Hillenberg aus anderer Perspektive

  • Moin,

    Hillenberg als Verladestelle für Kalksteinbruch aus und im Sauerland ist (als Modell) und war (im Original) ein Anschlkuß der WLE. Der Link führt zum Modulthema dieser hoch interessanten Betriebsstelle mit Staub und Steinen in herrlicher Gestaltung und Ausführung sowie wunderschön hergerichteten Ommi-Wagen, deren Bau beim viel zu früh verstorbenen Michael L. ist echte Eskalation ausartete. Neben dem auf Vorbildfotos bekannten O&K-Räumbagger auf R-Wagen (Kbs o.ä.) sind ein weiteres Merkmal die Fahrzeuge, die den Bruch zur Verladetselle bringen. Damit sind wir bei der "anderen Perspektive" angelangt, nämlich der aus der Straßensicht.

    Nun ist Hillenberg kein hunderprozentig sklavischer Nachbau, muß auch nicht und für mich ein Grund mehr, die Originalbrille absetzen zu können. Auf dem obigen Foto sind zwei bislang auf dem Modul zu findende Kipper zu sehen. Links ein Meiller Dreiseiten-Sattelkipper (Kibri) mit Henschel Hauber von Brekina als Zugmaschine sowie rechts ein Mercedes-Benz LAK 2624 6x6 Dreiseitenkipper von Meiller (Kibri) mit passendem Anhänger. Gerade Letzterer ist mit Straßenzulassung durchaus realistisch einsetzbar und fährt - wie im Original - die "richtige", straßenseitige Kipperstelle an. Der Henschel kann durch seine Dreiseitenfunktion auch in der gezeigten Richtung abkippen. Für den harten Bruchsteintransport sind diese (Sattel-) Kipper aus meiner Sicht werkintern weniger geeignet und finden sich auf Fotos gar nicht, wohingegen die straßenzugelassenen und teils auch als Gebrauchtfahrzeuge werkintern eingesetzten Pritschenkipper anfangs tatsächlich noch ihre Holzpritschen im Einsatz endverbraucht haben. Eher werkintern kamen linkskippenede, sogenannte Einseitenkipper zum Einsatz, weshalb - nach Analyse der wenigen Vorbildfotos - die Fahrtrichtung der linken Kippstelle genau anderherum sein müßte, die des Kipp-Hängerzug jedoch "richtig" erscheint.

    Bislang waren vor und nun auch nach dem Umbau des ursprünglichen Moduls von Hillenberg in Richtung originalerer Gleisführung die Grau lackierten Modelle im Einsatz. Typischer sind allerdings die Einseitenkipper, wie sie einst von Riepe aus Anröchte oder Hecker aus Niederbergheim (später Anröchte) gebaut wurden. Wie der Zufall es wollte, kam im vergangenen Jahr tramwelt mit einem ebensolchen Kippsattel auf zweiachsigem Auflieger-Fahrgestell mit Faun-Zugmaschine (siehe damalige mo87-News) wie gerufen. Das Kleinserienmodell hat einen Hecker mit Glattbordwänden zum Vorbild, deren Außenwände bombiert sind. Die Kipper waren linkskippend, wobei eine äußerst geringe Zahl Motorwagen als Heckkipper ausgeführt waren. Auf Vorbildfotos aus Hillenberg sind einachsige Sattelauflieger mit verstärkten Bordwänden von Riepe zu sehen. Als Zugmaschine habe ich nach langen Recherchen, es sind keine gescheiten Aufnahmen der Kipper zu finden, Faun K15 Frontlenker in Ursprungsausführung ausgemacht. Entweder sind es ehemalige Muldenkipper, die zu Sattelzugmaschinen degradiert wurden, oder sie kamen direkt zur Auslieferung nach Hillenberg. Möglicherweise sind die Auflieger sogar älter als die Zugmaschinen. Sie besaßen die Kippvorrichtung unterhalb der Mulden, die Klappe öffnete über eine stationär gespannte Kette automatisch. Der Bausatz von tramwelt hat allerdings als Vorbild Hecker je Mulde vier Hydraulikstempel als Basis.

