Hallo,
früher hielten sich die Hersteller rsp. Importeure bei den in den Loks eingebauten Hauptplatinen an die einschlägigen Normen nach NMRA, NEM und RCA. Für den Endkunden waren die gemeinsamen Normen eine große Erleichterung im Umgang mit der Digitalisierung seiner Loks. In eine genormte Schnittstelle steckte man den Decoder seiner Wahl ein und alle Lichtfunktionen waren zugänglich und funktionierten so wie erwartet. Man beschränkte sich nur auf die Decoder wo jeder Hersteller sein eigenes Süppchen nach Werksrezept gekocht hat.
In letzter Zeit häufen sich die Fälle wo die Hauptplatinen in neu gekauften Loks von den gängigen Standards und Normen abweichen. Hier ist dann die Freiheit der unabhängigen Wahl seiner Decodermarke stark eingeschränkt bis unmöglich gemacht worden. Wäre es ein Presserzeugnis könnte man fast schon von Zensur sprechen. Bei diesen Loks sitzt der propertiäre Faktor auf der Hauptplatine wo einige Bauelemente den einfachen Einsatz von "Fremdfabrikaten" verhindern. Politik und Modellbahn sollte man strikt getrennt halten, aber das hier ist schon ein gewisses auf Modellbahnen bezogenes Politikum. Bislang waren hierzulande nur Märklinfahrer fest an ihren Systemlieferanten gebunden. Mittlerweile ist das auch bei anderen Marken bezüglich Digital angekommen.
Ich habe jedenfalls nicht vor resigniert das vom Modellbahnimporteur empfohlene Fabrikat zwangsweise freiwilig zu kaufen. Da ergreife ich lieber eigene Maßnahmen um das Übel zu beseitigen.
Vor diesem Hintergrund ist der folgende Umbau zu verstehen.
Das ist der Kandidat, eine Hauptplatine mit Ursprung Neu-Ulm die, was wundert es, nicht so funktioniert wie sie eigentlich sollte. Es wurde ein "Fremddecoder" in die PLUX22 Schnittstelle eingesteckt. Die vorhandene PLUX22 Schnittstelle suggeriert eine Norm, die real dann tatsächlich nicht vorhanden ist. Na ja vielleicht Werksnorm aus dem Wiley bei Neu-Ulm.
Als Abwechslung statt alles dunkel, brannten diesmal alle Lichter ohne, daß man es beeinflussen konnte. Dank der Neu-Ulmer Verhinderungsschaltung gegen Fremddecoder. Lediglich die Führerhausinnenbeleuchtung ließ sich schalten.
Tatsächlich gibt es eine Norm für die Belegung der Pins der PLUX Schnittstellen mit der ich selber sehr gute Erfahrungen gemacht habe: https://www.nmra.org/sites/default/files...x_interface.pdf Diese werde ich daher auch hier anwenden.
Vorher wurden die Leiterbahnen auf der Platine aufmerksam studiert, deren Verlauf verfolgt und die Anschlüsse der PLUX Steckdose mit dem vorliegenden NMRA Ausdruck verglichen.
Die Verfolgung der Leiterbahnen auf der Hauptplatine bestätigte den Verdacht, daß hier die Pins für die Funktionsausgänge sehr verschwurbelt belegt waren. Gegenprüfungen mit Blindsteckern nach Norm S-9.1.1.4 bestätigten das. Hinzu kam meine absolute Unlust Stunden oder Tage damit zuzubringen die Verschwurbelungsschaltungen und Funktionen der zusätzlichen Bauteile auf der Hauptplatine aufzudröseln.
Als logischen Ansatz, die beste elektrische Verbindung zwischen zwei Punkten ist die direkte elektrische Leitung. Nach diesem Prinzip habe ich die Pins an der PLUX Steckbuchse mit den jeweiligen Verbrauchern mit Decoderlitzen verbunden. Die Kabelfarben entsprechen der NMRA. Die vorhandenen Leiterbahnen wurden vorher an jeweils 2 Stellen durchtrennt. Lediglich die "+" Leiterbahn wurden beibehalten, weil sie gemäß Norm an alle "+" Eingänge der LEDs führte.
Letzter Akt war dann das Stückchen grüner Decoderlitze für die Instrumententafelbeleuchtung. Die rote Schlußbeleuchtung habe ich nicht aktiviert, dafür wären 2 weitere Decoderkabel und 4 Schnitte in den Leiterbahnen erforderlich. Man kann sie über Kreuz an die Ausgänge für die Stirnlichter mit anschliessen. Oder wenn man die roten Schlußleuchten getrennt schalten möchte, an zwei weitere Funktionsausgänge. Dafür ist jedoch ein PLUX22 Decoder erforderlich, weil der die benötigten Funktionsausgänge hat.
Eingesteckt habe ich jedoch einen PLUX12 Decoder von Lenz. Der ist hinsichtlich seiner Funktionsausgänge hier vollkommen ausreichend. Wer noch mehr Bling-Bling haben will muß selber mehr Lichter in der Lok einbauen.
Jedenfalls funktioniert die Lok mit ihrer umgebauten Platine, erst Weksnorm Schrott, jetzt nach NMRA Norm funktionsfähig, so wie sie es schon ab Werk sollte.
Stirnlicht hinten.
Stirnlicht vorne.
Die alles überstrahlende Inneraumbeleuchtung.
Und die nicht blendfreie Armaturenbrettbeleuchtung.
Fazit
Man kann Hr. Lindners Nickeligkeiten umgehen, hier mit recht einfachen Mitteln.
Die Lok von Jägerndorfer ist eigentlich ein schönes Modell, aber die Hauptplatine darin ist Sch... Das mögen Esuiten vielleicht anders sehen, aber ich sehe darin eine fragwürdige Kundenbindung des Modellbahners an eine einzige Marke.
Man muß auch nicht allen Mist schlucken den die Modellbahnindustrie einem vorsetzt.