Hallo zusammen,
weil ich gerade dabei bin und weil es vielleicht dem einen oder anderen Modellbaukollegen ein bischen Anschauungsmaterial für eigene Vorhaben bietet - es geht ums Löten!
Genauer gesagt, ums Hartlöten.
Da man viele Beschreibungen, aber recht selten Bilder über den Lötvorgang selbst sieht, habe ich mal versucht, die einzelnen Stufen der Lötschmelze am Beispiel meiner Mallet-Fahrgestelle zu dokumentieren. Das heißt, ich verzichte hier auf die Beschreibung der vielfältigen Varianten des Hartlötens und der verwendbaren Materialien und beschränke mich ausschließlich auf die für den Küchentischbastler am ehesten infrage kommende Lötung - das Löten mit Silberlot an kleineren Messingbauteilen.
Ich selbst durfte schon mehrere Hartlötarten ausprobieren und kann sagen, daß das Hartlöten mit Silberlot nicht nur eine sehr viel höhere Festigkeit der Verbindungen an Modellen gewährleistet, sondern auch für jeden Bastler zu händeln ist.
Es ist eine wunderbare Möglichkeit, mehrere Lötungen von unmittelbar nebeneinander zu liegenden Bauteilen durchzuführen, vor allem dann, wenn man für weitere Lötvorgänge noch Weichlote mit verschieden hohen Schmelzpunkten zwischen 180° und 280°C verwendet, die man ohne Probleme bei entsprechenden Herstellern ordern kann.
Mein Ansinnen richtet sich auch nicht unbedingt an diejenigen, bei denen dieser Thread nur ein müdes Lächeln hervorruft, sondern ich will all jenen Mut machen, die sich in der Materie noch nicht so zu Hause fühlen, gerne aber mal selbst ein Modell aus Metall (in der Regel ja Messing) bauen würden.
Hinweisen muß ich aber noch auf Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der relativ hohen Temperaturen beim Hartlöten. Schamott-Unterlagen sind Pflicht, eine nicht gebrauchte Fliese tut es zur Not auch.
Die Vorbereitung der zu verbindenden Bauteile geschieht ähnlich wie beim Weichlöten. Blankgeschliffen, sauber und fettfrei müssen die Lötstellen sein, die anschließend satt mit Flußmittel bestrichen werden.
Zur Erläuterung: Man kann entweder Fertiglötpaste oder Silberlötdraht mit Flußmittel verwenden. Da ich mit der Fertiglötpaste keine guten Erfahrungen gemacht habe, da der Anteil des Silberlots in der Paste mir nicht ausgereicht hat, verwende ich seither nur noch Silberlötdraht mit dem dazugehörenden Flußmittel.
Noch eine weitere praktische Erfahrung: Ich arbeite mit 0,7 mm Silberlötdraht und dengle ihn auf dem Schraubstock mit dem Hammer auf eine Stärke von 0,1 bis 0,2 mm. Dann schneide ich kleine Stückchen entsprechend der Größe der Lötfläche und appliziere diese Stückchen zwischen die zu verlötenden Bauteile. Das hat den Sinn, daß ich nach Erreichen der Arbeitstemperatur und Zuführung des Lötgutes von außen nicht darauf hoffen muß, daß das Silberlot auch wirklich zwischen die Bauteile fließt, sondern daß es dann schon dort ist, wo es hin soll.
Das sieht fertig vorbereitet so aus:
(Wie immer, lassen sich meine Bilder noch ein wenig vergrößern)
Zwischen den beiden Rahmenwangen ist der Lagerbock eingeklemmt, und zwischen den beiden Berührungsflächen , die wie schon gesagt mit Flußmittel eingestrichen sind, ist der breit gedengelte Silberlötdraht geschoben. Das ganze nochmal mit etwas Flußmittel benetzt und schon kann der Brenner eingesetzt werden.
Zum Brenner: Ein Mini-Flammlötgerät, wie z.B. im folgenden Bild
funktioniert deshalb nicht, weil man mit einer Flammtemperatur von angegebenen 1200°C die zu verlötenden Bauteile nicht auf die nötige Arbeitstemperatur von etwa 700°C erwärmen kann. Hier ist ein normaler Brenner aus dem Baumarkt mit handelsüblicher Gaskartusche hilfreich, mit dem man weitaus höhere Temperaturen in den zu verlötenden Bauteilen erzielen kann.
Zunächst wurde die Lötstelle mit dem Brenner erwärmt, bis das Flußmittel eine weißliche Färbung einnahm: (Hier kann man sehr schön die zwischengeschobenen gedengelten Silberdrahtstücken sehen, die über die Bauteile hinausragen)
Jetzt muß man den Lötvorgang unter ständiger weiterer Erwärmung seinem Selbstlauf überlassen.
Die nächste Stufe im Aggregatszustand des Flußmittels ist das Glasigwerden:
Und dann beginnt der Schmelzvorgang des Silberlots, im Bild gerade der Beginn der Schmelze:
Um sich dann wenige Sekunden später völlig verflüssigt mit den umgebenden Bauteilen zu verbinden. Jetzt ist eine Arbeitstemperatur von ca 680°C erreicht:
Sobald man feststellt, und das kann man sehr gut beobachten, daß sich das Lot mit den Bauteilen verbindet, muß die Flamme entfernt und das Bauteil selbst in kaltes Wasser befördert werden. Dadurch werden die Verunreinigungen abgelöst/abgesprengt und man hat anschließend ein zwar vom Lötvorgang gezeichnetes, aber relativ „sauberes“ zusammengelötetes Bauteil.
Es bleib einem nicht erspart, mit Hilfe von Dremel-Drahtbürsten und Schleifleinen das Bauteil wieder in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen.
Wie der aussieht, habe ich aber schon in meinem Mallet-Beitrag pixelmäßig gezeigt, sodaß ich meine Lötorgie an dieser Stelle beenden kann mit dem Wunsch, daß sich zumindest einige mit dieser Materie weiter beschäftigen.