Hallo Freunde,
mit diesem Beitrag möchte ich mich nun erst einmal in meinen Urlaub verabschieden. Vorher möchte ich aber noch einige Worte zu den ausgeführten Arbeiten am Fahrwerk verlieren. Wie üblich gibt’s auch noch ein paar Bilder dazu.
Im letzten Teil habe ich ja die Arbeiten am Lokaufbau weitgehend abgeschlossen. Eine Reinigung mit einem weichen Pinsel und einem Industriereiniger beendeten die Arbeiten am Lokgehäuse. Ab jetzt kann es nur noch (wortwörtlich) mit Samthandschuhen angefaßt werden.
Als ich den Bausatz in die Finger bekam, war das Fahrwerk bereits komplett montiert und lackiert. Allerdings hatten sich einige Teile „verselbstständigt“ und lagen lose im Karton (naja nicht ganz, denn das Fahrwerk war fein säuberlich in Küchentücher eingepackt).
Als erstes erfolgte ein Probelauf, bei dem das Fahrwerk hakelte. Die Ursachen waren relativ schnell gefunden, der linke Kreuzkopf war schwergängig und auch die erste Kuppelachse bewegte sich recht schwer… Ein Grund dafür war, daß das Laufwerk OHNE Aufbau gelaufen ist. Die Laufqualität läßt sich nur mit aufgesetztem Gehäuse beurteilen- so steht es auch in der Bauanleitung.
Nach der vollständigen Demontage von Gestänge und Achsen wurde der Rahmen komplett vom bereits aufgetragenen Lack befreit.
Nun aber einige Worte zum Fahrwerk selbst: Dieses ist komplett gefedert ausgeführt- damit wird eine Allradauflage erreicht. Dazu sind kleine Spiralfedern in die Achslager einzusetzen, die auf der anderen Seite in die Führungen am Rahmen gesteckt werden.
Diese Führungen sind die kleinen „Nasen“ in der Mitte der Achslagerführungen. Mit einem am Rahmen angeschraubten, die Federpakete darstellenden Feingußteil, werden die Achsen in den Achslagerführungen gehalten.
Der Antrieb der Lokomotive erfolgt über die Treib- und letzte Kuppelachse. Dazu wird ein Getriebeblock mit allen notwendigen Zahnrädern und der Aufnahme für den Motor in den Rahmen geschraubt. Hier der Getriebeblock mit den beiden Achsen, die Motorhalterung habe ich zur besseren Handhabung demontiert.
Der Antrieb besteht aus dem Getriebeblock mit den Führungen der beiden Achsen und der Motoraufnahme. Als Verbindungselement dient die Welle des als Stufenzahnrad ausgeführten Schneckenrades. Der Motor wird mit einem Federbronzestreifen auf dem Block befestigt.
Zudem ist am „Motorblock“ noch die Schleiferbrücke für die Stromaufnahme angeschraubt. Mit dem Verschrauben der Antriebskomponenten auf dem Rahmen erhalten sie auch die nötige Stabilität.
Für einen erneuten Probelauf wurden nun alle benötigten Teile der Reihe nach montiert:als erstes der Getriebeblock:
Danach die Motorhalterung und die Radsätze. Zur Montage der Radsätze habe ich beim erstenmal eine Stunde benötigt. Mußten doch alle Federn auf die dafür vorgesehenen Nasen gesteckt werden. Die bereits montierten Achsen mußten im Rahmen gesichert werden, damit sie nicht wieder davon sprangen. Nachdem alle Achsen im Rahmen montiert waren, wird das Federpaket am Rahmen verschraubt. Jetzt kann nichts mehr passieren.
Diese „Schraubensammlung“ hält die Lok zusammen:
Nun sollte der Probelauf erfolgen- und es erwartete mich eine Überraschung- es hakelte immer noch. Selbst ohne Gestänge… da war doch noch was: „Wie das Fahrwerk läuft, kann exakt erst mit aufgesetztem Gehäuse beurteilt werden“ Mit dem Aufbau lief dann das Laufwerk seidenweich im Radius R5 des roco-Line-Gleises.
