Blindwelle ausgebaut und umgearbeitet werden damit sie in die Heljan Lok passt.



    Ein Messingzapfen mit am Ende eingeschnittenen Gewinde ersetzt vorerst den Kurbelzapfen für den Probelauf. Damit lief die Lok das erste Mal rund und ohne Quengungen.


    Dann habe ich noch zwei weitere Kurbelzapfenschrauben angefertigt.