Tach Zusammen,
nachdem ich heute die Zeit hatte, den Faden ganz zu lesen, möchte ich Euch und besonders Andreas gerne meine weitergehenden Gedanken zu Laimburg mitteilen.
Zuerst soll es um die dargestellte Epoche gehen, Ihr wisst, das Thema liegt mir besonders am Herzen. So wie bislang beschrieben, spielt Laimburg in der Kernzeit der Epoche III, also zwischen 1955 und 1964. In einer späteren Zeit wären wohl einige Güterkunden verschwunden, oder so weit gewachsen, dass sie Nachbargrundstücke übernommen hätten. Es ist Geschmackssache, ob man mehrere Zeiträume durch auswechselbare Gebäude darstellen können möchte, oder sich auf ein (relativ festes) Spieljahr festlegen will. Bleiben wir also in den frühen 60er Jahren.
Straßenbahn
Es muß nicht eine Großstadt sein, die dieses vorgibt. Mein Favorit wäre etwas wie die PESAG, Stadtverkehr in Paderborn und Detmold, dazwischen Überland. Oder die Herforder Kleinbahn, oder wenns unbedingt Großstadt sein soll die OEG an der Bergstrasse. Es könnten durch die elektrische Güterbahn auch Rohstoffe für die Gemüsefabrik und die Käserei angebracht werden.
Rohstoffe
Noch ein paar Gedanken hierzu.
Gemüse ist in unseren Breiten immer zu einem bestimmten Zeitpunkt reif und muß dann zügig verarbeitet werden. Das bedeutet also Saisonverkehr wenn der Kohl reif ist. Jeden Tag viele Güterwagen mit Feldfrüchten, angebracht durch die Gütertram aus den Dörfern des Umlades und von der DB, vielleicht sogar aus Dithmarschen. Hier wurden Kohlköpfe übrigens gerne in Viehwagen verladen wegen den Zwischenböden, um Druckstellen zu vermeiden. Kohl wird nämlich händisch, Stück für Stück, be- und entladen. Und dann wird schnell verarbeitet und die fertigen Dosen in einem großen Lager aufbewahrt, damit man über das ganze nächste Jahr, bis zur nächsten Ernte, lieferfähig ist. Also von November bis September nur Auslieferung, vor der Saison die Bestände an Verpackungsmaterial auffüllen und dann drei Monate Stress.
Getreide verhält sich ähnlich. Aber seit in den 30er Jahren große Vorratsgebäude gebaut wurden, in denen auch zu Zeiten des kalten Krieges Vorräte eingelagert waren, konnten von Getreide Großhändlern das ganze Jahr Körner bezogen werden. Was stellt die Mühle her? Irgendein Mehl wird wohl nur im engeren Umkreis gesackt von örtlichen Bäckereien verwendet werden, Spezialmehle finden vielleicht eine größere Verbreitung. Weizengries wurde vielleicht von einer großen Nudelfabrik im Schwäbischen (die mit den sieben Hühnchen) in BT-Behältern bei der Kunstmühle eingekauft.
Milch hingegen muß zweimal am Tag aus der Kuh gelassen werden und dann gekühlt einer weiteren Verwendung zukommen. Bei den vielen Milchwagen, die in den vorigen Beiträgen genannt wurden, wird es sich nicht um die bekannten Kesselwagen handeln können. Denn um einen solchen zu füllen, müssen sehr sehr viele Kühe beteiligt sein. Und die Milch wird nur behandelt in solchen transportiert. Bis die Milch von den typischen silbernen Tankfahrzeugen vom Hof durch die Molkerei abgeholt wurde, waren Milchkannen das Gefäß der Wahl. Vom Bauernhof wurde die Milch in diesen zur Meierei im nächten Dorf per Trecker und Anhänger gebracht, oder zum Bahnhof und die Milchkannen als Eilstückgut im Packwagen von Personenzügen befördert. Seltener gab es auch besondere "Kannenwaren" mit entsprechenden Halterungen, die auch zur Rückführung der leeren Kannen an die Dorfstationen dienten. Überhaupt ist das Thema "Leergut" hier ein besonderes. Die kannen mussten sofort nach der Entleerung unter Einsatz von Chemie gespült werden.
Zum Thema Vieh und Fleisch verweise ich mal auf meinen entsprechenden Beitrag an anderem Ort. Aber selbst wenn der abgebildete Schlachthof die Zentralviehstelle für die gedachte Großstadt sein soll: mehr als zwei Schlachttage pro Woche mit entsprechender zeitnaher Anlieferung das "Rohware" gab es nicht. Und für alle diese Tiere ist ein ausreichend großes Freigelände zur "Zwischenlagerung" zu denken.
Bleibt noch die Produktion Holz zu Möbeln. Aber da kennt vielleicht jemand anders mehr.
Wenn wir uns jetzt in modernere Zeiten denken, so etwa 1975, was bleibt? Findet auf der Tram noch Güterverkehr statt? Welcher der Produktionsbetriebe hat überlebt? Die Gemüsefabrik müsste ein wirklich großes Lagerhaus für ihre Fertigwaren gebaut haben, die Mühle ist vielleicht eine der Ersten, die auf Bio u/o Dinkel umgestellt hat, in der Molkerei wird nur noch die Sammlung und erste Vorstufe der Verarbeitung durchgeführt, dann geht alles per LKW nach Arensried, der Schlachthof ist auf die grüne Wiese an der Autobahn umgezogen.
Ein paar Gedanken nur, aber wenn sie zusätzlich zu denen zu Weichen und Gleisen einfließen, wird ein Bahnhof lebendig.
Tschau
Christoph