Weschnitztal-Überwald-Bahn: Bahnhof Birkenau

  • Hallo zusammen,

    maßgeblich von Horst Meier und Bernhard Brieger initiiert hat sich im Raum zwischen Frankfurt und Mannheim ein Grüppchen gebildet, dass Betriebsstellen der o.g. Bahn von Weinheim nach Fürth/Odw. bzw. Wahlen nachbildet. Nicht sklavisch genau aber doch wiedererkennbar. Die MiBa berichtete.

    Im wesentlichen wegen des toxischen Namens hatte sich niemand gefunden, den Bhf. Birkenau nachzubilden. Nun kann Birkenau im Odenwald nichts dafür, dass es sich den Namen mit einem Ort im heutigen Polen teilt, der in Deutschland's dunkelster Vergangenheit zu trauriger Bekanntheit gelangte. Da mir der Gleisplan gefällt, habe ich mich entschlossen, diesen nachzubilden und als Ortsnamen "Birkenau/Odw." zu verwenden - nicht ganz vorbildgerecht, sollte aber dumme Nachfragen/Kommentare zu einer Sache (Holocaust), die keinen Spaß versteht (und ich in der Beziehung auch nicht) vermeiden. Auch hoffe ich, dass niemand auf die Idee kommt, womöglich Sympathien für dieses abscheuliche, menschenverachtende Kapitel bei mir zu vermuten.

    Genug der Vorrede und zum Projekt:

  • Gerade die Lage in einem langgezogenen Bogen hat es mir angetan. Von der Ausstattung ist alles da, was man von einem kleinen Landbahnhof verlangen kann. Den Vermessungspunkten kann man entnehmen, dass der Bahnhof ca. 600m lang ist. Damit bot es sich für mich an, ihn in ca. 1:100 in 6 ca. 1m langen Modulen nachzubilden.

    Maßstab ist hierbei das Gleis 2, das bei einem 8m Radius ungefähr ein Bogenmaß von 1m aufweist. Dementsprechend habe ich geplant, die beiden Einfahrtsharfen auf je 1m langen und sich von 50cm auf 60cm Breite vergrößernden Modulen darzustellen und dazwischen jeweils 4 Module mit 7,5° und dem 8m Radius einzufügen.

    Mit dem Plan und einer Zeichnung in Wintrack bin ich letztes Jahr zu Thomas gegangen:

  • Letztes Jahr im Juni bin ich dann in Thomas' heiligen Hallen empfangen worden und wir haben die von ihm gefertigten Module zusammengesetzt. Fragen zur Konstruktion und Fertigung der Module beantwortet er gerne. Dieses Projekt dient quasi als Prototyp für seine Konstruktionen.

    Ich habe es natürlich nicht ausgehalten und habe, nachdem ich mit einem Auto voll "Holz" zu unserem FREMO Südwest Bastelkeller nach Ludwigshafen gefahren bin, alle einmal probehalber aneinander gelegt:

    Sieht schon gut aus!

  • Danach ist erst einmal ein Monat nichts geschehen, bis ich die Module erneut aufgebaut habe und davon profitieren konnte, dass wir in unserem geräumigen Bastelkeller einen 8m-Zirkel realisieren können:

    Damit wurden die Gleislagen eingezeichnet und Weichen sowie Gleise probehalber aufgelegt. Zum einen um den optischen Eindruck beurteilen zu können, zum anderen um Maß für die noch auszusägenden Trassenbretter zu nehmen.

  • Moin Dirk,

    wenn ich die Holzarbeiten sehe, könnte ich direkt in meine Werkstatt und Module bauen. Rohmaterial ist genug vorhanden. Aber mal am Rande: Landbahnhof - da ist dann ganz schön Betrieb und Zugkreuzungen möglich. Sind noch Anschliesser geplant? Ich hoffe, Du wirst im Winter 25/26 weiter am Bahnhof weiter arbeiten. Ansonsten wirst Du gearbeitet haben und es wäre schon fertig .. mit einem Lächeln im Knopfloch ... schönen Sonntag und Danke für Deinen informativen Baubericht... macht Appetit sicherlich auch für andere?

    Lieber Gruß
    Wilfried

  • Hallo Wilfried, direkt im Ort gab es keine weiteren Anschliesser und so wird der Bahnhof dann auch in dem Weschnitztal-Überwaldbahn (WÜB) Arrangement eingeplant sein.

