Hallo Lutz,
mit Deinen Bauanleitungen hast Du vielen Modellbahnern einen Weg aufgezeigt, wie sie die Laufeigenschaften ihrer Modelle verbessern können.
In diesem Beispiel läuft der eine Radsatz von zweien auf einem Punkt.
Da aber die Fahrzeugmitte bezogen auf das Gewicht dazu unter der Belastung durch den Antrieb nie genau definiert werden kann, wird der Radsatz
sich mitunter etwas schräg zur Horizontalen stellen. Es sei denn der Radsatz ist weniger belastet als der zweite, starr gelagerte Radsatz.
Dies ist die allgemeine Kritik an der ungefederten Dreipunktlagerung.
Federn, welche wie bei dem Vorbild nahe der Räder auf die Achsen wirken, erscheinen mir immer noch die geeignetere Konstruktion auch für Modellfahrzeuge zu sein.
Wie gut die Laufeigenschaften aller Konstruktionen sind zeigt sich nicht nur bei verbogenen Schienen oder engen Schienenradien, sondern erst recht bei massstäblichen Rädern.
Gerade der Roco Schienenbus bräuchte hier eine gründliche Überarbeitung.
Zunächst wären Lenkachsen bei ca.70mm Radstand für eine bessere Gleisführung angebracht.
Bei dem Beiwagen hat Roco Lenkachsen eingebaut.
Insgesamt benötigt der Antrieb zu viel Platz was durch die zu tiefliegende Fahrwerkskonstruktion ebenso auffällt, wie durch den bis zur Hälfte gefüllten Innenraum.
Nun gilt die Kritik einem Modell welches bereits mehre Modellbahngenerationen hinter sich gelassen hat.
Aber sie scheint mir deshalb umso angebrachter, da man bereits vor zwei Jahrzehnten durchaus kleinere und leistungsfähigere Antriebe kannte, und zweites das Roco sich nicht einer grundlegenden Neukonstruktion dieses VT annimmt.
Gruß Wolfgang
Alles anzeigen
Hallo Wolfgang!
Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, kann ich jetzt einmal etwas ausführlicher auf Deinen Beitrag eingehen.
Deine Bedenken bezüglich des sich infolge der Antriebsmomente schräg stellenden Radsatz kann ich zerstreuen.
Es existieren zweifellos, wie bei der Brawa Köf schon angesprochen, durch den aussermittig erfolgenden Kraftangriff resultierende Kräfte die den pendelnden Radsatz je nach Fahrtrichtung versuchen einseitig anzuheben oder herunterzudrücken.
Zum besseren Verständnis noch einmal das Bild:
Man sieht das aussermittig verschobene Achszahnrad als auch seinen Eingriffspartner der ebenfalls aussermittig fest im Getriebehehäuse und damit auch fest im Fahrzeugrahmen gelgert ist.
Des weiteren befinden sich Radsatzachswelle und Zahnradachse im Normalzustand auf gleicher horizontaler Höhe.
Wenn sich der Motordreht wird Kraft auf die Zahnräder ausgeübt. Da die meisten davon fest und damit genau definiert gelagert sind, bleibt denen nichts anderes über als die auf sie ausgeübten Kräfte und Drehmomente an ihr Nachbarzahnrad abzugeben.
Das geht so lange definiert gut bis es auf das Achszahnrad trifft.
Dieses hat nun wegen der Pendelachse die Möglichkeit auszuweichen.
Aber dem steht jetzt das Eigengewicht das Fahrzeugs, konkret derjenige Anteil der auf dieser Achse ruht, entgegen.
Dem uneingeschränkten Ausweichen stehen ebenfalls die beiden Schienen entgegen.
Man hat es statisch betrachtet mit 4 Kräften zu tun.
Im Ruhezustand wenn das Fahrzeug steht:
- Gewichtskraft, anteilig natürlich, des Fahrzeugs auf die Mitte der Radsatzwelle, das wären im Idealzustand die Hälfte des Gesamtgewichts vom Schienenbus.
- Linkes Rad, hier hält die Schiene dagegen, im Idealzustand wären das 1/4 vom Gesamtgewicht
- Rechtes Rad, hier auch, ebenfalls 1/4 vom Gesamtgewicht
Jetzt fahren wir. Dadurch kommt, bedingt und resultiert durch die Antriebsmomente, eine 4. Kraft mit ins Spiel.
Diese greift einseitig und aussermittig zwischen Achsmitte und Rad an und stört das ideale Gleichgewicht w.o. geschildert.
Je nachdem ob wir vorwärts oder rückwärts fahren wirkt diese resultierende Kraft entweder
- a) nach unten, drückt stärker auf das daneben sich befindliche Rad, somit auch auf die Schiene.
- b) nach oben und versucht so das Rad anzulupfen indem es es entlastet.
Fall a) ist unkritisch weil Rad und Schiene nicht nach unten ausweichen können. Hier wird sich nur der resultierende Auflagerpunkt (Tatsächlich bleibt er in der Mitte, nur auf Grund rechnerisch nachgewisenen Kräfte verschiebt er sich) der Pendelachse von der Mitte zum Zahnrad hin verschieben. Eben weil das Zahnrad durch die Antriebsmomente und der daraus resultierenden Kräfte einen Teil des Fahrzeuggewichte mitträgt. Allenfalls wird versucht das gegenüberliegende Rad anzuheben, was wegen des rel. langen Hebelarms mehr als unwahrscheinlich ist.
Fall b) hier wird sich nur der resultierende mittige Auflagerpunkt der Pendelachse vom Zahnrad weg verschieben. Eben weil das Zahnrad durch die Antriebsmomente und der daraus resultierenden Kräfte einen Teil des Fahrzeuggewichte mitträgt. Hier ist es kritischer weil nun versucht wird das Rad anzuheben, also von der Schienen anzulupfen. Der mittige Auflagepunkt (rechnerisch w.o.) wird sich hierbei zur anderen Seite hin verschieben.
Dem gegenüber steht jedoch das Eigengewicht welches dagegen hält.
Solange das Eigengewicht größer ist als die aus dem Antriebsmoment resultierende, ich nenne sie mal so, Abhebekraft besteht keine Gefahr.
Als Schlußfolgerung daraus:
Die Räder der Pendelachse werden je nach Fahrtrichtung unterschiedlich belastet.
Das kann man Kauf nehmen wenn man wie hier original Antrieb und Fahrgestell weitgehend erhalten und nur möglichst geringfügige Eingriffe in die Substanz vornehmen möchte. Eine Kompromißkröte die man schlucken muß, die aber recht klein ist.
Anders sieht es aus wenn ich ein komplett neues Fahrgestell sowie Anstriebsstrang dafür machen würde.
Die von Wolfgang erwähnten Lenkachsen halte ich nicht für notwendig. Die selbstständige Einstellung derselben ist hierbei, bedingt durch die rel. kleine Masse (Gewicht) von H0 Fahrzeugen, nicht gewährleistet. Wie meine eigenen Fahrversuche im 420mm Radius ergeben haben, auch mit einem 6m Fahrwerk ohne Lenkachsen geht es. Selbst bei grösseren Spurweiten wie LGB, deren 2-achs Fahrzeuge durchweg Lenkachsen in Form 1-Achsdrehgestellen haben funktioniert eine Radialstellung nur durch Zwangsanlenkung. Bei geschobenen Wagen sind diese Lenkachsen sogar kontraproduktiv weil sie sich, bedingt durch die unterschiedlichen Kreisumfänge von Innen- und Aussenschiene, genau entgegen gesetzt einstellen. Ich selber habe LGB Zahnradbahn und mir Wagen auf starre Achslagerung umgebaut unter gleichzeitiger verschmälerung des Untergestells. Jetzt sieht der Wagen dann auch nach Meterspur aus.
Wenn ich Heute einen Schienenbus VT98 entwerfen würde.
Hier würde ich auf die sog. Pager Motoren zurückgreifen von denen es einige Typen in Glockenankerausführung gibt. Des weiten würde ich für jeden Radsatz einen diskreten Antrieb vorsehen, d.h. in diesem Fall jeder Radsatz wird , wie beim Vorbild, von einem eigenen Motor angetrieben. Da diese Pager Motoren für höchstens 6V ausgelegt sind, weden beide Motoren elektrisch permanent in Serie geschaltet.
Die Motoren werden fest im Rahmen angebracht und an sie ist ein Vorgelegegetriebe angeflanscht. Im Inneren der Vorgelege befindet sich eine Kombination von 2 hintereinander angeordneten Schneckenstufen. Damit werden die hohen Drehzahlen der Pager Motoren leise in ungefährliche Drehzahlbereiche reduziert.
Die Kegelrad-Achsgetriebe würde ich achsreitend machen und mit dem Vorgelege durch eine Gelenkwelle verbinden.
Beide Achsen können dann voll gefedert sein. Es muß lediglich eine intelligente Drehmomentstütze entworfen werden die die Federung der Radsatzachsen nicht behindert.
So ein Antriebsstrang kann dann komplett unterhalb des Wagenbodens angeordnet werden, wobei die Fußbodenhöhe umgerechnet derjenigen des Vorbild entspricht. Versteht sich von selber, daß man das Wageninnere, gut sichtbar durch die vielen Fenster, dann mit Detailierungsorgien überziehen kann.
Durch die ausschliessliche Verwendung von Subminiatur LEDs können lange und komplizierte Lichtleiter wegfallen weil die LEDs auch genau dort angeordnet weden können wo sie gebraucht werden.
Für die Digitaltechnik in Form eines Spur N Decoders bleibt auch noch genug Platz, entweder unter dem Wagenboden oder unter dem Dach.
Ich habe mich hinsichtlich des Antriebs eng an das Vorbild gehalten und so ähnlich würde ich auch die beiden Motoren/Vorgelege und Achsantriebe anordnen.
Welche Firma könnte das machen? Jedenfalls keiner der großen etablierten Anbieter. Die haben das entweder verlernt oder müssen Rücksicht auf eine rückständige Kundschaft nehmen.
Das sind aber alles Zukunftsträume
Es könnte so schön sein wenn dieser besagte Bremsanker in Mittelerde nicht wäre...
Ich jedenfalls bin ja schon froh, daß man wenigstens dieses hier realisieren konnte: