Hallo Freunde!
Nun also der dritte Teil meines Polen-Reiseberichts. Wie schon an den letzten beiden Tagen schien die Sonne und es war für Anfang Mai sehr warm.
Nach unserem Eis (oder wahlweise kühlen Zywiec-Bier) im Europa ging es ins Bett- stand uns doch ein anstrengender Tag vor uns. Daß es eine kurze Nacht werden würde ahnten wir bereits- das Areal am Lokschuppen war zur Freiluftdisko erklärt worden. Diese „lief“ dann, wie von der Stadtverwaltung genehmigt, bis zwei Uhr morgens. Die Musikauswahl war für meinen Geschmack ganz brauchbar, aber viel zu laut, was nicht nur uns „erfreute“! Beim nächsten Mal sollten die Veranstalter darn denken, daß der Bahnhof an einem dichtbesiedelten Gebiet liegt- und nicht jeder Gefallen an einer unfreiwilligen Beschallung findet. Unsere Übernachtung lag in Sichtweite zum Bw- und trotz geschlossenem Fenster war an Schlafen ersteinmal nicht zu denken. Überhaupt war der Tag der Parade eher von einem lauten Volksfest geprägt- die Dampflokomotiven hatten für mein Empfinden nur noch einen nachrangigen Einsatz. Es wäre schade, wenn die Parade zu einem austauschbaren Volksfest verkommt. Steht doch diese Parade und die Lokomotiven für die Attraktivität von Wolsztyn.
Am Morgen klingelte der Wecker gegen sechs Uhr. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann zum Bahnhof. Der Reiseleiter für die fremdsprachigen Fahrgäste mußte ja noch die Fahrtunterlagen für Fahrgäste UND Autoverfolger ausgeben. In meinen Augen eine nicht ganz glückliche Konstellation- da sich Herr Bollmann nicht so um die Ausländer kümmern konnte- wie er es gern getan hätte. So kam es wie es kommen mußte: Obwohl im Fahrplanheft- bzw im eMail geschrieben, sollten die fremdsprachigen Fahrgäste im letzten Wagen untergebracht werden, damit sie entsprechend betreut werden konnten. Durch die (sich durch den ganzen Tag fortsetzende) Disziplinlosigkeit einiger Fahrgäste, waren die ausländischen Fahrgäste über den ganzen Zug verteilt. Auch das, für die in Zbaszynek zusteigenden Fahrgäste, reservierte Abteil war weitgehend belegt. Glücklicherweise war es uns gelungen, noch ein Viererabteil im zweiten „Ryflak“ zu bekommen. Danke Marko! (ein Kollege aus Halle)
Nun aber zum „Helden des Tages“ : Wie Ihr wißt, war noch ein Kollege aus unserem Forum bei dieser Sonderfahrt zugegen. Gegen 6:40 Uhr hatte ich Sascha angerufen- ich wollte wissen wo er steckt… Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade Zielona Gora verlassen. Eine Stunde vor Abfahrt des Zuges und noch etwa 60 km zu fahren. Das wird mehr als knapp. Ab Zielona Gora folgen langgestreckte Dörfer in Sichtweite- einige mit Fotoradar (Geschwindigkeitsübertretungen sind sehr teuer) Damit war auch die Wegbeschreibung vom Vorabend nur noch Makulatur. Kurz vor halb acht kam der erlösende Anruf: Ich stehe vorm Bahnübergang-ich hab die Lok gesehen! Also habe ich Sascha noch schnell auf den nächsten Parkplatz gelotst- schnell das wichtigste mitgenommen-und rein in den Zug. Nun konnte es wirklich losgehen:
Am Zuglaufschild war die Fahrtstrecke zu lesen:
Wie üblich wurde der Zug am Hausbahnsteig bereitgestellt, der Heizer kontrolliert noch einmal das Triebwerk. Nach einigen Tropfen Öl ist die Lok abfahrbereit. Im Hintergrund am Stellwerk WL1 der Fußgängersteg- der das Überschreiten der Gleise bei Rangierfahrten ermöglicht.
Mit seinen für preußische Bahnhöfe typischen Gebäuden, strahlt er das Flair des vorigen Jahrhunderts wider. Links und rechts der Bahnanlagen finden sich die Beamtenwohnhäuser nach preußischen Normalien.
Die Strecke nach Zbaszynek wurde ohne Fotohalt durchfahren. In Zbaszynek blieb vor lauter Händeschütteln und Begrüßen keine Zeit für Fotos. Allerdings ist das Umfahren des Zuges im teilweise modernisierten Bahnhof nicht so spektakulär. Ebenso gab es auf der mehrfach befahrenen Strecke nach Miedzyrzecz keine Fotohalte. Gemütlich zuckelte der Zug durch die Landschaft.
Der Zug war bis auf den letzten Platz ausverkauft- so daß die Kollegen des tpwp in den Türräumen saßen. Dabei hatten sie einen garantiert unverbaubaren Blick auf die Lokomotive! Die alleeartigen Wirtschaftswege kreuzen die eingleisige Nebenbahn.
Inzwischen haben wir Miedzyrzecz (Meseritz) erreicht. Hier wurde zum ersten Mal Wasser genommen- so daß dieser Halt eher ein Betriebshalt war. Dennoch ergaben sich einige Fotomöglichkeiten. Allerdings gelangen die Bilder ohne auf dem Bahnhof herumspringende Fahrgäste erst unmittelbar vor der Abfahrt.
Der im Hintergrund sichtbare Wasserturm ist leider seit vielen Jahren außer Betrieb, die Feuerwehr hat wie so oft den Durst der Lok gestillt. Für Miedzyrzecz typisch sind die viereckigen (polnischen) Vorsignale. In Zeiten des Planbetriebes sind die Lok der Gattung TKt48 hier beheimatet gewesen und haben die von diesem Bahnhof ausgehenden Strecken bedient. Unser Sonderzug ist also für die befahrenen Strecken authentisch. Unser „Eselchen“ führt den Zug auch historisch richtig- das führte dazu, daß die Lok bei einigen Fotohalten „tendervoran“ am Zug hing. In der Parallelwelt war das ein Kritikpunkt. Weiter ging es nach Skwierzyna. Hier waren die ersten Fotohalte geplant. Da wir aber etwas „vor Plan“ waren, gab es den ersten einiger Bonushalte:
In Skwierzyna wurde das erste Mal „Kopf gemacht“, d.h. der Zug änderte seine Fahrtrichtung.Dazu mußte der Zug umfahren werden. Die beiden Wagen wurden weit vor dem EG abgestellt und die Lok dampfte an den langen, z.T mit Gras bewachsenen Bahnsteigen vor dem EG vorbei. An den nördlichen Ausfahrtsignalen standen mehrere Autos- so daß ich hier keine Fotos gemacht habe. Schade ist allerdings- daß das repräsentative Empfangsgebäude stark mit Graffiti beschmiert ist. Der erste im Fahrplanheft beschriebene Fotohalt war dann an der markanten Signalbrücke. Da die Strecke nach Gorzów noch im Personen und Güterverkehr bedient wird, standen eine Reihe Emilanton im westlichen Durchfahrtsgleis. Auch den Triebfix nach Miedzyrzecz mußten wir erst passieren lassen…Unter heftigen Getute fuhr die Plastebahn (böse Zungen behaupten, die Dinger sehen aus, wie umgedrehte Badewannen) durch den Bf.
Der besagte „szynobus“
Für dieses und das nächste Bild haben wir uns an den direkt an der Ausfahrt liegenden Bü begeben. Hier drängten sich dann die Fahrtteilnehmer um den auf dem ersten Gleis fahrenden Zug abzulichten. Leider konnte ich deswegen den hinter dem Stellwerk befindlichen Lokschuppen mit ins Bild nehmen. Von der Bauart entspricht er so etwa den von Auhagen erhältlichen, allerdings in zweigleisiger Ausführung.
Für den nächsten Halt brauchten wir uns eigentlich garnicht erst setzen, denn es sollte der Zug am Esig fotografiert werden.
Dazu haben wir uns auf die Wiese unterhalb des Bahndamms begeben- laut Fahrplanheft hätte es dort rutschig sein können. Da es aber nicht geregnet hatte- war der Hang gut zu begehen. Die Kollegen des tpwp waren an ihren Warnwesten zu erkennen. Der „Fahrdienstleiter“ Filip Bebenow gab die Anweisungen für die polnischen Freunde per Megafon. Der Verein wäre gut beraten, ein zweites Megafon zu beschaffen, so könnte der Reiseleiter für die Fremdsprachler, Björn Bollmann die ausländischen Freunde in ihren Muttersprachen instruieren (Herr Bollmann spricht, neben seiner Muttersprache polnisch, hervorragend und akzentfrei deutsch, französisch und englisch). Bei den Fotohalten ist es nämlich nicht immer gegeben, das Björn und Filip nebeneinander stehen. Zudem ist Filip auch noch mit den Instruktionen für das Lokpersonal (per Walkie-Talkie) beschäftigt. Einige Träger von Warnwesten sollten noch bei den Autoverfolgern für (berechtigten) Unmut sorgen!
Nach dem Aussteigen setzte der Zug in Richtung Bf Skwierzyna zurück. Dann fuhr der Zug in Richtung Wierzbno los. Da es aber schon, wie an den letzten beiden Tagen recht warm war, konnte man keine Abdampfwolken sehen. Bei diesem Fotohalt klappte die Umsetzung des Hinweises im Fahrplanheft: „…Die Wagentüren sind bei Scheinanfahrten geschlossen zu halten.“ noch hervorragend.
Von unserem Standpunkt war auch noch die Umsetzung dieses Brückenmotivs möglich.
In der Endmoränenlandschaft des Warthelandes muß man nicht weit fahren, um eine Brücke zu finden.
Am km 88,2 kreuzt die Bahnstrecke einen Waldweg (wieder mit einem Einschnitt und einer Brücke). Um den Zug zu fotografieren nahmen wir Aufstellung auf Brücke und Waldweg…
Schon beim Zurückdrücken des Zuges habe ich geflucht, mein 35-200mm Aschenbecher-lag im Abteil. Dabei hätte ich es wissen müssen, die polnischen Kollegen sind Freunde des leichten Teleobjektivs.
Dennoch finde ich das Bild mit dem Züglein ganz gut gelungen. Dann ging es husch-husch (naja nicht ganz so schnell) wieder zum Zug.
Und weiter ging es nach Rokitno einem aufgelassenen kleinen Bahnhof, etwas abseits vom Dorf. Doch bis dahin waren es etwa 6,3km zu fahren. Wie üblich, waren alle Türen des Zuges geöffnet und die Fahrgäste ließen sich in den Türräumen den Fahrtwind um die Nase wehen. Darunter eben auch vier der Warnwestenträger- die dann deutlich zu sehen waren. Damit waren Fotos des fahrenden Zuges nahezu unmöglich. Insofern ist die Kritik der Autoverfolger zu verstehen. Ehe wir Rokitno erreichten passierten wir dieses, für das Wartheland typische Bauernhaus.
In Rokitno erwartete uns eine vom tpwp organisierte Überraschung. Doch seht selbst.
Es wäre von Seiten des Veranstalters gut gewesen, hätte man die Bewohner des EG über den Sonderzug aufgeklärt—und bei den Fotografen eingereiht.
Nach dem verspäteten Fahrgast geht es weiter nach Przytoczna,
Und schon haben wir, nach etwa 8 km Fahrt den ersten Endpunkt unserer Fahrt, den Bahnhof Wierzbno erreicht. Nur die Diensträume des EG werden noch von der Bahn genutzt. Die restlichen Räume sind , wie bei vielen Bahnhöfen in Polen, private Wohnungen. Auf dem Bahnhof kann man (die Aufschrift verrät es) hervorragend geräucherten Fisch kaufen. Leider hat die Lok auf meinem Bild einen „Mastschaden“, den ich aber erst beim Bearbeiten der Bilder gesehen habe.