    Allerdings habe ich ihn so geplant, dass Zugkreuzungen mit gut 4m Länge möglich sind. Die werden auf der WÜB nicht benötigt .

    Ich habe vor, per Wattenscheider ihn so zu signalisieren, dass der Bahnhof auch an einer eingleisigen Hauptbahn eingesetzt werden kann. (Auch wenn dann links ein Ausziehgleis fehlt; evtl. das nächste Projekt einer alternativen Ausfahrt?). Jedenfalls kann in dem Fall auf einer Seite die Awanst Wittmoor zum Einsatz kommen sowie im Anschluss an die andere Ausfahrt eine noch zu bauende Ziegelei.

    Pläne gibt's genug, dumm nur, dass ich noch voll im Beruf stehe... Also erstmal brav an diesem Bahnhof und nicht an Luftschlössern weiter gebaut.

  • Ich habe festgestellt, dass ich den falschen Wintrack-Entwurf, die Gleislage von 1952, hochgeladen habe. Daher habe ich hier den aktuell von mir gebauten Gleisplan (oben) sowie die Alternative mit Ausweichgleis (unten, vielleicht in Zukunft) hochgeladen:

    Hier sind auch die Anschlussmodule eingezeichnet, die die linke Ausfahrt von E96 auf F96 und die rechte von D99 auf F96 bringen. F96 wurde als Standardübergang für das Projekt der WÜB gewählt.

  • Zwischen Sommer '24 und Frühjahr '25 ist nicht viel passiert: lediglich Modulkästen von innen weissen, Passbuchsen eingebaut und die Trassenbretter gesägt, montiert und plangeschliffen.

    Vom 30.01.25 bis 02.02.25 wurde die Weschnitztal-Überwald-Bahn (WÜB) mit quasi allen derzeitig vorhandenen Modulen und Betriebsstellen in der Höhle des Löwen ausgestellt: im Gemeindezentrum von Mörlenbach, zentraler Verzweigungsbahnhof der Bahn. Die Ausstellung wurde sehr gut angenommen und eine Neuauflage ist in Planung. Eine Frage, die immer wieder gestellt wurde, war: "Wo ist Birkenau?" (ähnlich penetrant wie Bruno Morawetz Frage bei den olympischen Winterspielen von 1980 in Lake Placid: "Wo ist Behle?"). Birkenau ist der Nachbarort von Mörenbach und nur wenige Kilometer entfernt. Entsprechend viele Einwohner Birkenaus waren in der Ausstellung und haben ihren Bahnhof vermisst.

    Damit wuchs der Druck, signifikant voranzukommen. Seit April habe ich mir dann immer wieder komplette Tage und ein Bastelwochenende freigeschaufelt um weiterzukommen:

  • Ich verwende Weinert-Gleise und Weichen. Doppelschwellen wurden durch Zusammenleimen zweier benachbarter Holzschwellen im Abstand von ca. 17,x cm (Gleislänge: ~15m) dargestellt. Die Modulübergänge wurden mit Weinerts Schienenverbinder mit angegossener Schraube am Trassenende verankert. So habe ich praktisch immer die kompletten Flexgleise mit geringem Verschnitt aneinander gereiht.

    Zum Einkleben der Schienenverbinder mit Schraube habe ich Pattex 2K-Kleber verwendet, die Schienen selbst wurden mit Pattex-Kontaktkleber (besitzt nach aushärten noch Flexibilität, außerdem erlaubt er noch direkt nach dem Zusammenfügen kleine Korrekturen, erzeugt aber nach dem Ablüften und Zusammenlüften sofort eine stabile Verbindung) auf dem Trassenbrett fixiert. Abgesehen von Isolierschienenverbindern von Peco an dem Herzstücken habe ich keine Schienenverbinder verwendet.

    Die Gleise wurden über die Modulenden hinaus verlegt (die Module mit Abstandshalter passend zur Dicke der Trennscheibe aneinander geschraubt). Damit befinden sich die Schienenstöße zwar nicht auf den Doppelschwellen, aber sie sind versetzt angeordnet um dem Verlegen im Bogen gerecht zu werden und Knicke zu vermeiden. Das bedeutete, dass ich recht viele Stromanschlüsse verlötet habe (neben den durch die Länge des Flexgleises vorgegebene Stößen i.d.R. noch einen weiteren, nachträglich eingeschnittenen Stoß um ausreichend Längenspiel bei Temperatur- und/oder Feuchtigkeitsschwankungen zu haben.

