Weinert-Bausatz der BR 81. Eine Baubeschreibung

  • Hallo Friedrich,
    Deine Aussage beruhigt mich ersteinmal.
    Alle Teile, die "Struktur" darstellen, klebe ich immer mit Stabilit. Lediglich die Zurüstteile werden mit Cyanoacrylat geklebt- dabei versuche ich, die Klebefläche zu vergrößern. Also wenn es möglich ist, auf der Rückseite eine Senkung. Von der Vorderseite wird nur geheftet- auf der Rückseite dann geklebt.
    An gefährteten Teilen verwende ich schon mal Epoxid-Kleber.Vor jedem Schritt überprüfe ich auch alle bereits geklebten Teile- dabei ist auch schon mal das eine oder andere Teil abgefallen.
    Den Feuerlöschstutzen an der Ok habe ich bestimmt 20 mal geklebt- und jedesmal wieder losgedrückt. Am Ende habe ich es dann angelötet...Den nächsten Beitrag zu dieser Lok gibts , wenn die 81 010 ausgeliefert ist.


    Dieses Modell ist tatsächlich mein erster Weinertbausatz- aber fairerweise muß ich zugeben- schonmal "model loco"-Bausätze montiert zu haben.
    Allerdings ist die BR62 schon ein wenig größer- und das Verhältnis "Finger-Bausatz" ist schon etwas kompatibler. Daß meine Finger offensichtlich zu dick sind- hab ich ja nun gesehen :)


    Sicherlich ist es für den Bau nicht unbedingt hinderlich- den Beruf des Feinmechaniker gelernt zu haben. Das wichtigste ist m.E. die Philosophie des Herstellers zu erfassen.



    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Noch eine Anmerkung:




    Nach all meinen Bauprojekten habe ich festgestellt, es immer schade wenn man
    all die „Kesselaufbauten“ nicht sieht. Wer den Aufwand beim Bauen auch sichtbar
    machen möchte sollte die Lok nicht mit RAL Schwarz lackieren.


    Ich arbeite mit Weinert Farben; und nehme Schwarz als Grundfarbe. Mische dann
    Grau ein und verwende das Mattierungsmittel aus gleichem Hause.


    Sobald das ganze in Richtung mattes Anthrazit geht sind alle Teile gut
    sichtbar.


    Altern ist dann Geschmacksache.


    So gut wie Jürgen bin ich sowieso nicht. Aber er wird das bestätigen können.







    Gruß Friedrich

  • Hallo Freunde,
    mit diesem Beitrag möchte ich mich nun erst einmal in meinen Urlaub verabschieden. Vorher möchte ich aber noch einige Worte zu den ausgeführten Arbeiten am Fahrwerk verlieren. Wie üblich gibt’s auch noch ein paar Bilder dazu.
    Im letzten Teil habe ich ja die Arbeiten am Lokaufbau weitgehend abgeschlossen. Eine Reinigung mit einem weichen Pinsel und einem Industriereiniger beendeten die Arbeiten am Lokgehäuse. Ab jetzt kann es nur noch (wortwörtlich) mit Samthandschuhen angefaßt werden.
    Als ich den Bausatz in die Finger bekam, war das Fahrwerk bereits komplett montiert und lackiert. Allerdings hatten sich einige Teile „verselbstständigt“ und lagen lose im Karton (naja nicht ganz, denn das Fahrwerk war fein säuberlich in Küchentücher eingepackt).
    Als erstes erfolgte ein Probelauf, bei dem das Fahrwerk hakelte. Die Ursachen waren relativ schnell gefunden, der linke Kreuzkopf war schwergängig und auch die erste Kuppelachse bewegte sich recht schwer… Ein Grund dafür war, daß das Laufwerk OHNE Aufbau gelaufen ist. Die Laufqualität läßt sich nur mit aufgesetztem Gehäuse beurteilen- so steht es auch in der Bauanleitung.


    Nach der vollständigen Demontage von Gestänge und Achsen wurde der Rahmen komplett vom bereits aufgetragenen Lack befreit.

    Nun aber einige Worte zum Fahrwerk selbst: Dieses ist komplett gefedert ausgeführt- damit wird eine Allradauflage erreicht. Dazu sind kleine Spiralfedern in die Achslager einzusetzen, die auf der anderen Seite in die Führungen am Rahmen gesteckt werden.


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    Diese Führungen sind die kleinen „Nasen“ in der Mitte der Achslagerführungen. Mit einem am Rahmen angeschraubten, die Federpakete darstellenden Feingußteil, werden die Achsen in den Achslagerführungen gehalten.


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    Der Antrieb der Lokomotive erfolgt über die Treib- und letzte Kuppelachse. Dazu wird ein Getriebeblock mit allen notwendigen Zahnrädern und der Aufnahme für den Motor in den Rahmen geschraubt. Hier der Getriebeblock mit den beiden Achsen, die Motorhalterung habe ich zur besseren Handhabung demontiert.


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    Der Antrieb besteht aus dem Getriebeblock mit den Führungen der beiden Achsen und der Motoraufnahme. Als Verbindungselement dient die Welle des als Stufenzahnrad ausgeführten Schneckenrades. Der Motor wird mit einem Federbronzestreifen auf dem Block befestigt.