Die Fahrdienstleiterin des Bahnhofs kurbelt, ganz vorschriftsmäßig in Warnweste(!) , die Schranken herunter.
Inzwischen hat unser „Eselchen“ seinen Zug umfahren und wartet auf die Ausfahrt (auf Befehl). Die Weichen für die beiden Bahnsteiggleise liegen hinter den Ausfahrtsignalen. Wierzbno ist Trennungsbahnhof der Strecken von Skwierzyna und Miedzyrzecz. Wir fahren sozusagen im Kreis nach Miedzyrzecz zurück.
Jetzt geht es zurück an den Zug, es ist deutlich zu sehen, daß der „Zahn der Zeit“ an den Anlagen genagt hat. Allerdings wird das Streckengleis von Miedzyrecz nach Sieraków noch unterhalten, da zum Tanklager in Wierzbno und zur Glasfabrik in Sieraków regelmäßiger Güterzugbetrieb stattfindet. Seit letztem Jahr wird die Glasfabrik wohl nur noch mit der „Gummibahn“ bedient. Bis dahin konnte man auf dem Streckenabschnitt noch ST43 (Krabbenkutter) und ST44 (Wummen, Gagarin) privater EVUs beobachten.
Nicht nur für unseren Sonderzug, sondern auch für die Bedienung des Tanklagers, ist das Stellwerk an den Betriebstagen besetzt. Das Ausfahrtsignal ist gezogen, die Weichen gestellt- und nun geht es zurück nach Miedzyrzecz.
Im Vordergrund ist das Streckengleis nach Sieraków zu sehen, die nicht benötigten Weichen sind bereits zurückgebaut (allerdings noch nicht aus der Hebelbank ausgebunden (!) )
Interessanterweise sind alle Bahnhöfe mit Einfahrtsignalen und den dazugehörigen Vorsign
ale ausgerüstet. Die meisten zeigen zwar kein Nachtzeichen mehr (die Farbscheiben sind zerbrochen (worden) ). Einige sind aber mittlerweile ausgebunden und zeigen nur noch Warnstellung. Am Einfahrtvorsignal des Bf Wierzbno sollte der nächste Fotohalt stattfinden.
Die Aufstellung der Fotografen in einem bestellten Feld, gibt in Deutschland bestimmt Ärger.
In Pszczew konnten wir den Zug im Bogen bei der Ausfahrt aus dem Wald auf den Chip bannen
Da unser Zug „gut im Rennen“ lag, gab es wieder einen zusätzlichen (d.h. nicht im Fahrplanheft verzeichneten) Fotohalt. Wir überqueren die Verbindung zwischen dem Jez. Szarcz und dem Jez. Miejskie kurz hinter Pszczew.
Auch der nächste Fotohalt sollte wieder an einer Brücke stattfinden. Diesmal ist es die Stahlgitterbrücke über die Obra ein Nebenfluß der Oder.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man, daß die Brücke nicht aus „einem Guß“ ist, sie wurde mit eingeschweißten Stahlträgern instandgesetzt. Auch sind die Widerlager für den zweigleisigen Ausbau vorgesehen. Aufgrund der Warnung im Heft- es hat keiner in der Obra gebadet (obwohl es vom Wetter her möglich gewesen wäre)
Inzwischen haben wir zum zweiten Male den Bahnhof Miedzyrzecz erreicht. Die Feuerwehr versorgt die Lok zum zweiten Mal mit Wasser. Wir finden nun auch Zeit, etwas zu essen. Obwohl Björn und ich ordentlich verproviantiert waren, hatten wir Appetit auf etwas Warmes. Mit Kartoffelsalat und Würstchen stärkten wir uns für den nächsten Abschnitt unserer Fahrt. Nach dem Wassernehmen ging es dann in Richtung Sulecin. Plötzlich hielt der Zug an- wir hatten den Fotohalt mit der Ausfahrtsignalgruppe und dem Wasserturm vor lauter Essen verpasst. Dabei war es genau DAS Motiv, welches ich gerne im Kasten gehabt hätte. Naja Künstlerpech.
Die Strecke nach Sulecin hat heute nur noch für Militärtransporte Bedeutung. Der Personenverkehr wird, wie am Bahnhof Gorzyca zu lesen war, nur noch von der „Gummibahn“ PKS bedient.
Von den Gleisanlagen, des malerisch im Wald gelegenen Bahnhofes ist nichts mehr zu erkennen.
Einige Kilometer später fahren wir an der Mühle in Kursko vorbei. Die Fotografen sollten sich zwischen den zwei Granitgrenzsteinen aufstellen. Ich wähle den Standpunkt AUF einem Stein.
Und wie sollte es anders sein, in der glazial überformten Landschaft führt die Bahnstrecke durch einen Einschnitt, der mit einer klassischen Brücke aus der Zwischenkriegszeit überspannt ist.
Sascha hat mich auf dieses Schild ,daß einige Freunde am Bahnsteig in Kursko gefunden haben-es zeigt die alte parallel zur Ostbahn führende Strecke nach Toporow/Rzepin, aufmerksam gemacht.
Ein weiterer nicht im Heft verzeichneter Halt war in Trzemeszno-Lub(uska). Hier war eine lange Leine Eas-Wagen mit Schnittholz abgestellt, was Hinweis für einen (gelegentlichen) Güterverkehr auf der Strecke ist. Unter kräftiger Rauchentwicklung setzt sich unser Zug in Bewegung,
um uns dann kurz hinter dem Bahnsteig wieder aufzunehmen, die im Bild sichtbare Bude der Gleiswaage schien noch in Benutzung zu sein.
Ehe wir Sulecin erreichen, noch ein Schattenbild unseres Zuges.
Kurz vor Sulecin sind in Fahrtrichtung rechts noch die Reste der Strecke nach Gorzów zu sehen. Diese Strecke zweigte an der nicht mehr bestehenden Blockstelle Kniazin ab. Der Bahnhof Sulecin liegt auf der Halben Strecke zwischen Miedzyrzecz und Rzepin. Sulecin ist der Endpunkt unserer Fahrt durchs Wartheland. Früher gab es hier ein Bw mit einem dreiständigen Lokschuppen mit einer 16m-Drehscheibe. Der Schuppen wird heute als Jugendtreff genutzt. Nach dem Wassernehmen (wieder durch die Feuerwehr) und Kopfmachen geht es zurück nach Wolsztyn. Vorher noch ein Bild mit dem Wasserturm.
Die Rangierfahrt wurde von den Bewohnern des ehemaligen Eisenbahnerwohnhauses mit großem Interesse beobachtet. Wann kann man sonst eine Horde „halbwilder“ Erwachsener sehen, die bis an die Zähne mit Fototechnik bewaffnet über diesen Bahnhof stolpern?
Das fast original erhaltene Wohnhaus mit der Aufschrift „ Sulecin“ sollte uns noch als Hintergrund für ein Foto dienen.
Der Hinweis im Heft : „Bewegungsfreiheit Mangelware“ war hier mehr als berechtigt. Nun ging es wieder nach Wolsztyn zurück. Geplant war nur noch ein Fotohalt in Templewo. Da wir aber wieder schneller waren, als das Licht, ergab sich noch eine weitere Möglichkeit den Zug zu fotografieren. Hinter der Ortslage Trzemeszno-Lub führt ein Feldweg zum lutherischen Friedhof (unter Denkmalschutz) außerhalb des Ortes. Hier sollte der Zug nun mit dem Einfahrtsignal abgelichtet werden. Auf der parallel zur Bahn führenden Landstraße 137 fuhr eine Polizeistreife. Durch die Menschenmenge am Hang hinter der Bahnlinie wurde deren Interesse geweckt. Also bog man ab und fuhr mit dem Polizeiwagen bis zum BÜ. Dort haben die beiden Polizisten vorschriftsmäßig gehalten (Stopschild). Die beiden ließen sich von den Zurufen überhaupt nicht beeindrucken und blieben einfach stehen- sahen sie doch den Zug zu Ihrer rechten. Erst nach einiger Zeit überfuhren sie die Gleise und bogen in den parallel zur Eisenbahn führenden Bahnlinie ab. Gelächter und Geläster waren die Reaktion…Schade, daß ich kein Foto von dieser Situation gemacht habe… Nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte, konnte es losgehen.
Das Stopschild am BÜ fand ich aber nun nicht so fotogen, daß ich es auf dem Bild haben wollte. Gemütlich zuckelten wir nach Templewo…bei beiden Wagen standen alle Türen offen. Der Bahnhof Templewo ist eine niedliche kleine Bahnstation mit den üblichen Zutaten. Das architektonische „Highlight“ ist der preußische Wasserturm (so wie er auch im Bahnhofsset von Auhagen angeboten wird). Mit den im frischen Laub stehenden Bäumen und dem blühenden Rapsfeld ein wunderschönes Motiv für den Abschluß unserer Fahrt. Durch unseren Zug wurde auch das Interesse der Anwohner des Bahnhofes geweckt. Mit Handy und Knipse ausgerüstet, wollten sie natürlich auch ein Bild von unserem Zug machen. Da sie aber ebensowenig informiert wurden, wie die Bewohner des Bf Rokitno, standen sie auf dem Bahnsteig. Von einigen Fotofreunden wurden sie recht rüde (ich habe zwar kein Wort verstanden, aber bekanntlich macht der Ton die Musik) aus DEM Bild kommandiert. Es war dann auch, mal seitens der Anwohner; das Wort Policija zu hören. Hier nahm dann die Disziplinlosigkeit doch etwas überhand- die sicherlich auch der Wärme geschuldet war. Dennoch sollten sich die Fotofreunde auf einer Sonderfahrt so benehmen, wie sie es gegenüber ihren Vorgesetzten gewöhnt sind. Immerhin sind es die einzelnen- die dann „aus dem Rahmen fallen“, diejenigen, die dann die gesamten Eisenbahnfreunde diskreditieren. In Templewo werden wir bestimmt keinen Fotohalt mehr machen können. Ein schönes Bild ist es aber dennoch geworden- auch wenn ein etwas schaler Geschmack bleibt.
Dann ging es ohne Halt bis Miedzyrzecz- zum dritten Mal an diesem Tag. Etwas Öl für die Lok, noch schnell mal nachgesehen- ob auch noch alles dran ist.
Wasser gabs wieder von der Feuerwehr. Nach einem Familienfoto (hab ich mir geschenkt) ging es dann auf die vorletzte Etappe nach Zbaszynek…
Nachdem mir das Bild mit dem Wasserturm in Miedzyrzecz bei der Hinfahrt „durch die Lappen“ gegangen ist, gab es dann noch eine kleine Entschädigung. Zwei in PKP-Cargo-Farben lackierte Rangierbrummklötze der Gattung SM31 hatten eine ordentliche Leine Zementbeulen in den Bahnhof geschleppt. Die sollten dann auch noch schnell bei der Einfahrt „verhaftet“ werden. Ich hätte zu gern die beiden Rangierbrummer mit dem Zug hören wollen!
Wie schon in meinem Beitrag vom Freitag bemerkt, die blaue Lackierung steht den Lokomotiven gut zu Gesicht.
Nach Plan sollte es jetzt bis Zbaszynek, hier mußte die Lok umsetzen, ohne Halt weitergehen. Wir verabschiedeten die mit dem Zug angereisten Fahrgäste. Sie hatten jetzt Anschluß nach Poznan (Warzsawa) und Rzepin (Frankfurt/Oder-Berlin). Am Kilometer 25,7 zwischen Miedzyrzecz und Lutol Suchy hielt der Zug erneut. Wir hatten genügend Zeit, also konnten wir den „alten Bekannten“ kleinen Waldsee noch einen Besuch abstatten. Die beim letzten Mal anwesenden Schwäne konnten leider nicht noch mal für ein Foto engagiert werden. Naja, so mußte der Zug eben ohne Schwäne am See vorbeifahren.
Filip Bebenow meinte jetzt lakonisch- der Zug führe jetzt nach Wolsztyn zurück- wir müßten laufen. Gelächter war die Folge! Damit war nun der wirklich allerletzte Fotohalt im „Kasten“ . Jetzt ging es tatsächlich ohne Halt bis Zbaszynek. Wir machten es uns bequem- der Eine oder Andere ein kleines Nickerchen und genossen die an uns vorbeiziehende Landschaft. Nach der Ankunft in Zbaszynek wurde die Lokomotive wieder ans andere Ende vom Zug gefahren. Durch die weit, von den sehr langen, Bahnsteigen liegenden Weichen, blieb noch etwas Zeit für ein Foto. Der sich nach Wielkopolskie verirrte gelbe „Kibl“ sollte das „Opfer“ sein. Sieht er doch viel freundlicher aus, als die rot/grauen PR- EN57.
Das letzte Bild dieser Sonderfahrt zeigt TKt48-191 beim Umsetzen im Bf Zbaszynek.
Die Strecke nach Wolsztyn wurde, wie schon am Morgen, ohne Halt durchfahren. Pünktlich und störungsfrei erreichten wir Wolsztyn. Eine schöne, wenn auch anstrengende Fahrt ging nun zuende.
Danken möchte ich allen Beteiligten dieser Sonderfahrt. Als erstes den beiden aus Chabówka angereisten Lokpersonalen. Weiterhin Filip Bebenow, der diese Fahrt wieder sehr umsichtig geleitet hat. Und zuletzt noch Björn Bollmann, der als Reiseleiter die fremdsprachigen Fahrgäste betreut hat. Danke auch für die Übersetzung des Fahrplanheftes und die weitergehenden Informationen zu Land, Leuten, Strecken und Fahrzeugen.
Noch ein Wort zu den Warnwesten: Es ist noch garnicht so lange her, das bei warmen Wetter sämtliche Türen des Zuges geöffnet waren. Somit war unser Zug nicht nur in der Bespannung, sondern auch im Aussehen authentisch. Nur die Westen sind sehr deutlich zu sehen, besonders, wenn deren Träger in den Türen sitzen. Insofern ist der Unmut und die Kritik der Autoverfolger nur allzuverständlich. Deswegen appelliere ich an die „Warnwestenträger“-denkt bitte auch an die autofahrenden Fotofreunde. Auch sie haben ihren Obulus entrichtet. Ein Großteil der Autofahrer haben diese Variante gewählt, da unser Zug nur eine beschränkte Zahl Plätze aufwies. Deswegen sollten sie beim Fotografieren nicht benachteiligt werden.
Aus gegebenen Anlaß- wir Eisenbahnfreunde waren Gäste- und so sollten wir uns auch benehmen. Es war nicht unbedingt notwendig, die Anwohner und auch andere Fahrgäste rüde aus dem Bild zu scheuchen. Im Fahrplanheft stand auch etwas von „… die andern Fahrgäste nicht behindern…“! Das sollte bei der nächsten Fahrt auch konsequenter umgesetzt werden können.
Trotz meiner kritischen Anmerkungen, es war eine sehr gut organisierte Fahrt mit sorgsam ausgewählten Fotostellen. Nocheinmal Dank an alle Verantwortlichen.
Für uns endete der Tag nach einem ausgiebigen Essen im Europa. Danach hieß es ab in die Unterkünfte und Sachen packen. Mein Zug fuhr 7.36 Uhr.
Einen Bericht zur Rückreise gibt es in Kürze.
Ich hoffe es hat Euch Spaß gemacht, uns bei unserer Fahrt durch das Wartheland zu begleiten.
Viele Grüße aus Jena
Christian