    Letztlich ist es egal, welche Kipper-Kombinationen entstehen, solange typische Einseiten-Kipper entstehen können. Der Kipperbausatz hat (s.o.) Faun-Zugmaschinen vorgesehen, auf die aber verzichtet werden soll. Hecker selbst war übrigens Generalvertreter für Krupp. Zeitgenössische Bilder aus Steinbrüchen um Warstein und aus Hillenberg zeigen Büssing, MAN und Henschel-Kipper. Es mag sein, daß auch Krupp und Faun zum Einsatz kamen. Desweiteren wird angenommen, der Steinbruch habe mitunter auf gebrauchte Lastwagen zum Endverbrauchen zurückgegriffen, die teils bis Anfang der 70er Jahre Dank guter technischer Pflege in den Steinbrüchen überlebt haben. Es gab sowohl straßenzugelassene Subunternehmer wie auch werkinterne Fahrten über Privatwege zur Verladestelle.

    Im ersten Schritt habe ich einen ans Vorbild angelehnten Einseitenkipper mit Kreuzverstrebungen begonnen. Recht dünnes Immergün wurde zurechtgeschnibbelt und eingepaßt. Wahrscheinlich muß ich nach einer Vorgrundierung hier und da ein wenig beispachteln. Aber der Weg ist gemacht. Mangels geeigneter Vorbildfotos der Zugmaschinen, ein Selbstbau des angenommenen K15 ist zuviel des Guten, werden es andere Zugmaschinen in Anlehnung an die verschiedenen, zum Einsatz gekommenen Kipper-Solofahrzeuge werden. Die Auflieger bleiben zudem zweiachsig. Die Räder am Rohbau sind lediglich Platzhalter und haben mit dem späteren Modell nichts zu tun.

    Mal heiter weiterschauen, was wird.

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (23. März 2025 um 11:54) aus folgendem Grund: Doofe Tippfehler im Nachgang entfernt. Pardon.

  • Moin Andreas
    Toll… wenn wir aber die passenden LKW haben müssen wir (wie auch schon mal angemerkt) auch noch die Laderutschen für die Flachboden Kipper anpassen. So wie sie jetzt gebaut sind kommt es unweigerlich zum „Steinstau“.
    Aber das „tüfteln“ wir gemeinsam noch aus!
    Klasse Gruß Friedrich
    :matrose::matrose:

  • Moin Friedrich,

    die abweichende Ausführung der Rutschen ist mir im Vergleich mit den Vorbildfotos auch aufgefallen, wobei wahrscheinlich die Wenigsten das "Problem" bemerken werden. Aber es reichen ja schon Zwei, um etwas ändern zu wollen. Das gilt auch für die Kipper. :thumbup:

    Oben habe ich soeben ein paar blöde Tippfehler entfernt.

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

  • Moin,

    kurzes OT: Mir fällt gerade auf, daß die während des Rheda-Treffens 2024 in Hillenberg zugestellten Fc-Wagen eher ungeeignet sind für Bruch. Die könnten allenfalls fertigen HKS-Schotter aufnehmen, oder?

    Über den K15 liegt mir genug Literatur vor - wenn auch nicht als Sattelzugmaschine -, wäre sicherlich ganz ok gewesen, hätte was richtig "Werkinternes" an sich gehabt, wobei ich dann aber tatsächlich den Riepe-Sattelzug gewünscht hätte. Zu Letzterem vielleicht später mehr. Erstmal geht es weiter mit ...

    Einer ist einer zu wenig.

    Ein auf einem anderen Bild aus Hillenberg im gleichen Winkel fotographierter (Riepe-) Einseitenkipper-Sattelzug hatte eine andere Verstärkung der Seitenwände.

    Auch diese Optik sollte als Hecker entstehen, so daß ich einen zweiten Bausatz geordert und entsprechend mit dem Gefrickel begonnen habe. So kommt be einem Einsatz etwas Abwechslung auf das Modul. Das letzte Bild zeigt den Vergleich. Auch hier gilt: Die Radsätze sind lediglich Platzhalter. Die Faun-Zugmaschine (F68) von tramwelt wird es weiterhin nicht werden. Für die F68 habe ich bereits eine Lösung erdacht, denn auf einem mir vorliegendem Hillenberg-Bild ist etwas zu sehen ... ;)

    Ein kleiner Hinweis: Die vordere Muldenaufnahme ist bei den Sattelaufliegern 1 mm zu kurz geraten. Die Auflieger werde ich verlängern. Nachdem ich dies weitergeleitet hatte, erhielt ich eine Woche später unerwartet ein Päckchen. Darin waren zwei neue Sattelauflieger zu finden, weiterentwickelt und um den besagten Millimeter verlängert. Eine tolle Geste. Insgesamt verlängert sich dadurch natürlich auch der Bastelspaß zwischendurch. "Egal".