    Erst wenn alle Gleise über je zwei Module hinweg verlegt waren, habe ich die Gleistrennung am Modulübergang durchgeführt. Zusammen mit den Passbuchsen erhoffe ich mir davon einen zügigen Aufbau mit stimmiger Gleislage.

    Insbesondere nach dem Einschottern und Patinieren erhalte ich so ein meinen Ansprüchen ("alles was ich auch mit Brille nicht mehr erkennen kann, interessiert mich nicht", vielleicht benötige ich eine neue Brille :toocool:?) genügendes Gleisbild.

  • Anfang Mai:

    Das wurde dann an zwei weiteren freigeschaufelten Tagen im Mai fortgesetzt. Für Gleis 4 habe ich (vermutlich vorbildwidrig, aber wer weiß dann schon noch so genau) zur Auflockerung des Schienenbildes Stahlschwellen verwendet. Das ist auf obigem Foto noch nicht zu erkennen, da der Entschluss recht spontan gefallen war.

  • Am 17./18.05. fand ein Modulbautreffen XXL in unserem Bastelkeller in Ludwigshafen statt. Auf Anraten erfahrener FREMO-Kollegen habe ich dann den Bau der anderen Einfahrt aus Richtung Mörlenbach gestartet um die Verbindung beider Teile auf einem der mittigen Module durchzuführen.

    Dem Wochenende schloss sich noch ein weiterer, einsamer Basteltag an, dessen Ergebnis dann so aussah:

    Kurz vor vollendetem Lückenschluss!

  • Dies ließ mich nicht ruhen, also ein weiterer Tag freigeschaufelt (der anfallende berufliche Stau wurde dann in Spätschichten und am Wochenende abgearbeitet (Home-Office und wenig Tagesgeschäft machten es möglich). Die letzten Wochen waren daher sehr stressig aber über das Ergebnis freue ich mich:

  • Das ist jetzt der aktuelle Stand. Im Moment beschäftige ich mich mit dem Einbau einer Gleissperre, die (vorbildwidrig) mechanisch betätigt werden wird.

    Als Steuerung habe ich folgendes Konzept vorgesehen: Die Weichenantrieb kommen von Friz Senn, dazu der Flüsterantrieb von MBTronik. Zunächst möchte ich die Antriebe mit Weichenstellhebeln von H0 fine betreiben. Mal sehen, ob die dem FREMO-Alltag standhalten...

    Ansonsten ist die von mir skizzierte Lösung DCC fähig. Damit sollten mir, wäre ich mit dem Betrieb per Hebelbank nicht zufrieden, weitere Möglichkeiten offenstehen, von Touchscreensteuerung bis Ansteuerung von einem Stellpult mit Ein-Tasten Bedienung samt Rückmeldung per Optokuppler.

  • Hallo Dirk,

    ja wem sagst Du dass. Das Leben könnte so schön sein, wenn man den Job nicht an der Backe hätte. Aber, vielleicht wünschen wir es uns auch noch mal anders herum.
    Aber zurück zum Thema. Mich freut es das Ganze in seiner Vollendung und zusammengebaut zu sehen. Ich denke ich setze mich mal ins Auto....

    Ansonsten bin ich froh, dass sich der Aufwand an Konstruktion, Herstellung und Zusammenbau gelohnt hat. Mittlerweile hat sich bei einem anderen Projekt die gleiche Problematik wie hier eingestellt. Win Track hat ein paar Probleme mit der graphischen Darstellung von Radien mit Modulen. Im Detail sind die DXF-Dateien leicht ungenau. Das fällt allerdings erst bei einer größeren Anzahl von Modulen auf. Im Beitrag #4 im ersten Bild kann man schön sehen was ich meine. Dort habe ich die beiden DXF Exporte (Gleise Win Track, Modulkonstruktion in braun darunter) übereinander gelegt. Hier sind die einzelnen Modulwinkel bereits um 0,6° korrigiert. An den Enden sieht man trotzdem noch die Winkeldiskrepanz. Vielleicht denkt sich jetzt jemand das sich das Holz doch eh um viel mehr verzieht. Ausserdem kann man das bei der Länge in gewissen Grenzen "hinbiegen". Die Antwort ist genau so einfach und lautet: "Eben darum".

    Wie war das noch beim A-Team: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert". In diesem Sinne bin ich auf die weiteren Baufortschritte gespannt.

    Viele Grüße aus der Modulschmiede

    Thomas

    "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana