Hier mache ich mir die Lok für meine Zwecke etwas "schöner". Im Prinzip brauche ich selber an Lok und Tender keine Normschächte. Dafür tun es dann modifizierte Weinert Zughaken oder selbst angefertigte Zughaken.
Den Normschacht nebst KK Mechanik und seiner massiven Anbringung kann ich daher entfernen.
Ein anderer mag dagegen Wert auf dieses Feature legen und sollte den dann natürlich tunlichst belassen.
Anschliessend wurde die Tenderpufferbohle komplett bestückt einschliesslich der Heizkupplung.
Vorne wurden die Schienenräumer vom Vorläufer abgetrennt und mit einer Hilfskonstruktion direkt am Rahmen befestigt.
Als dann alles zusammen gebaut war habe ich Probefahrten durchgeführt.
Es lief nicht rund und der Decoder wurde recht warm. Eine Kuppelachse sprang zudem. Die Ursache des unrunden Laufs konnte durch ein nochmaliges Überprüfen des 90° Kurbelzapfenversatzes ermittelt werden. Ein Radsatz war noch etwas ausser Takt, soll heißen der 90° Versatz stimmte nicht ganz. Nach der Korrektur lief die Lok etwas besser. Das Achsspringen konnte das schliesslich durch eine etwas stärkere Abfederung der betreffenden Achse abgestellt werden.
Aber immer noch lief die Lok irgendwie nicht frei und leichtgängig wie ich es von meinen anderen Roco 50ern aus den frühen 1990er Jahren gewohnt bin. Diese lok hier fuhr trotz Lastregelung nur schwer an und der Motor erbrachte irgendwie keine Leistung. Sie setzte sich nicht mit einem Ruck in Bewegung, sondern irgend wie mühsam als ob hier etwas hemmte.
Analoge Probefahrten mit Blindstecker erbrachten das gleiche Ergebnis. Trotz Getriebeumbau nur schwerfälliges Anfahren, zwar auch hier ohne Ruck, aber vergleichsweise schwerfällig.
Zudem keine Leistung und der Motor selber wurde schon von dem bischen Hin- und Herfahren ziemlich warm.
Auch Beschwörungsversuche mit echtem Transsylvanischem Knofel fruchteten nicht ...
Ich habe dann den Motor ausgebaut und probeweise von Hand durchgedreht.
Siehe da, er ließ sich nur schwer durchdrehen. An den Lagern gerüttelt, sie sind ja ballig ausgeführt und sollten sich also exakt parallell einstellen, brachte auch nichts. Die Lager stellten sich zwar ein, aber die Ankerwelle blieb schwergängig.
Also habe ich den Motor demontiert und die Ursachen gesucht. Das vordere Lager hatte eine recht "stramme" Paßtoleranz zur Ankerwelle.
Nachdem ich es mit einem 2mm Bohrer aufgerieben hatte ging es endlich so leicht wie von den anderen Roco Motoren gewohnt.
So langsam Stückchen für Stückchen nähert sich diese Lok in ihren Fahreigenschaften meinen übrigen Roco 50ern an.
Aber immer noch weit entfernt von den samtigen Fahreigenschaften einer Roco 50er aus den frühen 1990er Jahren.
Es folgten dann noch kleine farbliche Anpassungsarbeiten, wie Pufferhüsen rot steichen und von Spieth hatte ich noch ein Lokschildersatz 50 3087 als Naßschieber. Wer diese Loknummer nicht mag, ich nehme gerne eine Spende in Form eines geätzten Neusilber Lokschildersatzes mit der korrekten Loknummer entgegen.
Eine Neulackierung habe ich nicht gemacht, da diese Lok irgendwann mal das AW Speziguzi aufsuchen wird.
Zeit einmal eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Im einzelnen:
- Die neuen Räder haben bei mir keinen Hype ausgelöst.
-Im Gegenteil die Speichen sind sogar etwas "rustikaler" gegenüber der vorherigen Ausführung mit Kunststoffradstern.
- Anmerkung: Die Vorlaufachse hat übrigens nach wie vor einen Radstern aus Kunststoff.
- Das neue Gußgestänge. Optisch unbestreitbar ein Gewinn. Jedoch in seiner technischen Funktion sehr suboptimal ausgeführt.
- Räder und Gestänge machen nur Sinn wenn man eine Vereinfachung der Produktionsprozesse zu Grunde legt.
- Daß das Gestänge optisch feiner wurde dürfte wohl eher ein Nebenaspekt sein.
- Getriebeübersetzungsverhältnisse. Fragezeichen über Fragezeichen; hier hat man wohl einiges übersehen. Schon damals bei der 52er mit Wanne.
- Öffnungen in der Bodenplatte des Tendergetriebes. Wofür? Wozu?
- Falscher Etikettenaufdruck auf der Schachtel bezüglich der Schnittstelle. Es ist tatsächlich ein solche nach NMRA S-9.1.1 bzw. NEM 652 im Tender vorhanden. Das fürfte ein Problem der Produktionsvorbereitung sein, aber nicht meines.
Bei aller negativer Kritik, einiges ist auch besser geworden:
- Beleuchtung mit LEDs
- Der optische Gewinn bei Teilerneuerung des Gestänges
- Dito die Gegenkurbeln aus Kst. die jetzt sogar auf beiden Seiten richtig um die 15° nach vorne geneigt stehen.
Mein persönliches Fazit:
Das war wohl meine letzte neue Roco 50er Lok (in mehrfacher Bedeutung des Wortes!).
Das letzte Stück was in meinem Bestand noch fehlte war eben eine 50er mit Wannentender. Diesen Wunsch habe ich mir hiermit erfüllt.
Die Motivation für den Kauf von Neumaterial bei Loks und Wagen nach Deutschen Vorbildern von den traditionellen Anbietern ist bei mir z.Zt. ganz stark abgekühlt. Es fehlt mir einfach der Kaufanreiz, daß es mal was wirklich Neues gibt und nicht nur immer ein Aufguß von schon jahrzehntealten Technologien unter verschiedenen Hütchen. Es sind bedauerlicherweise sogar Rückschritte in der technischen Ausführung festzustellen. Einige technische "Verbesserungen" oder Neukonstruktionen erwiesen sich nach eingehender Betrachtung als qualitativ minderwertiger als ihre Vorgängerlösungen. Sie machen nur Sinn wenn man Produktionsvereinfachungen und damit Verbilligung der Herstellungskosten zu Grunde legt.
[irony]Man bekommt hier, im übertragenen Sinn als Analogieschluß, keine 50er in Friedensausführung mehr geliefert, sondern eine vereinfachte ÜK 50er die schon fast eine 52er ist. Beim Vorbild hat man das damals in einer schlimmen Zeit gemacht um Rohstoffe und Produktionszeit einzusparen. Die deutsche Reichsbahn hat aber für eine ÜK Lok buchmässig nicht das gleiche Geld bezahlen müssen als wie für eine Friedens-50er.
Von uns Modellbahnern verlangt man aber für eine vereinfachte Lok das gleiche Geld oder sogar noch mehr.
[/irony]
Falls ich selber noch einmal Gelüste nach einer weiteren 50 verspüren sollte, so werde ich nach einer gebrauchten 50er aus den frühen 1990er Jahren Ausschau halten. Da weiß man wenigstens noch wie man die qualitative Ausführung abschätzen kann.