    Heiter weiter. :thumbsup:

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

  • Tach Zusammen,

    eine kurze Antwort auf die Frage nach Fc (oder Ed, oder Otm je nach Epoche) im Hillenberg.

    Am 15. August 1972 wurde die neue Anlieferung am Werk Mark II in Neubeckum / Roland in Betrieb genommen (she. Foto).

    Hier mußte jetzt gemahlener Kalkstein angeliefert werden. Das neue Silo an der Hohen Liet in Warstein war aber noch nicht fertig. So wurde über Monate hinweg mit dem Lkw der zerkleinerte Kalkstein zum Hillenberg oder zum Bf. Warstein gefahren und dort in langfristig von der DB gemietete Ed verladen.

    Viel mehr hierzu demnächst auf CRR-Modelle.com

    Tschau

    Christoph

  • Moin,

    die Einseiten-Sattelkipper benötigen natürlich Zugmaschinen. Wie zu Beginn der Aktion "Hillenberg" erwähnt, habe ich die ausgemachten Faun K15 direkt verworfen. Auf Bildern aus den 60er-70er sind Motorwagen mit Kippmulden auf Büssing 8000-Basis zu sehen. Warum also nicht solche Zugmaschinen verwenden?

    Basis der ersten Zugmaschinen bildet der Fernmelder von Brekina, der mitunter günstig zu bekommen ist. Eine Maßzeichnung einer Sattelzugmaschine war fix auf den Maßstab 1:87 skaliert. Das Modell ist Dank Steckbauweise recht schnell zerlegt und das Schwalbennest abgesägt. Das Fahrgestell habe ich eingekürzt und zunächst zwecks Sichtung der Optik mit einem der Sattelauflieger hingestellt. Wirkt, wenn auch das Dach der Hütte nicht doll aussieht.

    Das entstandene Loch hinten ist zu verschließen, und das Dach sollte im hinteren Bereich etwas abgerundet werden. Die Falz der Kabine mußte bereits dran glauben. Für ein Heckfenster bot sich der Rest eines Oberteils vom Brekina T1a an. Die Fenstergröße könnte passen.

    Die Heckfenster-Metamorphose vom ersten Ansatz und der ersten Anspachtelung über ein Vergleich mit der Höhe einer Wiking-Kabine und dem telegrammierten Einwand von Ermel, er könne mit der Zugmaschine zum Aufsatteln kaum rausschauen, rückte das Heckfenster schließlich weiter nach unten - zufällig auf gleiche Höhe wie beim Modell des "neuen" Büssing 8000 von Wiking. Paßt.

    Und ein Nachtrag darf nicht fehlen. Nach endlosen Recherchen, Hinterfragungen und Ausstrecken von Fühlern ist tatsächlich nach zwei Jahren ein echter Sensationsfund in Dänemark aufgetaucht: Ein originales Werkfoto auf dem Hof der Firma Riepe mit einem der Faun K15 Einseitenkipper-Sattelzüge kurz vor der Auslieferung an den Steinbruch Hillenberg - zwar nur in Heckansicht, aber wer weiß ...

    Und hier paßt es auch: Heiter weiter.

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas

  • Moin,

    für die zweite Zugmaschine kam ein weiteres Gedankenspiel zutage.

    Ein Büssing 8000 von Wiking - hier als Tanklaster - war einst von Ermel als maßstäblich deklariert worden. Und mit meiner skalierten Skizze paßt es auch wunderbar. So kam zunächst in erster Idee, eine weitere Variante des S13 mit der Kabine von Wiking umzusetzen. Das Wiking-Modell war fix geknackt, der Rest wanderte in die Schrottkiste. Die Haube ist recht zügig von der Hütte getrennt. Die gesteckte Haube eines weiteren Fernmelders von Brekina aus dem Fundus paßt nahezu saugend an die Hütte von Wiking. Das Gedankenspiel ist ganz nett, aber am Ende wird es wahrscheinlich doch anders kommen, worüber ich aber erst beim nächsten Mal berichten kann. Ein neuer Gedanke ist entstanden.

    :pfeifen:

    Gued gaohn un bis düsse dage aus dem Münsterland
    Andreas