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    Zudem ist am „Motorblock“ noch die Schleiferbrücke für die Stromaufnahme angeschraubt. Mit dem Verschrauben der Antriebskomponenten auf dem Rahmen erhalten sie auch die nötige Stabilität.
    Für einen erneuten Probelauf wurden nun alle benötigten Teile der Reihe nach montiert:als erstes der Getriebeblock:


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    Danach die Motorhalterung und die Radsätze. Zur Montage der Radsätze habe ich beim erstenmal eine Stunde benötigt. Mußten doch alle Federn auf die dafür vorgesehenen Nasen gesteckt werden. Die bereits montierten Achsen mußten im Rahmen gesichert werden, damit sie nicht wieder davon sprangen. Nachdem alle Achsen im Rahmen montiert waren, wird das Federpaket am Rahmen verschraubt. Jetzt kann nichts mehr passieren.


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    Diese „Schraubensammlung“ hält die Lok zusammen:


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    Nun sollte der Probelauf erfolgen- und es erwartete mich eine Überraschung- es hakelte immer noch. Selbst ohne Gestänge… da war doch noch was: „Wie das Fahrwerk läuft, kann exakt erst mit aufgesetztem Gehäuse beurteilt werden“ Mit dem Aufbau lief dann das Laufwerk seidenweich im Radius R5 des roco-Line-Gleises.


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    Zum ersten Mal habe ich hier nun auch einen Eindruck von dieser Lokomotive gewinnen können. Nach diesem Probelauf wurde der Rahmen mit den fehlenden Luftbehälter vervollständigt. Der vor dem Steuerungsträger kann erst nach dem Lackieren montiert werden, da sonst der Steuerungsträger nicht mehr angebaut werden kann. Am Steuerungsträger wird die vordere Stromabnehmerbrücke mit dem dazugehörigen Isolierstück angebracht. Auch diese Arbeit erfolgt bei der Endmontage.
    Nun konnte ich mich dem eigentlichen Problem des hakelnden Laufes annehmen. Das Gestänge war bereits montiert und auch schon brüniert. Die Nuten aller Stangen waren auch bereits Rot ausgelegt. Da sich an einigen Stellen etwas Grünspan gebildet hatte, habe ich die bis dahin tiefschwarzen Stangen ein wenig mit dem Glasfaserradierer bearbeitet. Dadurch entstand dieser doch recht vorbildlich wirkende Eindruck.


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    Die Steuerungsteile werden seit einiger Zeit nicht mehr vernietet. Dazu sind die Lagergabeln am Lenker- und Voreilhebel angegossen. Diese Gabeln werden bei der Montage mit einer Zange zusammengedrückt. Die alte Bauform mit den zu vernietenden Steuerungsteilen gefällt mir persönlich besser. Ist zwar aufwendiger in der Montage- aber funktioniert immer. Der Grund dafür sind die verschieden langen „Hälse“ der Niete. Der Lenkerhebel am linken Kreuzkopf war etwas schwergängig. Nach einigen Bewegungen mit der Pinzette ist dieser dann abgebrochen… Wobei abgebrochen nicht ganz richtig ist- der Lagerzapfen wurde abgedreht.


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    In der Bohrung des Lenkeransatzes im Kreuzkopf kann man noch die Reste des Lagerbolzens sehen.

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    Der Grund war im Grünspanansatz zu suchen. Wie nun weiter? Eine Möglichkeit war, den bekannt guten Service der Firma Weinert in Anspruch zu nehmen und den Gießbaum des Gestänges nachzubestellen. Dies wäre aber mit dem Umstand verbunden, daß die neuen Teile blank eingebaut werden müßten. Also habe ich mich für eine Reparatur entschieden. Nachbestellen geht ja immer noch…


    Den „Rest“ des Gestänges habe ich nun in den Schraubstock gespannt.Das geht recht gut, da die Rückseite der Lagergabel schmaler ist, als der detaillierte Teil des Lenkerhebels. Ein paar Feilenstriche und die angedeutete Mutter war Geschichte.


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    Mit einem, in einem Stiftenklöbchen eingespannten, 0,3mm- Bohrer habe ich dann den Lagersitz vorgebohrt:


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    Dazu waren eine Lupe und ein wenig Konzentration gefragt.

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    Noch ein Wort zur Lupe- ich habe hier eine12x Einschlaglupe aus der Vorwendeproduktion von Zeiss verwendet. Eine Kopflupe ist sicherlich komfortabler- da dann beide Hände frei sind. Nur- die Schirmkopflupe nenne ich leider nicht mein eigen…
    Aufgebohrt wurde das Lenkerlager mit einem 0,6mm- Bohrer. Ebenso der Kreuzkopf- nach wenigen Umdrehungen fiel der abgedrehte Rest des Lagerzapfens aus der Bohrung. Damit war der schwierigste Teil dieser „Übung“ geschafft. Auf meinem Montage- und Lötbrettchen wurden die Teile zusammengefügt. Ein 0,6mm Draht aus hartem Messing dient als Lagerzapfen. Etwas Graphitpuder auf dem Kreuzkopf sollte das Fließen des Lotes verhindern.


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    Mit etwas Fittingslotpaste wurde der Draht verlötet. Immer noch ließ sich das Gestänge leicht bewegen. Ein Blick durch die Lupe zeigt das Ergebnis:


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    Ein zweiter Blick zeigt jedoch ganz deutlich den Grünspan am Kreuzkopf- nur an dieser Stelle ist er ungefährlich.


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    Entfernt wird er trotzdem. Der Grünspan wird durch die Brünierung des Gestänges hervorgerufen. Die matte Vernickelung bietet hier nur unzureichend Schutz- da diese etwas porig ist. Nach dem Kürzen des Lagerzapfens und dem Verputzen der Lötstelle wurde das Gestänge am Fahrwerk montiert. Ein weiterer Probelauf zeigte zum ersten Mal den sprichwörtlichen, seidenweichen Lauf der Lok.


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    Die hier noch fehlenden Bremsen auf der (isolierten) Lokführerseite wurden nach der Demontage des Gestänges eingebaut. Diese Bremseisen wurden nach den eingelöteten Eisen auf der Heizerseite ausgerichtet.
    Etwas Kopfzerbrechen bereitete mir das Bremsgestänge. Ich hatte keinerlei Vorstellung, wie es an der Unterseite des Rahmens, zwischen den Bremseisen eingebaut werden sollte:


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    Die vier roten Schäuchlein hatte ich als Isolierschlauch interpretiert. In der Bauanleitung waren an dieser Stelle runde Teile eingezeichnet, um die die „Fahnen“ gerollt werden sollten. Eine Rücksprache mit dem Auftraggeber stellte klar, die roten Schläuche sollen die Bremsbalken sein. Da das Bremsgestänge in der Ebene des „Getriebekastens“


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    entlang führte, habe ich mich dafür entschieden, es nur im Bereich der ersten drei Achsen darzustellen.


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    Dazu habe ich dann kräftige Messingdrähte auf die Querverbindungen des Ätzteiles aufzulöten. Dies Drähte wurden dann so gekürzt, das zwischen den Bremseisen und den Drähten etwas „Luft“ zum Ein- und Ausbau bleibt. Mit den Bremseisen werden die „Bremsbalken“, die eigentlich trapezförmig und flach sind, mit geweiteten Abschnitten des Schlauches verbunden.


    Bei einer sauberen Montage der Bremseisen ist es eigentlich nicht erforderlich, die zweite Seite zu isolieren. Es käme der soliden Befestigung der Bremsen sehr entgegen, wenn diese ebenfalls im Rahmen (eventuell mit einer geätzten Montagelehre) am Rahmen angelötet werden könnten.
    Als abschließende Arbeit wurden die Rauchkammerstütze und die Einströmrohre am Lokkessel festgeklebt. Eine weitere Probemontage zeigte den richtigen Sitz aller Teile.


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    Gegenüber diesem weiter oben schon einmal gezeigten Bild sind jetzt nur noch die Bremsen auf der Lokführerseite montiert (ich habe es einfach vergessen ein abschließendes Bild zu machen).

    Die noch nicht montierten Werkzeugkästen, Laternen (auf der Tenderseite) und das Hosenrohr der Ausströmung werden einzeln lackiert.


    Jetzt ist die Lokomotive bereit für die Lackierung. Dazu wurde sie komplett in Ihre Baugruppen (Kessel mit Führerstand und Wasserkästen, Rahmen, Zylinder und Steuerungsträger) zerlegt und gründlich gereinigt.
    Inzwischen ist die Bastelecke aufgeräumt und die Lok grundiert. Die nächsten Tage dienen dann der Urlaubsvorbereitung.
    Im nächsten, und wahrscheinlich vorletzten Teil bekommt dann die Lok ihr schwarz –rotes Kleidchen.
    Nun hoffe ich, daß Ihr Euch bei meiner Baubeschreibung nicht gelangweilt habt.


    Viele Grüße


    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    2 Mal editiert, zuletzt von Christian ()

  • Hallo Christian,
    auch wenn mir dieses Weinert-Modell meine modellbauerischen Grenzen wieder mal deutlich vor Augen führt will ich darüber nicht vergessen, Dir zum Aufbau dieses Modells zu gratulieren. Das ist schon eine gehörige Portion Arbeit, die da dahintersteckt.
    Wäre schön, wenn Du später einiges zum "Einfärben" des Modells erzählst. Das muss ich mir dann für meine Mallet merken.
    Ansonsten: Schönes Modell geworden! Deine Arbeit hat sich gelohnt!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian,


    Deine gestrige Baudokumentation trieb mir mal wieder dicke Schweißtropfen auf die Stirn. Angstschweiß und Respektschweiß! Wahrscheinlich wiederhole ich mich, aber Deine ausführliche und super bebilderte Doku ist eine richtig gute Vorlage um zu sehen, wie es geht und um zu entscheiden, ob man sich das zutrauen kann oder nicht.


    Hut ab! :hutab:



    Einen schönen und erholsamen Urlaub wünscht
    Rainer :thumbup:

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Hallo Christian!


    Nein Langeweile kommt nicht bei mir auf wenn ich Deine Beiträge lese. Ich kann hier alles nachvollziehen weil selber schon mal vor denselben oder ähnlichen Problemen gestanden hat. Angstschweiß kommt nicht auf, nur das Gefühl daß man doch nicht so allein ist wenn man sich mit solchen Problemen herumschlägt.
    Bei den Federchen für die Achslager, man kann sie an einem Ende mit etwas Fett versehen und dann auf die Pinorkel im Rahmen stecken. Durch das Fett werden sie während der Montage gehalten.
    Man kann sie auch alternativ mit etwas Sekundenkleber permanent festkleben.
    [ironie]Murphy' Law bezüglich kleiner Federn.
    Sie springen entweder:
    a) auf nimmerwiedersehen in den Teppichboden
    b) aus nimmerwiedersehen in unzugängliche Ecken
    c) direkt ins Auge[/ironie]
    Dazu sollten sie allerdings leichtgängig in die Aufnahmebohrungen in den Lagersteinen gehen. Ich habe hier schon Lagersteine aufgebohrt.


    Bei den Bremsbacken, so meine eigene Erfahrung, ist es immer besser wenn sie isoliert sind. Besonders im Zusammenspiel mit gefederten Achsen. Hier entscheiden oft nur 1/100stel mm über Kurzschluß oder nicht. Bei den besten Ausführungen die mir untergekommen sind, entweder sind die Bremsbacken aus Kunststoff oder Messinggußbacken sind mittels Isolierbuchse direkt am Rahmen festgeschraubt.


    Dein Baubericht war sehr informativ und lieferte mir neue Erkenntnisse. Einige Fragen bleiben noch offen.
    Wie ist die Gegenkurbel auf dem Zapfen gegen Verdrehen gesichert? 15° Voreilung auf beiden Seiten?
    Sind die Bremsbacken am Rahmen geschraubt oder anders gefügt?
    Wie ist das Getriebegehäuse im Rahmen gelagert?
    Ruht es auf den Radsatzachsen und federt mit?
    Oder ist es fest im Rahmen gelagert und verändert sich der Zahneingriff?
    Wie ist der Motor ausser der einen Gelenkverbindung gegenüber Rahmen und Getriebegehäuse abgestützt? Stichworte Drehmomentstütze und Abfederung.

  • Hallo Christian,


    nachdem die Lok nun gebaut ist, möchte ich dir auch sagen, dass du mit dem Baubericht eine vorbildliche Dokumentaion hingelegt hast.


    Obwohl ich nicht gerade ein Angsthase bin, werde ich wohl bis zu meinem Lebensende Selbstbauer wie dich bestaunen und mich nicht an solche Werke selbst herantrauen, sondern lieber auf fertige Industrieware zurückgreifen. Denn der Baubericht zeigt für mich: Lieber ein Industriemodell (mit verzeihbaren Fehlern) als ein halbfertigen oder verhunzten Bausatz. ;)


    Ich bin gespannt, wie es mit der Lackierung weitergeht.


    Viele Grüsse und schönen Urlaub
    Holger

  • Hallop Freunde,
    ich möchte mich auch diesmal ganz herzlich für Euer Feedback bedanken.


    @Peter T:
    Stell mal Dein Licht nicht unter den Scheffel- von wegen modellbauerische Grenzen! Wer eine (im übrigen schlecht dokumentierte) Mallet aus dem "Vollen" feilt, dessen Grenzen werden bei der Montage eines Bausatzes nicht erreicht! Sicherlich ist der Bausatz an einigen Ecken recht knifflig, aber beherrschbar.
    Das wichtigste ist, daß man sich in die Philosophie des Bausatzes einarbeitet.


    Rainer:
    Es gab zwei Gründe diese Baubeschreibung zu schreiben:
    zum einen sollte der Auftraggeber immer auf dem Laufenden sein, was mit seinem Bausatz passiert.
    Zum anderen möchte ich Euch die Scheu vor einem solchen Bausatz nehmen. Ich hatte ja vorher auch noch nie einen Weinertbausatz in der Hand. Sicherlich- und hier widerhole ich mich, habe ich schon einige andere Bausätze, mit unterschiedlichem Erfolg, montiert.
    Ob man an diesem Beitragsfaden erkennen kann, ob man sich soetwas zutraut, glaube ich nicht. Zumal schon einige Arbeiten, wie die Montage des Rahmens, abgeschlossen waren.
    Ich möchte aber sagen, daß der in verschiedenen Zeitschriften gebetsmühlenartig verbreitete Text seine Berechtigung hat. Mit einem solchen recht komplexen Bausatz seine "Karriere" ala Modellbauer zu beginnen ist mutig- aber durchaus (bei sorgfältiger Arbeit und Erfahrung in der Metallbearbeitung) machbar.
    Nervenschonender ist es natürlich- mit einem einfacheren Bausatz (Wagen, V20 o.ä.) zu beginnen.



    @Lutz:
    Die Federchen waren bereits, bis auf eine (die sich wahrscheinlich bei der Demontage verabschiedet hat)in die Achslager eingeklebt. das hat mir den Einbau deutlich vereinfacht- die Methode, diese mit Fett zu montieren hatte ich bereits einmal gelesen). Trotzdem war der einbau der Achsen eine zeitaufwendige Prokelei! Immer wieder drückten sich die Federn nach der Seite weg. Die Finger zur Montage zu verwenden, scheidet hier vollständig aus. Und selbst meine Fadenpinzette war irgendwie immer noch zu groß. Aber irgendwie hat es dann doch gefunzt. Nach einigen Ein- und Ausachsprozeduren geht es nun halbwegs von der Hand.
    Zu den Gesetzen von Onkel Murphy:
    a) fällt aus, da kein Teppich :D
    b) ist wie geschrieben passiert. War aber nicht das ganz große Problem- da ich noch einige auf Vorrat liegen hatte. Viel schlimmer waren hier die Griffstangenhalter. Nicht beim Abknipsen sind sie "weggehüpft" sondern in der Regel aus der Pinzette gesprungen. Die meisten habe ich aber wiederfinden können.Von den vierzig im Bausatz liegenden habe ich nur fünf als Verlust abschreiben müssen. Auch hier habe ich immer Ersatz- da ich diese Teile auch regelmäßig benötige...
    c) geht nicht, da ist die Brille davor :D
    Die Federn haben alle gut gepaßt. Kritischer waren die Lager selber. Hier war in einigen Führungen etwas Grat- der das Einfedern erschwert und bei einer Achse unmöglich machte. Einige Feilenstriche und auch dieses Problem war gelöst. Schwieriger war es, diesen Fehler zu erkennen.


    Bei den Einfachbremsen der Einheitsloks sher ich kein Problem, wenn beide Seiten eingelötet werden. Diese greifen ja in der Radmitte an. Schwieriger ist es sicherlich bei den Scherenbremsen der großrädrigen Loks- hier ist eine Isolierte Anbringung sicherlich sinnvoll. Bei Bremsen die Oberhalb der Achsmitte angreifen würde ich hier auch kein Problem sehen, diese einzulöten. Anders ist es wieder bei den Länderbahnlok, bei denen die Bremse unterhalb der Achsmitte liegt. Dabei ist es sicherlichauch nur eine Frage, WO die Bremseisen befestigt sind. Sind sie am Federgehänge montiert, gilt singemäß das Gleiche , wie bei den Einfachbremsen der 81... Sind sie am Rahmen montiert- sollten sie :
    a) isoliert und
    b) sinnvollerweise beweglich sein.
    Allerdings sind die Federwege nicht so groß, zudem federn die Achsen nur nach unten.
    Bei meinen nächsten Projekten (Ty45/Ty51/Ol49)werde ich die Bremsen auch nur im Rahmen verschrauben.
    Die Bremsbacken sind auf der isolierten seite in Kunststoffhülsen straff eingepresst und mit einem Tropfen Klemmfett gesichert. Auf der Heizerseite sind sie in den Rahmen eingelötet. Hier wäre eine Montagelehre sicherlich hilfreich. Zumal genügend befestigungspunkte am Rahmen vorhanden sind.


    Die Gegenkurbel wird durch eine Nut im Treibzapfen am Verdrehen gehindert. Auf der Rückseite der Gegenkurbel sind hier, ähnlich den Liliputloks, zwei Nasen angegossen.




    Ob die Kurbeln nun auf beiden Seiten voreilen? Ich kann es im Moment nicht sagen, da die Lok zum Lackieren komplett zerlegt ist.
    Der Getriebekasten wird hinter der letzten Kuppelachse im Rahmen verschraubt und liegt fest im Rahmen. Die Motorhalterung wird mit der Welle des Zwischenzahnrsades auf dem Getriebe befestigt.



    Nach dem Verstiften von Getriebe und Motorhalterung sind beide Teile spielfrei montiert. Die Motorhalterung wird ebenfals am Rahmen verschraubt. Damit ist der gesamte Antriebsstrang fest auf dem Rahmen montiert.
    Die beiden angetriebenen Achsen können sich frei im Getriebekasten bewegen. Damit ist eine Laufgüteüberprüfung auch nur mit aufgesetztem Aufbau möglich. Denn erst JETZT greifen die Teilkreise ineinander. Deswegen auch der Hinweis in der Bauanleitung. Der Federweg ist aber so gering, daß auch beim Ausfedern die Zahnräder im Eingriff bleiben.


    Holger:
    Wenn alle nur noch Bausätze montieren wollten, hätten die Großserienhersteller nichts mehr zu tun :D
    Nein, im Ernst: einen Bausatz sollte man nur dann zusammenbauen, wenn man es sich zutraut. Angst ist hier ein schlechter Berater.


    Meine Erfahrungen zur Lackierung werde ich gern weitergeben. Allerdings weiß ich jetzt schon, daß ich mir mit der Montage des Führerstandsumlaufes, einige Schwierigekeiten beim Lackieren erkauft habe.

    Danke für die Urlaubswünsche
    und
    viele Grüße
    Christian


    Viele Grüße

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Kollegen,
    nun soll es, nach längerer Pause, mit dem letzten Teil der Baubeschreibung weitergehen. Inzwischen ist die Lokomotive fertiggestellt und ausgeliefert. Dort wird sie, hoffentlich zur Freude des Eigentümers, die Gleise des Rangierbahnhofes „hobeln“.


    Nach der Montage von Lokkessel, Wasserkästen und Führerstand Weinert-Bausatz der BR 81. Eine Baubeschreibung und Weinert-Bausatz der BR 81. Eine Baubeschreibung hatte ich mich im letzten Teil des Baufadens ausgiebig mit dem Fahrwerk beschäftigt. Nach mehreren Probefahrten konnten die Montagearbeiten abgeschlossen werden. Als nächstes wurde die Lokomotive wieder in ihre Baugruppen zerlegt und für die Lackierung vorbereitet. Danach wurden die Teile (ausschließlich der Achsen und Antriebsteile) mit einer Reinigungslösung für Ultraschallbäder und einem weichen Pinsel gereinigt. Trotz aller Vorsicht ist beim Reinigen ein Bremseisen verloren gegangen, das leise „Pling“ habe ich noch gehört. Eine längere Suche schloss sich an, aber Bremseisen blieb verschwunden. Schlußendlich habe ich den Geruchsverschluß des Spülbeckens abgebaut, dort habe ich es dann gefunden. Dem schloss sich ein Abspülen in klarem, nachfolgend destilliertem Wasser an. Getrocknet wurden die Teile in einem Exsikator im Vakuum. So werden Kalkränder an den Weißmetallteilen wirkungsvoll vermieden.
    Im nächsten Schritt wurden Achslagerführungen, Radlaufflächen und Montageflächen mit Latex präpariert.


    Auf dem rechten Reifen ist die noch nicht getrocknete Schicht des Maskierfilms zu sehen. Links ist die Schicht schon weitgehend unsichtbar aufgetrocknet. Nach dem Lackieren der Radsterne ist die Isoliernabe nicht mehr zu sehen. Damit bei der Endmontage die Radsätze richtig montiert werden können, ist das Achslager der isolierten Seite mit einem Edding markiert worden. Vom Auftraggeber wurde gewünscht, die Radsätze mit RAL3000 (feuerrot) nach der älteren Lackierungsvorschrift der DRG zu lackieren. Damit der Lack nicht auf die Achswellen und in die Achslager gerät, wurden die Radsterne rückseitig mit handelsüblichem Maskierfilm beklebt
    .


    In die Bohrungen der Räder wurden Schrauben gedreht, damit auch die Gewinde ohne Farbauftrag bleiben. Auf der Innenseite des Rahmens werden die Federpakete angeschraubt, deswegen sollte die Fläche hier blank sein.



    Zum Lackieren wurde der Rahmen mit den Achslagerausschnitten auf Aluminiumwinkel gestellt, damit er grundiert werden konnte.



    Das Gehäuse wurde zunächst von unten grundiert, dazu wurde das Gehäuse mit einem Stahldraht durch den Schornstein aufgehängt. Die Wasserkästen wurden mit Maskierfilm abgeklebt, damit hier keine Farbpartikel haften bleiben. Nach dem Trocknen der Unterseite wurde das Gehäuse von oben mit der Grundierfarbe von Weinert gespritzt.



    Nach dem Grundieren zeigte sich das Modell in einem feinen, seidenmatten Glanz.



    Sämtliche Details waren jetzt sehr schön zu sehen und brachten mich auf eine Idee… aber zunächst mußten auch noch alle anderen Teile grundiert werden. Als letztes habe ich dann alle Kleinteile grundiert. Hier ein Blick auf den Arbeitsplatz, der fast die gesamte Fläche meiner Bastelecke einnimmt.


    Inzwischen sind alle Baugruppen zum zweiten Mal, mit einer etwas dunkleren Grundierung aus dem Kraftfahrzeugbereich, gespritzt. Damit war die Lok zu Lackieren vorbereitet und ich konnte beruhigt in den Urlaub fahren.



    Die, nach der ersten Grundierung aufgekommene Idee war, die Lok im Fotoanstrich zu lackieren. Doch davon habe ich ganz schnell Abstand genommen, da ich die Lok im Anstrich der DRG ausliefern sollte und zum zweiten diese Lackierung sehr aufwendig gewesen wäre. Die Maskierung solch einer kleinen Lok wäre auch sehr schwierig geworden. Also wurden der Rahmen und die Radsätze mit RAL3000 gespritzt.



    Die Messingbeschilderung wurde aus dem Ätzbogen getrennt und auf ein Stück Maskierfilm geklebt,



    und lackiert. Ein Irrweg, wie sich herausstellen sollte. Beim Freilegen der Beschriftung wurde der Lack aufgerauht, so daß das tiefschwarz nicht so erhalten geblieben ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die nächste Beschilderung werde ich erst NACH dem Lackieren aus dem Bogen trennen.


    Nach dem Lackieren der roten Teile (Rahmen, Steuerungsträger, Luftbehälter und Werkzeugkästen) wurde der Führerstand von innen abgeklebt.



    Ebenso wurde der Führerstandsumlauf maskiert. Der Umlauf vor den Wasserkästen wurde mit Maskol gestrichen. Als nächstes folgte eine Lackierung mit hochglänzendem Lack in tiefschwarz (RAL9005). Ich will aber nicht verheimlichen, das die Lackierung erst nach mehreren Anläufen gelungen ist. Einmal Mal runzelte der Lack an den Stellen, wo der rote Lack des Führerstandsumlaufes auf den Wasserkästen haftete. Ein anderes Mal habe ich, unbedachterweise, auf den noch feuchten Lack gefaßt. Also alles noch mal von vorn, Lack abwaschen, neu grundieren und lackieren. Dabei ist die Stimmung auf den Nullpunkt gefallen. Während der Trocknungszeit habe ich dann nebenbei noch den Ätzbogen für den Tender der Ok22 angefangen, aber dies wird ein anderer Beitrag.


    Beim letzten Mal habe ich dann den Führerstandsumlauf abgeklebt und mit dem Pinsel lackiert. Dabei erwies sich der Hinweis in der Bauanleitung, den Umlauf erst nach der Lackierung einzukleben, als nicht abwegig. Wobei sich immer noch die Frage stellt- ob das Einfädeln der lackierten Griffstangen einfacher ist. Nach dem Lackieren habe ich die Naßschiebebilder mit den Bremsanschriften und den Vorratsangaben auf Wasser- und Kohlekasten angebracht. Bei der DRG-Variante dieser Lok-Baureihe sind dies die einzigen außen angebrachten Farb-Beschriftungen. Unter reichlicher Verwendung von Weichmacher wurde die Beschilderung an die dafür vorgesehene Stelle gebracht (immerhin lag der Bausatz schon einige Jahre). Dafür ist der Film der Naßschiebebilder fast nicht mehr wahrzunehmen.




    Nach dem Trocknen der Schiebebilder erfolgte die Farbgebung des Führerstandsumlaufes, der Umlaufträger und der Rauchkammertritte in RAL3000. Das Riffelblech von Führerstandsaufstieg und den Aufstiegen zu Umlauf und Rauchkammertritten erfolgte wieder in RAL9005. Das Abdeckblech des Rahmens und die Laternen wurden ebenfalls mit dem Pinsel schwarz lackiert. Das Innere der Laternen wurde mit weißer Grundierung ausgelegt.



    Aber auch der Rahmen bekam noch an einigen Stellen ein paar „Dippele“ rote Farbe- allerdings nicht zum letzten Mal.



    Nach dem Trocknen der Roten Farbe wurde das Gehäuse nochmals komplett mit seidenmattem Klarlack (diesmal von Revell) eingenebelt. Der Stehkessel war bereits lackiert, lediglich die Armaturen wurden von mir noch farblich hervorgehoben.



    Danach sah das ganze so:



    aus.
    Allerdings ist hier der Stehkessel nur provisorisch in den Führerstand gestellt worden. Denn schließlich mußte auch noch das Bremsventil an der passenden Stelle montiert werden. Eine ziemlich kniffelige Arbeit. Ich habe den Eindruck, daß der Stehkessel etwas zu weit ins Führerhaus hineinragt.



    Nach meinem Dafürhalten müßte er etwa in der Mitte des ersten Führerstandsfensters enden. Allerdings ließe sich dann der Motor nicht mehr unterbringen.



    Nun konnte die Endmontage beginnen.



    Im ersten Arbeitsschritt erfolgte die Montage der Stromabnehmerbrücke am Steuerungsträger. Dazu mußten die Isolierbrücken mit dem Träger verschweißt werden. Dazu wurden die Stifte durch den Träger gesteckt und mit einem warmen Messingstab verschmolzen. Auf der Unterseite des Kunststoffteiles wurde die Kontaktfeder eingelegt und mit einem weiteren Isolierteil verschmolzen. Zuvor wurde an der Kontaktfeder ein Stück Litze angelötet. Dabei ist darauf zu achten, daß diese Litze NEBEN dem Isolierteil angelötet wird. Nur so kann sich die Feder frei bewegen. Ich muß aber zugeben, daß ich bei dieser Ausführung der Stromabnahme die Stirn gerunzelt habe. Nach der Montage ist aber fast nichts mehr davon zu sehen. Hier der Steuerungsträger mit der bereits montierten Stromabnehmerbrücke:



    Der wohl zeitaufwendigste Arbeitsgang war die Montage des Laufwerkes. Wie schon beschrieben, sind alle Achsen der Lok gefedert, die Schwierigkeit bestand darin, die Achslager in die Ausschnitte einzulegen. Dabei müssen die Federn auf den Zapfen im Rahmen montiert werden. Diese Federchen haben aber die Eigenschaften sich wieder zu entspannen, so daß die Achslager nach der Montage nur halb in den Achslagerausschnitten liegen. Im nachfolgenden Bild ist dies recht gut bei den ersten beiden Kuppelachsen zu sehen.



    Nicht minder knifflig ist die Montage der Federpakete. Am Feingußteil der Federpakete sind die Achsgabelstege angegossen, die als Anschlag beim Ausfedern dienen. Diese Gußteile werden an den Rahmenverbindungsstegen zwischen den Rahmenwangen mit jeweils drei Schräubchen verschraubt.




    Hier ist bereits das heizerseitige Federpaket lose angeschraubt, damit können die Achsen nicht mehr aus den Achslagerausschnitten springen. Zum Schluß wird die mittlere Schraube befestigt und das Gußteil ausgerichtet.



    Im nächsten Bild ist die Montage des lokführerseitigen Federpaketes zu sehen,



    Noch sind die Schrauben nur in die Bohrungen eingelegt. Nach dem Festziehen der Schrauben sollten sich die Achsen leicht in den Achslagerführungen bewegen lassen.



    Nach einer Roll- und Federprobe erfolgt die Montage des Triebwerkes, bestehend aus Gestänge, Steuerungsträger und der Zylinder. Hier werden als erstes die Kreuzköpfe auf die Kreuzkopfgleitbahn aufgeschoben. Im nächsten Schritt werden die Schwingenlagerzapfen in die Schwingenlager des Steuerungsträgers gesteckt. Mit einer langen Zylinderkopfschraube wird der Steuerungsträger am Rahmen befestigt, damit Ausströmkasten (mit Schieberkreuzkopf und montierter Steuerung), Kreuzkopfgleitbahn und Kolbenstange in die dafür vorgesehenen Bohrungen des Zylinders gesteckt werden können. Die Zylinder werden jetzt auf den Rahmen geschoben, (dabei ist darauf zu achten, daß keines der Triebwerksteile aus seiner Bohrung rutscht) und festgeschraubt. Gegebenenfalls ist die Senkung der Bohrung nachzuarbeiten (dies sollte aber bereits vor dem Lackieren geschehen). Eventuell kann es erforderlich sein, zwischen Rahmenwange und Zylinderblock ein Stückchen dünnes Schreibpapier unterzulegen. Sind die Zylinder am Rahmen festgeschraubt, wird der Steuerungsträger mit der hierfür vorgesehenen Schraube am Rahmen befestigt. Vor der nächsten Rollprobe erfolgt die Montage des Gestänges. Von der Treibachse beginnend werden die Kuppelstangen an den Rädern befestigt. Dabei ist die Reihenfolge durch die Gußteile festgelegt. Als Erleichterung habe ich die Kuppelstangen mit langen Schrauben gegen Herunterfallen gesichert. Danach werden diese Schrauben durch die Kurbelzapfen ersetzt. Allerdings würde ich hier gedrehte, den gegossenen Kuppelzapfen vorziehen. Meines Erachtens gab es die auch mal bei Weinert als Ersatzteil.