Zum ersten Mal habe ich hier nun auch einen Eindruck von dieser Lokomotive gewinnen können. Nach diesem Probelauf wurde der Rahmen mit den fehlenden Luftbehälter vervollständigt. Der vor dem Steuerungsträger kann erst nach dem Lackieren montiert werden, da sonst der Steuerungsträger nicht mehr angebaut werden kann. Am Steuerungsträger wird die vordere Stromabnehmerbrücke mit dem dazugehörigen Isolierstück angebracht. Auch diese Arbeit erfolgt bei der Endmontage.
Nun konnte ich mich dem eigentlichen Problem des hakelnden Laufes annehmen. Das Gestänge war bereits montiert und auch schon brüniert. Die Nuten aller Stangen waren auch bereits Rot ausgelegt. Da sich an einigen Stellen etwas Grünspan gebildet hatte, habe ich die bis dahin tiefschwarzen Stangen ein wenig mit dem Glasfaserradierer bearbeitet. Dadurch entstand dieser doch recht vorbildlich wirkende Eindruck.
Die Steuerungsteile werden seit einiger Zeit nicht mehr vernietet. Dazu sind die Lagergabeln am Lenker- und Voreilhebel angegossen. Diese Gabeln werden bei der Montage mit einer Zange zusammengedrückt. Die alte Bauform mit den zu vernietenden Steuerungsteilen gefällt mir persönlich besser. Ist zwar aufwendiger in der Montage- aber funktioniert immer. Der Grund dafür sind die verschieden langen „Hälse“ der Niete. Der Lenkerhebel am linken Kreuzkopf war etwas schwergängig. Nach einigen Bewegungen mit der Pinzette ist dieser dann abgebrochen… Wobei abgebrochen nicht ganz richtig ist- der Lagerzapfen wurde abgedreht.
In der Bohrung des Lenkeransatzes im Kreuzkopf kann man noch die Reste des Lagerbolzens sehen.
Der Grund war im Grünspanansatz zu suchen. Wie nun weiter? Eine Möglichkeit war, den bekannt guten Service der Firma Weinert in Anspruch zu nehmen und den Gießbaum des Gestänges nachzubestellen. Dies wäre aber mit dem Umstand verbunden, daß die neuen Teile blank eingebaut werden müßten. Also habe ich mich für eine Reparatur entschieden. Nachbestellen geht ja immer noch…
Den „Rest“ des Gestänges habe ich nun in den Schraubstock gespannt.Das geht recht gut, da die Rückseite der Lagergabel schmaler ist, als der detaillierte Teil des Lenkerhebels. Ein paar Feilenstriche und die angedeutete Mutter war Geschichte.
Mit einem, in einem Stiftenklöbchen eingespannten, 0,3mm- Bohrer habe ich dann den Lagersitz vorgebohrt:
Dazu waren eine Lupe und ein wenig Konzentration gefragt.
Noch ein Wort zur Lupe- ich habe hier eine12x Einschlaglupe aus der Vorwendeproduktion von Zeiss verwendet. Eine Kopflupe ist sicherlich komfortabler- da dann beide Hände frei sind. Nur- die Schirmkopflupe nenne ich leider nicht mein eigen…
Aufgebohrt wurde das Lenkerlager mit einem 0,6mm- Bohrer. Ebenso der Kreuzkopf- nach wenigen Umdrehungen fiel der abgedrehte Rest des Lagerzapfens aus der Bohrung. Damit war der schwierigste Teil dieser „Übung“ geschafft. Auf meinem Montage- und Lötbrettchen wurden die Teile zusammengefügt. Ein 0,6mm Draht aus hartem Messing dient als Lagerzapfen. Etwas Graphitpuder auf dem Kreuzkopf sollte das Fließen des Lotes verhindern.
