Hallo Freunde,
im Frühsommer, mit dem Erscheinen der PIKO- BR 62 habe ich meinen ML- Bausatz der BR 62 und meine Liliput- Lokomotiven hervorgekramt. Dabei sollte der Arbeitsumfang an den Lokomotiven abgeschätzt werden. Bei den Liliputlokomotiven läuft es auf eine Reinigung und kompletten Zurüstung mit Motortausch hinaus.
Bei dem ML- Bausatz wird es wohl eine "normale" Montage mit einem Ersatz der Radsatzgruppe und einiger, nicht mehr zeitgerechten Zurüstteilen. In einer Frühstückspause habe ich die Original- Achslager des Bausatzes ausgebuchst, um Radsatzwellen mit zwei Millimeter Durchmesser einbauen zu können...
Doch ich möchte nicht abschweifen- denn hier soll der Bau einer weiteren Lokomotive der Bauartreihe 44 beschrieben werden. Während der Torso der Weinertlokomotive im Spiritusbad lag, war ich nicht untätig. Zunächst habe ich einen weiteren Weinertrahmen und Steuerungsträger verlötet und verputzt.
Danach stand der Bau der vorderen Kesselstütze an. Da mich die, etwas improvisierte, aus Polystyrol gebaute Kesselstütze (die aber bei den "Handmustern" nicht ersetzt wird)
nicht voll befriedigt hat, wurde sie diesmal aus Bronzeblech gefertigt.
Zunächst wurden die Zeichnungsauadrucke mit Cyanoacrylat auf das Blech aufgeklebt und die Oberseite ebenfalls mit Cyanoacrylat "gespachtelt". Dadurch ist der Ausdruck deutlich unempfindlicher gegen Beschädigungen.
Mit einer Goldschmiedelaubsäge und einem feinen (Fohrmann- Bestellnummer 14430) Sägeblatt wurden die Mittelteile der Stütze ausgesägt und auf Maß gefeilt
Dabei habe ich die konkaven Rundungen mit einer Flachfeile gefeilt.
Die Rundung ist fertiggestellt
der Durchmesser wird auf einem Stück, auf Kesseldurchmesser gedrehtem, Obomodulan (Kunstholz welches für die Urform für Gießteile verwendet wird https://www.obo-werke.de/produkte/obomo…pu-platten.html ) auf Maßhaltigkeit geprüft (gelehrt).
Die Seitenwangen ebenso gefertig und auf ein weiteres Blech aufgelötet
und wiederum ausgesägt und auf Maß gefeilt. Hier habe ich für die Ausschnitte Lehren aus Karton gefertigt, die die Kontrolle von Maß und Form vereinfachen.
Nach der Bearbeitung aller Teile wurde die Kesselstütze zunächst "trocken" zusammengesteckt und auf Maß geprüft. Hier ergab sie eine abweichung von wenigen hundertstel Millimetern- die toleriert werden konnte.
Mit Fittingslötpaste und einem gut verzinnten Lötkolben wurden die Teile verlötet. Dazu habe ich die erste Lötstelle an einem Aluminiumwinkel mit Holzklammern fixiert und von außen verlötet.
Die reichliche Lotzugabe war nötig, damit das Lot auf die Innenseite der Kesselstütze kriecht.
Mi einem feinen Glasfaserpinsel wird das überflüssige Lot entfernt.
Feilen würden sich hier zusetzen, was eine zeitaufwendige Reinigung nach sich ziehen würde...
Der inzwischen von Lack und sämtlichen Dekorationsteilen befreite Kessel der Weinertlokomotive wird für die Montage der Kesselstütze vorbereitet.
Dazu wird der Flansch des Innenzylinders mit Schaber, Skalpell und Feile entfernt. Als erstes werden die Imitationen der Schrauben abgeschabt.
Als nächstes mit dem, aus einer abgebrochenen Feile geschliffenem, Schaber wird der Flansch entfernt.
Dabei ist es wichtig, das geschabt und nicht geschnitten wird.
Mit einem Skalpell oder Bastelmesser werden die Bearbeitungsspuren beseitigt. Hier sind Klingen mit einer geraden (Skalpellklinge Nr. 11) oder konvexen (Nr. 22) Klinge gut geeignet. Zum Schaben werden sie recht steil und schräg zum Kessel geführt)
Rotierende Werkzeuge verwende ich so gut wie überhaupt nicht zum Verputzen, da hier meist deutliche Bearbeitungsspuren die Folge sind.
Der Kessel ist jetzt für die Montage der Kesselstütze vorbereitet.
Dazu muß die Kesselstütze aber noch fertiggestellt werden. Die Rauchkammer wird im Sattel der Kesselstütze verschraubt und ist von außen sichtbar- also muß er am Modell ebenfalls nachgebildet werden. Dazu wird ein Stück Kupferblech (hier 0,3mm dickes Dichtungsblech) ausgeglüht.
Auf einer harten, ebenen Fläche wird die Zunderschicht entfernt und dabei das Blech gerichtet. Dabei härtet das Blech wieder auf.
Auf das (rechtwinklig ) geschnittene Blech wird mit Bleistift die Mitte angerissen. Dieser Anriss ist für das Rollen der Rundung notwendig, damit kein Kegel entsteht.
Das gerollte Blech wird über den Kessel"dummy" gelegt und mit Reinigungsvließ verputzt. Dabei legt es sich noch besser an den Durchmsser an. Gleichzeitig werden eventuelle Schäden in der Oberfläche beseitigt.
Eine Kontrolle ergibt, daß die Maße eingehalten wurden.
Das mit Klebstreifen auf dem Kesselrohr befestigte Blech wird rechtwiklig abgesägt und die Gesamtlänge, sowie die Länge ders Ausschnittes angerissen.
Der Ausschnitt wird grob ausgesägt und auf Maß gefeilt
In die Seitenwangen der Kesselstütze werden die Verstärkungsrippen eingelötet
Die Lötstellen, des mit reichlich Lot, eingelöteten Sattels werden weputzt, damit der Kessel nachher "satt" im Sattel liegt.
In der "Vorfertigung" wurde der Sattel mit reichlich aufmaß gefertigt. Das überflüssige Material wird nun abgesägt. Dazu wird die Kesselstütze auf ein, mit einem Ausschnitt versehenen Stück Rohr (mit Kesseldurchmessser) gelegt. Das Sägeblatt kann nun im Ausschnitt geführt werden.
Eine Probemontage ergab, daß das Schutzrohr des Schiebers angepasst und etwa zur Hälfte abgefeilt werden mußte.
Aus einem Rest des Rauchkammersattels wurde das Befestigungblech zurechtgefeilt und am Pendelblech angelötet.
Abschließend wurde die Lage des Kessels auf dem Rahmen kontrolliert.
Nach reichlich einer Woche hatte ich zwei Kesselstützen gefertigt. Dabei habe ich Spaß an der Feilerei (obwohl ich mir als Lehrling geschworen habe, nie wieder eine Feile anzufassen) gefunden... Ein Barrenrahmen- das wäre noch mal eine Herausforderung
Ich hoffe, daß ich nicht gelangweilt habe.
Viele Grüße Christian