    Mit der Montage der Gegenkurbel der Steuerung ist die Gestängemontage abgeschlossen.



    Nach erfolgreicher Rollprobe kann der Motor montiert werden. Vor dem Einbau des Motors muß noch der zweite, hintere Luftbehälter auf dem Rahmen festgeklebt werden. Auf der Lokführerseite befinden sich die beiden isolierten Strombabnehmerbrücken, die nach dem Zusammenbau kaum noch zu sehen sind. Eigentümlicherweise gab es jetzt einen Kurzschluß, dessen Ursache mir unklar war. Es stellte sich heraus, daß die Stromabnahmefeder der ersten Kuppelachse am Steuerungsträger anstieß. Also habe ich das gesamte Triebwerk wieder demontiert und die Feder nachgebogen. Außerdem ließ sich der Luftbehälter nicht korrekt auf dem Rahmen befestigen, schuld war hier das Isolierstück der Stromabnehmerbrücke, welches am Luftbehälter angestoßen ist. Mit ein paar Feilenstrichen wurde der nötige Freiraum geschaffen. Jetzt konnte der Behälter problemlos eingebaut werden. Wer es hier ganz genau machen will, kann auch noch die Rohrleitungen zwischen den Luftbehältern und der Luftleitung unter dem rechten Wasserkasten anbringen. Allerdings wird dann eine spätere Demontage weitgehend unmöglich.



    Die von den Stromabnehmern zum Motor führenden Leitungen werden an der Kontaktfahne des Motors angelötet, dabei ist auf die Isolierung gegenüber dem Motorgehäuse zu achten. Auf der Heizerseite wird die Kontaktfahne am Motorhalter festgelötet. Der Strom sucht sich „seinen Weg“ über die Achslager, den Rahmen und die ganzen Verschraubungen. Auch hier gab es nach dem Aufsetzen des Gehäuses erstmal einen Kurzschluß. Das lag daran, daß die plusseitige Kontaktfahne des Motors am Gehäuse angestoßen ist. Ein Stück Tesa-Film schafft hier Abhilfe.



    Abschließende Arbeiten am Fahrwerk waren der Anbau der Druckausgleicher und der Fabrikschilder.
    Nach dem Aufsetzen des Gehäuses konnte eine erste Probefahrt aus eigener Kraft stattfinden. Jetzt taumelte die Lok ein wenig bei Rückwärtsfahrt. Der Übeltäter war die Treibachse, beim Ausfedern hatte sie sich geringfügig verdreht. Nach dem lösen der Federpakete habe ich die Achse noch einigemale justiert. Nach einiger Zeit für die Lok taumelfrei.
    Abschließend wurde die als Ätzschilder beiliegende Beschilderung an der Lok festgeklebt. Dabei ist mir beim Ankleben das Beheimatungsschild „Oldenburg“ aus der Pinzette gesprungen. Auch nach längerer Zeit war es nicht aufzufinden. Wiedermal sank die Stimmung auf den Nullpunkt. Mit einer gelinden Wut im Bauch habe ich den Bau abgebrochen… Sollte ich wegen des blöden Schildes den Bau nicht vollenden können. Am nächsten Tag fiel es beim Umziehen aus dem Ärmelaufschlag meines Arbeitskittels. Nach dem Verglasen der Führerstandsfenster und der Laternen war die Lokomotive fertiggestellt.


    Abschließend noch ein paar Bilder:


    Hier in „Bellingrodt-Grundstellung“ leicht schräg von vorn, Stangen unten



    ein schöner Rücken:




    Lokführerseite



    Wie das Hubert-Bild, bloß ohne Personal



    Abschließend die Heizerseite noch einmal von schräg vorn



    Auf Wunsch des Auftraggebers wurde die Lok ohne Kupplungen fertiggestellt. Hier ist auch der, weiter oben beschrieben, verdrehte Wasserkasten zu sehen. Auch ist der Lack an der Vorderseite des Wasserkastens etwas rauh. Das liegt daran, daß beim Lackieren der Unterseite etwas Lack auf die Wasserkästen geraten ist. Dieser Lack war dann beim Auftreffen schon etwas angetrocknet. Ich muß auch zugeben, daß ich durch die langen Bauzeiten meiner Modelle keine allzugroße Übung beim Lackieren habe. Außerdem liegt mir der Bau mehr, als der Umgang mit Farbe und Spritzpistole.


    Nach sorgfältiger Verpackung ging die Lok dann auf die Reise in ihr neues Betriebswerk.


    Mein Resumee: Die Qualität der verarbeiteten Teile ist gut.Der Bausatz ist weitgehend logisch aufgebaut, die Bauanleitung nachvollziebar. Allerdings ist er streckenweise recht kniffelig, aber beherrschbar! Im Bausatz fehlende Details (Griffstangen am Führerstand, Lichtleitung an der Rauchkammer) sind mit etwas Aufwand darzustellen. Einige Fehler (der verdrehte Wasserkasten) sind auf mein Unvermögen zurückzuführen. Aber ich habe gelernt, worauf ich beim Bau achten muß. Der Bau des Modelles hat mir Spaß gemacht!


    Damit ist dann von meiner Seite der erste VOLLSTÄNDIGE Baubericht abgeschlossen. Ich hoffe, ich habe hier keinen gelangweilt. Sicherlich werden einige bei der detaillierten Baubeschreibung nur müde lächeln, aber vielleicht haben einige dadurch den Mut gefunden, sich auch mal einem Bausatz zu widmen.


    Viele Grüße aus Jena


    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


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