Mit etwas Fittingslotpaste wurde der Draht verlötet. Immer noch ließ sich das Gestänge leicht bewegen. Ein Blick durch die Lupe zeigt das Ergebnis:
Ein zweiter Blick zeigt jedoch ganz deutlich den Grünspan am Kreuzkopf- nur an dieser Stelle ist er ungefährlich.
Entfernt wird er trotzdem. Der Grünspan wird durch die Brünierung des Gestänges hervorgerufen. Die matte Vernickelung bietet hier nur unzureichend Schutz- da diese etwas porig ist. Nach dem Kürzen des Lagerzapfens und dem Verputzen der Lötstelle wurde das Gestänge am Fahrwerk montiert. Ein weiterer Probelauf zeigte zum ersten Mal den sprichwörtlichen, seidenweichen Lauf der Lok.
Die hier noch fehlenden Bremsen auf der (isolierten) Lokführerseite wurden nach der Demontage des Gestänges eingebaut. Diese Bremseisen wurden nach den eingelöteten Eisen auf der Heizerseite ausgerichtet.
Etwas Kopfzerbrechen bereitete mir das Bremsgestänge. Ich hatte keinerlei Vorstellung, wie es an der Unterseite des Rahmens, zwischen den Bremseisen eingebaut werden sollte:
Die vier roten Schäuchlein hatte ich als Isolierschlauch interpretiert. In der Bauanleitung waren an dieser Stelle runde Teile eingezeichnet, um die die „Fahnen“ gerollt werden sollten. Eine Rücksprache mit dem Auftraggeber stellte klar, die roten Schläuche sollen die Bremsbalken sein. Da das Bremsgestänge in der Ebene des „Getriebekastens“
entlang führte, habe ich mich dafür entschieden, es nur im Bereich der ersten drei Achsen darzustellen.
Dazu habe ich dann kräftige Messingdrähte auf die Querverbindungen des Ätzteiles aufzulöten. Dies Drähte wurden dann so gekürzt, das zwischen den Bremseisen und den Drähten etwas „Luft“ zum Ein- und Ausbau bleibt. Mit den Bremseisen werden die „Bremsbalken“, die eigentlich trapezförmig und flach sind, mit geweiteten Abschnitten des Schlauches verbunden.
Bei einer sauberen Montage der Bremseisen ist es eigentlich nicht erforderlich, die zweite Seite zu isolieren. Es käme der soliden Befestigung der Bremsen sehr entgegen, wenn diese ebenfalls im Rahmen (eventuell mit einer geätzten Montagelehre) am Rahmen angelötet werden könnten.
Als abschließende Arbeit wurden die Rauchkammerstütze und die Einströmrohre am Lokkessel festgeklebt. Eine weitere Probemontage zeigte den richtigen Sitz aller Teile.
Gegenüber diesem weiter oben schon einmal gezeigten Bild sind jetzt nur noch die Bremsen auf der Lokführerseite montiert (ich habe es einfach vergessen ein abschließendes Bild zu machen).
Die noch nicht montierten Werkzeugkästen, Laternen (auf der Tenderseite) und das Hosenrohr der Ausströmung werden einzeln lackiert.
Jetzt ist die Lokomotive bereit für die Lackierung. Dazu wurde sie komplett in Ihre Baugruppen (Kessel mit Führerstand und Wasserkästen, Rahmen, Zylinder und Steuerungsträger) zerlegt und gründlich gereinigt.
Inzwischen ist die Bastelecke aufgeräumt und die Lok grundiert. Die nächsten Tage dienen dann der Urlaubsvorbereitung.
Im nächsten, und wahrscheinlich vorletzten Teil bekommt dann die Lok ihr schwarz –rotes Kleidchen.
Nun hoffe ich, daß Ihr Euch bei meiner Baubeschreibung nicht gelangweilt habt.
Viele Grüße
Christian